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Die Melancholie als eine der Grundstimmungen des Menschen

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Die Melancholie als eine der Grundstimmungen des Menschen

Melancholie ist ein besonderer Zustand der Schwermut. Melancholiker erscheinen oft traurig und verträumt. Sie lachen seltener, sehen vieles pessimistisch und üben sich allgemein in Vorsicht und Zurückhaltung. Auf ihre Mitmenschen wirkt das oft befremdlich und besorgniserregend. Doch nicht immer sind melancholische Menschen depressiv.

Der Unterschied zwischen Melancholie und Depression

Viele Menschen meinen, dass Melancholie und Depression das Gleiche ist. Es stimmt zwar, dass viele Depressive zur Melancholie neigen und Melancholiker häufiger eine Depression entwickeln, doch es gibt trotzdem Unterschiede.

Die Depression ist ein krankhafter Seelenzustand. Depressive Menschen sind in ihrer Gefühlswelt stark beeinträchtigt. Die Krankheit raubt ihnen den Lebenswillen und sie fühlen sich niedergeschlagen, traurig und antriebslos. Die Depression bedarf einer professionellen Behandlung durch einen Psychiater oder Psychotherapeuten. Die Melancholie alleine ist hingegen nicht therapiebedürftig.

Wehmut als Ausdruck der Sehnsucht

Dass Melancholie nicht mit der Depression gleichzusetzen ist, zeigt die Tatsache, dass viele Melancholiker dem Schönen nachtrauern. Sie genießen harmonische Momente, wissen aber auch, dass diese vergänglich sind und empfinden dann Wehmut. Dieses Gefühl kennen sehr viele Menschen. Vielleicht verspürst du im Herbst Melancholie, wenn die Blätter zur Erde fallen und die Sonne hinter einer dichten Wolkendecke verschwindet. Bist du depressiv, dann ist in dir nur Leere. Du bist antriebsschwach und niedergeschlagen.

Die Psychologie der Melancholie

Früher zählte die Melancholie gemäß der Temperamentenlehre zu den vier menschlichen Charakteren. Das Persönlichkeitsmodell entstammt der antiken Humoralpathologie, einer bis ins 19. Jahrhundert gebräuchlichen Viersäftelehre. Demnach bestimmt das Überwiegen eines bestimmten Körpersaftes das Temperament des Menschen. Dem Melancholiker ordnete man die schwarze Gallenflüssigkeit zu. Daneben gab es den aufbrausenden Choleriker, den trägen Phlegmatiker und den lebhaften und leichtsinnigen Sanguiniker.

In der modernen Psychologie spielt die Melancholie als Krankheitsbild kaum mehr eine Rolle. Hier steht die krankhafte Form der Depression im Vordergrund der therapeutischen Bemühungen. Während die Depression einen im besten Fall vorübergehenden Gemütszustand beschreibt, ist die Melancholie zumeist Teil der Persönlichkeit und bezeichnend für eine menschliche Grundstimmung.

Melancholie definition

Melancholie ist ganz normal

Fast alle Menschen fühlen sich irgendwann in ihrem Leben melancholisch. Sicherlich schwelgst auch du hin und wieder in der Erinnerung und fühlst dich dabei wehmütig. Melancholie gehört zum Leben wie Begeisterung, Wut, Freude und Trauer. Wie stark du zu einem bestimmten Zustand neigst, hängt von deinem Charakter ab.

Sind Hochsensible melancholischer?

Es gibt Menschen, die für Schwermut empfänglicher sind als andere. Oft gehen Melancholie und Hochsensibilität Hand in Hand. Wenn du hochsensibel bist, dann bist zu zumeist auch nachdenklicher und tiefsinniger. Du denkst über alles viel intensiver nach und kommst schneller ins Grübeln.

Manchmal scheint es, als seien Hochsensible zu empfindsam für diese Welt. Ihre Wahrnehmung ist erweitert und sie verfügen oft über eine ausgeprägte Empathie. Sie zeigen anderen gegenüber rasch Mitgefühl und setzen hierfür ihre eigenen Bedürfnisse zurück. Es fällt ihnen außerdem häufig schwer, sich von Negativem abzugrenzen und das Leid der anderen zu akzeptieren. Kurzum, hochsensible Menschen sind oft zu weich und nachgiebig, zu durchlässig und stressanfällig.

Melancholie als Quelle der Kreativität

Melancholie fördert den kreativen Ausdruck. Zahlreiche Kunstwerke sind aus einer melancholischen Laune heraus entstanden. Dazu gehört zum Beispiel das Gemälde „Der Schrei“ des norwegischen Künstlers Edvard Munch. Das Bild ist ein Spiegel des inneren Erlebens des Künstlers, denn Munch verarbeitete damit seine eigene Angstattacke. Auch die berühmte Mona Lisa von Leonardo da Vinci versprüht einen Hauch von Melancholie.

Das kreative Verarbeiten melancholischer Gedanken trägt dazu bei, die tiefe Betrübnis zu verdrängen und zu neuer Lebensfreude zu finden. Das Malen, Schreiben und Komponieren wirkt in gewisser Weise heilsam und befriedigend.

Die Melancholie in der Literatur

Dass Melancholie durchaus positiv sein kann, zeigt sich anhand zahlreicher Beispiele in der Kunst. Viele Dramen, Gedichte und Romane befassen sich mit düsteren Themen, was dem Werk letztendlich mehr Tiefe, Ernsthaftigkeit und Intellektualität verleiht. Wir lieben diese Geschichten voll Schauder und Seelenschmerz.

Ein weltberühmtes Beispiel für melancholisch beeinflusste Werke ist die Tragödie „Romeo und Julia“ von William Shakespeare. Der Schimmelreiter von Theodor Storm entspricht ebenfalls diesem Muster. Ein Meister der Melancholie war auch der US-amerikanische Autor Edgar Allen Poe.

Melancholie in der Musik

Einen melancholischen Unterton besitzt zudem der Blues. Ursprünglich aus den Klageliedern der Sklaven entstanden, begeisterte der wehmütige Rhythmus sehr rasch Musikliebhaber auf der ganzen Welt. Bekannte Interpreten sind zum Beispiel Eric Clapton, Billie Holiday und B.B. King.

Die Melancholie am Beispiel der Gothic-Szene

Viele Menschen gewinnen der Melancholie durchaus positive Seiten ab. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Gothic-Szene mit ihrem Hang zum Mystischen, Romantischen und Schönen.

Die fast schon gespenstische Stille und Besinnlichkeit als Gegenpart zur schrillen, bunten und hektischen Welt bringen den Geist zur Ruhe und stellen die innere Balance wieder her. Die Flucht in die Welt der Untoten und Vampire, das Faible für Friedhöfe und magische Orte dient der Erdung und letztendlich auch dazu, zu sich selbst zurückzufinden.

Der Kult um den Weltschmerz geht häufig mit einer Sehnsucht nach Vergangenem einher. Typisch sind nostalgische Gefühle. In der Gothic-Kultur spiegelt sich das in einer Zuwendung zum viktorianischen Zeitalter wider. Die Protagonisten tragen überwiegend schwarze Kleidung, weiße Schminke und eine historische Gewandung. Sie scheinen, als wären sie von den Toten auferstanden. Die Melancholie ist hier auch Teil des ästhetischen und künstlerischen Ausdrucks.

Melancholie als Ergebnis der Evolution

Sicherlich kennst du die russische Seele, die vielen Volksliedern und Geschichten Russlands anhaftet. Es sind die langen kalten Winter, die Düsternis und die damit verbundene Schwermut, die den Charakter der Menschen prägen und sie vorsichtig und nachdenklich machen. Generell unterscheidet sich das Gemüt der Nord- und Mitteleuropäer deutlich von jenen der Südländer.

Die trüben Herbstmonate, die kalten Winter und die damit verbundenen Herausforderungen formten einen vorsichtigen und wachsamen Charakter. Die Melancholie ist hier eine Folge der evolutionären Anpassung, die in einer kühlen und düsteren Atmosphäre durchaus Überlebensvorteile bietet. Im Süden Europas sind die Winter mild, die Sommer heiß und die Menschen sprühen dem Anschein nach vor Temperament und Lebensfreude. Das spiegelt sich auch in deren künstlerischem Wirken wider.

Interessant ist, dass sich die meisten Melancholiker selbst gar nicht als trübsinnig empfinden, auch wenn das von außen betrachtet so wirkt. Für sie ist der Zustand des Grübelns und Hinterfragens völlig normal. Sie leiden nicht darunter, sondern sind mit sich selbst im Reinen und mit ihrem Charakter sehr zufrieden. Ohne Melancholie wären die Deutschen vermutlich nie das Volk der Dichter und Denker.

Die Vorteile der Melancholie

Melancholische Menschen sind oft aufmerksamer. Sie erkennen potenzielle Problemfelder schneller und verfallen nicht verfrüht in Euphorie, sondern behalten die Realität mit allen möglichen Zukunftsszenarien im Blick. Melancholiker reflektieren das eigene Handeln und durchschauen die Absichten der anderen zumeist rasch.

Allgemein sind Menschen mit dieser Neigung besonnen und ruhig. Als Verstandesmenschen vermeiden sie impulsives Handeln und üben sich in Selbstbeherrschung. Sie treffen vernünftige Entscheidungen, sind zuverlässig, gewissenhaft und vorausschauend.

Viele melancholische Personen sind außerdem besonders kreativ und musisch begabt. Ihre kritische Denkweise verhilft ihnen zur Perfektion. Sie sind dazu in der Lage, Stimmungen in Worte, Bilder und Töne zu fassen.

Der richtige Umgang mit Melancholie

Du bist häufig betrübt und grübelst zu oft über alle möglichen Dinge nach? Dann solltest du positiv denken. Fällt dir das schwer, dann helfen dir zum Beispiel Selbsthypnose und Meditation. In vielen Fällen besteht aber gar kein Grund, dass du etwas an dir änderst.

Mehr Akzeptanz und Selbstfürsorge

Es ist wichtig, dass du dich so akzeptierst, wie du bist. Dazu gehört auch dein melancholischer Charakter. Versuche nicht, dich zu stark zu ändern. Introvertiertheit und ein besonnenes und nachdenkliches Wesen sind an und für sich gute Eigenschaften. Behalte deine kritische Denkweise bei, überlege gründlich sowie lange und traue dich weiterhin, zu hinterfragen. Viele große Geister sind Melancholiker.

Tipps zur Bewältigung von übermäßiger Wehmut

In vielen Fällen mündet der Wunsch, die Melancholie zu beenden, in eine Depression. Der Wille zur Anpassung ist da, die tiefere Einsicht fehlt jedoch. Empfindest du deine Melancholie jedoch selbst als belastend, dann solltest du verhindern, dass du noch mehr in Trübsal versinkst.

Entspanne dich, gönne dir Ruhe und lass dich verwöhnen. Der Besuch in der Wellness-Oase, wohltuende Bäder und Massagen tun dir in einer solchen Situation sehr gut. Mach dir bewusst, dass das Leben auch seine schönen Seiten besitzt.

Grübelst du zu viel, dann unterbreche das Szenario mit Spaziergängen in die Natur. Auch ein Ausflug ins Café wirkt oft wahre Wunder. Musik hebt ebenfalls die Stimmung. Oder du triffst dich mit Freunden und Verwandten und verbringst ein paar Stunden in netter Gesellschaft.

Bist du jedoch bereit, diese Haltung von dir zu ehrlich zu hinterfragen und dir die Ursache dafür in der Tiefe anzugucken, dann ist die Meditations-Challenge ein erster wichtiger Schritt. Meditation ist bekannt für seine vielen positiven Effekte auf Geist und Körper. Wissenschaftliche Studien renommierter Universitäten und Forschungseinrichtungen zeigen: Meditation unterstützt uns dabei, dem Stress und der Schnelllebigkeit der heutigen Welt mit mehr Gelassenheit zu begegnen – raus aus dem Überlebensmodus und rein in die Entspannung. 

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