Er ist lästig, laut und leider immer präsent: dein innerer Kritiker. Sicher kennst du ihn auch. Er ist diese fiese kleine Stimme in deinen Kopf, die dich immer wieder kleinredet und davon abhält, das Leben zu führen, das du dir so sehr wünschst. Dein innerer Kritiker redet dir ein, dass du deine Ziele niemals erreichen wirst. Das Fatale daran ist, dass er fast immer Recht behält. Denn er verunsichert dich so lange bis du den Mut verlierst. Doch das ist jetzt vorbei! In diesem Magazinartikel verraten wir dir, wo dein innerer Kritiker herkommt, was ihn antreibt und wie du den nervigen Feind in deinem Kopf besiegst. Los geht’s!
Der innere Kritiker begleitet dich vermutlich nicht erst seit gestern, sondern schon seit vielen Jahren. Genau genommen ist er in einer Zeit entstanden, an die du dich nicht einmal mehr erinnern kannst: deine frühe Kindheit. Als kleines Mädchen oder kleiner Junge warst du von deinen Eltern abhängig. Ohne sie hättest du nicht überleben können. Du warst auf ihre Liebe und Zuweisung angewiesen. Durch diese Abhängigkeit hast du alles, was deine Eltern für richtig oder falsch empfanden, ungefiltert übernommen ohne es kritisch zu hinterfragen. Anschließend hast du dein Verhalten angepasst, um ja nicht negativ aufzufallen.
Deine Eltern haben dir mit Worten oder Handlungen zu verstehen gegeben, wenn du etwas richtig oder falsch gemacht hast. Ob Lob oder Kritik, du hast als kleines Kind jede Reaktionen deiner Eltern beobachtet und versucht, Fehler kein zweites Mal zu begehen. Das ist völlig normal, denn Kinder halten das, was ihre Eltern ihnen vorleben und erklären, für richtig und wahr. Gleichzeitig versuchen sie, ihren Eltern zu gefallen, um positive Resonanz zu erhalten. Es handelt sich also um klassische Konditionierung des eigenen Verhaltens.
Im Laufe der Zeit haben sich die Aussagen, Regeln und Glaubenssätze deiner Eltern in deine eigenen verwandelt. Vielleicht hat dein Vater dich mehrfach zurechtgewiesen, wenn du zu laut gelacht hast. Aus der eigentlichen Schlussfolgerung „Papa stört es, wenn ich zu laut lache“ entstand im Laufe der Zeit der Glaubenssatz „Ich darf nicht laut lachen“. Der einfache Grund dafür ist, dass wir der Kritik unserer Eltern und ihren möglichen Bestrafungen zuvorkommen wollen. Indem wir nicht mehr laut lachen, entgehen wir beispielsweise einem negativen Kommentar seitens unseres Vaters.
Sobald wir bemerken, dass wir zu laut lachen, kritisieren wir uns selbst, bevor es ein anderer kann. Dadurch werden wir zu unserem eigenen Kritiker und richten über uns. Wir wenden selber die Regeln und Werte an, die wir irgendwann von unseren Eltern erlernt und übernommen haben. Ob diese Regeln und Werte richtig und förderlich für uns sind, hinterfragen wir gar nicht erst, sondern übernehmen sie ohne Wenn und Aber. Auf diese Weise erschaffen wir unseren inneren Kritiker, der uns von nun an ständig zurechtweist, kritisiert und kleinredet.
Wir lassen unser Denken und Handeln selbst dann noch von unserem inneren Kritiker bestimmen, wenn wir schon lange erwachsen und nicht mehr abhängig von unseren Eltern sind. Dabei könnten wir inzwischen längst unsere eigenen Regeln aufstellen, ohne befürchten zu müssen, dass uns jemand im Außen kritisiert oder gar bestraft. Doch anstatt den Glaubenssatz „Ich darf nicht laut lachen“ zu hinterfragen, nehmen wir uns weiterhin zurück und achten darauf, bloß nicht aufzufallen. Und das nur, weil wir tief in uns überzeugt davon sind, dass lautes Lachen falsch ist und wir andere Menschen damit stören.
Manche dieser Glaubenssätze sind uns nicht einmal bewusst. Sie bestimmen unseren Alltag, leiten unser Leben und stehen unseren Träumen, Wünschen und Visionen im Weg. Kommt dir das bekannt vor? Dann beruht auch dein innerer Kritiker auf den Regeln und Überzeugungen, die du als Kind erlernt und seitdem nie wieder abgelegt hast. Du trägst sie mit dir durchs Leben und lässt dich seit vielen Jahren von ihnen beeinflussen. Wir finden, es wird Zeit, deinen inneren Kritiker zu bezwingen!
Die gute Nachricht lautet: Alles, was du erlernt und dir antrainiert hast, kannst du auch wieder abtrainieren. Jeden negativen Glaubenssatz aus deiner Kindheit kannst du überschreiben und durch einen positiven ersetzen. Starte am besten jetzt gleich damit, deinen inneren Kritiker zu zähmen. Wir verraten dir in zwei einfachen Schritten, wie’s geht!
Als Erstes solltest du dir bewusst machen, dass deine Glaubenssätze ein Teil von dir sind, dich als Person aber nicht auszeichnen: Du bist nicht deine Gedanken und deine Gedanken sind nicht du. Sie sind ein Konstrukt deiner Erziehung, deines Umfelds, deiner Erfahrungen und vieler weiterer Faktoren, aber sie arbeiten nicht immer für dich. Negative Gedanken sind beispielsweise kontraproduktiv. Aber nur, weil du negative Gedanken hast, bist du kein negativer Mensch und führst nicht zwangsläufig ein negatives Leben. Oder anders gesagt: Nur weil wir etwas denken, heißt das nicht, dass es wahr ist. Wenn dir dies bewusst wird, distanzierst du dich automatisch von deinem inneren Kritiker.
Sobald du dich von deinem inneren Kritiker distanziert hast, solltest du deine negativen Glaubenssätze prüfen: Woher kommen sie? Wie lange begleiten sie dich schon? Und sind sie wahr überhaupt wahr – oder ist lautes Lachen eigentlich gar nicht so störend wie du immer dachtest? Je rationaler du deine negativen Glaubenssätze betrachtest, desto leichter kannst du sie auflösen. Das geschieht am besten, indem du konstruktiv gegen sie vorgehst. Auf diese Weise bezwingst du deinen inneren Kritiker und hebst antrainierte Blockaden endgültig auf.