Das Thema „Lesen lernen“ beschäftigt alle Eltern früher oder später. Insbesondere wenn du dir unsicher bist, ob dein Kind ausreichend große Fortschritte macht, wirst du dich auf die Suche nach Unterstützungsmöglichkeiten begeben.
Einleitend sei gesagt, dass sich jedes Kind in seinem individuellen Tempo entwickelt. Dies schließt auch die Geschwindigkeit des Leselernprozesses ein. Dennoch ist es wichtig, Defizite rechtzeitig zu erkennen und dein Kind zu fördern.
Es gibt Kinder, die bereits im Kindergartenalter erste Wörter und Sätze lesen können. Dies ist jedoch die Ausnahme. Normalerweise beginnt der Leselernprozess mit dem Eintritt ins Schulalter, also mit sechs Jahren. Erst in diesem Alter sind die notwendigen neuronalen Verbindungen im Gehirn so weit ausgereift, um gedruckte Buchstaben als sinnhafte Wortbilder entschlüsseln zu können.
Doch bereits vor dem eigentlichen Prozess des Lesenlernens durchlaufen Kinder zahlreiche Vorstufen. Schon im Alter von sechs Monaten lässt sich bei fast allen Säuglingen ein reges Interesse an Bilderbüchern beobachten. Kleinkinder haben Freude daran, wenn man ihnen Geschichten erzählt. Manchmal „schreiben“ Kinder mit Wellenlinien, was bedeutet, dass sie die Leserichtung verstanden haben.
In der ersten Klasse der Grundschule wird den Kindern schließlich die Verknüpfung von Laut und Buchstabe beigebracht. Hierdurch lernen sie, die Laute zu einem kompletten Wort zusammenzusetzen und dessen Bedeutung zu erfassen.
Lesen lernen ist ein komplexer Prozess, der in mehreren Schritten verläuft. Zunächst einmal müssen die Leseanfänger alle Buchstaben, also das Alphabet, kennen. Letzteres lässt sich bereits vor Schuleintritt spielerisch fördern. Im nächsten Schritt lernen die Kinder, die Buchstaben miteinander zu verbinden. Ist dieser Meilenstein erreicht, werden Silben gelesen und verbunden.
Anschließend ist es dem Kind möglich, einfache Wörter mit wenigen Silben auf den ersten Blick zu erkennen (z. B. „Mama“). Mit ein wenig Übung werden immer mehr und auch komplexere Wortbilder erfasst. Im Laufe des Leselernprozesses steigert sich der Wortschatz und es entsteht ein Grundverständnis für Grammatik.
Lesen lernen benötigt Geduld, Motivation und ständige Wiederholung. Der Leselernprozess lässt sich in vier Schritte unterteilen:
Der erste Schritt, um Lesen zu lernen, besteht in dem Kennenlernen der verschiedenen Laute. Hierzu zählen neben den verbalen und nonverbalen Lauten auch Vokale, Halbvokale und Konsonanten.
Das Kind versteht, dass gesprochene Laute mithilfe von Buchstaben in eine schriftliche Form gebracht werden. Dies lässt sich auf spielerische Weise z. B. mithilfe einer Anlauttabelle verdeutlichen.
Außerdem kannst du mit deinem Kind spielerisch nach Wörtern suchen, die mit einem bestimmten Laut beginnen oder bestimmte Laute beinhalten. Auch das Singen von Vokalen ist eine gute Übung.
Die Kenntnis über die verschiedenen Buchstaben bildet die Basis des Lesenlernens. Wichtig ist, dass sich das Kind langfristig nicht nur das Erscheinungsbild der Buchstaben einprägt, sondern auch deren Laute.
Zunächst ist jedoch das grafische Erscheinungsbild des Buchstabens entscheidend. Das Kind erlernt jeden Buchstaben einzeln. Am besten beginnt man hierbei mit den Vokalen. Während des gesamten Prozesses ist Geduld gefragt. Warte zunächst, bis dein Kind einen Buchstaben sicher beherrscht, ehe ihr zum nächsten übergeht. Überforderte Kinder sind nämlich nicht mehr aufnahmefähig.
Sofern dein Kind die Vokale und Konsonanten kennt, kann damit begonnen werden, einzelne Buchstabenfolgen zu Silben zu verbinden. Empfehlenswert ist es, mit Silben zu beginnen, die aus zwei Vokalen bestehen (z. B. ua, oa). Anschließend kommen die geschlossenen Silben an die Reihe (z. B. am, om) und letztendlich die offenen Silben (z. B. „mo“, „ma“).
Sobald das Kind sicher Silben lesen kann, können diese zu vollständigen Wörter zusammengefügt werden (z. B. Oma, Mama). Um das Leseverständnis zu fördern, ist es ratsam, die Wörter mit einem Bild zu verbinden. Vielen Kindern bereitet es außerdem Spaß, ein „Buchstabendurcheinander“ bestehend aus mehreren Silben in die richtige Reihenfolge zu bringen.
In diesem Stadium fügt das Kind die Silben zu Wörtern zusammen. Hierbei ist es völlig normal, dass das Lesetempo noch sehr langsam ist und der Leseanfänger die Wörter noch nicht auf Anhieb sinnhaft erfasst. Im Laufe der Zeit nimmt die Anzahl der bekannten Wörter zu, was das Kind sicherer werden lässt.
Flüssiges Lesen lässt sich am besten durch regelmäßiges Wiederholen erlernen. Versuche jedoch keinesfalls, dein Kind zur Eile zu drängen. Je spielerischer der Prozess vonstattengeht, umso besser. Leistungsdruck führt im schlimmsten Fall dazu, dass dein Kind frustriert ist und das Lesen verweigert.
Lesen lernen zählt zu den wichtigsten Fähigkeiten, um ein unabhängiges Leben zu führen. Umso wichtiger ist es, dass du deinem Kind rechtzeitig die notwendige Unterstützung anbietest, falls es Defizite aufweisen sollte. Aber auch wenn keine Defizite bestehen, ist es unerlässlich, die Lust am Lesen zu fördern und aufrechtzuerhalten. Bei Grundschülern gelingt dies am besten auf spielerische Weise.
Wie wäre es, wenn du mit deinem Kind gemeinsam einen Buchladen besuchst und es sich ein Buch seiner Wahl (natürlich kindgerecht) aussuchen darf? Die Motivation, dieses tolle Buch selbst lesen zu können, wird enorm sein.
Tipp: Für Erstklässler ist es angenehmer, wenn die Buchstaben besonders groß gedruckt sind und das Buch zudem über bunte Illustrationen verfügt. Es gibt eine umfangreiche Auswahl an Büchern, speziell für Leseanfänger.
Eine weitere schöne Möglichkeit besteht darin, das gemeinsame Lesen als Familienritual zu etablieren. Motiviere dein Kind, dir etwas vorzulesen und lobe es in jedem Fall für seine Mühe, auch wenn es noch nicht alle Wörter flüssig lesen kann.
Zum Thema „Lesen lernen“ gibt es zahlreiche Ratgeber für Eltern. Wir haben für dich die besten Tipps zusammengefasst:
Wir haben es bereits kurz erwähnt, nun wollen wir diesen wichtigen Aspekt noch einmal vertiefen. Damit dein Kind erfolgreich lesen lernt, muss es daran Freude haben. Indem du Druck aufbaust, sorgst du jedoch für Frust und Demotivation. Lasse dein Kind altersgerechte Bücher, die es gerne lesen möchte, selbst aussuchen. Gut geeignet für erste Erfolge sind sogenannte Erstlesebücher.
Sei dir stets bewusst, dass jedes Kind in seinem eigenen Tempo lesen lernt. Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn andere Kinder in seinem Alter bereits flüssiger lesen. Aufmerksam werden solltest du nur, wenn dein Kind über einen längeren Zeitraum hinweg gar keine Fortschritte macht. In diesem Fall könnte eine Dyslexie (Leseschwäche) vorliegen.
Wie heißt es doch so schön: Übung macht den Meister. Dies gilt auch für den Leselernprozess. Daher solltest du jeden Tag mit deinem Kind üben. Die einzelnen Sessions sollten jedoch nicht zu lange sein. Fünf Minuten täglich sind für Leseanfänger völlig ausreichend.
Lesen lernen erfordert höchste Konzentration. Aus diesem Grunde sollte dein Kind beim Üben keinen äußeren Störeinflüssen ausgesetzt sein. Setzt euch gemeinsam in ein ruhiges Zimmer. Der Fernseher, das Radio und auch das Handy bleiben ausgeschaltet. Dass Kinder unter diesen Bedingungen besser lesen lernen können, geht aus dieser Studie hervor.
Bist du eine Leseratte, die in ihrer Freizeit immer ein Buch in der Hand haben muss? Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dein Kind dieses Verhalten kopiert. Kinder schauen sich viele Verhaltensweisen von ihren Bezugspersonen ab.
Durch regelmäßiges Vorlesen kannst du das Interesse deines Kindes an Büchern bereits vor der Einschulung wecken. Aber auch danach ist das Vorlesen ein schönes Ritual, um die Lesefreude zu fördern. Dies bestätigt auch die Stiftung Lesen in mehreren Studien:
Die Anlauttabelle gehört zu den populärsten Hilfsmitteln, was das „Lesen lernen I Lesen lernen Kinder“ anbetrifft. Hierbei handelt es sich um eine Tabelle, in der die verschiedenen Laute mit Buchstaben und Bildern verbunden werden (z. B. ein A für Apfel).
Der Lesepfeil eignet sich für ältere Grundschüler, die bereits ganze Texte lesen können. Er hilft dem Kind dabei, nicht in der Zeile zu verrutschen. Außerdem werden die Wörter rechts neben der aktuellen Leseposition verdeckt. Einen Lesepfeil könnt ihr kaufen oder auch einfach selbst basteln. Letzteres macht den Kindern besonders viel Spaß.
Auf langen Spaziergängen oder Autofahrten lässt sich die Lesefreude ganz nebenbei fördern. Lasse dein Kind unterwegs die verschiedenen Straßenschilder lesen. Bitte es dir zu assistieren, um den richtigen Weg zu finden.
Wörter zu entschlüsseln und den Text zu verstehen, sind zweierlei. Daher ist es empfehlenswert, mit deinem Kind nach dem Lesen über den Inhalt des Textes zu sprechen: Worum ging es genau? Was hat deinem Kind an der Geschichte besonders gut gefallen? Welche Passagen hat es nicht verstanden?
Kinder sind von technischen Geräten fasziniert. Diese Faszination lässt sich auf positive Weise nutzen, indem du deinem Kind spezielle Lernapps anbietest (z. B. die App „Lesestart“). So macht das Lesen lernen doppelt so viel Spaß.
Wie lange es dauert, bis Kinder ihren Leselernprozess abschließen, ist individuell verschieden. Während manche Schüler bereits nach wenigen Wochen flüssig lesen können, benötigen andere hierfür bis zum Ende der Grundschulzeit.
Aber was bedeutet überhaupt ein abgeschlossener Leselernprozess? Experten messen dies anhand der Lesegeschwindigkeit in Wörtern pro Minute. Flüssiges Lesen bedeutet, dass man in normaler Sprechgeschwindigkeit vorlesen kann. In Zahlen ausgedrückt entspricht dies etwa 150 Wörtern pro Minute. In diesem Stadium wird das Lesen vom Kind als automatisiert und nicht länger als anstrengend empfunden.
Die meisten Kinder erreichen diesen Meilenstein im Laufe der zweiten Klasse. Spätestens zum Ende der Grundschulzeit sollte die Lesegeschwindigkeit von 150 Wörtern pro Minute erreicht sein. Nachfolgend haben wir eine Übersicht für dich zusammengestellt, wie die Lesegeschwindigkeit sich im Laufe der Grundschulzeit mindestens entwickeln sollte:
Mithilfe von Coaching-Tools kannst du dein Kind effektiv beim Lesen lernen unterstützen. In unserem kostenlosen E-Book „Die 10 besten Tipps für Spaß und Erfolg beim Lernen“ bekommst du erprobte Coaching-Methoden an die Hand, mit denen du dein Kind durch eine erfolgreiche Schulzeit begleiten kannst.
Sofern du dich noch intensiver in die Thematik einarbeiten möchtest, könnte eine Ausbildung zum Lerncoach für dich interessant sein. Im Rahmen der Ausbildung lernst du, wie du Lernblockaden überwinden und das Selbstbewusstsein deines Kindes stärken kannst.