Wusstest du, dass die Menschen auf der griechischen Insel Kreta wesentlich älter werden, als in Nord- und Mitteleuropa? „Und wenn ich sage viel älter, dann meine ich 90 Jahre und aufwärts!”, weiß Andreas Agelidakis – und wie er bei der Rednernacht auf der Volksbühne am Rudolfplatz ausführlich erklärte. „Ich komme ursprünglich aus Kreta. Heute möchte ich dich auf eine Zeitreise mitnehmen und dir die Gedankengänge um das Geheimnis der 100-Jährigen verraten!”
Andreas Opa starb mit 104 Jahren eines natürlichen Todes. Seine Oma starb mit 110 Jahren an einer Lungenentzündung. Und es ist so, als würde er sie heute noch sagen hören: „Ich glaube, der liebe Gott hat mich vergessen!” Die Geschichte des gebürtigen Griechen beginnt in den 70er Jahren. „Zu der Zeit waren meine Eltern in Deutschland als Gastarbeiter, um Geld zu verdienen. Ich ging jeden Morgen mit meiner Oma unsere Ziegen melken. Das Haus meiner Großeltern hatte einen Obst-, Gemüse und Kräutergarten – eine wahre Naturapotheke. Einige Meter weiter gab es eine frische Wasserquelle, von der das ganz Dorf zehrte. Mit den Kindern dort spielte ich stundenlang. Zwischendurch helfe ich meinem Opa beim Holzsammeln, damit meine Oma Kochen kann. So war ich den ganzen Tag in der Natur”, erinnert Andreas sich gern zurück.
„Meine Eltern kommen fast jeden Sommer zurück nach Kreta. Zum einen natürlich, um mich zu sehen. Zum anderen zum Entspannen. Ich weiß noch genau, wie mein Opa zu mir kam, um mir zu sagen, dass meine Mutter und mein Vater in einer Stunde endlich anreisen würden. Ich hatte aber das Bedürfnis, mich zu verstecken, denn ich kannte sie kaum. Die Aussicht, dass beide viele schöne Dinge mitbringen würden, änderte natürlich schlagartig meine Meinung… Aber diese Distanz, die ich zu ihnen habe, spüren sie. Also entscheiden sie sich im Laufe der nächsten Wochen, mich mit nach Deutschland zu nehmen.“
Am Tag der Abfahrt sitzt Andreas auf der Rückbank neben seinen Eltern. „Mein Opa reicht mir seine Hand durch das Fenster. Ich habe ihn noch nie weinen sehen. Ich spürte, dass heute ein anderer Tag ist, als sonst. In der Heckscheibe sehe ich meine weinenden Großeltern, winke und winke. Bis alle kleiner werden. In dem Moment wird mir eins klar: Sie bringen mich weg. Meine Eltern versuchen mich zu trösten und abzulenken. Was ihnen auch zeitweise gelingt. Dennoch weiß ich, dass ich meine Großeltern für eine lange Zeit nicht wiedersehen werde…”
In Deutschland angekommen, beobachtet Andreas Agelidakis Dinge bei seinen Eltern, die er von seinen Großeltern gar nicht kannte. „Sie nehmen täglich Medikamente zu sich. Das macht mich sehr nachdenklich. So vergeht die Zeit. Es ist endlich wieder Sommer und ich freue mich so sehr, meine Großeltern wiederzusehen. Direkt frage ich ihn, ob er und Oma auch so viele Medikamente einnehmen müssen. Unsere Nahrung ist unsere Medizin und unsere Medizin ist unsere Nahrung.
Dieser Satz beeindruckt mich schwer. Mein Opa erklärt weiter: Deine Eltern behandeln damit nur Symptome, die Ursache liegt noch im Körper verborgen. Zudem essen sie viele Dinge, die nicht auf Sträuchern wachsen – Nudeln, Brot, Wurst und trinken viele Getränke mit viel Zucker. Ich bin mir sicher, das macht alles satt. Aber unser Körper ist nicht dafür ausgelegt, diese Lebensmittel auf Dauer zu verarbeiten. Achte auf folgendes: Viele Menschen, die die gleichen Ess-Angewohnheiten haben, die leiden irgendwann unter den gleichen Krankheiten.“
Diese Antwort prägte Andreas sehr. So wie das Geheimnis, das sein Großvater dann mit seinem Enkel teilte: „Die letzten zehn Tage im Reifungsprozess einer Frucht sind die wichtigsten und für uns Menschen wertvollsten. Dass wir direkt davon zehren dürfen ohne einen Transportweg, auf dem etwas verloren geht, ist das schönste Geschenk.“ So langsam wird mir immer klarer, warum meine Eltern in der Stadt immer kränker werden. „Sind die tatsächlich unterversorgt?”, fragt Andreas sich damals. Sein Vater musste ihm zugestehen und erzählt seinem Sohn: „Letztens wurde ich von einem Freund zum Grillen eingeladen. Er wollte mir seinen neuen Grill vorführen, hatte dafür Fleisch besorgt. Günstiges Fleisch. Und in dem Moment habe ich die Erkenntnis: Die ,Geiz-ist-geil-Mentalität’ macht uns auf Dauer krank!”
Diese Mentalität macht uns auf Dauer krank – dieser Satz hängt in Andreas Agelidakis noch lange nach. Das, was uns gesund und vital hält, daran sparen wir sehr oft, findet er. „Mein Opa sitzt mit am Tisch und sagt zu uns: „Wisst ihr, dass wir unsere letzten zehn Lebensjahre selber in der Hand haben? Wir entscheiden, ob wir zehn Jahre länger auf dieser Erde sind oder weniger. Und vor allem entscheiden wir, ob wir diese Zeit gesund und vital oder zerbrechlich verbringen. Ein Olivenbaum kann sehr robust und alt werden.
Vereine dich mit der Natur, dann kannst du genauso alt und robust werden.“ Dann pickt er mit seiner Gabel eine Olive auf, zeigt sie uns und erklärt: „Die Olive war 6000 v. Christus schon ein wichtiges Lebensmittel auf Kreta. Das Olivenöl ist so nahrhaft, dass man von flüssigem Gold spricht.” Das war einer von vielen inspirierenden Abenden zwischen Andreas, seinem Vater und Großvater.
„Die Sommerferien sind vorbei und es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Bevor es für mich wieder nach Deutschland zurück geht, sagt mein Opa zu mir: Wenn es dir mal nicht gut geht, dann geh in die Natur. Sie wird dir die Kraft und die Inspiration geben, weiterzumachen. Bewege täglich deinen Körper! Er ist dafür ausgelegt, dass wir uns damit täglich 15-20 km bewegen. Wenn du ihn nicht bewegst, wird er dich krank machen. Spare niemals an deiner Gesundheit. Denn wenn du das tust, wird sich das rächen. Unsere Nahrung ist unsere Medizin! Und unsere Medizin ist unsere Nahrung!” Bleibe gesund und werde richtig alt!