Mein Kind hört nicht auf mich: Mit dieser Sorge bist du keineswegs allein. Auch wenn nicht jeder offen darüber spricht, ergeht es phasenweise nahezu allen Eltern so. Aber was können die Gründe sein und wie reagiert ihr als Eltern angemessen? Darüber möchten wir dich im nachfolgenden Artikel ausführlich informieren.
Du bittest dein Kind darum, sein Zimmer aufzuräumen und wirst einfach ignoriert? Oder widerspricht dein Kind dir ständig, ganz gleich, worum du es bittest? Dafür kann es mehrere Ursachen geben:
Lässt du dich im Eifer des Gefechts zu übertriebenen Drohungen hinreißen? Dies kann ein möglicher Grund sein, warum dein Kind nicht auf dich hört. Zu den wenig zielführenden Drohungen gehören folgende Klassiker:
Während du kleinere Kinder mit solchen Äußerungen verstörst, erkennen ältere Kinder recht schnell, dass die ausgesprochenen Drohungen nicht umsetzbar sind. Dies gilt vor allem dann, wenn du bereits mehrfach mit wochenlangem Hausarrest oder dem Entsorgen der Spielsachen gedroht hast.
Achtung: Das soll keinesfalls heißen, dass die obigen Beispiele geeignete Erziehungsmaßnahmen sind! Konkrete Tipps für geeignete Konsequenzen folgen an späterer Stelle.
„Ich sage es dir jetzt wirklich zum letzten Mal …“ Kommt dir diese Äußerung bekannt vor? Wie oft hast du dein Kind zuvor schon gebeten, dieses oder jenes zu tun? Wenn du dein Kind zu häufig verwarnst, lernt es, dass es beim ersten Mal nicht zuzuhören braucht. Schließlich folgen ja noch weitere Aufforderungen ohne Konsequenzen. Warum sollte es sich dann beim ersten Mal beeilen? Das Kind hört nicht.
Tipp: Verwarne dein Kind höchstens zweimal. Anschließend sollte eine angemessene Konsequenz folgen.
Dein Kind hört nicht auf dich? Dies könnte daran liegen, dass du die Ebene eines Erwachsenen verlässt, indem du dich auf Machtkämpfe mit deinem Nachwuchs einlässt. Erteile eine klare Anweisung, ohne darüber zu streiten. Erkläre deinem Kind stattdessen geduldig, warum es eine bestimmte Aufgabe erledigen soll. Je älter dein Kind ist, umso konstruktiver können diese Gespräche werden.
Liegen die Nerven blank, ist es vollkommen menschlich, mal die Stimme zu erheben. Allerdings solltest du dir dennoch bewusst machen, dass du durch Anschreien nichts erreichst. Ganz im Gegenteil: Kinder, die regelmäßig angeschrien werden, entwickeln im schlimmsten Fall sogar psychische Auffälligkeiten. Die Bereitschaft, ihren Eltern zuzuhören, sinkt außerdem weiter.
Dies geht aus mehreren wissenschaftlichen Untersuchungen hervor.
Wenn du Konsequenzen ankündigst, solltest du diese auch durchsetzen. Ansonsten lernt dein Kind, dass es dich nicht ernst nehmen braucht. Gib nicht nach, wenn dein Kind anschließend darum bittet, dieses oder jenes doch wieder zu dürfen. Du als Elternteil musst den Protest aushalten, auch wenn es an deinen Nerven zehrt.
Keine Frage: Ein schreiender Säugling oder ein trotziges Kleinkind können Eltern an den Rand der Verzweiflung bringen. Du solltest dir jedoch bewusst machen, dass Babys und Kleinkinder bis zum dritten Lebensjahr kognitiv gar nicht dazu in der Lage sind, ihre Eltern bewusst zu provozieren. Dementsprechend wäre es fatal, wenn du das entsprechende Verhalten als Provokation interpretierst. Das ist es nämlich nicht!
Säuglinge können sich nur durch Schreien bemerkbar machen. Eine andere Möglichkeit der Kommunikation haben sie nicht. Schreit dein Baby überdurchschnittlich häufig, ohne dass du eine Ursache ausmachen kannst, ist das Aufsuchen einer Schreiambulanz sinnvoll.
Der Wunsch nach Autonomie gehört im Kleinkindalter zur gesunden Entwicklung dazu. Es ist also vollkommen normal, wenn dein Kleinkind zu allem, was du möchtest, erst einmal kategorisch Nein sagt. Im Alter zwischen zwei und drei Jahren avanciert „Nein“ oftmals zum Lieblingswort der Kleinen. Hier hilft nur Geduld und liebevolle Führung durch die Eltern. So anstrengend es auch sein mag, handelt es sich um eine vorübergehende Phase.
Manchmal sind kleine Kinder auch schlichtweg nicht in der Lage, den Anweisungen ihrer Eltern zu folgen. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn sie ins Spiel vertieft sind. Statt wütend zu werden, gilt es Ruhe zu bewahren und zu schauen, wie du liebevoll zu deinem Kind durchdringen kannst. Möglicherweise musst du es sanft von seiner aktuellen Beschäftigung ablenken, damit es aufmerksam ist.
Anders sieht es hingegen bei älteren Kindern und bei Jugendlichen aus. Insbesondere in der Pubertät sind in manchen Familien bewusste Provokationen an der Tagesordnung. Im Grunde genommen handelt es sich um eine zweite Autonomiephase: Der Jugendliche möchte seine Selbstwirksamkeit und seine Kompetenz austesten.
Wichtig ist, dass du auf die bewussten Provokationen nicht eingehst, sondern deinem Kind eine respektvolle Streitkultur vermittelst. Letzteres sollte bestenfalls von klein auf geschehen sein. Zeige deinem Kind, dass du seine Belange ernst nimmst und ihm zuhörst. Mache aber deutlich, dass Provokationen nicht zum Ziel führen. Je gelassener du bleibst, umso besser.
Treten die Provokationen überdurchschnittlich häufig auf, lohnt es sich, das eigene Streitverhalten zu reflektieren. Werden du und dein Partner häufig laut oder gar abwertend, wenn ihr eine Auseinandersetzung habt? Das Streitverhalten der Eltern färbt unbewusst auf Kinder und Jugendliche ab. Du darfst dich auch fragen, warum dich das Verhalten deines Kindes triggert! Welchen Knopf drückt er bei dir, mit dem du eventuell auch noch ein altes Thema hast, das du dir jetzt gern anschauen darfst!
Dein Kind hört nicht: Dies kann manchmal eine ziemliche Belastung sein. Es gibt jedoch Tipps und Tricks, die du anwenden kannst, um dein Kind auf pädagogisch sinnvolle Weise zum Zuhören zu motivieren.
Damit Kinder (zu)hören, müssen sich Erwachsene auf deren Augenhöhe begeben. Dies ist wortwörtlich gemeint. Wende dich deinem Kind mit voller Aufmerksamkeit zu, wenn du etwas von ihm möchtest. Blickkontakt ist hierbei unerlässlich. Knie dich hin, sodass du deinem Kind direkt in die Augen schauen kannst. Auf diese Weise stellst du sicher, dass es dich wirklich wahrnimmt.
Vermeide es deinem Kind aus einem anderen Raum Anweisungen zuzurufen. Diese wird es höchstwahrscheinlich nicht registrieren.
Im Alltagstrott kommunizieren viele Eltern mit ihren Kindern auf eine sehr negative Weise:
Insbesondere für kleine Kinder sind diese Art von Anweisungen nur schwer zu verstehen und noch schwerer umzusetzen. Sie müssen zweierlei Informationen verarbeiten:
Kleinkinder sind mit diesem Denkkonstrukt schlichtweg überfordert. Die Folge: Das Kind hört nicht auf dich. Daher ist es sinnvoller, deinem Kind konkret zu sagen, was es machen soll.
Beispiel: Statt „nicht so schnell“, sagst du lieber, „lauf langsamer“.
Dein Kind hört nicht und du hältst ihm einen langen Monolog darüber, warum dieses oder jenes gemacht werden soll? Die Wahrscheinlichkeit, dass dein Kind dabei abschaltet, ist ziemlich groß. Fasse dich daher kurz und bündig, wenn du etwas erklärst. Vermeide außerdem komplizierte Begriffe.
Wie oft fertigst du dein Kind mit einem schnellen Nein ab, ohne dir seine Frage richtig anzuhören? Sicherlich gibt es Situationen, die ein klares Nein erfordern. Aber wenn dein Kind mit seinen Anliegen immer nur auf Ablehnung deinerseits stößt, brauchst du dich nicht zu wundern, dass es irgendwann ebenso ablehnend auf deine Forderungen reagiert.
Das heißt keineswegs, dass du alles erlauben sollst. Doch manchmal ist ein Ja wirklich die bessere Antwort. Auf diese Weise überraschst du dein Kind und machst es empfänglicher für deine Bitten.
Beispiel: Dein Kind möchte auf den Spielplatz gehen und du sagst Nein, weil du noch Wäsche waschen musst. Aber ist das wirklich so eilig? Wäre es nicht doch möglich, deinem Kind diese Freude zu machen? Möglicherweise würde dir ein wenig Bewegung an der frischen Luft ebenfalls guttun.
Sollte es tatsächlich nicht möglich sein, dann biete eine Alternative an: „Heute schaffe ich es nicht, aber was hältst du davon, wenn wir morgen nach dem Kindergarten auf den Spielplatz gehen?“
Was zunächst kompliziert klingt, ist im Grunde genommen recht einfach: Die Teach-Back-Methode besteht darin, dass dein Kind das von dir Gesagte wortwörtlich wiederholt. Dies verbessert die Kommunikation erheblich und stellt sicher, dass dein Kind dich wirklich verstanden hat.
Dass die Teach-Back-Methode funktioniert, wurde im Rahmen einer groß angelegten Studie bewiesen.
Dieser Tipp zeigt insbesondere bei älteren Kindern Wirkung. Solltest du feststellen, dass dein Kind eine deiner Aufforderungen noch nicht umgesetzt hat, dann formuliere dies als Feststellung: „Ich sehe, du hast deine Hausaufgaben noch nicht erledigt. Wie hattest du das zeitlich geplant?“
Sicherlich kennst du es von dir selbst: Vorwürfe führen dazu, dass man die Ohren sprichwörtlich auf Durchzug stellt. Deinem Kind ergeht es in dieser Hinsicht nicht anders. Wenn du jedoch Beobachtungen anstelle von Vorhaltungen formulierst und deinem Kind die Möglichkeit gibst, sich zu erklären, wird es viel eher bereit sein, seinen Aufgaben freiwillig nachzukommen.
Mein Kind hört nicht! Löse dich von diesem negativen Glaubenssatz. Statt dich darüber zu ärgern, was dein Kind alles nicht macht, solltest du deinen Fokus auf all die Dinge richten, die es zuverlässig erledigt. Zeige deinem Kind deine Wertschätzung, indem du es lobst.
Wer immer nur Tadel zu hören bekommt, verliert irgendwann die Motivation, sich um gutes Benehmen zu bemühen. Dein Kind gewinnt den Eindruck, dir ohnehin nichts recht machen zu können. Diese Entwicklung kannst du durch regelmäßiges Loben vermeiden.
In jedem Fall gilt: Ruhe bewahren! Werte das Verhalten deines Kindes keinesfalls als einen persönlichen Angriff. Dein Kind ist entweder überfordert oder es möchte seine Autonomie austesten. Beides ist vollkommen normal.
Wichtig ist, dass du ruhig und direkt mit deinem Kind sprichst. Beuge dich zu ihm hinunter und schaue ihm in die Augen. Erkläre ruhig, was du von ihm möchtest. Je nach Alter und Situation kannst du nun einen oder mehrere der genannten Tipps anwenden.
Dein Kind hört nicht auf dich? Bis zu einem gewissen Maße kann dies vollkommen normal sein. Mit den oben aufgezählten Tipps solltest du eine deutliche Verbesserung erreichen.
Allerdings kann mangelndes Zuhören auch das Lernen beeinträchtigen. Dies gilt vor allem, wenn die Problematik bis zum Schulalter besteht. Ist dies der Fall, kann ein professionelles Lerncoaching Abhilfe schaffen. Möchtest du dich weiter über dieses Thema informieren, dann ist der folgende Fachartikel interessant für dich.
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