Mnemotechnik: Lerne effektiv auswendig und merke dir mehr

Lesezeit von 6 Minuten

Wer schon einmal von Mnemotechnik gehört hat, denkt vielleicht im ersten Moment an Gedächtniskünstler, die sich eine irrsinnige Anzahl an Fakten merken können und damit bei Wettbewerben antreten. Doch Mnemotechniken können uns auch im Alltag helfen, wenn wir uns Dinge merken müssen – sei es für den nächsten Vortrag, um dir deine Handynummer zu merken oder für einen Test in der Schule. Denn auch in unserer technisierten Welt ist es nach wie vor wichtig, bestimmte Dinge im Gedächtnis zu behalten.

Wir nehmen in diesem Artikel verschiedene Techniken für dich unter die Lupe und zeigen dir, wie du oder deine Kinder mit ihrer Hilfe effektiver auswendig lernen könnt.

Mnemotechnik – Was ist denn das?

Vielleicht stolperst du beim Lesen ein bisschen über den sperrigen Begriff und hast dich schon gefragt, ob es nicht doch „Memotechnik“ heißen müsste. Tatsächlich liest man auch diesen Begriff hin und wieder, korrekt ist aber Mnemotechnik. Diese Bezeichnung stammt aus dem griechischen und leitet sich ab von „mneme", was übersetzt so viel wie Erinnerung oder Gedächtnis bedeutet.

Schon die alten Griechen haben entdeckt, dass sie sich Dinge besser merken konnten, wenn sie an bestimmte Orte verknüpft waren. Auch im alten Rom arbeiteten Redner mit diesem Prinzip, wenn sie einen freien Vortrag halten wollten. Sie wandelten ihre Rede in vorgestellte Bilder um, indem sie sich zum Beispiel beim Reden vorstellten, durch ein Gebäude zu laufen. Waren bestimmte Inhalte des Vortrages mit markanten Orten im Gebäude verknüpft, fielen ihnen die Abschnitte automatisch ein, während sie gedanklich weiter liefen.

Die Psychologie hinter der Mnemotechnik

Doch warum funktioniert das? Nun, unser Gehirn hat eine riesige Kapazität, die wir eigentlich nie ganz nutzen. Außerdem ist unser Gedächtnis auf Effizienz ausgelegt: Alles, was für uns nicht relevant ist, vergessen wir, um unsere Speicher nicht mit unnötigen Informationen zu blockieren.

Neue Informationen hingegen, die als relevant eingestuft werden, merken wir uns. Und das klappt umso besser, desto mehr Verbundingen wir zu der neuen Information knüpfen können. Das kann bedeuten, dass die neue Information mit bereits gespeicherten Inhalten verknüpft wird, oder dass die neuen Informationen miteinander in Verbindung gebracht werden. Und genau diese Verbindungen entstehen durch Mnemotechnik.

mnemotechnik definition

Mnemotechnik: Welche Methode passt zu dir?

Wahrscheinlich nutzt du selbst auch schon die eine oder andere Mnemotechnik im Alltag, auch wenn dir das vielleicht noch gar nicht richtig bewusst ist. Damit du die verschiedenen Methoden etwas gezielter einsetzen kannst oder sogar die richtige Technik für ein ganz bestimmtes Vorhaben auswählen kannst, stellen wir dir im Folgenden ein paar Varianten der Mnemotechnik vor.

Assoziative Verknüpfungen

Bei dieser Mnemotechnik geht es darum, Begriffe mit Bildern zu verknüpfen, sodass eine kleine Geschichte entsteht. Einsetzen kannst du diese Methode so zum Beispiel, um dir eine Liste von Zahlen oder Wörtern einprägen zu können.

Ein Beispiel aus dem Alltag wäre die typische Einkaufsliste. Nehmen wir an, du möchtest Bananen, Milch, Spülmittel und Katzenfutter einkaufen. Nun musst du zu jedem Begriff ein möglichst einprägsames Bild finden. Anschließend verknüpfst du die Bilder miteinander, sodass sie in Zusammenhang miteinander gebracht werden.

Um keinen Artikel zu vergessen, könnte deine Geschichte etwa so aussehen: Du stellst dir einen Affen vor, der sich eine Banane in den Mund stopft. Davon bekommt der Affe Durst und trinkt eine Milch – aus einem Glas. Das führt dich zum Spülmittel, denn anschließend muss das Glas gespült werden. Beim Spülen springt dir deine Katze mitten ins Spülbecken und spritzt dich von oben bis unten nass. Das erinnert dich daran, dass du die Katze dringend mit Katzenfutter füttern musst.

Wenn du dir den Anker „Affe mit Banane" merkst, kannst du später die ganze Geschichte abrufen und dich so an alle Begriffe erinnern. Die Geschichte und damit die Wörter-Kette ließe sich beliebig verlängern.

Die Loci-Methode

Dies ist die wohl älteste Mnemotechnik, die schon von den alten Griechen angewandt wurde. Stelle dir einen bekannten Weg vor, an dem es einige markante Punkte gibt. Das kann zum Beispiel dein Arbeitsweg oder der Weg zum nächsten Bäcker sein. Vielleicht sehen deine Punkte in etwa so aus: Haustür, Straßenecke, Ampel, Bäckerei.

Wenn wir beim Einkaufsbeispiel bleiben, kannst du deine Liste so oder so ähnlich mit deinen Wegpunkten verbinden: An der Haustür hängt eine Banane. An der Straßenecke ist eine Milchpfütze. An der Ampel steht eine Flasche Spülmittel. Beim Bäcker liegt Katzenfutter in der Auslage. Wenn du deine Liste abrufen möchtest, gehst du gedanklich deinen Weg zur Bäckerei ab. Wenn du an die markanten Punkte kommst, fallen dir die Begriffe aus deiner Liste wieder ein.

Zahlen-Form-Systeme

Sich Zahlen wie etwa eine Pin oder eine Handynummer zu merken, ist für unser Gehirn gar nicht so einfach. Zahlen sind ziemlich abstrakt und deshalb wenig eingängig. Deshalb ist es hilfreich, sich für jede Ziffer zu überlegen, an welches Symbol sie dich erinnert. Die 0 könnte zum Beispiel für ein Ei stehen, die 1 für eine Kerze, die 2 für einen Schwan, die 3 für einen Dreizack, die 4 für einen Tisch und so weiter. Möchtest du dir nun eine bestimmte Zahl merken, kannst du die Symbole zu einer Geschichte verknüpfen.

Diese Mnemotechnik kannst du zum Beispiel auch einsetzen, wenn du dir bestimmte Jahreszahlen merken möchtest. Dann kannst du einfach das Ereignis mit deinen Zahlsymbolen verknüpfen. Willst du dir etwa einprägen, dass 1789 die Französische Revolution begann, könnte deine kleine Geschichte wie folgt aussehen: Angenommen, die 1 wird zur Kerze, die 7 zu einer Angel, die 8 zu einem Schneemann und die 9 zu einer Kaulquappe. Dann kannst du dir eine Frankreich-Flagge vorstellen, auf der eine Kerze steht. Von oben erscheint eine Angel, die die Kerze erwischen will. Ein Schneemann hält die Angel, und von oben fällt ihm eine Kaulquappe auf den Kopf.

Eine andere Variante ist, die Loci-Technik mit den Zahlsymbolen zu verbinden. Dann verknüpfst du die markanten Wegpunkte mit deinen Symbolen und gehst wie oben beschrieben die Stecke gedanklich ab.

ABC-Methode

Mit dieser Mnemotechnik lassen sich verschiedene Informationen in einer bestimmten Reihenfolge erlernen. Zunächst überlegst du dir zu jedem Buchstaben des Alphabetes einen Begriff, der mit dem Buchstaben beginnt (oder zu so vielen Buchstaben, wie du Informationen erlernen willst).

Heraus kommt eine Liste, die den Zahlsymbolen ähnelt. Sie könnte etwa so aussehen: A steht für Affe, B für Brot, C für Clown, D für Dose, E für Elefant, und so weiter.

Nun kannst du deine Informationen mit den einzelnen Buchstaben verbinden. Der Vorteil: So kannst du deine Fakten ähnlich wie bei der Loci-Methode in der richtigen Reihenfolge abrufen. Möchtest du zum Beispiel einen Vortrag über die Meilensteine der Medizin halten, kannst du dir einen tollwütigen Affen vorstellen (Tollwut-Impfung), ein Röntgenbild von einem Brot (Röntgenstrahlen), einen Clown, dem Blut abgenommen wird (Entdeckung der Blutgruppen), und so weiter.

Gedächtnis-Palast-Technik

Dies ist eine Mnemotechnik, mit der sich theoretisch eine unbegrenzte Menge an Informationen speichern lässt. Allerdings ist sie auch etwas komplexer als die bisher vorgestellten Methoden.

Um einen Gedächtnis-Palast zu nutzen, musst du dir zuerst einen aufbauen. Das bedeutet, du stellst dir deinen gedanklichen Palast detailliert vor. Welche Räume gibt es? Welche Möbel stehen in den Räumen, welche Farben haben die Wände und Dinge? Wie umfangreich dein Palast wird, bleibt dir überlassen. Du kannst natürlich auch nur zwei oder drei Räume ausgestalten.

Hast du deinen Palast gebaut, gehe ihn gedanklich immer mal wieder ab. Bevor du diese Technik nutzt, solltest du dir deine Räume samt Inhalt gut eingeprägt haben. Hast du alles gut verinnerlicht, kannst du deinen Palast ähnlich der Loci-Methode nutzen. Packe die Informationen, die du dir merken möchtest, an verschiedene Orte in deinem Palast. Stelle dir gedanklich vor, wie du bestimmte Begriffe auf diesen oder jenen Tisch oder auf eine bestimmte Kommode legst. Wenn du dann gedanklich durch das Gebäude läufst, kannst du die Informationen wieder abrufen.

Übung als Erfolgsfaktor

Egal, welche Mnemotechnik du nutzen möchtest: Ähnlich wie bei herkömmlichem Gedächtnistraining ist Übung ein entscheidender Faktor. Wenn du öfter eine der genannten Methoden nutzt, wirst du feststellen, dass es dir mit der Zeit immer leichter fällt.

Außerdem empfehlen wir dir, deine eigenen Bilder und Assoziationen zu nutzen. Das, was dir als Erstes einfällt, kann dein Gehirn am besten speichern. Auch kann es hilfreich sein, wenn du dir nicht nur eine bildhafte Vorstellung von den Dingen machst, sondern andere Sinne miteinbeziehst. Stelle dir zum Beispiel das Geräusch oder den Geruch vor, den deine Assoziation macht. Zugegeben, am Anfang mag das etwas schwierig sein, aber auch das kannst du üben.

Fazit: Mit Mnemotechnik zu einem besseren Gedächtnis

Der Einsatz von Mnemotechniken kann uns helfen, uns bestimmte Dinge einzuprägen – und uns somit ein Stückchen unabhängiger zu machen von technischer Unterstützung. Beim gezielten Faktenlernen, wie etwa in Schule oder Uni, kann Mnemotechnik eine große Erleichterung darstellen. Und ganz nebenbei fördert Mnemotechnik deine Kreativität und deine eigene Merkfähigkeit und ist damit das perfekte Training für deine grauen Zellen.

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