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Waldorfschule Konzept – ganzheitlich lernen ohne Leistungsdruck

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Waldorfschule Konzept – ganzheitlich lernen ohne Leistungsdruck

Ständiger Leistungsdruck, Prüfungsangst und schlechte Noten begünstigen Lernstress. Das staatliche Bildungssystem bietet Schülerinnen und Schülern nur wenig Unterstützung. Dadurch unterscheidet es sich vom Waldorfschule Konzept, das sich an der kindlichen Entwicklung orientiert und ganzheitliches Lernen ohne Leistungsdruck fördert. Die erste Waldorfschule entstand 1919 als private Schule für Kinder von Arbeiter:innen der Waldorf Astoria Zigarettenfabrik in Stuttgart.

Das Besondere an diesem Schulsystem besteht darin, dass jedes Kind in seinem persönlichen Tempo lernen kann. Der jeweils angestrebte Schulabschluss muss allerdings extern an einer staatlichen Schule absolviert werden.

Die Philosophie der Waldorfpädagogik verstehen

Die Philosophie der Waldorfpädagogik beschreibt Erziehung als Selbsterziehung. Mit dem Waldorfschule-Konzept wurde vor mehr als 100 Jahren erstmalig die Idee sozialer Gerechtigkeit im Bildungswesen verwirklicht.

Waldorfschulen waren die ersten Gesamtschulen, die das bis dahin übliche Auslese-Prinzip durch eine humane Pädagogik der individuellen Förderung ersetzten. In der Waldorfpädagogik stehen die Lernfortschritte jedes einzelnen Schülers im Mittelpunkt.

Interne Schulabschlüsse gibt es trotzdem. Zu diesem Zweck werden individuelle Lernziele definiert und anhand von Lernfortschritten dokumentiert. Am Ende des Schuljahres erhält jedes Kind ein detailliertes Berichtszeugnis ohne Schulnoten. Als ganzheitliches pädagogisches Konzept Waldorfschule ist diese Schulform eine bewährte Option zur staatlichen Regelschule.

Ganzheitliches Lernen und individuelle Förderung

An Waldorfschulen findet der Unterricht in Form von ganzheitlichem Lernen statt. Ganzheitlich bedeutet, sich nicht auf einzelne Schulfächer zu beschränken, sondern das Ganze im Blick zu haben. Gemäß dem Waldorfschule-Konzept ist der Schulunterricht in Schwerpunktthemen untergliedert. Diese werden als „Epochen“ bezeichnet.

Über mehrere Wochen beschäftigen sich die Schüler:innen mit einem bestimmten Themenbereich. Um den Wissensstand und die Fortschritte beim Lernen zu überprüfen, wird ein Lerntagebuch geführt. Dieses dient zugleich der Selbstreflexion.

Schulnoten als Basis der Leistungsüberprüfung sind im Waldorfschule Konzept erst ab dem neunten Schuljahr vorgesehen. Durch die Notenvergabe sollen die Kinder gezielt auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet werden.

Im Unterschied zur öffentlichen Regelschule bleiben Waldorfklassen bis zum Schulabschluss zusammen. Ein Sitzenbleiben gibt es nicht. Die Verschiedenartigkeit im Leistungsvermögen der Kinder finden im Waldorfschule Konzept besondere Berücksichtigung.

Das Prinzip des individuellen Lernens fördert leistungsschwache Schüler:innen. Vom Konzept der Waldorfschule profitieren auch begabte Kinder. Sie können ihre Talente frei entfalten und werden ermutigt, sich weiterentwickeln. Bereits ab der ersten Klasse werden in einer Waldorfschule zwei Fremdsprachen unterrichtet.

konzept waldorfschule

Der Lehrplan und die Lehrmethoden

Der Lehrplan an einer Waldorfschule weist ein breites Spektrum an Fächern auf. Zu den Unterrichtsfächern zählen neben Fremdsprachen und Gesellschaftswissenschaften auch handwerkliche und kreative Unterrichtseinheiten.

Typische Waldorfschulfächer sind Bewegungskunst (Eurythmie) und Gartenbau. Im Fach Eurythmie geht es darum, Töne und Laute durch Bewegungen darzustellen. Die Kinder üben, ihre Emotionen durch Tanz und Bewegung auszudrücken.

Anthroposophische Bewegungskunst ist eine eigenständige darstellende Kunst. Sie ist oft Teil von Bühneninszenierungen. Durch individuelle Bewegungen können Situationen dargestellt oder auch der eigene Name getanzt werden.

Die Lehrmethoden spiegeln das Waldorfschule-Konzept wider. Im Mittelpunkt stehen:

  • Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein
  • Erwerb von Handlungskompetenzen
  • Erlernen sozialer Fähigkeiten
  • Kreativität (künstlerisch und musisch)
  • Handwerkliches Geschick

Kinder, die eine Waldorfschule besuchen, werden als Individuen wahrgenommen. Das pädagogische Ziel besteht darin, Schüler:innen zu freien, selbstbestimmten Menschen zu erziehen.

Um das Erlernen sozialer Fähigkeiten zu erleichtern, wird vom ersten bis 13. Schuljahr im gleichen Klassenverband gelernt. Kreatives Denken und Fantasie regt dieser bildhafte Unterricht in den ersten Schuljahren bei den Kindern an.

Auf Leistungsdruck wird im Waldorfschule Konzept bewusst verzichtet. Bei Lernschwierigkeiten und schlechter Benotung wird kein Schulwechsel empfohlen. Das Wechseln der Schule ist zudem nicht notwendig. In einer Waldorfschule werden die wichtigsten Schulabschlüsse angeboten. Das sind:

  • Haupt- und Realschulabschluss
  • Abitur
  • Fachhochschulreife

Die Rolle der Künste und Handwerkskunst

Bildende Kunst und Handwerk spielen im Waldorfschule Konzept eine große Rolle. Die Einheit von Wissenschaft, Kunst und Religion ist die Grundlage für die Pädagogik Rudolf Steiners.

Der aus Österreich stammende Philosoph und Naturwissenschaftler, der die Anthroposophie entwickelte, gründete gemeinsam mit Emil Molt die erste Waldorfschule. Grundlage der Waldorfpädagogik bildet die von ihm entwickelte anthroposophische Menschenkunde.

Die Erkenntnis über die Entwicklungsphasen des Menschen prägen das Waldorfschule-Konzept. Zu den Inhalten gehören auch Bildende Künste und Handwerkskunst, um die kreativen Fähigkeiten des Kindes zu fördern. Handwerkliches Geschick ist erlernbar, lässt sich trainieren und verbessern.

Das von Rudolf Steiner beschriebene ganzheitliche Menschenbild ist heute noch aktuell.

Die Bedeutung der freien Bewegung und Naturverbundenheit

Im Waldorfschule Konzept wird der freien Bewegung und Naturverbundenheit eine enorme Bedeutung eingeräumt. Durch freie Bewegung werden die Koordinationsfähigkeit, der Gleichgewichtssinn und die Gelenkigkeit gefördert. Das freie Spiel auf dem Schulhof und dem Spielplatz ermöglicht den Kindern die freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit.

Die Erkenntnis, dass die Natur die Seele stärkt und Stress reduziert, ist im Konzept Waldorfschule tief verankert. Naturverbundenheit betrifft Emotionen und Gefühle. Deshalb findet der Unterricht an einer Waldorfschule regelmäßig auch in der Natur statt.

Bereits in den ersten Schuljahren vermittelt man den Kinder auf anschauliche Weise ein Erfahrungswissen über die Natur. Denn die Natur mit allen Sinnen zu erleben und zu erforschen, steht auf dem Lehrplan der Waldorfschulen ganz oben.

Die Rolle der Klassenlehrer:innen und Betreuung

Klassenlehrer:innen werden im Waldorfschule Konzept als wichtigste Bezugspersonen der Schulkinder betrachtet. Damit vom Tag der Einschulung an eine vertrauensvolle Beziehungsentwicklung entsteht, betreut eine Lehrkraft die Klasse über mehrere Schuljahre hinweg. Ein Wechsel der Pädagogen wird aus Rücksicht auf die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder vermieden.

Die Aufgabe der Fachkraft besteht darin, die Schüler:innen zu fördern und beim Lernen zu unterstützen. Lehrer:innen, die an einer Waldorfschule unterrichten, betrachten sich selbst als Impulsgeber und Mentoren. Unterricht und Betreuung basieren auf den drei Grundsätzen der Waldorfpädagogik:

  1. Jedes Kind in Ehrfurcht aufnehmen
  2. Kinder in Liebe erziehen
  3. Schülerinnen und Schüler in Freiheit entlassen

Die Individualität der Person wird dabei immer auf den drei Ebenen, der emotionalen, geistigen und physischen Ebene angesprochen. Eine pädagogische Fachkraft in einer Waldorfschule soll den Kindern durch ihr Handeln und moralisches Verhalten ein gutes Vorbild sein.

Herausforderungen und Kontroversen

Das Waldorfschule-Konzept unterscheidet sich vom staatlichen Schulsystem. Die Unterschiede sind oft Gegenstand pädagogischer Diskussionen. Im Zusammenhang mit dem Waldorfschulen-Konzept wird von Herausforderungen und Kontroversen berichtet.

Die wichtigste Kritik an dieser Schulform betrifft die Qualifikation des Lehrpersonals. Um als Lehrerin oder Lehrer an einer Waldorfschule zu unterrichten, ist kein klassisches Studium erforderlich. Viele Waldorf-Lehrkräfte haben einen anderen beruflichen Hintergrund.

Diese Vielfalt ist gleichzeitig ein großer Vorteil. Waldorf-Lehrerinnen und Lehrer bringen Kenntnisse aus verschiedenster Fachrichtungen mit. Vom breit gefächerten Wissensspektrum profitieren die Schüler:innen.

An den meisten Waldorfschulen gibt es keine klaren Lernpläne. Die fehlende Lernstruktur sorgt oftmals für Verwirrung und Unsicherheit. Der Wechsel in eine reguläre Schule kann sich schwierig gestalten.

Eine weitere Herausforderung ist die fehlende Benotung in den ersten acht Schuljahren. Da es keine Schulnoten gibt, werden Wissensdefizite unter Umständen erst spät erkannt.

Die Waldorfschule und die Vorbereitung auf das Leben

Bereitet die Waldorfschule Kinder wirklich angemessen auf das Leben vor? Schüler:innen stehen bei diesem ganzheitlich orientierten Schulsystem im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Das Lernen findet in einer Waldorfschule in entspannter Umgebung statt. Kreative Fähigkeiten werden ebenso gefördert wie natur- und geisteswissenschaftliche Begabungen. Theoretischer Unterricht, freie Bewegung und Naturverbundenheit ermöglichen die Entwicklung einer starken Persönlichkeit.

Als Vorbereitung auf das Leben bieten die Waldorfschulen auch Schüler:innen, die als Quereinsteiger:innen aufgenommen werden, die Möglichkeit an, sich frei zu entfalten.

Der Einfluss der Waldorfpädagogik auf die Gesellschaft

Waldorfschulen gibt es in Deutschland seit mehr als 100 Jahren. Das vom Anthroposophen Rudolf Steiner entwickelte Schulsystem hat sich als pädagogische Option zum herkömmlichen Schulsystem bewährt.

Die Waldorfpädagogik überbrückt die Unterschiede zwischen Arm und Reich. Der Zugang zu einer Waldorfschule steht grundsätzlich allen Schüler:innen, unabhängig von ihrer Herkunft, offen. Das Waldorfschule-Konzept erfüllt kulturelle, ökologische und ökonomische Bedingungen. Im Unterricht wird nicht nur Wissen vermittelt, sondern die individuellen Fähigkeiten der Kinder gefördert.

Schlussfolgerung: Dein Einblick in das Waldorfkonzept

Ist das Waldorfschule-Konzept eine Option für deine Kinder? Möchtest du, dass sie mit weniger Lernaufwand lernen und mehr Spaß am Unterricht haben? Als praktische Lernhilfe halten wir für dich das Gratis E-Book: Die 10 besten Tipps für Spaß und Erfolg beim Lernen bereit. Die praxiserprobten Tipps des Lernexperten Markus Hofmann sollen dir helfen, deine Kinder beim Lernen zu unterstützen.

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