Warum könnte Empathie die vielleicht wichtigste Eigenschaft unserer Zeit sein? In einer Welt, die von tiefgreifenden Veränderungen geprägt ist, sind Halt und Orientierung zwei wichtige Ressourcen. Diesen Halt und diese Orientierung bieten Werte und Eigenschaften, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Empathie ist eine von ihnen.
Die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, sollte für jeden erstrebenswert sein. Doch statt auf Verständnis und Mitgefühl treffen wir viel zu oft auf Bequemlichkeit und Egoismus. Warum Empathie die vielleicht wichtigste Eigenschaft unserer Zeit ist und wie du (noch) empathischer werden kannst, erfährst du in diesem Artikel.
„Teilnahme ist der goldene Schlüssel, der die Herzen anderer öffnet.“
Samuel Smiles
Empathie bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und auf die Gefühle anderer Menschen einzugehen. Wer empathische Fähigkeiten hat, kann die Welt mit den Augen eines anderen sehen. Er verspürt Anteilnahme und Mitgefühl. Verantwortlich dafür sind unsere Spiegelneuronen. Werden sie mit Erfahrungen „codiert“, dann können wir die Handlungen anderer deuten. Voraussetzung dafür ist aber, dass wir uns selbst wahrnehmen. Erst dann können wir Zusammenhänge erkennen und auf andere Menschen eingehen.
Sensibilität und die Fähigkeit, mitzufühlen, sind die Basis eines jeden Miteinanders. Ob in einer Liebesbeziehung, deiner Familie, zu Arbeitskollegen oder zu Fremden. Sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft und in sämtlichen anderen Lebensbereichen gilt: Empathie ist eine soziale Intelligenz, ohne die keine Beziehung funktionieren kann.
Wodurch zeichnet sich ein hohes Level an Empathie aus? Anhand welcher Faktoren können Menschen mit einer hohen Empathie bestimmen, wie sich der Gegenüber fühlt? Im Grunde gibt es 4 Säulen, nach denen empathische Menschen die Verfassung ihres Gegenübers bewerten.
Menschen mit einer hohen Empathie können anhand der Körpersprache (bspw. gebeugt), Stimme (bspw. zittrig) oder Wortwahl (bspw. negativ) auf die Verfassung des Gegenübers schließen.
Darüber hinaus versuchen empathische Menschen die Motive für die emotionale Verfassung des Gegenübers näher zu beleuchten.
Zudem soll dem Gegenüber schließlich ein Gefühl von Akzeptanz vermittelt werden, damit dieser sich in schlechten Zeiten wieder emotional fängt.
Weiterhin denkt der empathische Mensch stark darüber nach, wie der jeweilige Gesprächspartner sich in Zukunft aufgrund seiner emotionalen Verfassung verhalten wird.
In der Psychologie wird insgesamt zwischen drei Arten von Empathie unterschieden: emotionale, kognitive & soziale Empathie. Wie genau sich diese drei Formen unterscheiden, möchte ich dir im Folgenden verraten.
Emotionale Empathie
Mit emotionaler Empathie ist das „Mitfühlen“ und „Reagieren“ auf die emotionale Verfassung des Gegenübers gemeint. Dabei werden die Gefühle des Gegenübers oftmals auf die eigene Stimmung übertragen. Die emotionale Empathie ist vor allem für zwischenmenschliche Beziehungen wichtig.
Kognitive Empathie
Die kognitive Empathie hilft uns dabei, die Gefühle von unserem Gegenüber zu verstehen. Wer über eine stark ausgeprägte kognitive Empathie verfügt, kann nonverbale und paraverbale Äußerungen gut wahrnehmen und anhand dieser die emotionale Verfassung des Gegenübers ableiten.
Soziale Empathie
Die soziale Empathie hilft uns dabei, uns auf verschiedene Charaktertypen einzustellen. Menschen, die über eine hohe soziale Empathie verfügen, verstehen sich mit unterschiedlichen Persönlichkeitstypen ziemlich gut.
Um zu verstehen, wie wichtig Empathie ist, sollte man sich bewusst machen, dass es tagtäglich Situationen in unserem Leben gibt, die Feingefühl erfordern. Da wäre zum Beispiel die Kollegin, die heute nicht ihre volle Leistung erbringen konnte und dafür einen fiesen Kommentar einstecken musste. Oder der Partner, der sich wünscht, man würde ihm aufmerksamer zuhören. Stattdessen dreht man den Fernseher lauter. Schließlich ist Feierabend und die Erholung hat sich jeder verdient. Wie es dem anderen dabei geht, ist manchen Menschen in solchen Situationen völlig egal. Dabei täte unserer Gesellschaft ein bisschen mehr Mitgefühl unfassbar gut.
Stell dir nur vor, die Kollegen hätten sich etwas toleranter verhalten. Vielleicht hätten sie ihre Kollegin dadurch so motiviert, dass sie doch noch zur Höchstform aufgelaufen wäre. Oder man hätte sich seinem Partner gegenüber etwas einfühlsamer verhalten. Würde es dadurch nicht allen Beteiligten besser gehen?
Viele von uns gehen schnell in die Vorverurteilung. Sicherlich aber würde es die ein oder andere Situation entspannen, wenn wir hin und wieder den Blickwinkel ändern. In die Haut des anderen schlüpfen… Meistens stecken nämlich ganz andere Beweggründe dahinter. Sicherlich erfordert es ab und an Mut: Aber sprich die Person doch einfach an, von der du dich gerade nicht richtig behandelt fühlst. Beschreibe ihr lediglich, was das mit dir macht, was das in dir auslöst. Und dann warte gespannt ihre Antwort ab!
Empathie hat Vor– aber auch Nachteile für den Menschen. Im Folgenden möchten wir dir deshalb jeweils zehn Vor- und Nachteile zum Thema Empathie nennen und dabei gleichzeitig auf entsprechende Beispiele eingehen.
Empathie ist erlernbar! Damit dir das gelingt, möchten wir dir im Folgenden 7 Tipps verraten, mit denen du lernen kannst, dein Mitgefühl zu trainieren, um so besser auf deine Mitmenschen im privaten und beruflichen Alltag einzugehen.
Hans aufs Herz: Wie oft gehen dir die Worte deines Gegenübers zu einem Ohr rein und zum anderen wieder raus? Wahrscheinlich passiert das hin und wieder schon. Und deshalb: Konzentriere dich in einem Gespräch auf deinen Gegenüber. So lernst du in den Zwischenzeilen zu lesen und das hilft dir, deinen Gegenüber besser zu verstehen.
Wie du bereits in diesem Artikel erfahren hast, kann anhand der Körpersprache die emotionale Verfassung des Gegenübers interpretiert werden. Und deshalb ist es besonders wichtig, dass du im Gespräch auf die Körpersprache deines Gegenübers achtest. Besonders wichtig ist hierbei vor allem Gestik, Mimik und die Körperhaltung.
Ein Gespräch ist keine Einbahnstraße. Deshalb ist es wichtig, dass du Fragen stellst, die deinen Gegenüber dazu bringen, dass dieser sich öffnet. Wichtig ist auch, dass dein Interesse echt und nicht gespielt ist. Letzteres würde dein Gegenüber auf unterbewusster Ebene merken. Und das wäre natürlich kein Vorteil für eure Beziehung.
Sobald dein Gegenüber sich zu öffnen beginnt, ist es wichtig, dass du auf seine Gefühle eingehst und ihm Trost spendest. Denn wahrscheinlich öffnet er dir sein Herz und teilt Gedanken und Gefühle mit dir, die ihn verletzlich machen. Deine Aufgabe besteht demnach, deinem Gegenüber Sicherheit zu geben, damit dieser sich in deiner Umgebung wohl fühlt.
Es passiert nicht von heute auf morgen, dass ein Mensch sich dir voll und ganz öffnet. Es braucht seine Zeit und Vertrauen. Vertrauen schaffst du, indem du einem Mensch deine Zeit schenkst. Und deshalb: Wenn du möchtest, dass ein Mensch sich dir öffnet, dann bring auch ausreichend Zeit, damit die notwendige Vertrauensbasis entstehen kann.
Vorurteile tragen häufig dazu bei, dass wir uns verschließen und somit einer freien Interaktion mit unserem Gegenüber keinen Raum lassen. Aus diesem Grund ist es extrem wichtig, dass wir unsere Vorurteile über Bord werfen. Denn nur so können wir unserem Gegenüber unvoreingenommen gegenübertreten und nur dann gelingt es uns, diesen besser kennenzulernen.
Wir umgeben uns in der Regel ausschließlich mit Menschen, die so sind wie wir. Das ist schade, denn auf diese Weise begrenzen wir unseren eigenen Horizont. Und deshalb der abschließende Tipp: Umgebe auch du dich mit unterschiedlichen menschen. Von diesen wirst du garantiert sehr viel lernen und somit auch ein neues Level an Empathie entwickeln können.
Ekpathisch sein bedeutet, sich nicht emotional auf seinen Gegenüber einzulassen. Das ist bis zu einem bestimmten Grad gut. Denn schließlich möchte man vermeiden, dass die negativen Gefühle eines Gegenübers auf einen selbst übergehen.
Andererseits besteht die Gefahr, dass man sich emotional verschließt und so den Zugang zu anderen Menschen verliert. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass man lernt in verschiedenen Situationen zu differenzieren.
Auf der Arbeit schützt ekpathisches Verhalten beispielsweise vor toxischen Kollegen. Im privaten Umfeld hingegen führt es dazu, dass Freunde, Familie oder der Lebenspartner womöglich auf Distanz gerät und das schädigt natürlich der Beziehung.
Empathie allein bewegt noch keine Berge. Aber sie ist der erste wichtige Schritt in Richtung eines toleranten, bunten Zusammenlebens. Die gute Nachricht lautet: Es gibt verschiedene Untersuchungen. Laut denen war keine der letzten Generationen so tolerant und setzte sich so stark für Gleichberechtigung ein, wie die heutige.
Wir sind also auf einem guten Weg. Jeder darf klein anfangen. Seine Selbstwahrnehmung stärken. Sich im privaten und beruflichen Umfeld mehr auf die Bedürfnisse und Gefühle anderer konzentrieren. Dann könnte daraus schon bald eine einzigartige, mitreißende Bewegung entstehen! Denn Mitgefühl ist ein Rohstoff, den die Welt dringender braucht als Öl, Kohle und Silicium zusammen.