Sprachentwicklung eines Kindes: 7 Tipps zur Förderung

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Sprachentwicklung eines Kindes: 7 Tipps zur Förderung

Die Sprachentwicklung eines Kindes ist ein spannender und komplexer Prozess, der in individuellem Tempo verläuft. Es ist also gar nicht so einfach festzustellen, wann Abweichungen vorliegen und somit Handlungsbedarf geboten ist. Dennoch können Eltern einiges dazu beitragen, um die Sprachentwicklung zu unterstützen.

Wann beginnt die Sprachentwicklung?

Die Sprachentwicklung eines Kindes beginnt bereits im Mutterleib. Schon im fünften Schwangerschaftsmonat ist das Gehör vollständig ausgebildet. Auch wenn das Fruchtwasser die Umgebungsgeräusche stark abdämpft, kann das Kind die Stimme seiner Mutter hören und nach der Geburt wiedererkennen. Es bevorzugt die vertraute Stimme gegenüber anderen Stimmen, was sich deutlich beobachten lässt.

Sprachentwicklung eines Kindes: Ein Überblick

Die Sprachentwicklung eines Kindes verläuft in verschiedenen Stadien, über die wir dir nachfolgend einen Überblick verschaffen möchten:

Sprachentwicklung Baby

1. Lebensmonat

Die einzige Kommunikationsmöglichkeit für den Säugling besteht darin, zu schreien. Anhand des Schreiens lassen sich nach kurzer Zeit bereits unterschiedliche Ursachen ausmachen. Die Mutter erkennt z. B., ob das Kind friert, müde ist oder Hunger hat. Das Baby ist in der Lage, Blickkontakt aufzunehmen und beobachtet, wie die Erwachsenen sprechen.

Wenn du mit deinem Baby sprichst, verwendest du meist automatisch die Ammensprache, welche sich durch eine sanfte Sprachmelodie und kurze Sätze auszeichnet. Das Kind lernt zu verstehen, dass durch Sprechmelodien verschiedene Emotionen ausgedrückt werden. An dieser Stelle wird die Basis für das spätere Sprachverständnis gelegt.

2. Lebensmonat

Im zweiten Lebensmonat beginnt die erste Lallphase. Die Laute entstehen zwar zufällig durch Muskelbewegungen, aber das Kind zeigt sich fasziniert von seiner Stimme. Nahezu alle Kinder beginnen in diesem Alter zu gurren – und zwar unabhängig von ihrer Muttersprache. Das Gurren lässt sich auch bei taub geborenen Babys beobachten. Weiterhin beginnt das Kind, durch bewusstes Lächeln zu kommunizieren.

3. Lebensmonat

Das Kind lernt, seine Mund-, Zungen- und Rachenmuskulatur bewusster zu kontrollieren. Es bildet vor allem Kehllaute (rrr …). Wenn sich Erwachsene mit ihm beschäftigten, versucht das Kind, die Mundbewegungen nachzuahmen.

Es ist sogar möglich, kleine Dialoge mit dem Baby zu führen. Probiere es ruhig einmal aus: Wenn du mit deinem Kind sprichst und eine Pause machst, wird dein Kind in seiner Sprache weiter plaudern, um dir zu antworten.

4. Lebensmonat

Das Kind versucht gezielt, durch Brabbeln und Plaudern die Aufmerksamkeit seiner Bezugspersonen zu erregen. Außerdem kann es Lachen und Glucksen. Die Reaktionen haben mittlerweile einen konkreten Bezug, z. B. juchzt dein Baby vor Freude, wenn du es vorsichtig kitzelst oder ihm auf den Bauch pustest. Bestimmte Wörter, die du immer wieder benutzt, werden deinem Kind vertrauter.

5. Lebensmonat

Im fünften Lebensmonat zeigen sich die ersten individuellen Unterschiede in der Sprachentwicklung eines Kindes. Während manche Kinder nach wie vor freudig brabbeln und erzählen, werden andere ruhiger. Meist lässt sich in diesem Fall parallel ein Schub in der motorischen Entwicklung beobachten. Das Kind versteht noch keine einzelnen Worte, kann aber zwischen ärgerlichen, traurigen und fröhlichen Stimmen unterscheiden.

6. Lebensmonat

Im sechsten Lebensmonat beginnt die zweite Lallphase. Die neuen Laute, die das Kind nun von sich gibt, ähneln immer mehr den Mitlauten der Muttersprache. Das Kind beginnt außerdem, erste Silben zu bilden (z. B. mamama, dadada, deideidei usw.). Manchmal entsteht der Eindruck, dein Kind würde dir in seiner eigenen Sprache Geschichten erzählen.

9. Lebensmonat

Dein Kind bildet immer neuere und auch komplexere Silben. Sehr häufig sind in dieser Phase der Sprachentwicklung eines Kindes Doppelsilben zu beobachten. Das erste Wortverständnis für einfache und alltägliche Gegenstände, die immer wieder im Alltag des Kindes zum Einsatz kommen, entwickelt sich. Bis das Kind das erste bewusste Wort selber spricht, dauert es jedoch noch ein wenig.

12. Lebensmonat

Rund um den ersten Geburtstag herum kann es durchaus vorkommen, dass dein Kind sein erstes bewusst gesprochenes Wort äußert! Beliebte erste Worte sind natürlich Mama und Papa, aber auch da sowie ja und nein. Kommen weitere Worte hinzu, ist es vollkommen normal, dass das Kind diese teilweise noch nicht richtig aussprechen kann (z. B. Nane statt Banane, Deto statt Auto).

sprachentwicklung des kindes

Sprachentwicklung Kleinkind

15. Lebensmonat

Dein Kind entwickelt einen immer größeren Wortschatz. Hierbei ist es vollkommen normal, dass es vereinzelte Laute noch falsch ausspricht. Das Kind gebraucht Ein-Wort-Sätze. Das bedeutet, dass ein einzelnes Wort eine weitreichendere Aussage beinhaltet. Dein Kind sagt z. B. Ball und drückt damit aus, dass es gerne mit dem Ball spielen möchte.

18. Lebensmonat

Rund 80 % der Jungen und 90 % der Mädchen können mittlerweile mindestens drei Worte sprechen, abgesehen von Mama und Papa. In dieser Phase treten erneut individuelle Unterschiedene bei der Sprachentwicklung eines Kindes zutage. Bei manchen scheint die Sprachentwicklung erst einmal zu stagnieren, andere plappern munter weiter. Bis zum 2. Geburtstag wächst der Wortschatz auf mindestens 50 Wörter an.

Nach dem 2. Geburtstag

Das Kind beginnt allmählich Zwei-Wort-Sätze zu verwenden. Die Sprachentwicklung scheint zu explodieren. Du kannst beobachten, dass dein Kind täglich neue Wörter lernt. Zudem beginnt das erste Fragealter. Dein Kind fragt den ganzen Tag über (z. B. durch Zeigen) nach Namen und Gegenständen.

Nach dem dritten Geburtstag

Das Kind ist nun in der Lage, einfache Sätze fehlerfrei zu bilden. Manche Kinder versuchen sich an ersten Nebensätzen und verwenden Verbindungswörter („wenn“, „weil“ „als“). Auch die ersten schwierigen Laute gelingen fehlerfrei. Das zweite und so typische Warum-Fragealter beginnt.

Nach dem vierten Geburtstag

Das Kind hat einen großen Wortschatz erworben, der sich nur noch wenig von dem Wortschatz Erwachsener unterscheidet. Es verwendet Füllwörter und kann über Ereignisse in der Vergangenheit und Zukunft berichten. Die Bildung von Nebensätzen wird immer besser beherrscht.

Wann ist die Sprachentwicklung abgeschlossen?

Die Sprachentwicklung eines Kindes ist durchschnittlich im Alter von fünf Jahren abgeschlossen. In dieser letzten Phase gelingt es dem Kind schließlich, die Zischlaute korrekt auszusprechen. Es kann komplexe Zusammenhänge verstehen, über Erlebtes berichten und Geschichten erzählen.

Wie können Eltern die Sprachentwicklung eines Kindes fördern?

Manche Eltern sind beunruhigt, wenn sie beobachten, dass gleichaltrige Kinder schon viel mehr und besser sprechen als das eigene Kind. Grundsätzlich gilt: die Sprachentwicklung eines Kindes verläuft individuell. Von daher ist es gar nicht so einfach zu beurteilen, wann eine Entwicklungsstörung vorliegen könnte.

Als ungefähre Leitlinie gilt: Wenn dein Kind im Alter von anderthalb bis zwei Jahren noch keine Ein- oder Zweiwortsätze spricht und generell wenig Interesse an Kommunikation zeigt, ist es sinnvoll, einen Termin beim Kinderarzt zu vereinbaren. Aber wie kannst du dein Kind beim Sprechenlernen unterstützen? Wir haben die wichtigsten Tipps einmal für dich zusammengefasst:

  1. Spreche bereits im Säuglingsalter oft und viel mit deinem Kind, auch wenn es die Worte noch nicht verstehen kann.
  2. Passe dein Sprachniveau dem Können des Kindes an. Verwende zunächst einfache Sätze und steigere das Niveau allmählich.
  3. Schaue dir mit deinem Baby / Kleinkind Bilderbücher an und lese ihm vor.
  4. Dein Kleinkind kannst du spielerisch auffordern, auf Gegenstände und Tiere in den Bilderbüchern zu zeigen.
  5. Verzichte möglichst auf Babysprache.
  6. Singe deinem Kind Kinderlieder vor.
  7. Verzichte darauf, dein Kind auf tadelnde Weise zu korrigieren, wenn es etwas falsch ausspricht. Wiederhole das Gesagte einfach noch einmal richtig, ohne dem Kind zu verstehen zu geben, dass es einen „Fehler“ gemacht hat.
sprachentwicklung baby

Sprachentwicklung eines Kindes: Besonderheiten bei hörbeeinträchtigten Kindern

Verzögerungen in der Sprachentwicklung eines Kindes sind in einigen Fällen auf eine Hörminderung zurückzuführen. Wird diese nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann sich dies fatal auf den Spracherwerb auswirken, wie Untersuchungen der LMU beweisen.

Bei hochgradiger Schwerhörigkeit kann ein Cochlea-Implantat infrage kommen, um den Kindern zu helfen. Studien zeigen, dass sich die Sprachentwicklung durch diese Maßnahme positiv beeinflussen lässt.

Ist dein Kind betroffen, kannst du einiges dazu beitragen, um den Erwerb der Lautsprache zu unterstützen. Setze dein Kind nicht unter Druck und schaffe eine spielerische Atmosphäre, so wie du es bei einem gesunden Kind machen würdest. Wende dich an deinen Kinderarzt und nehmt eine logopädische Behandlung in Anspruch.

Fazit: Die Sprachentwicklung eines Kindes verläuft individuell

Jedes Kind erwirbt die Sprache in seinem eigenen Tempo. Diesen Prozess kannst du durch Sprechen mit deinem Kind, Vorlesen und Vorsingen unterstützen. Setze dabei weder dein Kind noch dich selbst unter Druck. Beobachtest du hingegen, dass dein Kind im Alter von zwei Jahren noch immer kein oder nur wenig Interesse an Sprache zeigt, solltest du dich an euren Kinderarzt wenden.

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