Greta Silver ist erfolgreiche YouTuberin, Autorin und Powerfrau. Die 71-Jährige möchte der Öffentlichkeit zeigen, wie schön das Alter sein kann. Für sie bedeutet Älterwerden, Zeit für Neues zu finden, kreativ zu sein und das Leben mit einer gewissen Leichtigkeit zu führen. Ihre Lehrmeister sind Menschen, die wissen, was Glück bedeutet, und die auf das blicken, was wirklich wichtig im Leben ist.
Im Interview erzählt Greta: „Ich habe ehrenamtlich als Kantinenmutter in der Schule mitgeholfen. Eine Mutter war jeden Tag da, weil ihre Tochter Krebs hatte. Und sie erzählte mir: „Wenn es nicht diese tödliche Bedrohung geben würde, dann müsste ich sagen, es war ein Geschenk für die ganze Familie.“ Denn durch die Krankheit hat sie gemerkt, was wirklich wichtig ist im Leben. Ich kenne Menschen, die sehr schwer krank sind und trotzdem eine Herzensfreude haben.“ Die dreifache Mutter beschreibt Krankheiten als Schock und fürchterlichen Schicksalsschlag.
Gleichzeitig ist sie jedoch fest davon überzeugt, dass man selbst in der Krankheit Positives sehen kann. Sie sagt: „Ich habe Angst vor dem Leid. Aber ich weiß, dass ich daran lernen kann.“ Auch Geld ist für sie noch lange kein Glücksfaktor: „Ich kenne Menschen, die nicht viel Geld haben – aber eine Herzensfröhlichkeit. Menschen, die Beziehungen leben und anderen Dingen im Leben mehr Platz einräumen. Diese Menschen möchte ich gar nicht als arm bezeichnen. Ich möchte die Reichen als arm bezeichnen, die ihr Leben nicht genießen können.“
Mit 48 Jahren, nachdem sie viele Jahre Hausfrau und Mutter war, wagte Greta einen beruflichen Neustart. Sie erzählt: „Ich hatte mit Schreibmaschine aufgehört und musste jetzt mit Computer wieder anfangen. Da war wirklich eine Revolution passiert. Ich weiß auch nicht, woher ich den Mut hatte – ich hatte ja von nichts eine Ahnung.“ Greta machte sich als Inneneinrichterin selbstständig und begann wenig später auch mit dem Schreiben. Sie nahm Chancen, die ihr zuflogen, gerne an. Gleichzeitig bildete sie sich weiter: „Ich habe einen Computerkurs gemacht und dann learning by doing.“
Alles lief bestens – doch dann ruckelte ihre Ehe. Greta erzählt: „Mein Mann war mir sozusagen abhanden gekommen. Er zog sich immer weiter aus der Familie zurück und war immer auf den Beruf fokussiert. Es gab keinen greifbaren Punkt, an dem es gar nicht mehr ging. Aber es rutschte mir aus den Händen und machte mich sehr unglücklich. Ich wollte mehr. Mehr Austausch, mehr Nähe, mehr Augenhöhe. Es war ein liebevolles, höfliches Nebeneinander.“
Das höfliche Nebeneinander erstreckte sich über 23 Jahre. Greta: „Irgendwann merkte ich, dass da gar nichts mehr lief zwischen uns. Wir haben nebeneinander her gelebt. Ich war sehr traurig und habe viel geweint.“ Gleichzeitig wusste Greta, dass sie allein für ihr Glück verantwortlich war. Ihr Leitsatz lautete: „Trauer schafft Tiefe, damit dann ganz viel Freude rein passt.“ Trauer zu vermeiden, ist kein Ziel, das Greta anstrebt. Stattdessen ist es ihr wichtig, angstfrei zu leben. Denn sie weiß, dass die allermeisten Sorgen und Ängste ohnehin nie Realität werden.
„Angst ist Manipulation. Und die wird heute in meinen Augen mehr eingesetzt als jemals zuvor. Damit kann man Wahlen gewinnen, man muss dafür gar nicht erst nach Amerika blicken. Ich möchte frei von Angst und Feindbildern sein. Denn was bringt dir deine Angst? Graue Haare, schaflose Nächte – sonst nichts. Ich habe keine Lust, mich mit Sachen zu befassen, die mir nichts bringen außer Negativität. Und solange ich das entscheiden kann, mache ich das so. Wenn die Gefahr dann doch vor der Tür steht, entwickle ich eine ganz andere Energie, um damit umzugehen.“
Greta möchte sich nicht über potenzielle Probleme sorgen – sondern sich erst mit ihnen befassen, wenn sie tatsächlich eintreffen. Denn das ist in über 95 Prozent aller Fälle ohnehin nicht der Fall. Die meisten Probleme lösen sich irgendwann von alleine in Luft auf. Das ist eine sehr gesunde Haltung, um nicht ständig grübeln zu müssen. Dafür braucht man ein gewisses Vertrauen und positive Erfahrungen, die man gemacht hat. Man muss schon mal erfahren haben, dass die Welt nicht untergeht, wenn es schlecht läuft. Greta: „Das ist der Vorteil des Alters: Du kannst zurückschauen und siehst, dass sogar Katastrophen für etwas gut waren und die Situation manchmal sogar besser gemacht haben als sie vorher war.“
Greta und ihr damaliger Mann sind heute geschieden. Sie lebt auf sich allein gestellt – und das ist auch gut so. Im Interview verrät sie: „Sonst würde es Greta Silver nicht geben.“ Der Künstlername entstand als Greta mit 60 Jahren anfing als Model zu arbeiten. Greta: „Es geht dabei nicht um das Coverbild der Frauenzeitschrift mit endlos langen Beinen. Die suchen authentische Leute, die einfach Lust dazu haben. Und man hat nichts zu verlieren.“ Während viele andere Leute daran denken, was sie im Alter alles nicht mehr tun können, fallen Greta zahlreiche unglaublich tolle Möglichkeiten ein, die ihr nun offenstehen. Sie ist voller Begeisterung, offen für Neues und steckt ihr Umfeld damit an.