Storytelling: Die große Kunst des Geschichtenerzählens

Lesezeit von 8 Minuten

Storytelling begegnet uns jeden Tag in unterschiedlichster Form. Wenn du deinem Partner von deinem Arbeitstag erzählst oder dich mit Freunden über Urlaubserlebnisse austauschst, so fällt dies bereits unter die Kategorie des Storytellings. Ein menschliches Zusammenleben, ohne dass man verbal miteinander interagiert, gibt es praktisch nicht.

Dennoch ist Storytelling nicht gleich Storytelling. Es handelt sich um eine ausgefeilte Technik, die viel mehr als das bloße Weitererzählen von Erlebnissen und Geschichten umfasst. Insbesondere im professionellen Speaker-Bereich gibt es einiges zu beachten.

Was ist Storytelling überhaupt?

Gelungenes Storytelling beschreibt die Kunst, eine Geschichte so fesselnd und unterhaltsam zu erzählen, dass sie die Zuhörer in den Bann zieht. Das Stichwort lautet: Emotionen wecken. Ein und dieselbe Information kann dich je nachdem, auf welche Weise sie vermittelt wurde, entweder zutiefst berühren oder vollkommen kalt lassen.

Beim Storytelling kommt es darauf an, die Herzen der Zuhörer zu erreichen. Hierbei werden möglichst viele Sinne angesprochen. Von daher verwundert es nicht, dass die Methode vor allem im Marketingbereich zum Einsatz kommt: Gute Werbung ist gleichbedeutend mit gutem Storytelling.

Unabhängig vom konkreten Inhalt der (Werbe-)Botschaft orientiert sich gutes Storytelling an einem wie folgt aufgebauten Spannungsbogen:

  1. Beschreibung der Ausgangslage, die für den Zuhörer emotional ergreifend sein muss.
  2. Vorstellung eines sympathischen Protagonisten.
  3. Ein Konflikt, den es zu überwinden gilt.
  4. Eine nachvollziehbare Entwicklung mit deutlicher Veränderung (Vorher-Nachher-Effekt).
  5. Höhepunkt inklusive Fazit, das der Zuhörer in seinem Alltag anwenden kann.
storytelling keynote speaker

Storytelling lernen leicht gemacht: 10 Tipps für gute Geschichten

Manche Menschen haben ein angeborenes Talent dafür, mitreißende Geschichten zu erzählen. Falls dies auf dich nicht zutrifft, bedeutet dies jedoch keineswegs, dass es sich für dich nicht lohnt, dich mit dem Thema zu befassen.

Selbstverständlich ist ein gewisses Grundtalent zum Geschichtenerzählen von Vorteil. Dennoch ist Storytelling im Grunde genommen ein Handwerk, das man erlernen kann. Folgende Tipps können dich dabei unterstützen:

1. Suche dir geeignete Vorbilder

Um Storytelling zu erlernen, solltest du dir anschauen, wie erfolgreiche Speaker es machen. Auf Youtube oder auch im Fernsehen findest du zahlreiche Inspirationen und Anregungen. Welches Thema der Speaker behandelt, ist zweitrangig. Wichtig ist, dass er sein Publikum zu faszinieren versteht.

2. Werde dir deiner Botschaft bewusst

Damit deine Story keine leblose Aneinanderreihung von Worten und Sätzen bleibt, solltest du dir im Vorfeld überlegen, welche Botschaft du deinen Zuhörern mit auf den Weg geben willst: Welchen Nerv möchtest du treffen? Konkretisiere die Pointe deiner Geschichte so genau wie möglich.

3. Achte auf Authentizität

Versuche nicht, deinem Publikum irgendetwas vorzuspielen. Das fällt schneller auf, als dir lieb ist. Zeige dich wie du bist und erzähle eine authentische Geschichte, die mit deinen persönlichen Werten und Vorstellungen konform ist. Nur auf diese Weise wird es dir gelingen, andere Menschen für dich und dein Thema einzunehmen.

4. Keine Angst vor lauten Emotionen

Wie bereits erwähnt, lebt ein gutes Storytelling von Emotionen. Es ist also durchaus erwünscht, dass du während deiner Rede kraftvoll die Stimme hebst, lachst oder vielleicht auch weinst. Im Idealfall tut dein Publikum es dir gleich. Nichts verbindet Menschen so sehr miteinander wie vereinte Freude, Trauer oder Leidenschaft.

5. Sei jemand, mit dem man sich identifizieren kann

Gutes Storytelling berührt die Lebensrealität der Zuhörer. Daher ist es unerlässlich, dass sie sich mit dir als Speaker identifizieren können. Um dies zu erreichen, solltest du menschlich auftreten. Es kommt nicht darauf an, auf der Bühne bewundert zu werden, sondern das Publikum emotional zu erreichen. Sprich daher offen über deine Hoffnungen, Ängste und Erfahrungen zum jeweiligen Thema.

6. Vorbereitung auf das Publikum

Um die Zuhörerschaft emotional abzuholen, musst du zunächst einmal wissen, mit wem du es genau zu tun hast: Welche Zielgruppe hört dir zu? Wie sieht der Alltag dieser Menschen aus? Was wissen sie bereits über das Thema und welche neuen Erkenntnisse erwarten sie sich von deinem Vortrag? Eine gute Vorbereitung ist beim Storytelling unverzichtbar.

7. Sorge für ein Aha-Erlebnis

Das Ziel deines Vortrags besteht selbstverständlich darin, dass deine Zuhörer neue Erkenntnisse mit nach Hause nehmen, die ihnen in ihrer jeweiligen Situation nützlich sind. Überlege dir genau, welches Aha-Erlebnis du für deine Zuhörer anstrebst und arbeite gezielt darauf hin (Stichwort: Spannungsbogen, s. o.).

8. Beantworte alle von dir aufgegriffenen Fragen

Obiger Hinweis klingt eigentlich selbsterklärend, dennoch kommt es vor, dass er nicht eingehalten wird! Wenn du eine Frage in deinem Vortrag aufgreifst, musst du dem Publikum auch zwingend die Auflösung erläutern. Lasse niemals eine Frage unbeantwortet im Raum stehen. Dies lässt deine Zuhörer am Ende des Vortrags mit einem Gefühl der Frustration zurück.

9. Beziehe dein Publikum mit ein

Gutes Storytelling bedeutet Interaktion. Beziehe deine Zuhörer so aktiv wie möglich mit ein. Dies gelingt beispielsweise, indem du Fragen stellst: Was denkt ihr, wie die Geschichte weitergeht? Wie hättet ihr euch entschieden?

10. Eine gute Pointe entscheidet über Erfolg und Misserfolg

So spannend und unterhaltsam der Vortrag auch gewesen sein mag: Wenn die Pointe enttäuscht oder gar fehlt, wird das Publikum mit einem unbefriedigten Gefühl nach Hause gehen. Um dies zu vermeiden, gibt es mehrere Plottricks, an denen du dich orientieren kannst:

  • Plot-Twist: Du lockst den Zuhörer bewusst auf eine falsche Fährte und löst deine Story am Ende auf spektakuläre Weise auf.
  • Netzwerk-Plot: Die Protagonisten haben auf den ersten Blick nur wenig gemeinsam. Stück für Stück arbeitest du während deines Vortrags die Verbindungen heraus.
  • Puzzle-Plot: Hier gibt es viele Aspekte, die miteinander verwoben sind. Du löst eine Fragestellung nach der anderen auf, sodass sich am Ende ein stimmiges Gesamtbild ergibt.
  • Triumph-Plot: Dein Protagonist hat alle Hindernisse überwunden und geht als strahlender Sieger aus deiner Erzählung hervor. Das klassische Happy End.

7 Storytelling-Methoden und -Techniken zur Verbesserung deiner Redefähigkeiten

Nun weißt du, was gutes Storytelling ausmacht und welche Tipps hierbei hilfreich sein können. Nachfolgend möchten wir dir die sieben erfolgreichsten Storytelling-Techniken vorstellen:

1. Nutze die Macht deiner Stimme

Der überzeugendste und emotional ergreifendste Inhalt wird dein Publikum nicht überzeugen, wenn deine rhetorischen Fähigkeiten zu wünschen übrig lassen. Zunächst einmal gilt es, den richtigen Ton zu treffen. Dies ist wortwörtlich gemeint: Die Stimme hat einen entscheidenden Einfluss darauf, ob wir jemandem gerne zuhören oder nicht.

Zudem verrät deine Stimme einiges über deine Persönlichkeit. Innere Unsicherheit kann man dir also anhören! Dies geht aus einer aktuellen Studie hervor.

Versuche daher, möglichst ruhig und deutlich zu sprechen. Achte darauf, keine Wörter zu verschlucken. Deine Stimme sollte außerdem eine angenehme Lautstärke haben. Um dies zu überprüfen, ist es empfehlenswert, wenn du einen Text probeweise laut liest und dich dabei aufzeichnest. Alternativ eignet sich auch ein Testpublikum, das dir ein ehrliches Feedback gibt.

2. Ethos, Pathos und Logos

Bei Ethos, Pathos und Logos handelt es sich um die drei Leitlinien des guten Storytellings. Ethos bezeichnet hierbei die Glaubwürdigkeit, Pathos steht für den emotionalen Appell und Logos für schlüssige Argumentationen. Achte bei der Vorbereitung deiner Rede darauf, dass all diese drei Kernelemente vorhanden sind.

3. Symbolik und Vorausdeutung

Ein guter Storyteller versteht es, die Fantasie seiner Zuhörerschaft anzuregen. Zu diesem Zwecke kannst du dich innerhalb deines Vortrags verschiedener Symboliken bedienen, um einen Sachverhalt zu beschreiben: eine blühende rote Rose für die Liebe, ein Regentropfen in der Wüste etc.

Weiterhin ist es möglich, im Verlauf des Erzählens Vorahnungen bei deinem Publikum zu wecken. Ob diese eher subtil oder deutlich sein sollten, ist vom jeweiligen Kontext abhängig. Kleiner Tipp: Die beste Vorahnung wird vom Publikum erst später, also nach der Auflösung des Kernkonflikts, als solche erkannt.

4. Mythologien

Jede Kultur hat ihre eigenen Mythologien. Diese zu kennen und in deine Rede einzubeziehen kann dir dabei helfen, die Sympathie und Aufmerksamkeit deines Publikums zu gewinnen. Altbekannte Mythen können ein wertvolles Sprungbrett zu den modernen Themen sein, über die du in deinem Vortrag sprechen möchtest.

Darüber hinaus haben die meisten Mythen Symbolcharakter, der von allen Zuhörern verstanden wird: Nehmen wir z. B. die Legende von Ikarus, die der Sonne zu nahe kam. Im übertragenen Sinne könntest du deinem Publikum auf diese Weise mitteilen, dass Hochmut nicht erstrebenswert ist.

5. Spitzfindigkeiten

So manches, was als unumgängliche Wahrheit interpretiert wird, ist bloß eine Auslegungssache: Nehmen wir als Beispiel Macbeth, dem von den drei Hexen gesagt wird, dass niemand, der von einer Frau geboren wurde, ihn töten kann. Logischerweise nimmt man nun an, dass niemand ihn zu töten vermag. Macduff kam allerdings per Kaiserschnitt zur Welt und umging somit dieses Gesetz.

Derartige Spitzfindigkeiten bleiben beim Zuhörer lange im Gedächtnis haften, da sie einen nicht zu unterschätzenden Überraschungseffekt auslösen. In der Literatur gibt es noch einige Beispiele mehr. Von daher ist es für deine Weiterbildung als Redner empfehlenswert, wenn du regelmäßig liest.

6. Anwendung rhetorischer Fragen

Eine rhetorische Frage wird nicht gestellt, um ernsthaft beantwortet zu werden, sondern um den Zuhörer zum Nachdenken anzuregen und ihn ggf. auch ein wenig zu provozieren. Nachfolgend ein paar Beispiele aus dem Alltagsgebrauch:

  • Wer weiß?
  • Warum nicht?
  • Ist der Himmel wirklich blau?

Rhetorische Fragen lassen deinen Vortrag menschlicher und authentischer erscheinen. Übertreibe es jedoch nicht, sondern setze dieses Stilmittel gekonnt an passender Stelle ein. Ansonsten gewinnen deine Zuhörer den Eindruck, dass du sie nicht ganz ernst nimmst. Dies gilt es natürlich unbedingt zu vermeiden.

7. „Show, Don’t Tell!"

Falls du dich schon einmal mit dem kreativen Schreiben befasst hast, wird dir diese Regel sicherlich bekannt sein. Aber auch im Bereich des Speakings ist sie von enormer Bedeutung! Machen wir den Unterschied doch einmal deutlich:

  • Tell: Ich fühle mich nervös.
  • Show: Meine Knie zittern und mein Atem gerät ins Stocken. Ich reibe meine schweißfeuchten Hände aneinander.

Du siehst: Bei „Tell“ handelt es sich um eine sachlich neutrale Beschreibung eines Zustands, während bei „Show“ Emotionen geweckt werden. Letzteres ist bei einer mitreißenden Rede natürlich erwünscht.

Welche Rolle spielt Storytelling auf dem Weg zum professionellen Speaker?

Wusstest du, dass Storytelling ein Beruf sein kann? Professionelle Redner, auch unter dem englischen Begriff Keynote Speaker bekannt, kommen in verschiedenen Kontexten zum Einsatz.

Sie werden beispielsweise von Unternehmen gebucht, um im Rahmen einer Konferenz oder eines Meetings über ein bestimmtes Thema zu referieren. Obwohl „referieren“ eigentlich der falsche Ausdruck ist: Es geht darum, eine Botschaft erlebbar zu machen. Die Keynote ist exakt auf das jeweilige Publikum zugeschnitten, sowohl hinsichtlich des Inhalts als auch in Bezug auf die Ansprache.

An den Auftritt eines guten Speakers wird das Publikum sich noch Monate oder gar Jahre später erinnern. Statt sich auf Grafiken und Tabellen zu fokussieren, wird mit Emotionen gearbeitet. Solltest du dich für die Laufbahn eines Keynote Speakers interessieren, musst du die Kunst des Storytellings beherrschen. Dies ist die Grundvoraussetzung, um ein professioneller Redner zu werden.

Gutes Storytelling als Keynote-Speaker: Beispiele

Wie eingangs erwähnt, ist es überaus ratsam, sich als angehender Speaker an erfolgreichen Vorbildern zu orientieren. Daher haben wir dir zwei Beispiele für gelungenes Storytelling herausgesucht:

Bemerkst du die Authentizität und Begeisterung, die diese beiden Speaker während des Erzählens verströmen? Gelingt es ihnen, dich sofort emotional mitzureißen? Genau darauf kommt es an. Schaue dir die Videos mehrfach an und mache dir gerne Notizen hinsichtlich Aufbau, Stimme, Gestik und Pointe.

Fazit: Die besten Speaker sind Storyteller

Ohne gelungenes Storytelling darf sich ein Speaker nicht als solcher bezeichnen. Vereinfacht ausgedrückt: Ein Keynote Speaker ist ein Storyteller. Über eine gute verbale Ausdrucksfähigkeit sowie über Selbstbewusstsein zu verfügen sind zwar Vorteile für deinen persönlichen Karriereweg, allerdings handelt es sich beim Storytelling um ein Handwerk, das man erlernen und stetig verbessern kann.

Die oben beschriebenen Tipps und Techniken können dich auf deinem Weg zum professionellen Speaker unterstützen. Die Fähigkeit des Storytellings hilft dir übrigens nicht nur im Beruf, sondern ist in nahezu allen Lebenssituationen vorteilhaft.

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