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Permissiver Erziehungsstil: Sei tolerant und nachgiebig mit deinem Kind

Lesezeit von 7 Minuten
Permissiver Erziehungsstil: Sei tolerant und nachgiebig mit deinem Kind

Kinder sind auf elterliche Unterstützung angewiesen, damit sie zu verantwortungsbewussten Erwachsenen werden. Es gibt eine Vielzahl von Erziehungsstilen, die sich durch ihre unterschiedlichen Strategien voneinander unterscheiden. Ein permissiver Erziehungsstil ist durch andere Prinzipien geprägt als eine autoritäre oder demokratische Erziehungsweise.

Das entscheidende Merkmal des permissiven Erziehungsstils besteht darin, dass sich die Eltern weitgehend zurückhalten. Das Kind soll lernen, selbst die Initiative zu ergreifen und eigene Entscheidungen zu fällen. Ratschläge und Hilfe werden nur gewährt, wenn Kinder explizit darum bitten. Deshalb wird der permissive Erziehungsstil oft mit der Laissez-faire-Erziehungsmethode verglichen und gilt als deren gemäßigte Form.

Hat ein permissiver Erziehungsstil Auswirkungen? Wie jede andere Art von Kindererziehung hat ein permissiver Erziehungsstil sowohl Vorteile als auch Nachteile. Als vorteilhaft werden die Förderung von Eigeninitiative und Kreativität empfunden. Die Tatsache, dass es kaum Regeln und nur wenig Grenzen gibt, kann sich als nachteilig herausstellen.

Was versteht man unter permissivem Erziehungsstil?

Die verschiedenen Erziehungsstile wurden erstmals in den 1940-er Jahren typologisiert. Der österreichische Psychologe Kurt Lewin teilte damals die bekannten Erziehungsformen in verschiedene Hauptkategorien ein. Innerhalb jeder Kategorie definierte er weitere Erziehungsmethoden mit ähnlichen Gewichtungen.

Wegen gemeinsamer Merkmale wurde ein permissiver Erziehungsstil in die Nähe des Laissez-faire-Erziehungsstils eingeordnet. Die permissiver Erziehungsstil Definition beschreibt dieses Erziehungskonzept als dessen gemäßigte Form.

Ein permissiver Erziehungsstil entwickelte sich erstmals in den USA. Federführend war die US-amerikanische Entwicklungspsychologin Diana Baumrind, die damals die Auswirkungen des Erzieherverhaltens der Eltern auf die kindliche Entwicklung erforschte.

Distanz zwischen Eltern und Kind

Zunächst war von einem einzigen permissiven Erziehungsstil die Rede war. Später hat man zwischen einer vernachlässigenden und einer verwöhnenden Ausprägung differenziert. Grundsätzlich ist ein permissiver Erziehungsstil immer von einer gewissen Distanz zwischen Eltern und Kind geprägt. Außerdem spielen Nachgiebigkeit und Toleranz gegenüber dem Kind eine große Rolle.

Der permissive Erziehungsstil zählt zu den Erziehungsformen, die bewusst auf Kontrolle, feste Regeln und Bestrafung verzichten. Es geht darum, Kindern ein Gefühl von Selbstständigkeit zu vermitteln. Die Kleinen sollten sich entfalten, ohne eingeschränkt zu werden. Andererseits gibt es beim permissiven Erziehungsstil keine Richtlinien, an denen sich Kinder orientieren können. Die Eltern haben eine passive Rolle und greifen nur ein, wenn Hilfe und Unterstützung ausdrücklich gewünscht werden.

Bei einer permissiven Erziehung übernimmt das Kind den aktiven Part. Es muss sich äußern und sagen, was es benötigt. Kinder, die nach diesem Prinzip erzogen werden, lernen frühzeitig, einen eigenen Standpunkt zu vertreten.

permissiver erziehungsstil beispiel

Merkmale eines permissiven Erziehungsstils

Durch spezifische Merkmale unterscheidet sich ein permissiver Erziehungsstil von anderen Erziehungsmethoden. Im Mittelpunkt steht die eigenständige, individuelle Entwicklung eines Kindes. Per Definition ist diese Erziehungsform relativ einseitig geprägt.

Als Mutter oder Vater reagierst du nur auf die Wünsche deiner Kinder. Du hinterfragst die Gründe dafür jedoch nicht. Da die Kinder die Entscheidungskompetenz haben, wird ein permissiver Erziehungsstil aus Elternsicht als nachgiebig bezeichnet.

Typische permissiver Erziehungsstil Merkmale sind:

  • keine Einmischung durch Bezugspersonen
  • Distanz zwischen Eltern und Kindern
  • kaum Regeln oder Grenzen
  • Bestrafung nur in seltenen Fällen
  • das Verhalten der Kinder wird nicht in eine bestimmte Richtung gelenkt
  • es gibt weder Lob noch Tadel

Die permissive Erziehungsmethode will Kindern das Erwachsenwerden bei größtmöglicher Freiheit und Unabhängigkeit ermöglichen. Deshalb mischen sich Bezugspersonen wie Eltern, Großeltern und Erzieher*innen nicht in die Angelegenheiten der Kinder ein.

Eltern und Kinder begegnen sich mit einer gewissen Distanz. Das ist jedoch kein vernachlässigendes Verhalten, denn die Kleinen können sich jederzeit an Mutter und Vater wenden, Wünsche äußern oder um Hilfe bitten.

Ein permissiver Erziehungsstil unterscheidet sich von anderen Erziehungsmodellen dadurch, dass es kaum Regeln gibt. Den Kindern werden nur in begrenztem Umfang Grenzen gesetzt. Es wird bewusst auf Vorgaben verzichtet, damit die Freiheit der Kinder nicht eingeschränkt wird.

Durch den Verzicht auf Richtlinien soll vermieden werden, dass die Kleinen in eine gewisse Richtung gelenkt werden. Da bei der permissiven Erziehung kein „richtiges“ Verhalten gefordert wird, können Kinder auch kein Lob erwarten. Allerdings müssen sie auch nicht mit einer Strafe rechnen, wenn sie Dummheiten gemacht haben.

permissiver erziehungsstil auswirkungen

Unterschiede zum Laissez-faire-Erziehungsstil

Auf den ersten Blick wirken der permissive und der Laissez-faire-Erziehungsstil beinahe identisch. Obwohl beide Erziehungsmodelle einander ähneln, unterscheiden sie sich durch einige Details voneinander. Gemeinsam ist dem Laissez-faire-Erziehungsstil und der permissiven Erziehung der Grundgedanke. Kinder sollen sich freizügig und möglichst ohne Regeln selbstständig entwickeln dürfen.

Ein permissiver Erziehungsstil ist dabei weniger konsequent als die Laissez-faire-Erziehungsweise, die das Kind einfach „machen lässt“. Deshalb wird die permissive Erziehung als etwas abgemilderte Form des Laissez-faire-Erziehungsstils bezeichnet.

Der Begriff „permissiv“ stammt aus der Psychologie und bedeutet: nachgiebig, wenig kontrollierend und frei gewähren lassend. Eltern, die ihr Kind nach einem permissiven Erziehungskonzept erziehen, halten sich eher zurück. Im Unterschied zum Laissez-faire-Erziehungsstil gibt es jedoch einige Grenzen.

Die Laissez-faire-Erziehung ist der Gegenpol zur autoritären oder autokratischen Erziehung. Kinder können völlig frei bestimmen, was sie tun wollen und was nicht. Es gibt keinerlei Vorgaben. Dadurch kann es für Kinder schwer sein, sich zu orientieren. Ein permissiver Erziehungsstil ist zwar ebenfalls durch elterliche Zurückhaltung geprägt, jedoch werden die Kleinen ermutigt, bei Bedarf um Hilfe und Unterstützung zu bitten.

Vorteile des permissiven Erziehungsstils

Wie jede Form der Kindererziehung hat auch der permissiver Erziehungsstil Vor- und Nachteile. Das Ziel einer Erziehungsmethode besteht darin, Kinder beim Erwachsenwerden zu unterstützen. Beim permissiven Erziehungsstil wird die Selbstständigkeit gezielt gefördert.

Kinder sollen lernen, selbst Entscheidungen zu fällen und die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Die Eltern nehmen dabei eine passive Haltung ein. Befürworter dieser Methode beschreiben die Vorteile des permissiven Erziehungsstils wie folgt:

  • Förderung der Kreativität
  • mehr Eigeninitiative
  • Kinder lernen ihre Bedürfnisse wahrzunehmen
  • die eigene Meinungsbildung wird gefördert
  • Kinder werden schneller selbstständig

Kreativität und Freiheit ergänzen einander. Damit Kinder kreative Ideen entwickeln können, sollten sie nicht eingeschränkt werden. Beim permissiven Erziehungskonzept lernen Kinder, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und mehr Eigeninitiative zu entwickeln. Da es wenig Kontrolle durch die Erwachsenen gibt, können die Kleinen vieles ausprobieren. Dadurch lernen sie und werden schneller selbstständig.

Die Eltern schränken ihre Kinder nicht in ihren Handlungsspielräumen ein. Wünsche und das Verhalten des Nachwuchses akzeptieren Mama und Papa. Elterliche Kontrolle und Bestrafungen sind beim permissiven Erziehungsstil nur in Ausnahmefällen vorgesehen. Da ein permissiver Erziehungsstil auf Toleranz und Nachgiebigkeit basiert, ist diese Erziehungsmethode sehr beliebt.

Nachteile des permissiven Erziehungsstils

Hat ein permissiver Erziehungsstil Nachteile? Toleranz, Nachgiebigkeit und fehlende Regeln bleiben nicht ohne Auswirkungen auf das kindliche Verhalten. Für Kinder ist das Nichtvorhandensein von Strukturen mit Unsicherheit verbunden. Vor allem Kleinkinder brauchen Regeln, um sich zu orientieren. Die Zurückhaltung der Eltern und der damit verbundene Mangel an Zuwendung können negative Folgen haben.

Nachteile der permissiven Erziehungsmethode sind:

  • Unsicherheit und Ängste
  • geringe Sozialkompetenz
  • rücksichtsloses Verhalten gegenüber anderen
  • kaum Empathie

Kinder benötigen die Unterstützung Erwachsener, damit sie sich zurechtfinden. Fehlt die liebevolle Anleitung durch die Erziehungsberechtigten, können Unsicherheit und Ängste entstehen.

Lässt du deinem Kind alles durchgehen, entwickelt es kaum Sozialkompetenz. Mit zu viel Nachgiebigkeit erzogene Kinder fallen oft durch rücksichtsloses Verhalten gegenüber anderen auf. Sie haben kein Verständnis für die Wünsche und Erwartungen anderer Menschen. Empathie ist ihnen fremd, da sie nicht gelernt haben, Regeln zu beachten und Grenzen zu respektieren.

Ein permissiver Erziehungsstil bietet zwar viele Freiheiten für Kinder, jedoch müssen Kinder bei Fehlverhalten kaum mit Konsequenzen rechnen. Dies führt dazu, dass die Kleinen ihre Fehler nicht erkennen und ihr Verhalten nicht ändern.

Beispiele für den permissiven Erziehungsstil

Ist ein permissiver Erziehungsstil die richtige Erziehungsmethode für dich? Willst du deinen Kindern die viel Freiheit ermöglichen, kreatives Verhalten und Selbstständigkeit fördern?

Ein permissiver Erziehungsstil Beispiel ist, deinem Kind Raum für Selbstentfaltung zu geben, indem du es selbst entscheiden lässt, mit wem es seine Freizeit verbringt. Äußert dein Kind den Wunsch, mit Gleichaltrigen auf dem Spielplatz herumzutoben, lässt du es gewähren, auch wenn es draußen kühl ist. Du mischst dich nicht in die Kleiderwahl ein. Kommt dein Kind frierend nach Hause, wird es selbst nach einer wärmenden Jacke oder einem Anorak fragen.

Lass deine Nachgiebigkeit nicht ausnutzen

Dadurch lernt es, den nächsten Spielausflug besser zu planen und auch auf die Wetterbedingungen zu achten. Im ungünstigen Fall kann ein permissiver Erziehungsstil Folgen haben, die unangenehm sind. So kann sich dein Kind erkälten, wenn es zu dünn angezogen ist. Außerdem besteht das Risiko, dass dein Nachwuchs zum verwöhnten Egoisten wird, wenn es keinerlei Regeln und Einschränkungen gibt. Bist du zu nachgiebig, nutzen deine Kinder dies aus, um zu tun, was sie wollen.

Ein weiteres Beispiel permissiver Erziehungsstil betrifft das Lernen. Dürfen deine Kinder lernen, wann sie wollen? Schaust du dir die Hausaufgaben an? Permissiv erzogene Kinder entscheiden selbst, ob sie ihre Schulaufgaben erledigen. Eine Kontrolle durch die Eltern findet nicht statt. Erziehst du deine Kinder nach diesem Konzept, lässt du ihnen diese Freiheit und wirst erst aktiv, wenn dich Lehrer auf schulische Probleme aufmerksam machen.

Welche Erziehungsstile gibt es noch?

Der permissive Erziehungsstil ist einer von vielen Erziehungsmodellen. Weitere bekannte Erziehungsmethoden sind:

  • autokratischer Erziehungsstil
  • autoritärer Erziehungsstil
  • antiautoritärer Erziehungsstil
  • demokratischer Erziehungsstil
  • egalitärer Erziehungsstil
  • Laissez-faire-Erziehungsstil
  • negierender Erziehungsstil

Autoritärer und antiautoritärer Erziehungsstil bilden zwei Gegenpole. Während die autoritäre Erziehungsmethode durch strenge Regeln ohne Kompromisse geprägt ist, fehlen Regelungen beim antiautoritären Modell vollkommen. In einer autoritären Erziehung ist kein Spielraum für Eigeninitiative oder Selbstständigkeit des Kindes. Durch das Einengen und strikte Bestrafung besteht zudem die Gefahr, dass sich kein gesundes Selbstwertgefühl entwickelt.

Besonders streng geht es beim autokratischen Erziehungsstil zu. Hier werden strikte Anweisungen erteilt und bedingungslose Gehorsamkeit gefordert. Häufige Folgen einer zu strengen Erziehung sind seelische Verletzungen und Minderwertigkeitsgefühle.

Ausgewogenes Verhältnis zwischen Struktur und Freiheit

Der demokratische Erziehungsstil zeichnet sich durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Struktur und Freiheit aus. Die Kinder haben die Erlaubnis, vieles auszuprobieren. Probleme und Fragen werden zwischen Eltern und Kindern besprochen, Entscheidungen gemeinsam gefällt. Das Kind kann selbst aktiv werden und Selbstständigkeit entwickeln, aber es lernt auch Grenzen kennen.

Beim egalitären Erziehungsstil sind Eltern und Kinder gleichberechtigte Partner. Wünsche der Kinder werden im Alltag ebenso berücksichtigt, wie die Ansichten der Eltern. Es gibt keine familiären Hierarchien. Das jüngste Kind hat ein ebenso großes Mitspracherecht wie Mama oder Papa. Obwohl diese Erziehungsform als besonders liberal und tolerant gilt, können sich Kinder im späteren Leben schwertun, wenn sie beispielsweise im Beruf auf hierarchische Strukturen treffen.

Eltern mischen sich kaum ein

Der Laissez-faire Erziehungsstil räumt Eltern nur eine passive oder neutrale Rolle ein. Sie lassen das Kind gewähren, halten sich mit Eingreifen oder Einmischen zurück. Noch extremer ist der negierende Erziehungsstil. Im Grunde findet bei diesem Modell überhaupt keine Erziehung statt. Eltern überlassen ihre Kinder sich selbst. Erziehungsberechtigte stehen nur beratend zur Seite.

Die verschiedenen Erziehungsstile sind durch Grundhaltungen der Erziehungsberechtigten gegenüber ihren Kindern geprägt. Da jede Familie andere Wertvorstellungen hat, können sich die Erziehungsziele und das Erziehungsverhalten unterscheiden.

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