„Ich habe heute zwei Schuhe angezogen. Rechts und links. Ich möchte auf ein kleines Gedankenspiel hinaus: Wenn ich mir den rechten Schuh anziehe, ziehe ich mir Humor an. Und wenn ich mir den linken Schuh anziehe, ziehe ich mir Ziele an. Damit gehe ich durch den Tag“, erzählt Philipp Kauthe bei der Rednernacht auf der Volksbühne am Rudolfplatz in Köln. „Was hat das mit dir zu tun, fragst du dich jetzt? Mir haben Humor und Ziele geholfen, schwere Tage durchzustehen. Denn Humor hilft, gesunde und ungesunde Ziele voneinander zu unterscheiden!”
Mit neun Jahren hatte Philipp seinen ersten Auftritt auf der Bühne. Später schrieb er Kolumnen. „Ich moderiere im Radio seit mehr als 20 Jahren, schrieb zwei Bücher und etliche Artikel für Zeitungen. Bei all diesen Aufgaben begleitete mich der Humor. Ich werde ihn auch nicht mehr los. Andererseits ist das auch nicht schlecht”, findet der gebürtige Wiesbadener.
Für das Publikum in der Volksbühne am Rudolfplatz gibt es nun eine besondere Geschmacksprobe von Philipps Humor! „Kartoffeln kochen nie länger als 20 Minuten. Ich koche so häufig Kartoffeln, um ihr zu sagen: Meine Güte, du hast dich ja in Schale geworfen. Bei mir sind Kartoffeln auch nie versalzen. Ich war nämlich in der Tanzschule und habe einen Salsa-Kurs gemacht. Das ist alles Topfsache! Wenn ich behaupte, du sollst der Vernunft folgen, dann heißt das: sei erfinderisch. So habe Ich mal eine Zahnpasta für arrogante Leute entwickelt – Dekadent hieß die! Ich wollte mal auf die Tube drücken.”
Ich wollte immer Homeoffice machen. Also fragte ich meinen Bruder. Der hatte den tollen Tipp: „Philipp, du willst daheim arbeiten, also geh zum Ge-heim-dienst!” Schade, die haben mich nicht genommen, weil ich zu schlau war. Wie du frei wirst und unabhängig, das übe ich nun mit dir zusammen. Ich sage nun einen Satz und den sagst du laut nach: „Ich spreche niemals etwas nach!” – Bis jetzt habe ich nur Blödsinn erzählt.
Aber genau darum geht es beim Humor. Humor bedeutet: Ich nehme das Leben nicht so Ernst. Natürlich wahre ich eine gewisse Distanz. Dadurch bin ich nicht so verbissen und verkrampft. Das sind meine vier Schritte für „Humor als Lebenshaltung“:
1.Humor schafft Distanz zu schlechten Dingen
Ich wurde in der Grundschule von einer Gruppe Jungen gehänselt. Heute weiß ich auch warum: Ich sah aus wie ein Handtuch. Mir fiel kein cooler Spruch ein, um mich zu wehren. In so einer Situation hilft dir auch kein Humor. Ich fühlte mich verloren, machtlos und verzweifelt.
Ich werde größer und größer
Philipp Kauthe
Dann stellte ich mir die Frage: „Was ist eigentlich, wenn ich älter werde? Ich habe doch Ziele in meinem Leben. Während ich an diese denke, richtet sich mein Körper immer mehr auf. Ich werde größer und größer, Schritt für Schritt. Ich habe meine Ziele erreicht und stehe heute auf Bühnen, weil ich jugendlichen Mobbing-Opfern Hoffnung machen möchte, ihre Ziele zu verfolgen.“
2. Ziele machen Hoffnung
Setz dir Ziele, dann kannst du schwere Tage überleben! Eine Frage, die Philipp sich oft stellt, ist: „Warum nehmen wir uns eigentlich so wichtig?” – „Das liegt wahrscheinlich genau daran, dass wir immer cool wirken möchten. Bei mir im Haus lebt ein ganz obercooler Typ: Er trägt mehr Gel als Haare und guckt schlecht gelaunt. Gemeinsam stehen wir im Fahrstuhl. Mein Nachbar wünscht mir einen schönen Abend, indem er sagt: Dann noch einen schicken… Ich verstand aber etwas anderes und antwortete: Ja, guten Appetit! Und dabei grinse ich ihn blöd an. Wir sahen beide aus wie die Götter des Humors.
3. Lach über dich selbst
Und damit meine ich nicht, dass du dich klein machen sollst. Nehme dich weniger wichtig, dann ist der Druck raus. Ich habe beispielsweise zwei linke Hände. Hätten die mich bei der Elbphilharmonie als Bauarbeiter eingesetzt, dann würde sie heute so aussehen wie die Akropolis.
4. Gesunde Ziele
Was sind gesunde Ziele? Stell dir vor, ich wäre eine gute Fee. Was würdest du dir wünschen? Dein Erfolgswunsch geht in Erfüllung. Aber unter einer Bedingung. Die lautet: Du darfst keinem davon erzählen.
Was ist dein Herzenswunsch?
Philipp Kauthe
Keiner wird je erfahren, dass du dein Ziel erreicht hast. Willst du diesen Wunsch unter diesen Voraussetzungen immer noch? Ja? Dann möchtest du dieses Ziel wirklich erreichen! Dann tust du es nicht, um vor anderen gut dazustehen.
Welche Schuhe passen dir? Welche Stärken tragen dich durch deinen Tag? Das muss ja nicht Humor sein. Aber mach dich nicht zum Sklaven anderer. Sondern geh deinen Weg!