Wer Kinder hat, der kennt es: Manchmal scheinen sie sich im rasanten Tempo zu entwickeln. Dann gibt es wiederum Phasen, in denen die Entwicklung zu stagnieren scheint. Dies erstreckt sich über das Laufen- und Sprechenlernen, die ersten schulischen Herausforderungen bis hin zur körperlichen und mentalen Reifung in der Jugendzeit.
Macht ein Kind nicht dieselben Fortschritte wie seine Altersgenossen, sind viele Eltern schnell beunruhigt. Entwicklungsstufen bieten eine Orientierung, in welchem Alter Kinder welche kognitiven Fähigkeiten durchschnittlich erlangen. Diesbezüglich gibt es verschiedene Modelle, die wir uns nachfolgend einmal näher anschauen möchten.
Der Schweizer Biologe Jean Piaget gilt als einer der angesehensten Wissenschaftler im Bereich der kindlichen kognitiven Entwicklungspsychologie. Er unterteilt die kindliche Entwicklung in folgende vier Stufen:
Maria Montessori ist eine der ersten weiblichen Ärzte in Italien Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gewesen. Ihre Aufmerksamkeit gilt vor allem benachteiligten Kindern aus den Arbeitervierteln. Basierend auf ihren langjährigen Erfahrungen konzipierte sie ein 3-Stufen-Modell, das einem sechsjährigen Rhythmus folgt:
Der deutsch-amerikanische Psychoanalytiker Erik Homburger Erikson unterteilt die kognitive Entwicklung eines Menschen in acht Stadien:
In der Kindheit werden Fähigkeiten und Erfahrungen erworben, die einen Menschen für das gesamte Leben prägen. Werden Entwicklungsstufen ausgelassen oder nicht vollständig durchlaufen, kann das weitreichende Konsequenzen haben.
Laut Piaget kann eine nächste Entwicklungsstufe erst dann erreicht werden, wenn die vorherige abgeschlossen ist. Gerät die Entwicklung an einer Stelle ins Stocken, ist demzufolge der gesamte Prozess beeinträchtigt. Daher ist es so wichtig, Entwicklungsverzögerungen aufmerksam zu beobachten.
Insbesondere im Bereich Schule und Lernen fällt besonders deutlich auf, wenn ein Kind nicht dieselben Entwicklungsstufen durchmacht wie seine Klassenkameraden. Lernblockaden sind durchaus keine Seltenheit. In vielen Fällen sind schlechte Noten und Schulverweigerung ein Hinweis auf andere Problematiken im zwischenmenschlichen Bereich, z. B. Mobbing durch Mitschüler oder Lehrer.
Bei rund 13,3 % aller Kinder liegt laut Studien jedoch eine diagnostizierbare Lernstörung vor, welche jedoch nicht zwingend mit einem niedrigen IQ einhergehen muss. Ein Lerncoach kann deinem Kind dabei helfen, seine natürliche Freude am Lernen wiederzuentdecken und sein persönliches Potenzial auszuschöpfen.
Tipp: Auch du als Elternteil kannst eine Ausbildung zum Lerncoach absolvieren, um dein Kind und ggf. andere Kinder noch besser zu unterstützen. Ebenso um herauszufinden, was für ein Lerntyp dein Kind bist und wie du darauf abgestimmt seine Lernzeit verbessern kannst. Zum Einstieg möchten wir dir unser kostenloses E-Book „Die 10 besten Tipps für Spaß und Erfolg beim Lernen“ ans Herz legen.
Forscher sind sich einig: Der Grundstein für eine gesunde Entwicklung wird in den ersten Lebensjahren gelegt. Als Elternteil kannst du also eine Menge zum reibungslosen Durchlaufen der seelischen und körperlichen Entwicklungsstufen deines Kindes beitragen.
In diesem Zusammenhang möchten wir dir das Fachbuch „Grundlagen der Entwicklungspsychologie“ von Dr. Gabriele Haug-Schnabel und Dr. Joachim Bensel empfehlen. In ihrem renommierten Werk befassen sich die Experten mit der kognitiven Entwicklung in den ersten zehn Lebensjahren und fassen die aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse verständlich zusammen.
Neben den mentalen spielen auch die physischen Entwicklungsstufen eine tragende Rolle, um eines Tages ein vollwertiges Erwachsenenleben führen zu können. Daher werden Kinder im Rahmen der sogenannten U-Untersuchungen engmaschig untersucht. Die Abstände zwischen den U-Untersuchungen beim Kinderarzt vergrößern sich jedoch im Laufe der Zeit.
Neben der Untersuchung motorischer und sprachlicher Fähigkeiten werden Kinder bei jedem Untersuchungstermin gemessen und gewogen, um sicherzustellen, dass sie sich altersgerecht entwickeln. Fallen extreme Wachstumsverzögerungen auf, sind eventuell eine Bestimmung des Knochenalters und ggf. eine Substitution mit Wachstumshormonen erforderlich.
Irgendwann zwischen dem elften und dreizehnten Lebensjahr beginnt schließlich die Pubertät, in der Fachsprache als Adoleszenz bezeichnet. Jungen sind hierbei meist ein wenig später dran als Mädchen. Ein letzter Wachstumsschub folgt und die sekundären Geschlechtsmerkmale bilden sich aus. Am Ende der Pubertät sind aus den Mädchen und Jungen erwachsene Frauen und Männer geworden.
Um mit anderen Menschen interagieren zu können, benötigen Kinder soziale und emotionale Kompetenzen. Diese sind jedoch nicht angeboren, sondern müssen erlernt werden. Hierbei spielen die ersten Bezugspersonen des Kindes - die Eltern - eine entscheidende Rolle. Indem sie sich ihrem Kind zuwenden und auf seine Bedürfnisse eingehen, wird das Urvertrauen gestärkt, welches sich stark auf spätere Beziehungen auswirkt.
Im Kindergarten kommen die Kinder dann erstmals längerfristig mit Gleichaltrigen in Kontakt. Um sich in der Gemeinschaft zurechtzufinden, müssen sie zunächst ihre eigenen Emotionen kennenlernen, bevor sie Empathie entwickeln können. Dies ist ein Entwicklungsprozess, der sich in den verschiedenen Entwicklungsstufenmodellen wiederfindet.
Wie zuvor erwähnt, ist das Bindungsverhalten, das dein Kind zu dir als Elternteil hat, maßgeblich dafür, ob es sich anderen Menschen öffnen kann. Je sicherer gebunden ein Kind an seine engsten Bezugspersonen ist, umso leichter fällt es ihm, Kontakte zu knüpfen. In diesem Zusammenhang sind die Bindungstheorien von Bowbly und Ainsworth aufschlussreich.
Laut Piaget sind vor allem zwei Aspekte für die kognitive Entwicklung von Kindern entscheidend: die Assimilation und die Akkommodation. Assimilation bedeutet, dass das Kind ihm bereits bekannte Schemata auf neue Umwelterfahrungen anwendet. Beispiel: Ein Kind, das weiß, wie man einen Apfel isst, wird auch problemlos eine Birne essen können.
Akkommodation ist die nächste Stufe nach der Assimilation. Das Kind wird mit Umweltreizen konfrontiert, die es durch Assimilation nicht bewältigen kann, da es noch keine vergleichbaren Erfahrungen gemacht hat. Es ist aber in der Lage, sich der Situation anzupassen und seine Erfahrungswerte zu erweitern, sodass es eine Lösung findet und langfristig dazulernt.
Alle Eltern möchten selbstverständlich die Entwicklung ihres Kindes bestmöglich fördern. Die nachfolgenden Tipps können dich dabei unterstützen:
Gehe bereits im Säuglingsalter auf die Bedürfnisse deines Kindes so schnell wie möglich ein. Keine Sorge, du verwöhnst oder verziehst es damit nicht, sondern stärkst das elementar wichtige Urvertrauen. Lasse einen Säugling keinesfalls alleine schreien und begleite dein Kleinkind einfühlsam bei Wutanfällen, statt es zu ignorieren.
Kinder wollen die Welt mit allen Sinnen erkunden. Unterstütze sie dabei, indem du ihnen immer wieder neue Anregungen bietest. Diese sollten selbstverständlich altersgerecht sein. Gehe mit deinem Kind nach draußen, statt es vor dem TV zu parken. Lasse dich von der kindlichen Neugierde anstecken und lernt gemeinsam neue Dinge.
Bedenke, dass die Entwicklungsstufen zwar eine gute Orientierung bieten, aber dennoch jedes Kind individuell ist. Es ist also keinesfalls tragisch, wenn dein Kind eine Entwicklungsstufe erst später erreicht als andere. Sofern kontinuierliche Fortschritte zu beobachten sind, wenn auch in einem eigenen Tempo, ist alles in Ordnung.
Die Entwicklungsstufen sind Meilensteine in der kognitiven Entwicklung deines Kindes. Es wird alle Stufen in seinem Tempo durchlaufen, bis es zum Ende der Adoleszenz die kognitiven Fähigkeiten eines Erwachsenen besitzt.
Solltest du den Eindruck haben, dass die Entwicklung aus den verschiedensten Gründen ins Stocken gerät, was sich vor allem anhand schlechter schulischer Leistungen bemerkbar macht, kann ein Lerncoach eine wertvolle Unterstützung für dein Kind sein.