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Übungen fürs Gedächtnis: So steigerst du deine Gehirnleistung

Lesezeit von 8 Minuten
Übungen fürs Gedächtnis: So steigerst du deine Gehirnleistung

Das faszinierende menschliche Gedächtnis besitzt die Fähigkeit, sich an weit zurückliegende Ereignisse und Dinge zu erinnern und neue Erfahrungen so abzuspeichern, dass sie in Zukunft abrufbar sind. Wie wichtig unser Gedächtnis ist, merken wir erst, wenn es uns verlässt. Menschen mit Gedächtnisstörungen sind orientierungslos und kaum dazu in der Lage, den Alltag zu bewältigen. Nahezu alles, was du tust und kannst, basiert auf erworbenem Wissen.

Gedächtnisarten: Kurzzeitgedächtnis, Langzeitgedächtnis und Arbeitsgedächtnis

Der Mensch verfügt über verschiedene Arten von Gedächtnissen. Allen gemeinsam ist die Fähigkeit, Informationen zu speichern und bei Bedarf abzurufen. Die Unterteilung der verschiedenen Kategorien bezieht sich auf die Zeitspanne, in der du dich an bestimmte Dinge erinnerst.

Das Kurzzeitgedächtnis

Vielleicht hast du in deiner Schulzeit für eine Prüfung gelernt, das Gelernte exakt wiedergegeben, eine gute Note erhalten, und dann die ganze Sache wieder vergessen. Wenn das so ist, dann befindest du dich in bester Gesellschaft, denn die wenigsten Menschen behalten alles, was sie in ihrem Leben lernen, in ihrem Kopf. Meistens verschwinden Dinge, die wir nicht für wichtig genug halten, wieder aus unserem Gedächtnis. Umgangssprachlich ist dann von dem Kurzzeitgedächtnis die Rede, doch in Wahrheit hast du diese Informationen wieder aus dem Langzeitgedächtnis herausgekickt.

Alles, was wir nicht langfristig in unserer Erinnerung behalten, ist dem Kurzzeitgedächtnis zuzuordnen. Das Ultrakurzzeit- oder Immediatgedächtnis, auch sensorisches Gedächtnis genannt, speichert die Eindrücke nur für maximal zwei Sekunden. Unzählige dieser Informationen geraten rasch wieder in Vergessenheit. Ein geringer Teil davon geht in das Kurzzeitgedächtnis über.

Die Informationen im Kurzzeitgedächtnis speicherst du für wenige Minuten. Du merkst dir zum Beispiel eine Telefonnummer so lange, bis du sie aufgeschrieben hast. Ein anderer Name für das Kurzzeitgedächtnis ist Arbeitsgedächtnis. Das Arbeitsgedächtnis bildet den Übergang zum Langzeitgedächtnis.

Das Langzeitgedächtnis

Das Langzeitgedächtnis speichert alle für unser Leben relevanten Dinge. Hier ist Platz für unseren Wortschatz, erlerntes Wissen, Fähigkeiten und Kenntnisse. Die Gedächtnisforschung kennt das deklarative und nicht deklarative Langzeitgedächtnis.

Das deklarative, explizite Gedächtnis speichert bewusste und sprachlich abrufbare Inhalte. Zum episodischen Gedächtnis gehört das Wissen über deine eigene Geschichte, deine Identität und deine Erlebnisse. Das semantische Gedächtnis speichert dein erworbenes Schul- und Faktenwissen.

Das nicht deklarative, implizite Gedächtnis speichert eher unbewusste, sprachlich nicht abrufbare Inhalte. Dazu gehören zum Beispiel automatische Bewegungsabfläufe beim Schnürsenkelbinden, Reiten, Skifahren und Schwimmen.

Überraschende Fakten über das Gedächtnis: Erstaunliche Erkenntnisse der Wissenschaft

Faszinierend ist die Funktion des Gedächtnisses. Die Gedächtnisforschung befasst sich intensiv mit der Speicherfunktion unseres Gehirns. Neurowissenschaftler, wie der in den USA arbeitende Joshua Dubnau, gehen davon aus, dass die dauerhafte Speicherung von Informationen eng mit der Fähigkeit zusammenhängt, schnell und dynamisch die Stärke und Zahl der Verbindungen im Neuronennetzwerk zu verändern.

In den 1940er Jahren stellte der Psychologe Donald Hebb fest, dass die Verknüpfung der Neuronenverbände die Basis der Gedächtnisbildung ist. Entsteht ein bestimmtes nervliches Aktivitätsmuster als Reaktion auf ein Ereignis, dann erinnert sich dein Gehirn. Das Aktivitätsmuster ähnelt der bei der Gedächtnisbildung hinterlassenen Spur des Erlebniseindrucks.

Die Funktionsweise deines Gehirns erinnert ein wenig an einen Computer. Informationen lagern in Zwischenspeichern, um sie von dort rasch wieder abzurufen. Interessant ist, dass dein Gehirn die Informationen an unterschiedlichen Orten verarbeitet und abspeichert. Verletzungen in bestimmten Hirnarealen beeinträchtigen oft nicht das gesamte Gedächtnis, sondern betreffen nur Teilbereiche. Es gibt vermutlich keinen speziellen Ablageort für unsere Erinnerungen, sondern die Gedächtnisspuren verteilen sich weit über das Neuronennetzwerk.

Kurzzeitgedaechtnis

Faktoren, die das Gedächtnis beeinflussen: Genetik, Umwelt und Lebensstil

Um Informationen abzuspeichern und dich daran zu erinnern, ist eine gute Gehirnleistung wichtig. Doch nicht jeder Mensch ist in gleichem Maß dazu in der Lage, Inhalte im Gedächtnis zu behalten. Züricher Wissenschaftler fanden heraus, dass die Merk- und Lernfähigkeit zu etwa 50 Prozent vererbt und somit genetisch verankert ist. Hierfür verantwortlich ist ein bestimmtes Gedächtnisgen.

Auch unser Lebensstil beeinflusst die Gehirnleistung. Ein Gedächtniskiller ist Stress. Dabei kann es sich auch um Leistungs- und Lernstress handeln. Irgendwann macht dein Gehirn schon allein aus Gründen des Selbstschutzes dicht. Vor allem Dauerstress und zu viele Eindrücke führen zur Alltagsvergesslichkeit. Zusätzlich fördert vermutlich das Stresshormon Cortisol die Nervenzellen.

Zu den weiteren Risikofaktoren gehören übermäßiger Alkohol- und Drogenkonsum und die Einnahme bestimmter Medikamente. Mangelernährte Menschen leiden ebenso häufig unter Gedächtnisverlust. Aber auch zu viel Zucker und Fett wirkt sich vermutlich negativ auf die kognitive Leistungsfähigkeit aus.

Die Rolle von Ernährung und Bewegung für ein gesundes Gedächtnis

Wie bereits erwähnt, tust du mit fett- und zuckerreichem Junkfood deinem Gehirn nichts Gutes. Die Aufnahme von Vitamin B12 fördert hingegen die Gedächtnisleistung ebenso wie die in Fisch und Speiseölen enthaltenen Omega-3-Fettsäuren. Thunfisch, Lachs und Makrele können deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.

Gut für das Gedächtnis ist auch Bewegung. Sport sorgt für eine bessere Durchblutung und Nährstoffversorgung des Gehirns und fördert durch die Anregung verschiedener Nervenwachstumsfaktoren die Entstehung neuer Verknüpfungen im Kleinhirn, im Hippocampus und in der Großhirnrinde. Vor allem Ausdauersportarten und solche Disziplinen, die eine gute Koordination erfordern, eignen sich hervorragend als Hirntraining.

Einem Bericht der Universität Siegen zufolge, nimmt das Gehirnvolumen nach einem mehrmonatigen Jonglage-Training zu. Motorische Lernprozesse erzeugen strukturelle Veränderungen im Gehirn. Man fand heraus, dass sich selbst das Hirn von Erwachsenen ändern und eine altersbedingte Schrumpfung umkehren lässt.

Gedächtnis im Laufe des Lebens: Entwicklungsphasen und Veränderungen

Es ist kein Geheimnis, dass Kinder oft spielend leicht Sprachen lernen, vor allem, wenn sie zweisprachig aufwachsen. Sie prägen sich schneller Bewegungsmuster ein und auch das Erlernen eines Musikinstruments bereitet ihnen kaum Probleme. Wie Wissenschaftler der Universität Regensburg entdeckten, spielt womöglich der Neurotransmitter GABA hierbei eine große Rolle.

Der Botenstoff GABA stabilisiert die Gedächtnisspur. Bei Kindern schützt er womöglich vor einem Überschreiben der Informationen. Wie Untersuchungen zeigen, schnellt der GABA-Spiegel bei den Kindern im Lauf der Übung in die Höhe. Dadurch stabilisiert sich das Gelernte.

Lässt das Gedächtnis im Alter nach?

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. So lautet ein altes Sprichwort. Tatsächlich ist das Gehirn in jungen Jahren aufnahmefähiger und das Kurzzeitgedächtnis lässt mit zunehmendem Alter leicht nach. Eine mäßige Verlangsamung der Reaktion und des Lernens gehört zum normalen Alterungsprozess. Darüber hinaus nehmen im Alter Hirnkrankheiten, beispielsweise Demenz oder Mangeldurchblutungen, zu.

Davon abgesehen verändert sich die Anzahl der Nervenzellen in der Hirnrinde mit steigendem Alter kaum. Wenn du die Nervenverbindungen weiterhin regelmäßig nutzt und dich immer wieder geistigen Herausforderungen stellst, stehen die Chancen gut, dass dein Gedächtnis bis ins hohe Alter hinein funktioniert. Bei vielen Menschen stellt sich eine deutliche Verschlechterung der Hirnleistung ein, wenn sie von der Erwerbstätigkeit in den Ruhestand wechseln.

Allgemein betreffen die Veränderungen in erster Linie die Verarbeitungsgeschwindigkeit. Das liegt womöglich an der Abnahme der Weißen Substanz im Gehirn. Die Weiße Substanz umfasst Teile des Zentralnervensystems, die zu einem Großteil aus Nervenfasern bestehen. Die Weiße Substanz nimmt ab der Kindheit bis zum Alter von rund 40 bis 50 Jahren zu, ehe sie allmählich abnimmt. Oft ist ein Nachlassen schon in den 20er und 30er Jahren zu beobachten.

Gefürchteter Gedächtnisverlust im Alter

Bei dementen Menschen und Patienten mit Alzheimer funktioniert das Kurzzeitgedächtnis nicht mehr. Sie können sich oft nicht mehr an das erinnern, was vor kurzer Zeit geschah, sind aber dennoch häufig dazu in der Lage, weit zurückliegende Inhalte in die Erinnerung zurückzuholen, beispielsweise Erlebnisse aus ihrer Kindheit.

Langzeitgedaechtnis

Kreative Gedächtnistechniken: Ungewöhnliche Ansätze, um das Gedächtnis zu stärken

Regelmäßiges Training bewirkt oft eine deutliche Gedächtnisverbesserung. Das ist vor allem für Menschen im mittleren Alter wichtig, denn ein allzu träger Lebensstil erhöht das Risiko, später einmal an Demenz oder Alzheimer zu erkranken, etwa um das Dreifache. Wie eine Studie des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung zeigt, verbessert sich die Leistungsfähigkeit des Gehirns nach nur wenigen Trainingsstunden.

Um dein Gehirn zu trainieren, musst du dich nur so oft wie möglich konzentrieren und scharf nachdenken. Was rastet, das rostet, und was viel in Gebrauch ist, bleibt dauerhaft in Schwung. Nutze am besten jede sich bietende Gelegenheit für Denkspiele aller Art. Das Gedächtnistraining lässt sich gut in den Alltag integrieren. Nebenbei übst du dich in Achtsamkeit, indem du dich auf die Dinge um dich herum konzentrierst.

Beispiele für Gedächtnisübungen

Gedächtnisübungen lassen sich gut mit Freizeitaktivitäten kombinieren. Nehme dir einfach vor, fünf Dinge zu zählen und dir die Zahl mehrere Stunden lang zu merken. Besuchst du zum Beispiel am Wochenende den Park, dann zählst du die Bäume und prägst dir die Zahl möglichst lange ein. Du zählst die Hunde, die in einer Stunde an dir vorbeilaufen, die Enten auf dem See, die Kinderwägen, Männer, Frauen, Blumen, oder was dir einfällt. Zu Hause versuchst du dich zu erinnern und notierst die Ergebnisse auf einem Blatt Papier.

Beim Einkaufen rechnest du die Preise von den Teilen, die du in den Wagen legst, zusammen. Du erfährst dann an der Kasse, ob du mit deiner Einschätzung richtig liegst. Versuche, dir die Anzahl der Teile zu merken und rekonstruiere nach dem Einkauf den Kassenzettel handschriftlich. Vergleiche deine Aufzeichnung mit dem Original-Kassenbon. Was konntest du dir merken? Je mehr du einkaufst, desto schwieriger ist die Übung.

Verschiedene Gedächtnistechniken

Zu den effektivsten Gedächtnistechniken gehört die Chunking-Methode. Du gruppierst verschiedene Elemente miteinander, um dich besser an sie zu erinnern. Auch das Verbinden mit visuellen Inhalten erleichtert vielen Menschen das Merken spezieller Wörter oder Zahlen. Altbekannt ist die Eselsbrücke. Du fügst die Anfangsbuchstaben eines Satzes zu einem Wort zusammen oder bildest aus den Buchstaben eines Wortes einen leicht einprägsamen Satz.

Besonders leicht zu merken sind Reime. Möchtest du dir etwas merken, dann mach einen Reim daraus. Das Erlernen von Gedichten fördert die Gedächtnisfähigkeit und hält dein Gehirn fit. Erfolgsversprechend ist auch die Assoziationstechnik. Du verknüpfst die Fakten mit logischen Schlussfolgerungen und prägst sie dir so besser ein.

Fazit: Die vielfältigen Aspekte des Gedächtnisses beeinflussen dein Leben

In jeder Sekunde erreichen rund 10 Millionen Signale dein Gehirn. Diese stammen von deinen Sinnesorganen, zum Beispiel von den Augen, Ohren, der Haut, der Nase. Nur einen Bruchteil davon speichert dein Gehirn so ab, dass du dich später daran erinnerst. Diese kleine Anzahl an Eindrücken reicht aus, um dein Leben langfristig zu beeinflussen. Nur wenn dein Gedächtnis dazu in der Lage ist, bestimmte Erinnerungen im richtigen Moment abzurufen, kannst du den Alltag sinnvoll organisieren.

Ohne Gedächtnis ist es dir nicht einmal möglich, am Morgen die Zähne zu putzen oder ein Brot zu schmieren. Du kannst nicht Auto fahren und deinen Beruf nicht mehr ausüben. Wie es ist, mit einer Gedächtnisstörung zu leben, zeigen die vielen Beispiele dementer Senioren und der Patienten mit Schlaganfall.

So wichtig das Gedächtnis für dich ist, so wichtig ist auch das Vergessen. Dein Gehirn verarbeitet permanent eine Flut an Informationen und schafft mit dem Beseitigen irrelevanter Inhalte Speicherplatz für Dinge, die dein Leben tatsächlich bereichern. Es lohnt sich, nur solche Erinnerungen im Gedächtnis zu behalten, die du brauchst, um dein Handeln in der Gegenwart und Zukunft gewinnbringend zu gestalten.

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