In jedem Unternehmen gibt es eine Führungskraft, die sagt, wo es langgeht. Sie bestimmt, welche Abläufe wann stattfinden und wer welche Aufgaben erledigt. Die Führungskraft hält stets die Fäden in der Hand und gibt vor, was passiert. Damit wird ihr unglaublich viel Macht zuteil. Im Grunde könnte sie sogar recht willkürlich handeln und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sogar unfair behandeln. Herrscht ein bürokratischer Führungsstil, sieht das ganz anders aus. Damit kann ganz einfach verhindert werden, dass eine Person ihre Machtposition ausnutzen könnte. Was genau ein bürokratischer Führungsstil ist, wodurch er sich auszeichnet und welche Vor- und Nachteile er mit sich bringt, erklären wir dir hier.
Ein bürokratischer Führungsstil ist autoritär ausgerichtet. Man trifft ihn vor allem in Verwaltungseinheiten wieder, in denen die einzelnen Prozesse weitestgehend standardisiert sind.
Die Führung erfolgt anhand gewisser Regeln und Vorschriften. Diese sind unabhängig von der Führungskraft festgesetzt, was sie in der Theorie austauschbar macht. Übernimmt den Posten des Vorgesetzten jemand anders, bleiben diese Regeln und Vorschriften gleich.
Ein bürokratischer Führungsstil fußt auf einer langen Geschichte. Der deutsche Soziologe Max Weber beschrieb ihn zum ersten Mal und machte ihn zu einem wichtigen Baustein der industriellen Revolution.
Er zielt auf Effizienz und Ordnung ab – die Leitpunkte der Revolution. Die Produktion sollte gesteigert werden, weshalb beispielsweise vermehrt Maschinen zum Einsatz kamen und so viele Prozesse wie möglich beschleunigt werden sollten. Und wie funktioniert diese Beschleunigung am besten? Durch eine klare Ordnung, die wiederum gewisse Regeln voraussetzt. Kein Wunder also, dass ein bürokratischer Führungsstil gang und gäbe während der industriellen Revolution war.
Später erlebte das Konzept einen Abfall, denn anstelle der Effizienz stand das Wohl der Mitarbeitenden wieder im Fokus. Themen wie Work-Life-Balance und ein angenehmes Arbeitsklima gerieten deutlicher in den Mittelpunkt. Ein bürokratischer Führungsstil, wie er in der industriellen Revolution geprägt wurde, schien diesen Aspekten im Wege zu stehen. Doch wie wir heute wissen, ist dies überhaupt nicht der Fall. Er kann sogar durchaus förderlich sein, denn zahlreiche Konflikte bei der Arbeit können dank klarer Regeln, Strukturen und Hierarchien aus dem Weg geräumt werden, bevor sie überhaupt entstehen.
Was genau ist ein bürokratischer Führungsstil nun aber in der Praxis? Was macht ihn aus? Das wohl charakteristischste Merkmal ist das Vorhandensein klarer Strukturen. Es gibt eine Hierarchie mit einer strikten Ordnung, an die sich alle Beteiligten halten. Jede Person wird in ihrer Rolle akzeptiert und die Verantwortungsbereiche sind ganz klar definiert.
Jeder weiß genau, was er zu tun hat. Alle Schritte sind vorgegeben, sodass alle Beteiligten sie auf die gleiche Art und Weise abarbeiten. Das erleichtert die Entscheidungsfindung im Arbeitsalltag enorm. Der Blick auf zahlreiche Sachverhalte und Arbeitsschritte ist deutlich objektiver, denn für alles gibt es Vorgaben. Es ist stets ein gewisser Rahmen gegeben, auf den alle Beteiligten limitiert sind. Das grenzt den Handlungsspielraum stark ein, sodass kaum Eventualitäten offenstehen.
Entscheidungen können so deutlich schneller getroffen werden, denn der Arbeitsaufwand lässt sich besser einschätzen. Es ist klar, wer für welche Aufgabe verantwortlich sein wird und wer das Zepter bei der Leitung des Projekts in der Hand halten wird. Ein bürokratischer Führungsstil spart auf diese Weise Unmengen an Zeit, die für die effiziente Umsetzung aller Aufgaben genutzt werden kann.
Ein bürokratischer Führungsstil bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Einige davon haben wir bereits angeschnitten, wie beispielsweise das Vorhandensein klarer Regeln und Vorschriften. Mitarbeitende sind nicht der Willkür anderer Personen, die ihnen im Beruf übergeordnet sind, ausgesetzt. Führungskräfte haben ein gewisses Regelwerk, an das sie sich halten müssen, sodass gar kein Spielraum für Willkür vorhanden ist.
Dank dieses Regelwerks ist es auch kein Problem, Führungskräfte, die das Unternehmen verlassen, schnell zu ersetzen. Lange Einarbeitungszeiten fallen weg, denn die Aufgaben sind klar vorgegeben. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich außerdem nicht erst an einen neuen Führungsstil gewöhnen, denn dieser bleibt unabhängig davon, wer nun das Zepter übernimmt, stets gegeben.
Auch ist die Gefahr von Fehlentscheidungen sehr gering. Der Handlungsspielraum von Führungskräften und Mitarbeitenden ist so klar vorgegeben, dass nur wenig Spielraum für Entscheidungen, die sich negativ auf das Endergebnis auswirken könnten, besteht.
So vorteilhaft ein bürokratischer Führungsstil auch klingen mag – auch er hat seine Schwächen. Kommen wir zurück zum sehr reduzierten Handlungsspielraum. Dieser lässt nur wenig Platz für zeitraubende Diskussionen, aber auch für kreative und inspirierende Gespräche. Der Erfolg eines jeden Unternehmens ist abhängig von Weiterentwicklung und Innovation. Sind die Regelungen und Strukturen aber so strickt, dass wirklich keinerlei Spielraum besteht, können keine Diskussionen und Gespräche entstehen, die genau das hervorbringen. Innovation und Kommunikation gehen Hand in Hand. Das eine kann ohne das andere nicht existieren.
Wir leben in immer schnelllebiger werdenden Zeiten. Unternehmen müssen flexibel auf Veränderungen reagieren können und das bestenfalls schneller als alle anderen. Zu eng definierte Strukturen schränken sie dahingehend stark ein. Veränderungen einzuleiten, dauert unglaublich lange, denn das Einhalten all dieser strikten Regeln raubt Führungskräften die notwendige Flexibilität, die es an dieser Stelle braucht. Wertvolle Zeit geht dann verloren und andere Unternehmen, die schneller agieren können, sichern sich wichtige Wettbewerbsvorteile.
Ein bürokratischer Führungsstil schränkt aber nicht nur Führungskräfte, sondern auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stark ein. Sie haben kaum oder teilweise sogar gar keine Möglichkeit, sich zu entfalten, eigene Ideen vorzubringen und sich weiterzuentwickeln. Dabei liegt es in der Natur des Menschen, immer weiter voranzuschreiten. Stillstand bedeutet selten etwas Gutes. Doch ein bürokratischer Führungsstil geht oft genau damit einher. Das kann die Arbeitsmoral senken. Wer sich im eigenen Unternehmen nicht weiterentwickeln kann, neigt oftmals dazu, die Motivation zu verlieren. Die Arbeitsmoral sinkt und davon profitieren weder die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst noch das gesamte Unternehmen.
Ein Arbeitsplatz, an dem sich alle Mitarbeitenden wohlfühlen und sich weiterentwickeln können, an dem sie wachsen und das Beste aus sich herausholen – das sind die Themen, die die Arbeitswelt heutzutage bewegen. Anhand all der Faktoren, die wir bisher vorgestellt haben, scheint das nur schwer mit dem bürokratischen Führungsstil vereinbar. Tatsächlich ist genau das die große Herausforderung, vor der er aktuell steht.
Klare Strukturen sind wichtig, denn sie geben Halt und sorgen dafür, dass sich kein Mitarbeiter und keine Mitarbeiterin verunsichert fühlen muss. Alle Beteiligten wissen genau, was auf sie zukommt, was von ihnen erwartet wird und können sich so jeden Tag optimal darauf vorbereiten. Doch wachsen können sie so nicht.
Ein bürokratischer Führungsstil darf, wenn er in der heutigen Zeit zielführend sein möchte, nicht zu enge Strukturen aufweisen. Führungskräfte müssen einen Mittelweg finden, der für Sicherheit sorgt, gleichzeitig aber genug Spielraum lässt, der den Mitarbeitenden die Möglichkeit gibt, sich einzubringen.
Gleiches gilt auch für die Führungskräfte. Unternehmen, die heutzutage ganz oben mitspielen möchten, müssen flexibel sein. Und Flexibilität erfordert einen gewissen Freiraum. Ist dieser nicht gegeben, nehmen Entscheidungsprozesse viel zu viel Zeit in Anspruch, die später fehlt, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Groß ist die Gefahr, dass sich die Konkurrenz deutlich schneller an neue Gegebenheiten anpassen und entsprechende Angebote liefern kann, und das eigene Unternehmen steht schnell hinten an.
Wer einen bürokratischen Führungsstil etablieren oder beibehalten, dabei aber keine Wettbewerbsfähigkeit einbüßen möchte, ist im Coaching perfekt aufgehoben. Hier lernst du, wie es dir gelingt, klare Strukturen zu wahren, ohne deinen Mitarbeitenden den kompletten Handlungsspielraum zu nehmen. Du erfährst, wie du es schaffst, den Rahmen möglichst groß zu halten und trotzdem einen bürokratischen Führungsstil beizubehalten. Die Mitte macht’s, wie man so schön sagt. Und ein entsprechendes Coaching zeigt dir, wie du diese Mitte findest.
Dazu gehört auch das Fördern der Mitarbeitermotivation. Jedes Unternehmen arbeitet nur so gut wie seine Mitarbeitenden. Fehlt hier der Abtrieb aufgrund mangelnder Entfaltungsmöglichkeiten, fährt deine Firma mit angezogener Handbremse.
Bürokratische Führung bedeutet statisches Arbeiten, frei von Gesprächen, Kreativität und Weiterentwicklung? Das muss nicht sein! In der heutigen Geschäftswelt ist Anpassungsfähigkeit das A und O. Aber dennoch muss ein gewisser Rahmen gegeben sein.
In jungen Unternehmen herrschen oft flache Hierarchien, die das Unternehmensklima fördern sollen. Der Ansatz ist vielversprechend, doch die Praxis nicht immer zielführend. Die flachen Hierarchien gehen oft mit fehlenden Strukturen einher und die Mitarbeitenden wissen oftmals nicht genau, was nun eigentlich zu ihrem Aufgabenbereich gehört und was von ihnen erwartet wird. Ein Mittelweg muss also her.
Ein bürokratischer Führungsstil mit klaren Strukturen, die aber nicht so eng geschnürt sind, dass sie keinerlei Entfaltungsspielraum mehr lassen, ebnet den Weg in eine erfolgreiche Unternehmenszukunft.