Aufmerksamkeitsdefizit: So äußern sich ADS und ADHS

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Aufmerksamkeitsdefizit: So äußern sich ADS und ADHS

Du hast Probleme damit, dich zu konzentrieren, lässt dich unglaublich schnell ablenken und bist oft total hibbelig? Oder vielleicht hast du diese Dinge hin und wieder bei deinem Kind beobachtet? Dann hast du sicher schon einmal darüber nachgedacht, ob vielleicht ein Aufmerksamkeitsdefizit vorliegt.

Tatsächlich werden ADS und ADHS in den letzten Jahren immer häufiger diagnostiziert. Es ist also höchste Zeit, mehr darüber zu erfahren!

Was ist ein Aufmerksamkeitsdefizit?

Bei einem Aufmerksamkeitsdefizit handelt es sich um eine Verhaltensstörung, die oft durch stark ausgeprägte Unaufmerksamkeit und teilweise sehr impulsives Verhalten charakterisiert wird. Hält dieses Verhalten mehr als sechs Monate an und wird in verschiedenen Bereichen des Lebens auffällig, liegt der Verdacht auf ein Aufmerksamkeitsdefizit nahe.

Es lässt sich in zwei Formen unterscheiden: ADHS und ADS. ADHS beschreibt ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit Hyperaktivität, ADS ohne Hyperaktivität. Der größte Unterschied liegt im Verhalten der Betroffenen in Situationen, die erhöhte Aufmerksamkeit erfordern.

Wer unter ADS leidet, driftet dann gedanklich ab und beginnt zu träumen. Wer hingegen mit ADHS zu kämpfen hat, fällt durch zusätzliche negative Begleiterscheinungen auf. Das kann körperliche Unruhe, aber auch Arbeitsverweigerung sein.

Wie äußert sich eine Aufmerksamkeitsstörung?

Wir haben bereits in Teilen angedeutet, wie sich eine Aufmerksamkeitsstörung äußern kann. Jetzt schauen wir uns die Sache einmal ganz genau an. Am besten lässt sich eine derartige Störung in geistig anspruchsvollen Situationen beobachten. Ist über einen längeren Zeitraum hohe Konzentration gefragt, treten Probleme auf. Aufgaben werden nicht zu Ende gebracht und die Aufmerksamkeit liegt schon bei der nächsten Aktivität.

Es kann sich auch eine überdurchschnittliche körperliche Aktivität einstellen. Dauerhaftes Wackeln mit Füßen und Beinen im Sitzen oder der Drang, immer wieder aufzustehen und umherzulaufen sind charakteristisch.

Wer an ADS oder ADHS leidet, kann aber auch durch seine impulsive Art auffallen. Vermeintlich harmlose Situationen eskalieren schnell und es kommt zum Streit. Das wiederum kann starke Probleme im sozialen Umfeld nach sich ziehen.

aufmerksamkeitsdefizit kinder

Wie entsteht ein Aufmerksamkeitsdefizit?

Lange Zeit war man sich in der Wissenschaft uneinig, wie und warum ein Aufmerksamkeitsdefizit entsteht. Die Meinungen spalten sich bis heute, allerdings gibt es mittlerweile einige Punkte, die anhand verschiedenster Untersuchungen tatsächlich belegt werden konnten. Wissenschaftlich anerkannt ist, dass die Weiterleitung und Verarbeitung von Informationen im Gehirn bei Personen mit einem Aufmerksamkeitsdefizit fehlerhaft abläuft. Nicht selten ist auch zu beobachten, dass bestimmte Hirnareale veränderte Größen aufweisen. Ob diese Veränderung aber wirklich im Zusammenhang mit ADS und ADHS steht, konnte noch nicht belegt werden.

Auch die genetische Veranlagung scheint eine wichtige Rolle zu spielen. Welche genauen Erbgutsequenzen es aber sind, die hier Einfluss nehmen, ist noch nicht klar. Eine weitere Theorie, die noch nicht vollständig belegt werden konnte, geht davon aus, dass eine erhöhte Schadstoffbelastung schuld an der Entstehung von ADS und ASHS sein könnte.

Was allerdings durchaus eine wichtige Rolle spielt, ist das Verhalten der Mutter während der Schwangerschaft. So steht Studien zufolge die Einnahme von Paracetamol in Zusammenhang mit dem möglichen Auftreten eines Aufmerksamkeitsdefizits bei dem ungeborenen Kind. Britische und niederländische Forscher kamen sogar zu dem Ergebnis, dass der übermäßige Konsum von Zucker und Fett in der Schwangerschaft eine spätere Ausbildung von ADS und ADHS begünstigen kann.

Verhaltensauffällig oder hochbegabt?

In einigen Fällen bei Kindern liegt die Erklärung aber ganz woanders: Sie sind hochbegabt. Nur die wenigsten Eltern ziehen diese Möglichkeit in Betracht, schließlich wird nicht alle Tage ein hochbegabtes Kind geboren. Allerdings passiert es gar nicht selten, dass sich ADS oder ADHS ausbilden, wenn der Nachwuchs schlichtweg unterfordert ist.

Die Kinder langweilen sich und suchen sich lieber ihre eigenen kognitiven Herausforderungen, was häufig schlichtweg als Aufmerksamkeitsstörung abgestempelt wird. Bevor ein Arzt die Diagnose ADS oder ADHS stellt, prüft er also erst einmal, ob es Anhaltspunkte für eine Hochbegabung gibt.

Wie behandelt man ein Aufmerksamkeitsdefizit?

Erst einmal gilt es zu bestimmen, wie stark ausgeprägt das Aufmerksamkeitsdefizit überhaupt ist. Leichte Formen bedürfen in der Regel keiner Behandlung, sofern die Betroffenen nicht zu stark darunter leiden. Mittelschwere bis schwere Formen hingegen werden therapiert, um die Beeinträchtigungen, die daraus resultieren, zu minimieren und den Alltag zu erleichtern.

Bei jedem Menschen äußern sich ADS und ADHS anders, weshalb die Therapie ganz individuell abläuft. Entscheidend ist bei Kindern deren aktueller Lernstand. Bei Erwachsenen sind es die Lebensumstände bezüglich Job und Familienleben. Wichtig ist, dass alle kooperieren. Gefragt sind hier also nicht nur Ärztinnen und Ärzte bzw. Therapeutinnen und Therapeuten, sondern die gesamte Familie.

Medizinisch betrachtet steht der psychotherapeutische Ansatz erst einmal im Mittelpunkt. Auch heilpädagogische sowie ernährungs-therapeutische Maßnahmen sind denkbar. Bei stark ausgeprägtem Aufmerksamkeitsdefizit kann unter Umständen auch eine medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen werden.

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Aufmerksamkeitsdefizit bei Kindern

In den meisten Fällen sind es Kinder, die vom Aufmerksamkeitsdefizit betroffen sind. Es gehört zu den häufigsten Verhaltensstörungen bei Minderjährigen. Schätzungsweise sind es bis zu 6 % der Kinder und Jugendlichen, die darunter leiden.

Ganz wichtig zu betonen ist, dass nicht jedes Kind, das unaufmerksam und unruhig ist, zwangsläufig unter ADS oder ADHS leidet. Erst wenn dieses Verhalten über mehr als sechs Monate hartnäckig anhält und sich durch verschiedenste Bereiche des Lebens zieht, ist ein Verdacht gerechtfertigt. Dann liegt es an Mediziner/innen und Psychotherapeut/innen zu beurteilen, ob tatsächlich ein Aufmerksamkeitsdefizit vorliegt oder nicht.

Gerade in jungen Jahren ist es wichtig, ein derartiges Defizit ernst zu nehmen und eine Behandlung einzuleiten. Andernfalls kann die soziale und schulische Entwicklung des Kindes stark beeinträchtigt werden. Schlechte Noten und verminderter Bildungsgrad können die Folge von Aufmerksamkeitsstörungen sein. Verringerte soziale Kontakte hingegen können aus dem stark impulsiven Verhalten des Kindes resultieren.

Aufmerksamkeitsdefizit bei Erwachsenen

Lange Zeit wurde angenommen, dass ein Aufmerksamkeitsdefizit lediglich bei Kindern auftritt. Heute ist man zum Glück schlauer und weiß: Das stimmt nicht! Zahlreiche Studien belegen, dass auch Erwachsene darunter leiden können. Allerdings sind sie im Vergleich zu Kindern deutlich besser in der Lage, Bewältigungsstrategien zu entwickeln, dank denen sie die Symptome unterdrücken können.

In der Regel ist es aber tatsächlich so, dass sich ADS und ADHS im Kindesalter ausbilden, dann aber bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben. Studien zufolge ist das bei etwa 67 % der Betroffenen der Fall. Wer als Erwachsener an einem Aufmerksamkeitsdefizit leidet, dem ging es als Kind also bereits genauso.

Betrachten wir die gesamte erwachsene Bevölkerung, dann sind es rund 3 %, die unter ADS oder ADHS leiden. In den meisten Fällen sind Frauen betroffen. Bei ihnen überwiegt allerdings das Symptom der Unaufmerksamkeit. Von Hyperaktivität ist nur selten etwas zu spüren, was das Aufmerksamkeitsdefizit oft verschleiert. Die meisten Erwachsenen wissen deshalb gar nicht, dass die darunter leiden. Die Dunkelziffer ist also vermutlich deutlich höher als 3 %.

Warum es so wichtig ist, ADS und ADHS auch im Erwachsenenalter zu behandeln

Erst in den letzten Jahren hat man damit begonnen, eine Diagnose von ADS und ADHS bei Erwachsenen überhaupt in Erwägung zu ziehen. In vielen Arztpraxen herrscht aber nach wie vor die Meinung vor, derartige Fälle wären viel zu unwahrscheinlich, als dass sie tatsächlich vorliegen könnten. Oft wird auch die Ansicht vertreten, Erwachsene wären in der Lage, allein mit den Symptomen zurechtzukommen und bedürfen deshalb keiner Therapie. Doch das kann verheerende Folgen haben.

Auch wenn Erwachsene häufig Bewältigungsstrategien entwickeln können, bedeutet das noch lange nicht, dass sie in der Lage sind, sich selbst zu heilen. Wer im Erwachsenenalter an einem Aufmerksamkeitsdefizit leidet, ist häufig nicht in der Lage, das eigene Leben zufriedenstellend zu gestalten. Das kann frustrierend sein und die persönliche Zündschnur wird immer kürzer. Die Folge sind impulsive Handlungen, innere Konflikte und häufige Streitereien mit Mitmenschen.

Fazit

Erkennst du bei deinem Kind auch Anzeichen für ein Aufmerksamkeitsdefizit oder vielleicht wurde es schon diagnostiziert? Dann nimm die Situation in allererster Linie an, wie sie sich gerade zeigt. Drück deinem Kind nicht einen Stempel auf, den es leider oftmals von der Gesellschaft unweigerlich bekommt. Was wäre deiner Meinung nach jetzt der erste Schritt, um das Beste aus der Situation zu machen?

Vielleicht hilft es für die Beziehung zwischen dir und deinem Nachwuchs, ihm immer wieder zu zeigen und spüren zu lassen, dass du ihn liebst, wie er ist. Solange du dem Thema keine zu große Bedeutung schenkst, wird es dein Kind auch nicht tun. Kinder Coaching kann euch Lösungen für den Alltag bieten, damit ihr einen besseren Umgang miteinander pflegt.

In unserer Ausbildung zum Lerncoach geht es ebenfalls um Routinen für Kinder. Aber auch um Skills, um dem Kind wieder mehr Spaß am Lernen zu vermitteln und es zu motivieren. Finde dank diverserer Tricks und Tipps heraus, wie deine Tochter oder dein Sohn am besten lernt. Und freu dich auf ein entspannteres Miteinander!

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