Du hast das Bedürfnis nach mehr Abwechslung, doch dein Partner wünscht sich Ruhe und Entspannung? Du willst im Beruf vorankommen, aber es läuft nicht nach deinen Vorstellungen? Grundsätzlich geht es dir gut, trotzdem fühlst du dich manchmal unzufrieden.
Dabei sind doch alle deine menschlichen Bedürfnisse erfüllt: Du hast genug Essen auf dem Tisch, lebst in einer netten Umgebung und kommst einigermaßen im Job klar. Trotzdem fühlst du dich von deinen eigenen Bedürfnissen getrieben. Ein genauer Blick auf das Thema lohnt sich offensichtlich.
Bei der Definition von Bedürfnissen liest du Wörter wie Wünsche, Ansprüche und Motivation. Doch wo enden die Grundbedürfnisse und an welchem Punkt beginnen deine individuellen Bedürfnisse?
Die Grundbedürfnisse des Menschen sind mit materiellen Notwendigkeiten verbunden. Bei menschlichen Grundbedürfnissen handelt es sich um elementare Notwendigkeiten. Nur wenn diese erfüllt sind, ist ein menschenwürdiges Leben möglich.
Die Psychologie definiert ein Bedürfnis als Erlebnis eines Mangels, mit dem gleichzeitigen Wunsch, diesen Mangel zu beheben. Hier zeigt sich die Nähe von Bedürfnis und Motivation. Auch in der Philosophie und anderen Wissenschaften ist eine gewisse Verwandtschaft von Bedürfnis und Motiv zu sehen.
Zuerst einmal müssen also deine Grundbedürfnisse erfüllt sein, die auch Bedürfnisse erster Ordnung heißen. Sie beziehen sich auf die menschlichen Lebensfunktionen und beinhalten:
Diese Grundbedürfnisse existieren nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere.
Bei den Bedürfnissen zweiter Ordnung, also den abgeleiteten Bedürfnissen, handelt es sich hingegen um typische Bedürfnisse des Menschen. Mehr Sicherheit und Schutz, soziale Nähe und Anerkennung, persönliche Entfaltung und individuelle Ziele gehören in diese Kategorie.
In der folgenden Aufstellung sind die wichtigsten menschlichen Bedürfnisse kurz zusammengefasst:
Bei einem individualisierten Bedürfnis handelt es sich um einen speziellen Wunsch, der nicht allgemeingültig ist. Zum Beispiel möchtest du nicht nur irgendeinen Job ausüben, sondern einen bestimmten Beruf ausüben.
Nur, wenn deine wichtigsten Bedürfnisse gestillt sind, kannst du dein Leben genießen. Das erkennst du, wenn du die verschiedenen Bedürfnis-Kategorien betrachtest. Bei den körperlichen Bedürfnissen geht es vor allem um Luft und Wasser, Ernährung, Schlaf, Bewegung, Wärme, Lebensenergie, Gesundheit, Hygiene und Lebenserhaltung. Im weiteren Sinne gehören auch Heimat und Distanz dazu.
Geistige Bedürfnisse beziehen sich beispielsweise auf eine gewisse Ordnung, inneren Frieden, Harmonie und Ästhetik. Dazu kommt das Bedürfnis nach Autonomie, also nach Selbstbestimmung und Freiheit. Bei der persönlichen Entwicklung geht es dir um Erfolge und Kreativität. Lernen, Individualität und Engagement sind weitere wichtige Bestandteile.
Deine eigene innere Stimme sagt dir, ob dein äußeres Leben mit deinen Werten harmoniert. Bist du mit dir selbst im Reinen? Authentizität und Identität sind nicht zu unterschätzende Bedürfnisse. Struktur und Privatsphäre erfüllen deine Sicherheitsbedürfnisse. Liebe, Freundschaft, Ehrlichkeit, Toleranz, Intimität und weitere positive Werte gehören zu den sozialen Bedürfnissen.
Jeder Mensch hat seine eigenen Prioritäten und Bedürfnisse. Wenn du diese verleugnest, fällt es dir schwer, zufrieden zu sein. Wenn du jedoch selbst handelst, um deine Wünsche zu erfüllen, verbessert sich deine Lebensqualität. Oft sind Kompromisse nötig, um anderen Menschen nicht im Weg zu stehen – schließlich möchtest du deine Familie und Freunde nicht vor den Kopf stoßen. Dann solltet ihr eure verschiedenen Wünsche gut aufeinander abstimmen.
In dem Moment, in dem du ein bestimmtes Bedürfnis verspürst, begreifst du, dass dir etwas zu deinem Glück fehlt. Oft entwickelt sich daraus eine Veränderung. Die folgenden Beispiele helfen dir dabei, deine zentralen und speziellen Bedürfnisse zu definieren und selbst zu erfüllen.
Deine Arbeit gefällt dir ganz gut. In letzter Zeit häufen sich aber die Aufgaben und die Deadlines sind kaum noch zu schaffen. Jeden Tag schuftest du 10 Stunden lang und kommst nicht zur Ruhe. Darum wächst dein Bedürfnis nach Entlastung. Doch erst am Wochenende kannst du dich erholen, und dann wünscht sich die Familie deinen Beistand.
Lösungsmöglichkeiten: Bitte deinen Chef um kürzere Arbeitszeiten oder um Unterstützung. Oder bitte deine Familie um Nachsicht – die stressige Phase wird bald vorbei sein.
Von deinem Schreibtischjob bekommst du Verspannungen und Rückenschmerzen. Doch die Arbeit selbst macht Spaß, vor allem, wenn du im Flow bist. Mit der Zeit wächst dein Bedürfnis nach Bewegung und gezielten Übungen.
Lösungsmöglichkeiten: Gestalte deinen Arbeitsplatz ergonomisch, und mach regelmäßig deine Fitness- und Entspannungsübungen. Auch lange Spaziergänge erfüllen dein körperliches Bedürfnis nach Bewegung.
In deiner Beziehung haben sich viele Routinen eingeschlichen. Du wünschst dir mehr Abwechslung – vielleicht möchtest du mal wieder in die Disco gehen oder einen kleinen Städtetrip machen. Doch dein Partner winkt ab: Er bevorzugt die Ruhe und Entspannung.
Lösungsmöglichkeiten: Gemeinsam findet ihr kleine Abwechslungen, die etwas Schwung in eure Beziehung bringen. Ein Abend im Kino, schön essen gehen – hier ist etwas Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten gefragt, damit keiner zu kurz kommt.
Im Laufe deines Lebens verändern sich deine Wünsche und Bedürfnisse. Über die Jahrhunderte und Epochen hinweg haben sich sogar die Grundbedürfnisse der Menschen verändert. Die Entwicklung der Wertvorstellungen und der Wandel der Möglichkeiten haben großen Einfluss auf diese Veränderungen. Das zeigt sich vor allem bei den geistigen Bedürfnissen, die von der Gesellschaft und auch von dem kulturellen Hintergrund bestimmt werden.
In Krisenzeiten ist diese Veränderung besonders deutlich zu erkennen. Wenn die physische Existenz bedroht ist, rücken die Grundbedürfnisse in den Vordergrund. Doch die individuellen Träume und Wünsche verschwinden nicht komplett. Das ist daran zu erkennen, dass die Nachfrage an spiritueller Hilfe in schwierigen Phasen ansteigt.
Deine eigenen Wünsche passen sich ebenso an deinen Lebenslauf an. In guten Phasen steigert sich dein Bedürfnis nach mehr Freizeit und Inspiration. Wenn es dir schlecht geht, wirst du bescheidener und erträumst dir mehr finanzielle Sicherheit.
Für deine innere Entspannung ist es wichtig, dass du deine eigenen Bedürfnisse wahrnimmst und auch für sie einstehst. Wie sehen deine inneren Wünsche aus – was fehlt dir gerade jetzt?
Oft ist von Bedürfnistöpfen die Rede: Wenn diese Töpfe gut gefüllt sind, verspürst du Zufriedenheit. Doch die Liste verändert sich immer etwas, und auch die Füllhöhe schwankt.
Erstelle eine Liste mit deinen wichtigsten Bedürfnistöpfen und notiere dir den gefühlten Füllstand. Dafür verwendest du eine Skala von 0 bis 10 (leer bis voll), oder du zeichnest den Pegel ein. Diese Bedürfnisliste lässt sich immer wieder erweitern und aktualisieren.
Die Bedürfnistöpfe mit einem geringen Füllstand zeigen an, was dir besonders fehlt. Wenn du dir diesen Mangel bewusst machst, kannst du etwas verändern. Gib deinem Bedürfnis nach mehr Sport und Abenteuer nach. Erfülle deinen Wunsch nach mehr Familienleben. Schreib eine Bewerbung für die angestrebte Stelle.
Möglicherweise brauchst du Hilfe, um dein Bedürfnis zu erfüllen. In diesem Fall solltest du nicht zögern, sondern um Unterstützung bitten.
Prüfe deine Bedürfnistöpfe regelmäßig. So fällt es dir leichter, Entscheidungen zu treffen. Geht der Besuch der Schwiegereltern am Wochenende in Ordnung, oder stört das dein Bedürfnis nach Ruhe? Bevorzugst du die entspannte Pauschalreise mit dem Flugzeug oder die unabhängige, individuelle Reise mit dem Auto?
Lerne, deine Bedürfnisse richtig einzuschätzen. Hör auf dein inneres Kind, das seine Wünsche nicht verbirgt. Mach dir Gedanken über die Konsequenzen – für dich selbst und für die anderen.
Einerseits drängen dich deine Bedürfnisse zu einer bestimmten Aktion – andererseits möchtest du niemanden verletzen und wünschst dir Anerkennung. Darum fällt es dir schwer, „Nein“ zu sagen. Doch mit dem „Nein“, das du irgendwann doch aussprichst, sagst du zu deinem inneren Kind „Ja“.
Um das Bedürfnis nach einer Ruhepause zu erfüllen, ist eine solche Abgrenzung unverzichtbar. Indem du auf deine innere Stimme hörst, schützt du dich vor Nervosität und Angstzuständen.
Die folgenden 6 Tipps helfen dir dabei, dein inneres Kind zufriedenzustellen.
Deine individuellen Bedürfnisse bringen dich manchmal zum Schwanken: Du willst mehr Geld haben, aber nicht so viel arbeiten. Du wünschst dir ein abenteuerliches Leben, möchtest aber keine langen Reisen machen. Du möchtest Achtsamkeit trainieren, bist aber oft stressigen Phasen ausgesetzt. Dazu kommen noch die vielen Ansprüche, die andere Menschen an dich haben. Wie kannst du das alles unter einen Hut bringen?
Denk an dein inneres Kind. Such nach einer guten Balance zwischen Bedürfniserfüllung und Kompromiss. Im Leben geht es immer etwas auf und ab – ebenso wie bei den Bedürfnistöpfen. Mit der Zeit findest du deinen eigenen Weg, deine Wünsche zu erfüllen oder sie an deine Lebenssituation anzupassen. Denn die Bedürfnisse entwickeln sich weiter, ebenso wie deine Persönlichkeit.