Vierzig Tage fasten – das klingt nach einem leeren Kühlschrank und mindestes zwei Kleidergrößen weniger, oder? Was verbindest du mit dem Begriff "Fastenzeit"? Du hast nicht an eine strenge Diät sondern an die Vorbereitungszeit auf Ostern gedacht? Super, dann bist du einer der wenigen, denen die Traditionen der christlichen Kirche noch geläufig sind.
Was vor über 1600 Jahren begann, veränderte sich im Laufe der Jahre enorm. Ursprünglich war die Fastenzeit eine Zeit der Buße und Besinnung. Sie lässt sich auf die katholische Kirche zurückführen und bereitet seit etwa 400 n. Chr. auf Ostern vor. Ursprünglich sollte die Fastenzeit dazu beitragen, mehr Freiräume zu schaffen und diese für den eigenen Glauben zu nutzen.
Heute sind viele Menschen schon froh, wenn sie es schaffen, nicht vorzeitig abzubrechen. Nach Silvester ist Aschermittwoch, der Start der Fastenzeit, übrigens einer der beliebtesten Tage des Jahres, um gute Vorsätze einzuführen. Auf Fernsehen, Internet oder Autofahren zu verzichten, Gewicht zu verlieren und lästige Laster wie Rauchen loszuwerden – was unser heutiger Verzicht mit der ursprünglichen Fastenzeit zu tun hat, erfährst du in den folgenden Zeilen.
Die Fastenzeit basiert auf der Heiligen Schrift der Christen, der Bibel. Darin heißt es, dass Jesus 40 Tage in der Wüste verbrachte. In Erinnerung daran bereiten sich Christen auf der ganzen Welt jedes Jahr während der Fastenzeit auf Ostern, also auf die Auferstehung Jesu Christi, vor. Der Verzicht während der Fastenzeit symbolisiert Besinnung und Buße. Wusstest du, dass der Begriff "Fastenzeit" lediglich von der katholischen und der orthodoxen Kirche verwendet wird? Mitglieder evangelischer Gemeinden und der Freikirchen bezeichnen die 40 Tage als Passionszeit.
Die Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch und endet in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag. Sie umfasst genau genommen also 46 Tage. Da an den sechs Sonntagen allerdings nicht gefastet wird, beträgt die effektive Fastenzeit 40 Tage.
Wenn es eine Zahl im Alten Testament gibt, die eine hohe Bedeutung hat, dann ist es die heilige 40: Während einer Sintflut regnete es 40 Tage und Nächte, die Israeliten wanderten 40 Jahre durch die Wüste. Moses wartete 40 Tage und Nächte auf dem Berg Sinai, wo er die Gebote des Volkes Israel erhielt. Und der Prophet Elia wanderte 40 Tage und Nächte zum Berg Horeb. Kein Wunder also, dass auch die Fastenzeit 40 Tage beträgt.
Aschermittwoch fällt jedes Jahr auf den Mittwoch, der genau 46 Tage vor Ostersonntag liegt. Er erinnert gläubige Christen daran, dass sie und alle Menschen auf der Welt vergänglich sind. Der Name ist eine Anspielung auf das Aschenkreuz, das Priester Gläubigen während eines Gottesdienstes auf die Stirn malen. Die gesegnete Asche besteht aus Palm- oder Buchsbaum-Zweigen.
Traditionell sah die Fastenzeit nicht irgendein beliebiges Opfer vor, sondern machte sehr konkrete Angaben dazu, wie gefastet werden sollte – beispielsweise sollte auf Vergnügen und Nahrung verzichtet werden. Das bedeutete allerdings nicht, dass die Christen 40 Tage lang überhaupt nichts essen durften. Eine Mahlzeit am Tag war gestattet.
Die Sonntage waren dabei wie erwähnt eine Ausnahme – an diesen Tagen sollte nach Belieben gegessen und geschlemmt werden. Kinder, Kranke und Senioren waren von den strengen Regeln der Fastenzeit ausgeschlossen, schließlich sollte die Gesundheit nicht gefährdet werden.
Heute hat die katholische Kirche ihre Regeln gelockert. In der Regel sollen gläubige Katholiken an Aschermittwoch und allen Freitagen während der Fastenzeit auf fleischhaltige Lebensmittel verzichten. Zudem ist am Aschermittwoch und Karfreitag nur eine Mahlzeit gestattet. Wichtig ist, dass der Verzicht deutlich wird und man nicht "mal eben nebenbei" fastet.
Einige Bistümer und Gemeinden zeigen sich sogar deutlich liberaler. Warum? Sicher kennst du viele Menschen, die keinen Glauben praktizieren oder sich gar von der Kirche abgewandt haben. Dies ist einer der Gründe dafür, dass der eigentliche Gedanke der Fastenzeit, also Besinnung und Buße, stark in den Hintergrund gerutscht ist. Stattdessen geht es heute oftmals darum, seine Gewohnheiten zu überdenken und auf Angewohnheiten zu verzichten, die unnötig oder gar schädlich sind – Rauchen zum Beispiel.
Aber auch Süßigkeiten, Fleisch und Fernsehen stehen bei vielen ganz weit oben auf der Beliebtheitsskala der Fastenzeit. Manche Kirchen rufen zu gemeinsamen Aktionen wie "Autofasten" auf. Auch wenn heute nur noch wenige fasten, um ihren Glauben zu stärken, so nutzen viele Menschen die Fastenzeit doch, um sich auf bessere Angewohnheiten zu besinnen.
Doch nicht nur im Christentum wird gefastet, auch in vielen anderen Religionen gilt die Fastenzeit als fester Bestandteil des Glaubens. Sie soll die Menschen besinnen und zur Erleuchtung führen. So feiert man im Judentum beispielsweise Jom Kippur. Das Versöhnungsfest ist der wichtigste Feiertag im Judentum, an dem Essen und Trinken verboten sind.
Im Islam fasten gläubige Moslems 30 Tage lang während des Ramadan. Die Nahrungsaufnahme ist erst nach Sonnenuntergang erlaubt und endet mit dem festlichen Fastenbrechen. Im Buddhismus sollen Meditationen und Fastenzeiten zur Erleuchtung führen und auch im Hinduismus gibt es zahlreiche Fastenregeln – um nur einige Beispiele zu nennen.
Die Fastenzeit muss nicht immer einen religiösen Hintergrund haben. Einige Menschen fasten auch aus gesundheitlichen Gründen, beispielsweise zum Abnehmen oder Entschlacken. So hat sich beispielsweise das Heilfasten zu einer beliebten Methode entwickelt, um den Körper zu entgiften.
Ob du fastest, zu welchen Bedingungen und aus welchem Grund, ist deine eigene Entscheidung. Grundsätzlich ist Fasten für den Körper nicht schädlich, sondern kann sogar sehr wohltuend sein. Informier dich vorher, welche Kriterien du beachten musst. Dann kann eigentlich nicht viel schiefgehen. Wir wünschen viel Spaß dabei und eine frohe Fastenzeit!