In der modernen Welt sind wir alle einer enormen Informationsflut ausgesetzt. Das Wissen der Menschheit weitet sich immer weiter aus, was eine tolle Sache ist! Dieses Wissen verbreitet sich dank verschiedenster Medienarten und vor allem dem Internet rasend schnell.
Doch all diese Informationen abzuspeichern, gestaltet sich aufgrund dieser großen Menge immer schwieriger. Vor allem Kinder können damit schnell überfordert sein. Wie toll wäre es also, wenn es eine Möglichkeit gäbe, all diese Fakten in einem geordneten System im Gehirn abzuspeichern?
Das gibt es tatsächlich! Es nennt sich Gedächtnispalast. Und ja, es ist genau das, wonach es klingt. Wir zeigen dir, was genau es damit auf sich hat und wie man ihn errichtet.
Kommt dir der Begriff „Gedächtnispalast“ irgendwie bekannt vor? Dann scheinst du ein waschechter Sherlock Holmes Fan zu sein, denn er nutzt diese Gedächtnistechnik in der gleichnamigen Serie des britischen Senders BBC. Aber nicht etwa der Erfinder dieses fiktiven Charakters steckt hinter dem Gedächtnispalast. Diese Technik stammt von den alten Griechen. Sie basiert auf kreativer Visualisierung, die dabei helfen soll, Wissen fest abzuspeichern und bei Bedarf abzurufen.
Der Gedächtnispalast ist eine Weiterentwicklung der Loci-Methode. Davon hast du nun aber wirklich noch nichts gehört? Kein Problem, wir klären dich auf. Wendest du die Loci-Methode an, errichtest du dir im Geiste einen Ort, an dem du all die Dinge, die du dir merken möchtest, gedanklich ablegst. Wenn du sie später abrufen möchtest, folgst du der dazugehörigen Route durch diesen Ort und findest die gespeicherten Informationen genau dort, wo du sie vorher abgelegt hast.
Der Gedächtnispalast funktioniert ähnlich. Auch hierbei verknüpfst du Informationen mit einem Ort. Hier läufst du aber keine Route ab, wenn du die Fakten abrufen möchtest. Du suchst für jeden Fakt oder jede Themengruppe einen anderen Raum auf. Du erschaffst also verschiedene Räumlichkeiten in deinem Kopf und baust dir somit einen Palast.
Wie viele Räume dieser Palast haben wird, ist voll und ganz dir überlassen. Du kannst ihn unendlich erweitern. Wichtig ist nur, dass du den Überblick nicht verlierst. Es kommt lediglich auf deine Merkfähigkeit und deine Vorstellungskraft an.
Baust du dir einen Gedächtnispalast, kannst du fortan von vielen Vorteilen profitieren. 5 davon haben wir hier für dich zusammengetragen.
Mit dem Gedächtnispalast sortierst du all die Fakten, die in deinem Gehirn frei umherschwirren. Du fügst sie in ein geordnetes System ein und kannst sie viel schneller abrufen. Damit setzt du dem ewigen Hin- und Herüberlegen, wie genau die Information, die du vor Ewigkeiten einmal aufgeschnappt hast, nochmal lautete, endlich ein Ende.
Jeder von uns hat sie, diese eine Schublade, in die wir alles einfach nur hineinwerfen und die immer voll ist. Räumen wir sie dann aber endlich einmal auf und ordnen alles, was darin gelandet ist, erscheint sie plötzlich fast leer. Dabei befinden sich noch genauso viele Gegenstände darin wie vorher. Genau so funktioniert das auch in deinem Gehirn.
Steckt es voller ungeordneter Fakten, erscheint es unglaublich voll und dir fällt es schwer, die Information, die du gerade brauchst, herauszukramen. Hast du all die Fakten aber in deinem Gedächtnispalast geordnet, findest du sie nicht nur schneller wieder, sondern schaffst auch Platz, für noch mehr Wissen.
Es gibt diese Fakten, die lassen sich einfach unglaublich schwer merken, weil sie so „trocken“ sind, wie man so schön sagt. Dazu gehören vor allem Informationen, die sich nur schlecht verbildlichen oder mit anderen Fakten verknüpfen lassen. Paradebeispiele hierfür sind Jahreszahlen, Formeln, Zahlenreihen oder auch Vokabeln. Mit dem Gedächtnispalast schaffst du aber eine derartige Verknüpfung und die Fakten ziehen dauerhaft in einen der Räume ein.
Es gibt unzählige Studien, die sich damit beschäftigen, inwiefern sich die Gedächtnisleistung unter Anwendung des Gedächtnispalastes verändert. Die breite Studienbasis belegt ebenfalls, dass sich Menschen Bilder besonders gut merken können. Wer dann noch zum visuellen Lerntyp gehört und sich Bilder damit noch viel besser einprägen kann, kann seine Gedächtnisleistung mit dem Gedächtnispalast auf ein ganz neues Level bringen.
Mit Bildern arbeitet das Langzeitgedächtnis besonders gut. Da der Gedächtnispalast genau darauf abzielt, trainierst du es damit auch noch. Und genau das macht diese Methode so effektiv: Informationen gehen viel leichter in dein Langzeitgedächtnis über und verharren dort auf Dauer.
Einen Gedächtnispalast zu errichten, ist kein Hexenwerk. Im Grunde sind es nur 4 Schritte, die du absolvieren musst und schon steht das hilfreiche Bauwerk. Und so geht’s!
Im ersten Schritt überlegst du dir, welche Räume du erschaffen möchtest. Studien der Alberta-Universität in Kanada belegten, dass bekannte Räumlichkeiten dafür genauso gut funktionieren wie frei ausgedachte. Wichtig ist lediglich, dass sich die Räume untereinander leicht unterscheiden lassen, damit es nicht zu Verwechslungen kommt.
Jeder Raum steht für ein bestimmtes Themengebiet. Damit du das auch direkt von außen erkennst, ohne ihn erst betreten zu müssen, markierst du die Türen. Das funktioniert beispielsweise mit einem passenden Bild an der Tür. Auch die Inneneinrichtung sollte zum Thema passen.
Die ersten Räumlichkeiten sind nun bezugsfertig. Also ist es jetzt an der Zeit, die Informationen einzuordnen. Verbildliche die Fakten und lasse sie in die entsprechenden Räume einziehen. Besonders gut funktioniert das, wenn du dir eine Geschichte dazu ausdenkst.
Dein Palast steht, jetzt musst du dich nur noch darin zurechtfinden. Gehe die einzelnen Räume ein paar Mal gedanklich ab und verinnerliche, welche Informationen du wo findest.
Damit du besonders effektiv mit dem Gedächtnispalast arbeiten kannst, haben wir ein paar Tipps für dich zusammengetragen, wie du ihn besonders stabil errichtest. Befolgst du sie, kannst du dir neue Informationen noch besser merken und im Handumdrehen einem Raum zuordnen oder einen neuen für ihn bauen.
Vor allem für Kinder ist der Gedächtnispalast eine tolle Methode, um sich neu Gelerntes besser merken zu können. Sie sind in der Regel deutlich kreativer als Erwachsene und haben vor allem viel Spaß daran, sich Räume und Geschichten auszudenken. Ihr Gedächtnispalast gehört nur ihnen allein und sie können ihn nach Lust und Laune gestalten. Wo haben sie schon die Gelegenheit, sich so auszuleben, wie in ihren eigenen Gedanken?
Du als Elternteil solltest dein Kind dazu motivieren, seine gesamte Kreativität beim Bau des Gedächtnispalastes auszuleben. Schränke es auf keinen Fall ein, sondern lasse seinen Gedanken einfach freien Lauf. Denn wie heißt es so schön? „Die Gedanken sind frei!“
Was du aber durchaus tun kannst, ist, deinem Kind beim Bauen zu helfen. Am Anfang wird es erst einmal etwas Unterstützung benötigen, denn vielleicht kann es sich noch nicht richtig vorstellen, was damit eigentlich gemeint ist. Also beginnt den Bau gemeinsam und ermutige dein Kind dann, die Räume zu füllen und immer mehr zu errichten.
Der Gedächtnispalast bietet endlich ein Zuhause für all das Wissen, das rastlos durch dein Gehirn wandert. Du räumst es geordnet in verschiedene Räume und bringst so ein System in deine Gedankenwelt. Auf diese Weise kannst du Wissen nicht nur schneller abrufen, sondern dir auch noch viel mehr merken! Sogar dein Langzeitgedächtnis trainierst du auf diese Weise intensiv. Also probiere es doch einfach mal aus! Greife zu den imaginären Ziegelsteinen und los geht’s!