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Die Big Five Persönlichkeitsmerkmale: Das bedeuten die fünf Dimensionen für dich

Lesezeit von 9 Minuten
Die Big Five Persönlichkeitsmerkmale: Das bedeuten die fünf Dimensionen für dich

Die Big Five Persönlichkeitsmerkmale oder auch das OCEAN-Modell genannt, versuchen die Charaktereigenschaften eines Menschen mit nur fünf Adjektiven zu beschreiben. Die amerikanischen Psychologen Paul Costa und Robert McCrae konnten nachweisen, dass genau das möglich ist. Denn egal, welche Methoden eingesetzt werden: Die Eigenschaften von Menschen lassen sich mit diesen fünf Adjektiven zusammenfassen – und das auf der ganzen Welt.

Anhand der Big Five Persönlichkeitsmerkmale lässt sich der individuelle Charakter eines Menschen in einem Profil darstellen. Erfahre hier, welche fünf Faktoren das sind und was sie für dich und deine persönliche Entwicklung bedeuten!

Was sind die Big Five Persönlichkeitsmerkmale?

Die Big Five Persönlichkeitsmerkmale sind in der heutigen Persönlichkeitspsychologie eines der bekanntesten Modelle, um den menschlichen Charakter zu beschreiben. Ursprünglich geht die Theorie hinter den Big Five, die auch Fünf-Faktoren- oder OCEAN-Modell genannt werden, etwa auf die 1930er Jahre zurück. Bis dahin beschränkten sich Persönlichkeitsmodelle darauf, Menschen zu bestimmten „Typen“ zuzuordnen. Die Big Five Persönlichkeitsmerkmale hingegen beschreiben fünf grundlegende Charaktermerkmale, die jeder Mensch hat – die aber bei jedem von uns unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Durch einen Persönlichkeitstest ergibt sich so für jeden Menschen ein individuelles Profil.

Die Fünf Faktoren haben eine lange Entwicklungsgeschichte hinter sich. Anfang der 30er Jahre trugen Forscher alle Begriffe zusammen, die im Zusammenhang mit der menschlichen Persönlichkeit standen. Mithilfe von Faktorenanalysen wurden diese Begriffe immer weiter reduziert und zusammengefasst, sodass schließlich aus mehr als 18000 Wörtern fünf grundlegende Merkmale übrig blieben.

Dem Big Five Modell zufolge setzt sich der menschliche Charakter aus folgenden fünf Dimensionen zusammen:

  • Offenheit für Erfahrungen
  • Gewissenhaftigkeit
  • Extraversion
  • Verträglichkeit
  • Neurotizismus

Die psychologische Forschung hat die Existenz dieser fünf Persönlichkeitsfaktoren inzwischen in zahlreichen Studien belegt. Die Big Five Persönlichkeitsmerkmale finden sich über alle Kulturen hinweg. Sie gelten als Standardmodell und der Big Five Persönlichkeitstest gehört bis heute zu den am häufigsten durchgeführten Tests – sowohl in der Forschung als auch in der Diagnostik.

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Die Big Five Persönlichkeitsmerkmale im Detail

Zunächst mag es vielleicht etwas seltsam erscheinen, dass der komplexe menschliche Charakter auf nur fünf Dimensionen reduziert werden soll. Doch die einzelnen Faktoren umfassen mehrere Aspekte und durch die verschiedenen Ausprägungen auf den einzelnen Merkmalen sind sehr viele verschiedene Profile möglich. Anhand dieser Profile lässt sich in einem gewissen Rahmen ablesen, wie ein Mensch in einer bestimmten Situation reagieren wird und wie er sie wahrnimmt.

Dabei ist jedes der Big Five Persönlichkeitsmerkmale als Kontinuum zu sehen: Du bist nicht entweder gewissenhaft oder nicht. Sondern du befindest dich irgendwo auf einer Skala mit einer niedrigen, mittleren oder hohen Ausprägung. Die Forschung geht davon aus, dass die einzelnen Dimensionen in der Bevölkerung normalverteilt sind. Das bedeutet, dass die meisten Menschen eine Ausprägung im mittleren Bereich haben. Sehr hohe oder sehr niedrige Werte sind eher selten.

Im Folgenden erfährst du, was die einzelnen Faktoren der Big Five Persönlichkeitsmerkmale genau bedeuten – und wie sie dich beschreiben.

big 5 Persönlichkeitsmerkmale: offenheit

Offenheit für Erfahrungen

Personen, die sehr offen sind für neue Erfahrungen, sind an vielen Vorgängen interessiert und suchen nach Abwechslung. Sie haben ein gutes Gespür für Emotionen und nehmen eigene und fremde Gefühle deutlicher wahr als Menschen mit niedriger Ausprägung. Außerdem sind sie häufig interessiert an Kunst, Musik oder Literatur.

Menschen mit einer hohen Ausprägung auf diesem Big Five Persönlichkeitsmerkmal würden sich außerdem als fantasievoll, experimentell, erfinderisch und neugierig beschreiben. Daher werden sehr offene Menschen in ihrem Leben gerne nach neuen Situationen suchen, die ihnen neue Eindrücke und Erfahrungen liefern. Sie probieren sich gerne aus und stellen das Bewährte öfter mal infrage.

Wenn hingegen eine niedrige Ausprägung vorliegt, beschreibt sich die betreffende Person eher mit Adjektiven wie konservativ, vorsichtig, routiniert und eher wenig interessiert. Diese Menschen fühlen sich in gewohnten Bahnen wohler und stehen neuen Erfahrungen eher skeptisch gegenüber.

Gewissenhaftigkeit

Das Big Five Persönlichkeitsmerkmal Gewissenhaftigkeit beschreibt, inwiefern eine Person zielstrebig, ordentlich und genau ist. Menschen mit einer hohen Ausprägung auf diesem Faktor sind sehr diszipliniert, besonnen und haben ein hohes Maß an Selbstkontrolle.

Gewissenhafte Menschen arbeiten also diszipliniert auf ihre Ziele hin und sind dabei sehr ordentlich und genau. Ablenkungen können sie dabei recht gut widerstehen. Daher sind sie tendenziell beruflich erfolgreicher und effektiv in ihrer Arbeit.

Hat jemand eine eher geringere Ausprägung auf diesem Faktor, so sieht er die Dinge eher etwas lockerer. Das Erreichen seiner Ziele, Sauberkeit und Ordnung sind ihm weniger wichtig. Diese Personen lassen sich bei der Arbeit leichter ablenken und drücken in Bezug auf sich und andere gerne mal ein Auge zu.

big five Persönlichkeitsmerkmale: extraversion

Extraversion

Extraversion ist ein soziales Persönlichkeitsmerkmal und beschreibt, inwieweit eine Person mit den Menschen um sich herum interagiert. Extravertierte Menschen tauschen sich gerne aus, sind gesprächig, aktiv und fühlen sich in Gruppen mit vielen Leuten wohl. Wörtlich übersetzt besitzen sie eine „nach außen gewandte Haltung“.

Den Gegensatz bilden introvertierte Menschen, die also eine eher niedrige Extraversions-Ausprägung haben. Introvertierte Personen sind stiller und zurückhaltender, was aber nicht bedeuten muss, dass sie schüchterner als andere Menschen sind. Eher haben sie weniger Bedürfnis nach Austausch als ein extravertierter Mensch. So empfinden Introvertierte das Zusammensein mit vielen Personen auf die Dauer als anstrengend und genießen es, auch mal Zeit für sich alleine zu haben. Das heißt aber nicht, dass kein Interesse am sozialen Umfeld besteht – auch sie haben gerne Kontakte, aber nicht in dem Ausmaß wie der extravertierte Mensch.

Laut neueren Studien lässt sich durch Extraversion und Gewissenhaftigkeit recht gut vorhersagen, wie eine Person in Gruppensituationen (wie zum Beispiel bei einem Assessment Center) agieren wird.

Verträglichkeit

Eine hohe Ausprägung auf dem Merkmal Verträglichkeit bedeutet, dass die betreffende Person hilfsbereit ist, sich kooperativ verhält und eine positive Einstellung anderen gegenüber hat. Derartige Personen sind harmoniebedürftig, weshalb sie einem Streit eher aus dem Weg gehen und in der Regel selbst keinen Konflikt anzetteln würden. Sie vertrauen anderen Personen schnell und interessieren sich für das Wohlergehen der Anderen.

Menschen mit einer niedrigen Ausprägung sind dagegen weniger bereit, anderen Personen zu helfen. Sie sind tendenziell eher auf Konfrontationskurs und geraten häufig in Streitsituationen. Ihr Menschenbild ist weniger positiv, weshalb sie anderen Personen nicht so schnell vertrauen.

Verträglichkeit ist möglicherweise das Big Five Persönlichkeitsmerkmal, das am stärksten unter dem Einfluss sozialer Erwünschtheit steht. Die Gesellschaft und unsere Mitmenschen wollen in der Regel, dass wir hohe Werte bei dieser Dimension zeigen. Es ist also sozial eher erwünscht, sich hilfsbereit zu verhalten und kooperativ zu sein. Allerdings darf dabei nicht in Vergessenheit geraten, dass auch eine sehr hohe Ausprägung der Verträglichkeit problematisch sein kann. Beispielsweise, wenn sich eine Person aus Angst vor Konflikten gar nicht durchsetzen kann oder die Interessen Anderer immer über die eigenen stellt.

OCEAN modell merkmale: Neurotizismus

Neurotizismus

Neurotizismus ist weitestgehend mit „Emotionaler Labilität“ zu übersetzen. Hat jemand eine hohe Ausprägung auf diesem Big Five Persönlichkeitsmerkmal, so ist er eher sensibel und weniger stabil in seiner Stimmungslage. Solche Menschen sind oft unsicher, nervös und haben mehr Ängste als andere. Sie reagieren sensibel auf Stress und machen sich häufiger Sorgen. Von negativen Emotionen sind sie häufiger betroffen und erleben diese intensiver als andere Menschen. Bei einer sehr hohen Ausprägung finden sich Zusammenhänge mit Depressionen und Angststörungen.

Personen mit einer niedrigen Ausprägung sind demnach emotional stabiler und reagieren weniger empfindlich auf Stressoren. Auch klagen diese Menschen weniger über unspezifische körperliche Symptome, wie etwa Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder Übelkeit.

Welche Faktoren beeinflussen die Big Five Persönlichkeitsmerkmale?

Die heutige Psychologie geht davon aus, dass unsere Persönlichkeit im Wesentlichen durch unsere Gene und durch unsere Umwelt beeinflusst wird. Mithilfe von Zwillingsstudien ist es möglich zu berechnen, inwieweit die einzelnen Big Five Persönlichkeitsmerkmale genetisch bedingt sind. In der Vergangenheit wurden zahlreiche solcher Studien durchgeführt, sodass heute relativ stabile Erblichkeitsfaktoren für jede Dimension vorliegen. Durchschnittlich scheinen die fünf Persönlichkeitsfaktoren etwa zu 50 Prozent durch die Genetik beeinflusst zu sein. Dabei weist Offenheit für Erfahrungen die höchste Erblichkeit auf, Verträglichkeit die geringste.

Neben den genetischen Faktoren hat auch unser Lebensalter einen Einfluss auf die Big Five Persönlichkeitsfaktoren. Die heutige Studienlage legt nahe, dass sich die Stabilität der einzelnen Dimensionen erst nach dem 30. Lebensjahr entwickelt. Forscher erklären diesen Umstand damit, dass das soziale und berufliche Umfeld bis zu diesem Alter noch vielen Schwankungen unterliegt. Nach dem 30. Lebensjahr haben viele Menschen ihren Platz im Leben gefunden, womit sich auch der Charakter festigt.

Aber auch jenseits der 30 finden noch Veränderungen statt. So steigen etwa die Werte für Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit, während Extraversion und Offenheit für Erfahrungen offenbar noch einmal abnehmen. Auch scheinen einschneidende Ereignisse wie beispielsweise die Elternschaft Veränderungen hervorzurufen.

Im höheren Lebensalter findet sich dann häufig noch einmal eine weniger stabile Phase, die der Jugendzeit ähnelt: Bei Menschen über 70 sind die Big Five Persönlichkeitsmerkmale wieder weniger konstant und verändern sich vermehrt.

John Strelecky: The Big Five for Life

Warum sind die Big Five Persönlichkeitsmerkmale wichtig?

Die Big Five gelten heute als weitestgehend universell gültig und ihre Existenz als wissenschaftlich erwiesen. Fragebögen zu den Big Five Persönlichkeitsmerkmalen finden häufig Einsatz, unter anderem bei Einstellungstests oder bei der Berufsberatung. Inzwischen kann ein Persönlichkeitstest der Big Five auch kostenlos online durchgeführt werden.

Die Big Five ​Persönlichkeitseigenschaften​ liefern Aufschluss über die eigene Persönlichkeit und helfen dir selbst, dich besser kennenzulernen. Ein solches Persönlichkeitsprofil wie das der Big Five kann dir Klarheit über deine Stärken und Schwächen, deine Vorlieben und Abneigungen verschaffen. Und auch, um dich persönlich weiterzuentwickeln, ist es unabdingbar zu wissen, wo du gerade stehst.

Bei den Big Five Persönlichkeitsmerkmalen gibt es kein Richtig oder Falsch, denn jeder Mensch ist einzigartig und individuell. Wichtig ist, das Umfeld zu finden, das zu den eigenen Charaktereigenschaften passt – sowohl beruflich als auch sozial.

DISG® vs. Big Five
Persönlichkeitstestmodelle im Vergleich

DISG

konzentriert sich auf vier vorherrschende Verhaltenstypen​
unterschiedliche Verhaltensmerkmale in verschiedenen Situationen
weltweit führendes Tool zur Optimierung von Kommunikation und zwischenmenschlichen Beziehungen
zeigt den Einfluss der Persönlichkeit auf das Verhalten
leicht praktisch anzuwenden und zu merken

Big Five

auch als OCEAN- oder Fünf-Faktoren-Modell bezeichnet
misst die 5 Hauptdimensionen der Persönlichkeit: Offenheit für Erfahrungen, Extraversion, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und Neurotizismus
weltweit bekanntester Persönlichkeitstest
schwierige praktische Anwendung durch individuelle Ausprägungen auf Skalen anstatt Typen
Neurotizismus als Eigenschaft ist gesellschaftlich negativ konnotiert und führt je nach Ergebnis häufig zu Unzufriedenheit nach dem Test

Gibt es Alternativen zum Fünf-Faktoren-Modell?

Trotz seiner weiten Verbreitung und breiten wissenschaftlichen Akzeptanz, ist das Big-Five-Modell nicht frei von Fehlern. Kritiker verweisen darauf, dass die fünf Dimensionen nicht ausreichen, um die menschliche Persönlichkeit abzubilden. Außerdem ist auch die kulturelle Universalität des Modells umstritten. Einige Studien aus Asien oder Afrika weisen beispielsweise darauf hin, dass in diesen Kulturkreisen eventuell nicht von der gleichen Anzahl an Persönlichkeitsfaktoren auszugehen ist.

So gibt es auch einige Alternativmodelle, wie etwa das DISG-Modell, das Hexagon-Modell oder das Enneagramm. All diesen Modellen ist gemein, dass sie andere Dimensionen annehmen als die Big-Five-Theorie oder diese um andere Faktoren ergänzen.

Das DISG-Modell

Das DISG-Modell zum Beispiel beruht auf den Arbeiten von William Moulton Marston und nimmt vier Grundtendenzen als Grundlage der Persönlichkeit an: dominant, initiativ, stetig und gewissenhaft. Je nach Ausprägung auf diesen vier Skalen ergeben sich so verschiedene Persönlichkeitstypen. Laut Lothar Seiwert und Friedbert Gay hat dies den Vorteil, dass der DISG so konkrete, praktische Tipps liefert, zum Beispiel zur Kommunikation, dem Zeitmanagement oder der Mitarbeiterführung.

Dieser Test liefert dir aber insbesondere ein detailliertes Bild über deine Verhaltensmuster – während der Big Five-Test eher die Kernpersönlichkeit eines Menschen wiedergibt. Wir hoffen, wir konnten dich neugierig machen. Dann führe doch jetzt sofort den DISG-Persönlichkeitstest hier kostenlos online durch.

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Geprüft von Dr. med. Stefan Frädrich

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