„I stand up on my desk, to remind myself, that we must constantly look at things in a different way.” – „Das ist ein Zitat aus Club der toten Dichter aus dem Jahre 1989. Genau wie John Keating möchte ich euch heute gerne einladen, mit mir gedanklich auf den Tisch zu steigen und das Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten”, animiert Leander Greitemann bei der Rednernacht in der Volksbühne am Rudolfplatz in Köln sein Publikum. „Denn nur von hier oben kannst du sehen, dass all die Unfälle, die du baust, an den engen Perspektiven und riesigen toten Winkeln, die unsere Egos haben, liegen.” So klappt Persönlichkeitsentwicklung nicht.
„Was viele Leute dann häufig versuchen, um ihr Ego größer zu machen: Sie glauben, sie brauchen mehr Geld, einen geilen Body, mehr Likes, mehr Bekanntheit. Wenn die anderen mich lieben, dann liebe auch ich mich und ich baue keine Unfälle mehr – denken einige. Wenn jeder von uns so denken und handeln würde, dann würden wir mit LKW-großen Egos durch die Gegend laufen”, meint der Speaker. Das Ego sei das „fucking Problem”. Warum das so ist, möchte Leander Greitemann in einem Experiment mit dem Publikum erfahrbar machen. „Damit wirklich Veränderung in unserem Gehirn stattfindet, müssen wir das fühlen. Ich bitte euch gleich einfach um Introspektion: Beobachte deine eigenen Gefühle, Gedanken und Handlungsimpulse während des Experiments!”
Unsicherheit. Keine Erwartungen zu haben. Dankbarkeit, erfährt der Redner als Feedback vom Publikum auf seine Frage: Wie erging es euch dabei, dass ein Redner eine Minute lang nicht auf der Rednernacht redet? „Ich wette, würde ich jeden einzelnen von euch nun fragen, wie ihr das Experiment wahrgenommen habt, dann gäbe es vermutlich 400 verschiedene Versionen. Denn du siehst die Welt nicht, wie sie ist. Du siehst die Welt, so wie du bist. Auf Grundlage deiner Erfahrungen, sozialen Prägungen, wie du heute Morgen aufgestanden bist, hast du deine eigene Brille auf den Augen, wenn du aus deinem eigenen Ego guckst. Und danach urteilst du!“, sagt Leander Greitemann ganz ungeschönt.
Unser Gehirn erschafft ein Bild aufgrund der Erwartungen, die wir haben. Aufgrund der äußeren Umstände gibst du deinem Chef gern die Schuld. Oder anderen Mitmenschen. „Wenn wir diesen Gedanken in unserem Kopf erschaffen, erschaffen wir uns die Probleme gleich mit. Die Außenwelt ist der Spiegel deiner Innenwelt”, sagt Leander und fährt mit einem Poetry Slam von sich fort:
Wir erschaffen diese Welt doch erst durch die Gedanken
im Kopf und kreieren dort die Schranken,
über die wir trefflich zanken.
Denn selbst oder sogar erst, wenn dein Glas leer ist,
öffnen sich dir neue Türen.
Kreativität entsteht nicht, wenn wir im alten Wasser rühren.
Randvoll gefüllte Fässer laufen leichter über.
Erfolg und Misserfolg sind eineiige Zwillingsbrüder.
Die Frage, wie viel Wasser in deinem Glas ist,
wird dir egal, wenn du dein Glück nicht mehr mit Maß misst.
Das blöde an den toten Winkeln ist: Wir sehen sie nicht. Je genauer du weißt, was du willst, desto kleiner wird deine Welt. „Glaube nicht, dass du ein glücklicherer Mensch bist, wenn du all deine Ziele erreicht hast!", klärt Leander Greitemann auf. „Wie willst du denn lieben und geliebt werden, wenn du in Schubladen denkst und andere nur mit deinen fest vorgeformten Mustern siehst? Lass deine Brille fallen und schau was passiert, wenn du dich für einen Perspektivwechsel öffnest. Entscheide dich, neutral und mit offener Neugierde, die Schönheit und Perfektion des Augenblicks wahrzunehmen. Es ist doch viel angenehmer, das Leben nicht immer im Griff haben zu müssen.“
Frage dich: Mit welcher Haltung gehe ich Dinge in meinem Leben an? Mache sie aus Spaß, losgelöst von Erwartungen. Du kennst immer die Schönheit in deinem Leben sehen. Die Unzufriedenheit kommt erst, wenn du nicht einverstanden bist, mit dem, wie es gerade ist. Was passiert in dir, wenn du alle alten Geschichten und Glaubensmuster loslässt und dich allem Neuen stellst, was auf dich zukommt? Dann freu dich jetzt auf folgendes Experiment:
Wie fühlte sich das an? Zu singen. Frei von irgendwelchen Gedanken! So darfst du auch ab jetzt deinen Mitmenschen begegnen, ihnen vertrauen. Vielleicht entdeckst du dann an uncoolen Menschen ihre ganz andere Seite. „Habe mehr Kreativität und Offenheit. Experimentiere. Traue dich, Dinge anders zu tun, statt sie immer in Frage zu stellen”, ermutigt Leander. „Ich glaube, dass wir die Welt so Stück für Stück zu einem schöneren Ort werden lassen können!”