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Trauma bearbeiten: Mach dich frei von der seelischen Last

Lesezeit von 7 Minuten
Trauma bearbeiten: Mach dich frei von der seelischen Last

Wir alle erleben von Zeit zu Zeit Dinge, die uns stark belasten. Einige Situationen bekommen wir aber wochen-, monate- oder sogar jahrelang nicht mehr aus unserem Kopf. Und immer wieder, wenn die Erinnerungen hochkommen, beginnt das Herz zu rasen, wir schwitzen und möchten am liebsten nur noch fliehen. Das ist dein Trauma.

Trauma bearbeiten – Wie geht das?

Der Begriff „Trauma“ beschreibt eine psychische Ausnahmesituation. Sie wird durch stark belastende Ereignisse ausgelöst, wie z. B. Gewalttaten, Unfälle, Krieg, Flucht, Katastrophen oder auch emotionale Verletzungen. Sie alle hinterlassen teils tiefe Wunden in der Seele, die nicht ohne weiteres verheilen. Ist auf diese Weise ein Trauma entstanden, ist eine Aufarbeitung der auslösenden Erlebnisse unabdingbar, um frei von seelischer Last in den Alltag zurückzukehren.

Was passiert bei einem Trauma im Körper?

Ein Trauma bedeutet puren Stress für deinen Körper. Stress ist eigentlich etwas sehr Sinnvolles, denn er sorgt dafür, dass du Adrenalin ausstößt. Das war vor allem für unsere weit entfernten Vorfahren wichtig, damit sie schnell fliehen oder mutig kämpfen konnten, sobald Gefahr drohte. Die meisten von uns haben das Glück, derartigen Situationen nicht mehr ausgesetzt zu sein. Stress entsteht trotzdem immer noch, z. B. wenn es im Job unglaublich viel zu tun gibt. Oder wenn es zu einem ziemlich heftigen Streit mit dem Partner kommt. Aber auch, wenn du einer Situation ausgesetzt bist, die dich körperlich oder seelisch sehr stark mitnimmt.

Derart extremer und oft auch dauerhafter Stress ist pures Gift für deinen Organismus. Deine Stress verarbeitenden Systeme sind dann überfordert und sogenannte peritraumatische Symptome können auftreten. Du durchlebst die Situation dann beispielsweise immer wieder, hast nachts Albträume und bist im Alltag stets auf Alarmbereitschaft. Auch Ängste können sich in dir breit machen, die dich unter Umständen erstarren lassen.

Trauma Therapie

Das stellt das Trauma mit deinem Gehirn an

Nach Unfällen, Katastrophen, Kriegserlebnissen oder Traumata, die ihre Wurzeln in der Kindheit haben, kann sich der Gehirnstoffwechsel verändern. Sogar die Struktur des Hirns kann sich verändern und möglicherweise verringert sich auch die Gedächtnisleistung. Grund dafür ist, dass dein Körper besonders hohe Mengen an Stresshormonen ausschüttet und so auch das sympathische Nervensystem stärker beansprucht. Dein Körper ist völlig erregt, weshalb sich beispielsweise dein Puls erhöht und du Probleme beim Einschlafen hast. Das wiederum zieht negative Folgen für deine Gehirnleistung nach sich.

Je länger derartige Stressmomente anhalten, desto stärker können sich die negativen Auswirkungen auf die Informationsverarbeitung in deinem Gehirn ausbreiten. Vor allem der Hippocampus ist betroffen. Seine Aufgabe ist es, die Wichtigkeit aller Erfahrungen zu bewerten und diese dann gegebenenfalls in die Großhirnrinde zu transportieren. Diese wiederum ordnet das Ereignis kognitiv ein und sorgt für einen Lerneffekt.

Bei einigen Testpersonen, die an einem chronischen Trauma leiden, konnte im Rahmen wissenschaftlicher Studien festgestellt werden, dass der Hippocampus ein verringertes Volumen aufzeigte. Das kann zur Folge haben, dass vor allem das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt und das Lernen neuer Dinge schwierig wird.

Wenn alles auseinanderfällt: Trauma bearbeiten ist nicht immer leicht

Außerdem wird vermutet, dass die Mandelkerne, die sich direkt neben dem Hippocampus befinden, betroffen sein können. Dort findet womöglich eine Überregung statt und Gefühle können nicht richtig verarbeitet werden. All die Sinneseindrücke, Gefühle und körperlichen Zustände, die mit Traumata verbunden werden, können demzufolge nicht korrekt gespeichert werden. Sie fallen wie die Scherben eines zerbrochenen Spiegels auseinander und du bist nicht mehr in der Lage, sie als großes Ganzes wahrzunehmen. Demzufolge kannst du sie auch nicht als sinnvolle Lernerfahrung integrieren.

All diese kleinen Einzelteile machen sich irgendwann selbstständig und lassen immer wieder Bilder deines traumatischen Erlebnisses aufblitzen. Sie überlagern die Dinge, die du gerade tatsächlich erlebst und unterdrücken unter Umständen gewisse Gehirnfunktionen. So kann es z. B. dazu kommen, dass das Broca’sche Zentrum nicht richtig funktioniert, wodurch dir die Worte fehlen, zu beschreiben, was gerade in dir vor sich geht. Auch deine Reizschwelle kann deutlich niedriger sein und schon alltägliche Dinge können dich vollkommen aus der Ruhe bringen.

Flashbacks und gedankliches Hin und Her

Wenn all diese kleinen Fragmente, die durch dein Gehirn schwirren, immer wieder aufblitzen, nennt man das Flashbacks. Sie können dich im Schlaf in Form eines Albtraums überkommen oder dich ganz plötzlich mitten am Tag überwältigen. Sie machen dich reizbar, rauben dir den Schlaf und können dir eine ganz schöne Angst einjagen. Du sorgst dich zunehmend um dich selbst und um deine eigene Gesundheit.

Einerseits erwecken Flashbacks in dir den Wunsch, über das Erlebte zu sprechen und die Sache endlich zu verarbeiten. Doch dieser wird sehr schnell wieder abgelöst von dem Bedürfnis, kein Wort darüber zu verlieren und das Ereignis einfach zu verdrängen. Du bist bemüht, alles zu vermeiden, das dich daran erinnern könnte. Auch das ist ein Verarbeitungsversuch, denn du möchtest dich schlichtweg vor der Überwältigung deiner Erinnerungen schützen. Das ist eine ganz normale Reaktion auf außergewöhnliche Ereignisse. Doch wenn es um deine mentale Gesundheit geht, ist das keinesfalls der richtige Weg.

Wenn das Trauma überhandnimmt

Ein Flashback ist nicht immer eine kurzfristige Angelegenheit. Daraus kann ein Nervenzusammenbruch resultieren, der dich über Stunden, schlimmstenfalls sogar über Tage hinweg nicht mehr loslässt. Damit reagierst du auf erhebliche körperliche und seelische Belastung. Das geschieht oft unmittelbar nach einem belastenden Erlebnis oder aber auch, wenn dich ein Flashback so stark übermannt, dass er dich immer stärker fesselt und du es nicht mehr schaffst, den Erinnerungen kurzerhand wieder zu entfliehen.

Ein Nervenzusammenbruch kann sich unter anderem durch Niedergeschlagenheit, Angst, Erstarrung, Verzweiflung, Überaktivität, aber auch völligem Rückzug äußern. Hinzu kommen nicht selten körperliche Beschwerden: Dein Herz schlägt schneller, du schwitzt und fängst vielleicht sogar an, mit den Beinen zu wippen oder mit den Fingern zu klopfen.

Trauma Symptome

Woran erkenne ich ein seelisches Trauma?

Jeder Mensch erlebt von Zeit zu Zeit Dinge, die besonders belastend sind. Ausschlaggebend sind nicht immer die Erlebnisse selbst, sondern die Art und Weise, wie wir damit umgehen. Jeder reagiert anders auf potenziell traumatisierende Ereignisse. Ob du nun tatsächlich ein Trauma davongetragen hast oder nicht, kannst du anhand verschiedener typischer Symptome herausfinden.

Fühlst du dich beispielsweise völlig hilflos und suchst vermehrt nach Schutz, sowohl körperlich als auch emotional? Treten vielleicht sogar Ängste auf oder plagen dich plötzlich Panikattacken, die du vorher noch nie kennengelernt hast? Bist du häufig verwirrt und hast das Gefühl, du würdest die Kontrolle über dein Leben verlieren? Möglich ist auch, dass deine Emotionen völlig aussetzen und dich gefühlstechnisch nahezu taub werden lassen.

Dass du dich, nachdem du eine belastende Situation durchgestanden hast, von unangenehmen Gefühlen, Gedanken und vielleicht auch körperlichen Symptomen eingenommen fühlst, ist ganz normal. Hierbei handelt es sich um völlig natürliche Reaktionen. So sind beispielsweise innere Unruhe, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und Niedergeschlagenheit keine Seltenheit. Oft klingen derartige Symptome binnen einiger Tage oder weniger Wochen wieder ab, wenn es dir gelungen ist, das Erlebte einzuordnen.

Wenn die Beschwerden einfach nicht verschwinden: Lasse dir Zeit

Manchmal halten diese Symptome aber auch noch lange, nachdem das Ereignis vergangen ist, an. Dann stellen sich nicht selten ein dauerhaftes Gefühl der Anspannung und Bedrohung oder auch Schreckhaftigkeit ein. Besonders wenn es sich beim Erlebten um körperliche bzw. sexuelle oder emotionale Übergriffe handelt, hält ein seelisches Trauma oft lange Zeit an.

Wichtig ist vor allem, das Erlebte nicht krampfhaft zu verdrängen, sondern sich die Zeit zu nehmen, es zu verarbeiten. Ein verdrängtes Trauma kann dich sonst wie aus dem Nichts überkommen und das macht es dir sehr schwer, mit der Situation umzugehen.

Wie lange dauert ein Trauma?

Wie lange es dauert, bis du beim Bearbeiten deines Traumas Erfolg hast, hängt von verschiedensten Faktoren ab. Relevant ist natürlich, wie tief es sitzt und wie es aktuell um deinen psychischen Zustand bestellt ist. Schaffst du es recht schnell, ganz offen über die auslösenden Ereignisse zu sprechen und sie aufzuarbeiten oder stellt sich bei dir eine Blockade ein und du benötigst erst einmal Zeit, dich der Sache ganz langsam anzunähern? Kommen in dir sofort Gefühle der Panik hoch, wenn du nur daran denkst oder gelingt es dir, die Dinge mit einer gewissen Distanz zu betrachten?

Es gibt unzählige Faktoren, die hierbei eine Rolle spielen. Der wohl ausschlaggebendste Punkt ist deine aktuelle psychische Stärke. Es kann dir also niemand eine pauschale Antwort auf die Frage geben, wann du das Trauma beendet haben wirst. Fakt ist, dass dessen Bewältigung Zeit braucht und die solltest du dir nehmen. Überstürze es nicht mit der Traumaverarbeitung, sondern gehe es in dem Tempo an, mit dem du dich bei der Sache noch nicht überfordert fühlst. 

Es geht einzig und allein um dich und um dein mentales Wohlbefinden. Das Verarbeiten des Traumas kann durchaus auch einige Jahre in Anspruch nehmen. Das ist auch völlig in Ordnung. Nur, wenn du dir die nötige Zeit nimmst, um die Dinge zu reflektieren, daraus zu lernen und sie als Teil deiner Geschichte zu akzeptieren, wirst du Erfolg haben. Je früher du dir dein Trauma eingestehst und dir Hilfe suchst, desto effektiver kann dessen Verarbeitung auch erfolgen.

Ist ein Trauma heilbar?

Traumata sind in den meisten Fällen tatsächlich heilbar. Manchen Betroffenen reicht es bereits aus, sich der Familie oder engen Freunden zu öffnen oder eine psychologische Beratungsstelle aufzusuchen. Andere hingegen benötigen intensivere Unterstützung in Form einer Psychotherapie, um die Erlebnisse zu verarbeiten. Suchst du dir frühzeitig Unterstützung, stehen die Chancen sehr gut, dass du dein Trauma überwindest und auch posttraumatische Belastungsstörungen lassen sich auf diese Weise vorbeugen.

Zu diesem Zweck sollte die Therapie unbedingt bei einem Traumaexperten stattfinden, der dir einen sicheren Rahmen für die komplexe Situation, in der du dich gerade befindest, bietet. All das geschieht in der Regel ambulant. Sitzt das Trauma allerdings so tief, dass es nahezu nicht aushaltbar ist und du zeigst sehr schwere depressive Symptome oder hegst sogar Suizidgedanken, dann ist ein stationärer Aufenthalt in einer Fachklinik in Betracht zu ziehen.

Egal, ob ambulant oder stationär, die traumafokussierte Therapie steht stets im Mittelpunkt. Ziel ist es, dass es dir gelingt, das Trauma als Teil deiner Lebensgeschichte zu akzeptieren und zurück zu deinem gewohnten Alltag zu finden. Du erlangst wieder die Kontrolle über Erinnerungen, die dich ungewollt übermannen und kannst deine Lebensqualität deutlich steigern. Auch begleitende Symptome wie Depressionen, Panikattacken, Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme werden gelindert. Kurzum: Deine psychische Gesundheit wird umfassend wiederhergestellt.

Welche Folgen kann seelische Last haben?

Ein Trauma bewältigst du in der Regel nach und nach und musst nicht mit langfristigen Folgen rechnen. Doch das ist nicht immer der Fall. Es besteht die Möglichkeit, dass du eine sogenannte Traumafolgestörung entwickelst.

Am weitesten verbreitet ist die posttraumatische Belastungsstörung. Dabei erlebst du die Situation immer wieder, möchtest genau das aber vermeiden und fühlst dich, als wärst du dauerhaft einer Bedrohung ausgesetzt. Aus einem Trauma können sich aber auch Depressionen, Zwangsstörungen, Angststörungen oder auch Suchterkrankungen entwickeln.

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