Wie soll Selbstverwirklichung funktionieren, wenn du manchmal zu nett bist? Oder dich zu häufig den Erwartungen anderer anpasst? Wie viele von euch glauben, dass in unserer Welt gerade Dinge passieren, die nicht so richtig sind? „Ich bin im Mai zum 2. Mal Vater geworden. Wenn ich meine kleine Tochter auf dem Arm halte, dann überkommt mich ein Gefühl von purem Glück. Das ist pure Essenz des Lebens. Das ist 100% Vertrauen. Wenn so ein Baby langsam größer wird, fängt es an – wie wir alle – seine Erfahrungen zu machen“, erzählt Christian Gaertner bei der Rednernacht in der Volksbühne am Rudolfplatz in Köln. Der Familienvater spricht aus eigener Erfahrung: „Irgendwann kommen wir an eine Weggabelung in unserem Leben. Der eine führt in Richtung Anpassung. Vielleicht hast du dich auch schon mal aus Angst für diese Variante entschieden. Die zweite Abzweigung nennt sich Verwirklichung.”
Wenn du dich selbst verwirklichst, dann stellst du dir Fragen wie: Wer bin ich eigentlich? Was will ich? Was ist meine Leidenschaft? „Bei mir hieß lange der Weg der Anpassung: normales Leben. Ich bin zur Schule gegangen, habe Abitur gemacht, studiert und dann saß ich irgendwann als Manager in einem großen deutschen Unternehmen. Aber zwischendurch blickte immer diese Verwirklichung durch. Was mir früher richtig Spaß machte, war der Tennis. Mit 10 Jahren gewann ich mein erstes großes Turnier. Mit 16 Jahren wurde mir Tennis zu langweilig. Dann überkam mich der Wunsch, DJ zu werden. Mit Anfang 20 Jahren fragte ich mich dann: ,Was machst du hier eigentlich?’ Ich wählte wieder den Weg der Anpassung, wurde Flugbegleiter. Und so langsam verlor ich den Glauben in mir, richtig erfolgreich zu werden“, berichtet Christian Gaertner.
Er las so viele Biografien von Menschen, die erfolgreich in ihrem Leben sind. Und alle erzählen von Schicksalsschlägen, die vorausgegangen sind. „In mir entstand der Glaubenssatz: Christian, du kannst gar nicht erfolgreich werden. Ich hatte eine schöne Kindheit. Ich war ein cooler DJ. Ein netter Flugbegleiter, habe die ganze Welt gesehen. Aber ich kann nicht erfolgreich werden. – Bis ich realisierte: Du brauchst im Leben keine Extreme, um erfolgreich zu werden. Du brauchst kein Drama. Du brauchst nur einen Moment des Erwachens. Frage dich: Bin ich gerade in der Anpassung oder in meiner Selbstverwirklichung?“
2016 – Christian Gärtner steckt in seinem abschließenden Seminar zu seiner Trainer- und Coach-Ausbildung in Thailand. Er sollte mit der Gruppe teilen, warum er Trainer und Coach werden möchte. Irgendwann stoppte sein Coach ihn in seinem Redefluss. „Hör auf den ,Nice Guy’ zu spielen.” – Mit seiner Kritik traf er voll ins Schwarze.
„Ich traf die Entscheidung: Keine Anpassung mehr! In den letzten Jahren lernte ich, dass es mehrere Strategien der Anpassung gibt. Es gibt so Menschen, die geben von vorneherein auf und schwimmen einfach mit dem Strom. Dann gibt es die Rebellen. Die sind draußen unterwegs und beschweren sich einfach die ganze Zeit. Die sind nur laut, aber ändern nichts. Dann gibt es die Netten, sie sind bei anderen beliebt, aber kommen nicht richtig vorwärts. Was wir brauchen, sind Menschen, die mal ihre Nettigkeit ablegen und Verantwortung übernehmen. Ihren Weg gehen. Zeigen, wo es lang geht. Genau das habe ich in dem Moment für mich entschieden!”
Wie das geht? Ganz einfach: Vertrauen. Handle nach deiner Intuition. Und du brauchst Menschen in deinem Umfeld, die dich pushen. Übernimmt Eigenverantwortung – sagt Christian Gaertner. „Jeder von uns kann seinen Teil dazu beitragen, um unsere Welt ein Stückchen besser zu gestalten. Kennt ihr so Führungskräfte, die hören was von oben, nehmen das auf und pressen es in ihre Mitarbeiter rein? Ohne sich über irgendwelche Folgen Gedanken zu machen. Das funktioniert heute aber nicht mehr. Gerade die neue Generation hat auf dieses Verhalten keine Lust mehr. Die wollen einen Sinn in ihrer Arbeit haben. Die wollen mitgenommen werden. In unserer Gesellschaft darf sich etwas verändern!“
Mein größter Mentor ist mein Sohn Jonathan. 4 Jahre alt. Ich gehe im Kopf durch, was ich vorm Urlaub noch erledigen muss. 1. To do: Auto waschen. Er will unbedingt mit, obwohl er sonst immer Angst vor der Waschanlage hatte. Also fahren Papa und Sohn Auto waschen. Währenddessen erhalte ich eine Nachricht, über die ich sehr schmunzeln muss. Jonathan ist neugierig und will natürlich alles wissen, ich drehe mich zu ihm um und sage: „Im Leben kommt es darauf an, Spaß zu haben und nicht immer alles so Ernst zu nehmen.“ Er schaut mich an und erwidert: „Ja, Papa! Und es kommt darauf an, einfach mal mutig zu sein und Nein zu sagen.“
„In dem Moment habe nicht ich ihm eine Lebensweisheit mitgegeben, sondern er mir. Wie oft in meinem Leben habe ich mich runter geduckt? Nett zu sein, hat mich nicht erfolgreich gemacht. Seid höflich, begebt euch auf Herzensebene. Wozu kannst du jetzt rausgehen und Nein sagen? Wozu kannst du rausgehen und Ja sagen? Viele von uns wollen immer gleich die ganze Welt verändern. Lasst uns doch erst einmal bei uns selbst anfangen. Ich wünsche mir, dass du für dich eine Entscheidung triffst: Sage zu etwas in deinem Leben Nein und übernehme die Eigenverantwortung.“