„Die Zukunft unserer Unternehmen ist digital” – zumindest ist diese Botschaft gerade überall zu lesen. „Wenn ich heute aber als Führungskraft in die Unternehmen reingehe, dann sehe ich dort Menschen“, leitet Markus Paul seinen Vortrag bei der „New Faces Night“ auf der Volksbühne am Rudolfplatz ein. „Ich frage mich, für wen die digitale Zukunft ist? Sie wird doch von uns Menschen geschaffen!”
Markus Paul ist Führungskräfte-Trainer und hat in seinem Job immer eine handvoll Fragen zu beantworten. „Beispielsweise wie wir diese digitale Zukunft führen sollen? Dazu möchte ich während meines Vortrags mehr zu sprechen kommen. Denn das Thema beschäftigt mich schon eine ganze Weile. Ich war Organisationsentwickler in einem mittelständischen Unternehmen. Meine Aufgabe war es, ihnen zu helfen, ganz vorne mitzuspielen. Das Unternehmen wollte sich mit Digitalisierung profitabel, nachhaltig aufstellen. Für mein Konzept ging ich von Führungskraft zu Führungskraft – um mit ihnen über die Ideen zu sprechen.”
„Bei einer Führungskraft blieb ich hängen. Diese Person hatte zwei drittel der Belegschaft unter sich. Ich vermutete bei ihm einen langen Hebel. Wir unterhielten uns über Veränderung. Während wir darüber sprachen, tippte er etwas in seinem Handy ein. Dann drehte er das Display zu mir. Er zeigte mir einen Timer. Die Überschrift lautete ,Renten-Countdown’. Und die Führungskraft meinte zu mir: ,Ach Herr Paul, diese Zeit kriege ich noch rum!’”, erzählt Markus Paul.
„Nein, das akzeptiere ich so nicht!”, war sein erster Impuls. „Ich hatte eine komplett andere Meinung zum Thema ,Veränderung’. Darüber habe ich einfach etwas anderes gelernt. Das ist schon viele Jahre her. Und diese Geschichte möchte ich dir gern erzählen: Eine junge Frau, Anfang 20, schwanger mit dem zweiten Kind und verheiratet. Alles scheint perfekt. Bis sie wenige Wochen später herausfindet, dass sie schon lange von ihrem Mann betrogen wird. Plötzlich stand sie alleine mit ihren Kindern da. Das machte sie wütend und traurig. Aber die alleinerziehende Mutter kämpft sich durch.”
„Eines Tages trifft sie einen neuen Mann. Beide verlieben sich ineinander. Plötzlich steht der Mann vor der Entscheidung, ob er bereit ist, Verantwortung für die zwei Kinder sowie der Frau zu übernehmen – auch wenn er das überhaupt nicht muss. Der Mann entschied sich dafür. Das Paar heiratete und bekam noch zwei eigene Kinder. Er machte nie ein Unterschied zwischen ihnen. Für den Vater waren alle vier seine eigenen Kinder. Dem Nachwuchs sollte es an nichts fehlen. Dieser Mann ist mein persönlicher Held – mein Papa!”, schildert Markus Paul die Geschichte ganz stolz.
Diese Lehre gab er seinem Sohn Markus Paul für die Führungswelt mit. Markus Vater sagte:
Übernimm Verantwortung für deine Mitarbeiter – so als wären es deine eigenen Kinder!
„Heute bin ich selbst Führungskraft und verantworte ein Team von über 80 Menschen. Das ist gar nicht immer so einfach. Da stehen viele Erwartungen im Raum“, gesteht der Speaker. Stepstone brachte 2018 einen Leadership-Survey heraus. Sie fragten über 1000 Mitarbeiter, was sie denn von ihrer Führungskraft erwarten:
Mitarbeiter wünschen sich eine Führung mit Sinn, Zielen und Werten.
„Und wo große Erwartungen sind, wird man natürlich auf die Probe gestellt. So geschah es auch mir. Ich stand an jenem Freitagmorgen am Bügelbrett, um mein Hemd für die Arbeit zu bügeln. Währenddessen schaue ich mir auf YouTube einen Beitrag von GEDANKENtanken an. Ich lausche Frank Thelens Worten. Er spricht darüber, dass die acht wertvollsten, digitalen Unternehmen gemeinsam schon viermal so wertvoll sind, wie alle 30 DAX-Unternehmen gemeinsam. Unter diesen acht Firmen ist dennoch keine deutsche dabei. Frank Thelen appelliert, dass deutsche Unternehmen endlich in die Gänge kommen müssen, weil wir als Land sonst den Anschluss verlieren.”
Markus Paul macht sich Gedanken zu Frank Thelens Vortrag: „Wie kann ich mit meinem Team das Thema vorantreiben?”, fragt er sich. Wenige Stunden später sitzt die Führungskraft in seinem Büro. Markus erinnert sich: „Es klopft an der Tür. Ich merke schnell, dass irgendetwas nicht stimmt. Die zwei Mitarbeiterinnen wussten nicht mehr weiter. Sie fühlten sich von ihrem Chef tyrannisiert. Er schreie sie an. Jeden Tag. Das Team habe inzwischen Angst vor ihm – wieder eins auf den Deckel zu bekommen. Ich verspreche den Frauen, mit meinem Kollegen zu reden und dass wir dafür eine Lösung finden würden.”
„Während ich wieder alleine in meinem Büro bin, denke ich an den Vortrag von Frank Thelen zurück. Digitalisierung? Ich glaube, ich weiß, warum wir Deutschen in diesem Thema nicht voran kommen. Denn wir haben in der Führungswelt noch ein richtig großes Thema zu lösen…
Markus Paul ist auch Ingenieur. Also machte er sich auf die Suche nach der Lösung: „Warum kann es eigentlich sein, dass so viele Führungskräfte gar nicht wissen, wie sie ihre Mitarbeiter führen sollen?”, lautete die elementare Frage. Dabei fand Markus Spannendes heraus. Es gibt drei Gründe, die schon bei der Einstellung von Führungskräften stattfinden:
Markus Paul ist ebenso Dozent an einer Hochschule, wo er Ingenieure unterrichtet. „Drei Jahre brauchen sie zu ihrem Bachelor. In dem Studienplan ist für Kommunikation und Führung aber keine Lehrstunde eingeplant. Es ist schlichtweg nicht vorgesehen”, kritisiert er. In Deutschland haben Mitarbeiter in der Regel fünf bis acht Qualifikationstage im Jahr. Doch selbst dabei kommt das Thema Führung viel zu kurz.
Wie du es mit diesen Eigenschaften zur Top-Führungskraft schaffst, verrät dir Markus Paul.
Setze dich für Menschen ein, die dir wirklich am Herzen liegen. „Diese Person kannst du für deine Mitarbeiter sein. Sorge dafür, dass unsere Unternehmen ab sofort das richtige Fundament haben, damit wir wirklich erfolgreich in die Zukunft schauen können”, animiert Markus Paul. „Dann ist Digitalisierung ein Kinderspiel!”