Verzeihen – damit tust du anderen und dir selbst etwas Gutes

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Verzeihen – damit tust du anderen und dir selbst etwas Gutes

Dein Partner hat dich betrogen – und du bist am Boden zerstört. Dir wurde die Beförderung versprochen und jetzt ist ein anderer Kollege vorgerückt – in dir ballt sich die Wut. Solche Ungerechtigkeiten kannst du einfach nicht verzeihen. Du bist traurig, sauer und enttäuscht. Je nachdem, worum es geht, hält deine miese Stimmung über mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate lang an.

Wie du das durchbrechen kannst? Mit Verzeihen: Das befreit dich von den negativen Gefühlen. Du kannst wieder in die Zukunft sehen, ohne ständig an die schlechten Erinnerungen zu denken. Gleichzeitig entlässt du damit die anderen Beteiligten aus der Verantwortung und reflektierst deine Gedanken: Was hat das mit mir zu tun? Warum bin ich gerade so betroffen?

Warum Verzeihen wichtig ist

Eine grobe Provokation vergeben? Eine Affäre verzeihen? – Niemals! Du fühlst dich verraten und grollst vor dich hin. Manche Verletzungen sind sehr schmerzhaft und halten dich fest im Griff. Der Betrug durch einen geliebten Menschen ist besonders schlimm. Damit steht nicht nur die Beziehung, sondern auch dein ganzes Weltbild auf der Kippe. Und das sollst du so entspannt wegwischen?

Nein, denn Verzeihen meint nicht Vergessen, sondern den Verzicht auf eine wie auch immer geartete Rache. Auch zwischen Verzeihen und Vergeben gibt es einen Unterschied. Wenn du verzeihst, gehst du auf den anderen zu und sagst: Gut, mach das nicht wieder, ich verzichte darauf, dich ebenfalls zu betrügen – und wir schauen gemeinsam nach vorn. Beim Vergeben steht eine mögliche Vergeltung außer Frage: Hier handelt es sich um eine Art Geschenk.

Verzeihen ist deshalb wichtig, weil es die Akzeptanz des Erlebten und der Gegenwart beinhaltet. Was passiert ist, kannst du nicht mehr ändern. Erinnerungen lassen sich zwar nicht abschalten, aber du kannst dich innerlich davon trennen. Je nachdem, wie schlimm die zu verzeihende Tat ist, dauert das oft seine Zeit. Aber der Weg lohnt sich und lindert deinen Schmerz.

5 Positive Auswirkungen von Verzeihen: Wie es dein Leben verbessern kann

Wenn du jemandem verzeihst, wirst du merken, wie sich etwas in dir entspannt. Du spürst, wie die Schmerzen nachlassen. Das hat positive Auswirkungen auf dein Leben:

  1. Die psychische Belastung verringert sich und du fühlst dich befreit.
  2. Deine Wahrnehmung verändert sich, denn du denkst nicht immer nur an die Verletzung.
  3. Die ständige Wut und Frustration lassen nach und deine Stimmung wird besser.
  4. Deine Resilienz wird stärker und das Risiko von Erkrankungen verringert sich.
  5. Du lässt die schlechte Erfahrung hinter dir und kannst wieder nach vorne schauen.

Rachegedanken und Frust machen dich auf Dauer unglücklich. Außerdem haben sie einen negativen Einfluss auf deine Gesundheit. Mit anderen Worten: Wenn du lernst, zu verzeihen, steigert sich deine Lebensqualität.

verzeihen lernen

Verzeihen oder Vergessen? – Was für dich die beste Wahl ist

Fremdgehen verzeihen – bei einer einmaligen Sache geht das vielleicht noch. Aber vergessen? Das funktioniert nur bei Kleinigkeiten. Doch so ganz vergessen kannst du eine ärgerliche Situation nicht, auch wenn du nicht nachtragend sein willst.

„Vergeben und vergessen“, das ist schnell gesagt, aber du willst ja nichts verdrängen. Gerade in Beziehungen ist es deshalb besser, die Erinnerungen zu behalten und sich im Verzeihen zu üben.

Eine Statistik zum Fremdgehen und Verzeihen zeigt, dass knapp 24 Prozent der Männer und 26 Prozent der Frauen untreu sind. Lässt sich das so einfach überspielen und vergessen? Wohl kaum. Vor allem bei den untreuen Frauen ist oft die Unzufriedenheit mit der Partnerschaft für die Seitensprünge verantwortlich.

Eine einmalige Affäre verzeihen – das kann funktionieren, wenn sich beide Partner bemühen. Und daraus lernen. Vergessen klingt jedoch eher nach verdrängen, und dann bleiben die eigentlichen Probleme bestehen.

Umgang mit Schmerz und Verletzungen: 8 Tipps, um zu verzeihen, wenn es schwerfällt

Wer verzeiht, möchte damit die Welt wieder zurechtrücken. Aber das läuft nicht mit einem einfachen Fingerschnippen, sondern dauert seine Zeit. Zuerst musst du dich mit dem, was geschehen ist, beschäftigen. Jemand hat dich verletzt, aber nicht mit böser Absicht. Wie genau sieht der Prozess des Verzeihens aus? Die folgenden Tipps sollen dir dabei helfen:

  1. Rede mit dem Menschen, der dich um Verzeihung bittet. Tauscht euch über eure Gefühle aus.
  2. Auch Gespräche mit anderen Vertrauten sind hilfreich. So verstehst du die Situation besser und kannst Frust abbauen.
  3. Spüre deinen eigenen Gefühlen nach und überlege genau, was passiert ist.
  4. Wechsle die Perspektive und versuche, dich in die andere Person hineinzuversetzen.
  5. Überlege dir, welche Fehler du gemacht hast – und wann dir verziehen wurde.
  6. Unterdrücke deine Meinung nicht, sonst bleibt ein unterschwelliger Konflikt bestehen.
  7. Verzeihe dir selbst: Das ist wichtig, wenn du dich über deine frühere Blindheit (Verliebtheit, übertriebenes Vertrauen) ärgerst.
  8. Überlege dir, was du aus den Erfahrungen gelernt hast. Dabei kann ein Tagebuch helfen.

Was wir nicht verzeihen können

Wenn wir Menschen nicht verzeihen können, gibt es meistens einen guten Grund dafür. Bei extrem schweren Verletzungen ist es sogar gesund, sich gegen den Wunsch nach Harmonie zu sträuben. Nicht jede Tat ist verzeihlich und nicht jeder Aggressor darf Vergebung einfordern.

Lässt sich Gewalt in der Beziehung verzeihen? Oder eine grobe Ungerechtigkeit im Job?

In einer Partnerschaft, bei dem einer den anderen schlägt, entsteht oft ein deutliches Ungleichgewicht. Womöglich entschuldigt sich der schwächere Partner für den stärkeren.

Wer Missbrauch oder Gewalt verzeiht, sagt damit, dass sich der andere keine Vorwürfe machen muss. Aber daraus kann ein ewiger Teufelskreis entstehen. Hier ist Verzeihung sicherlich keine gute Option – denn sie verstärkt das Ungleichgewicht.

„Der hat keine Verzeihung verdient“ – dieser Gedanke ist ein Zeichen für deinen Gerechtigkeitssinn. Aber wie wärst du drauf, wenn du das erlebt hättest, was der andere hinter sich hat? Du musst seine Taten nicht tolerieren, aber wenn es dir gelingt, trotzdem zu verzeihen, bringt dich das in eine gelassenere Stimmung.

Verzeihen für mehr Selbstliebe: Wie Verzeihen dazu beitragen kann, dich selbst besser zu lieben

Du verzeihst, um die sozialen Bindungen zu erhalten – und um dir selbst etwas Gutes zu tun. Dafür versetzt du dich in den Menschen, der dich verletzt hat. So verstehst du die Motive und erkennst gleichzeitig das entstandene Ungleichgewicht. Doch du verzichtest auf Vergeltung. Das kann dauern, doch es erleichtert dich enorm.

Durch die Verzeihung, die du gewährst, gewinnst du an innerer Kraft. Die Erfahrungen waren schwierig und vielleicht sehr schmerzhaft, doch sie gehören zu deiner Lebensgeschichte.

Das Verständnis für die andere Person hilft dir dabei, etwas Positives aus den schlechten Ereignissen zu ziehen. Du schreibst damit die Geschichte nicht um, sondern integrierst sie in deine Persönlichkeit. Das ist wichtig, um dich selbst zu lieben.

Es erfordert Größe, zu verzeihen – gleichzeitig macht dich die Fähigkeit, zu verzeihen, stark: So entsteht ein positiver Kreislauf. Die Bereitschaft zur Vergebung steigert dein Selbstwertgefühl und deine Eigenständigkeit. Kein Wunder also, dass verzeihungswillige Menschen so in sich ruhen und eine große Gelassenheit ausstrahlen. Sie lieben die anderen wie sich selbst, und bringen viel Verständnis für die eigenen Fehler und die der anderen auf.

Verzeihen lernen: 3 Übungen, die dir helfen können, zu verzeihen

Ein kleines Verzeihen bringt große Erleichterung. Doch wie gelingt es, ein Unrecht zu bewältigen? Diese drei Übungen trainieren deine Fähigkeit zur Vergebung:

  1. Eine andere Sichtweise hilft dir dabei, die schmerzhafte oder beleidigte Phase zu überstehen. War es wirklich so schlimm? Wie wirkt sich das negative Erlebnis auf dein weiteres Leben aus? Fühle in den anderen Menschen hinein.
  2. Versuche dich an kleinen Versöhnungs-Gesten. Wenn jemand dich bittet: „Verzeihen Sie die Unannehmlichkeiten“, dann tu es einfach. Meistens reicht es aus, die Verzeihung zuzusagen, um sich besser zu fühlen.
  3. Mach dir bewusst, dass niemand perfekt ist. Wer dir einen Schaden zufügt, macht das oft unbewusst. Verzeihe ihm und lerne selbst daraus. Besonders groß ist der Lerneffekt, wenn du solche Szenen im Tagebuch notierst.

Fazit: Warum Verzeihen eine lohnenswerte Entscheidung ist

Anderen und sich selbst verzeihen ist einfacher, als du denkst. Zeig deine Bereitschaft zur Vergebung, denn damit stärkst du deinen inneren Frieden. Lerne daraus, und mach dir bewusst, dass die meisten Menschen eine positive Grundeinstellung haben. Dadurch stärkst du dein Selbstbewusstsein und deine Resilienz.

Bei Greator erfährst du viel über Beziehungen und Persönlichkeitsentwicklung – und lernst, in die Zukunft zu blicken. Das hilft dir dabei, anderen und dir selbst zu verzeihen.

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