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Bescheidenheit – ist sie eine Zier oder ein Hindernis?

Lesezeit von 5 Minuten
Bescheidenheit – ist sie eine Zier oder ein Hindernis?

Ein Sprichwort heißt, dass Bescheidenheit eine Zier ist, aber sie kann auch im Weg stehen. Vor allem, wenn du zurückhaltend auftrittst und womöglich dein Licht unter den Scheffel stellst. Manchmal ist es besser, selbstbewusst zu sein. Aber du bist nun einmal bescheiden und auch stolz darauf! Immerhin mögen dich die Kollegen und andere Menschen, gerade weil du so genügsam bist.

Was hat es denn jedoch mit der Bescheidenheit auf sich – macht sie sympathisch oder verhindert sie deine Karriere? Wie bei so vielen Dingen ist der Mittelweg eine gute Wahl.

Hier erfährst du mehr über die Vorzüge und Probleme, die ein bescheidenes Verhalten mit sich bringt.

Einführung in die Bescheidenheit

Der Einstieg in das Thema beginnt mit der Definition von Bescheidenheit. Sie kann ein Charakterzug sein oder sich auf die Lebensführung beziehen. Grundsätzlich fallen bescheidene Menschen angenehm auf, weil sie zufrieden und entspannt wirken. Sie brauchen keinen materiellen Reichtum, um glücklich zu sein.

Die Herkunft des Wortes stammt vom althochdeutschen „bisceidan“, das sich zum mittel- und neuhochdeutschen Begriff „bescheiden“ weiterentwickelt hat. Früher bezog es sich auf die Entscheidung eines Richters. Das zeigen noch heute übliche Redewendungen wie „der mir beschiedene Anteil“ oder „Bescheid geben“. Wer bescheiden ist, gibt sich mit dem Richterspruch zufrieden.

Es geht also um Akzeptanz und Einsicht. Zurückhaltung spielt ebenfalls eine Rolle. Das wird bei einem Blick auf die Synonyme und verwandten Begriffe für Bescheidenheit deutlich:

  • Selbstbescheidung,
  • Genügsamkeit,
  • Anspruchslosigkeit,
  • Bedürfnislosigkeit,
  • Einfachheit.
Bescheid geben

Die Rolle der Bescheidenheit im persönlichen Leben

Im persönlichen Miteinander gilt Bescheidenheit als positive, menschenfreundliche Charaktereigenschaft. Wer bescheiden ist, braucht keine übertriebene Aufmerksamkeit. Im Allgemeinen fällt es genügsamen Persönlichkeiten leicht, sich über Kleinigkeiten zu freuen. Sie brauchen nicht das superteure Auto oder luxuriöse Kleidung.

Die Bescheidenheit wirkt sich auf mehrere Lebensbereiche aus. Als genügsamer Mensch bist du mit einfachen Dingen zufrieden und machst dich unabhängig von übertriebenen Ansprüchen.

Logischerweise verbessert sich dein Wohlbefinden, wenn du bescheiden bist. Außerdem wirkt sich deine genügsame Einstellung auf deine Selbstwahrnehmung aus. Bei deiner persönlichen Weiterentwicklung lernst du deine Schwächen kennen und vermeidest Perfektionismus. Noch ein wichtiger Punkt: Du kannst gut teilen – ob es sich um materielle Sachen handelt oder um Anerkennung. Wenn dich jemand bewundert oder lobt, sagst du sofort, dass du nicht alleine für das gute Ergebnis verantwortlich bist.

Eine solche Abwehrhaltung gegenüber Belohnungen kann allerdings deine Erfolgsaussichten schmälern.

Bescheidenheit in Beziehungen und sozialen Interaktionen

Bescheidene Menschen führen oft ein achtsames, einfaches und dankbares Leben. Klar, denn wenn du weniger forderst, kannst du die kleinen Alltagsmomente besser wertschätzen.

Der Einfluss von Bescheidenheit auf soziale Beziehungen ist sehr groß. Hier stehen Selbstreflexion und Großzügigkeit im Mittelpunkt, dazu kommt die eigene Mäßigung. Du setzt dich und deine Mitmenschen nicht zu stark unter Druck. Du hast nicht zu hohe Erwartungen und tendierst zu einfachen Dingen. Dadurch gewinnst du an innerer Stärke und gehst warmherzig auf andere Menschen zu.

Im Gespräch sind bescheidene Menschen freundlich und zurückhaltend. Bei einer stark ausgeprägten Bescheidenheit können sie sogar schüchtern wirken.

Im Gegensatz dazu präsentieren sich unbescheidene Menschen gerne im besten Licht. Sie möchten andere beeindrucken und neigen zu Übertreibungen.

Wer zurückhaltend auftritt, verstellt sich nicht. Das hilft dabei, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Anstatt andere zu manipulieren, können bescheidene Persönlichkeiten meistens gut zuhören. Ihr Gerechtigkeitssinn ist ebenso gut ausgeprägt wie ihr Desinteresse für ihren eigenen Vorteil auf Kosten anderer. Auch Manipulation ist ihnen meistens fremd.

Im zwischenmenschlichen Umgang verhalten sich bescheidene Typen rücksichtsvoll und friedliebend. Sie lassen sich nur schwer provozieren und können ihre Gefühle gut kontrollieren. Darum neigen sie normalerweise nicht zu impulsiven und aggressiven Handlungen.

Bescheidenheit und Lernen

Bescheidenheit beeinflusst auch den Lernprozess. Laut psychologischen Erkenntnissen lernen bescheidene Menschen leichter. Das liegt unter anderem daran, dass sie ihre Kenntnisse nicht überschätzen. Aus diesem Grund bereiten sie sich entsprechend gut vor, wenn eine Prüfung oder ein Vortrag ansteht.

Für die Lernfähigkeit sind auch Eigenschaften wie Neugier relevant. Tatsächlich gelten genügsame Menschen als weltoffen und neugierig, denn sie möchten gerne alles verstehen. Damit ist die Motivation zum Lernen sehr hoch.

Der faire Umgang und die Offenheit gegenüber Mitschülern und Kollegen stärkt zudem den Wunsch, gemeinsam zu lernen. Kein Wunder also, dass Bescheidenheit die Teamarbeit verbessert.

Laut Meinung der Psychologen besteht allerdings die Gefahr, dass sich die bescheidenen Typen unterschätzen, was sich negativ auf das Selbstbewusstsein auswirken kann.

In manchen Fällen verhindert die Bescheidenheit im Berufsleben eine steile Karriere. Dabei können selbst hervorragende Leistungen unbemerkt bleiben: Die Gruppe oder ein unbescheidener Kollege heimsen den Erfolg ein. Darum solltest du unmissverständlich klarstellen, für welche Fortschritte du verantwortlich bist. Ansonsten bleibst du auf der Strecke, während deine Kollegen aufsteigen. Wer sich gut präsentiert, fällt auf – und daran erinnert sich der Chef eher als an die fleißigen, aber bescheidenen Mitarbeiter.

Bescheidenheit und Umweltbewusstsein

Zwischen Bescheidenheit und Umweltschutz gibt es ebenfalls einen Zusammenhang, wie die typischen Merkmale von umweltbewussten Menschen zeigen. Wer „grün“ denkt und handelt, ist wissbegierig und offen für Neues. Neben Fantasie und Experimentierfreude spielt der Umgang mit den moralischen Werten eine Rolle. Was ist wichtig und worauf kommt es an?

Offensichtlich möchten bescheidene Menschen nichts und niemanden ausnutzen, nur um Profit daraus zu schlagen – ob es die Natur ist oder ob es sich um andere Personen handelt. Genau das scheint die Verbindungslinie zwischen Umweltfreundlichkeit und Bescheidenheit zu sein.

So kann eine bescheidene Einstellung zu einer nachhaltigen Lebensweise führen. Vielleicht sollten viel mehr Menschen ihre Geltungssucht bewältigen und stattdessen mehr Bescheidenheit trainieren, um ihre Ansprüche zu überdenken und um die Natur zu schützen.

Was bedeutet bescheiden?

Bescheiden und trotzdem stark – eine gute Kombination

Im Fazit zum Thema Bescheidenheit wird wieder mal deutlich: Es kommt auf das richtige Maß an. Wenn du bescheiden bist, kommst du sympathisch rüber. Allerdings solltest du nicht zu unauffällig bleiben, sondern gelegentlich deine Zurückhaltung überwinden – sonst kommst du nicht voran.

Bei guten Leistungen und neuen Ideen sollte dein Vorgesetzter wissen, dass sie von dir stammen. Das hat nichts mit Unbescheidenheit zu tun, sondern mit Ehrlichkeit.

Als Berufseinsteiger hilft dir eine gewisse Bescheidenheit beim Lernen und beim Aufbau von Beziehungen zu Kollegen und Führungskräften. Beides ist wichtig für deinen zukünftigen Berufsweg.

Was bist du für ein Typ? Im Greator Persönlichkeitstest erfährst du viel über deine eigene Einstellung. Entwickle dich weiter und finde den richtigen Weg – so bleibst du authentisch und besserst deine Karrierechancen.

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