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Familienaufstellung: Erkenne den unbewussten Einfluss deiner Familie

Lesezeit von 8 Minuten
Familienaufstellung: Erkenne den unbewussten Einfluss deiner Familie

Immer wieder belastet dich etwas? Vielleicht hast du das Gefühl, dass deine Pechsträhne nicht abreißt und du kannst es dir einfach nicht erklären? Du hast ständig Gewissensbisse oder Schuldgefühle? Du glaubst, du hast in deiner Kindheit vielleicht ein Trauma erlebt? Eine systemische Familienaufstellung kann für Klarheit sorgen und Beziehungsmuster in der Familie aufdecken, die mehr Einfluss auf dein Verhalten nehmen, als es dir vielleicht bewusst ist. Sie ebnet dir den Weg, gezielt an den Beziehungen in deiner Familie zu arbeiten und in ein Leben zu starten, dass nur du beeinflusst und keine unbewusst übernommenen Verhaltensmuster.

Was ist eine systemische Familienaufstellung?

Die Familienaufstellung ist eine bekannte Methode in der Familientherapie aber auch der systemischen Therapie. Dabei werden einzelne Personen im Raum positioniert, die stellvertretend Mitglieder deiner Familie darstellen. Sie alle werden miteinander in Verbindung gesetzt, um eine Visualisierung der Beziehungen zwischen allen involvierten Familienmitgliedern zu erarbeiten.

Diese Aufstellung muss nicht immer mit Personen stattfinden. Gängig ist auch die Nutzung eines Familienbretts. Darauf finden Figuren Platz, die für deine Familienmitglieder stehen. Aber es gibt nicht nur verschiedene Möglichkeiten der Familienaufstellung, was die Darstellung betrifft, sondern auch die Lösung.

Nach dem Ansatz von Familientherapeutin Virginia Satir bleibt die Lösung beispielsweise offen und der Klient zieht selbst Schlüsse aus der Familienaufstellung. Die Methode von Bert Hellinger hingegen gibt sehr wohl Lösungen vor. Was genau es mit diesen beiden Personen auf sich hat und wie sie ihre Ansätze entwickelt haben, schauen wir uns jetzt gemeinsam an.

Eine Reise durch die Geschichte

Zuerst widmen wir uns der Familientherapeutin Virginia Satir, denn sie war es, die die Anfänge der Familienaufstellung in die Wege geleitet hat. Reisen wir also zurück in die 1960er Jahre. In den USA treffen wir auf Satir, die sich gerade damit beschäftigt, wie sie die Beziehungen zwischen einzelnen Familienmitgliedern sichtbar machen kann.

Hier wird gerade die Idee der Familienskulptur geboren. Sie stellt Beziehungen durch die Körperhaltung dar. Die Familienmitglieder drücken ihr Verhältnis zueinander also in Form ihrer Körperhaltung aus, aber in einer übertriebenen Form. So sollen Beziehungsmuster besonders deutlich werden. Der Austausch über die Gefühle, der sich daraus ergibt, ist die Grundlage für weitere Lösungsansätze.

Aber das ist natürlich nicht Satirs einzige Idee. Noch eine weitere Methode stammt aus ihrer Feder, nämlich die Familienrekonstruktion. Dabei spielen Familien kleine Szenen nach, die sie in ihrem Leben nachhaltig belasten. Auf diese Weise sollen alle Beteiligten ein tiefes Verständnis für den jeweils anderen aufbauen, die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten und möglicherweise auch Verhaltensweisen ändern.

Die Familienaufstellung entwickelte sich in Deutschland weiter

An dieser Stelle beenden wir unsere Zeitreise in die USA der 1960er Jahre und treffen uns in Deutschland wieder. Virginia Satir hat hierzulande einige PsychiaterInnen inspiriert, darunter Thea Schönfeld. Sie entwickelte Satirs Familienskulptur weiter und nahm Aussprüche wie „an jemandem hängen“ wörtlich. Genau das ließ sie von stellvertretenden Personen realistisch darstellen. KlientInnen konnten weitere Stellvertreter dazustellen und so Beziehungen visualisieren.

Die Stellvertreter beschrieben dann, wie sie sich in dieser Aufstellung gerade fühlen. Damit sollten sie den KlientInnen ein besseres Verständnis für die Position der Personen, die sie gerade darstellen, vermitteln. Das ist bis heute eine gängige Methode in der Familienaufstellung. Übrigens gilt Schönfelder außerdem als Mitbegründerin des bereits erwähnten Familienbretts.

Bert Hellinger machte die Familienaufstellung populär

Kommen wir nun wie versprochen zu Bert Hellinger. Er lernte die Familienaufstellung bei Thea Schönfelder kennen und trug erheblich zu dessen wachsenden Bekanntheitsgrad bei. Hellinger führte Familienaufstellungen vor Live-Publikum durch und begeisterte damit unzählige Menschen für diese Methode. Viele halten Hellinger deshalb für den Erfinder der Familienaufstellung – aber wie du ja weißt, stimmt das nicht.

Doch natürlich tat er noch mehr, als lediglich dessen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Hellinger erweiterte die Aufstellung und führte die „Ordnungen der Liebe ein“. Demzufolge nimmt jedes Familienmitglied einen ganz bestimmten Platz in einer Rangfolge ein. Abhängig ist dieser zum Beispiel von:

  • Erkenntnissen der Mehrgenerationenperspektive
  • Geben und Nehmen in der Familie
  • Streben nach Zugehörigkeit

Auch er arbeitete mit Stellvertretern, die allerdings rein gar nichts über die Familie wussten. Sie konnten also ganz objektiv beschreiben, welche Gefühle diese Konstellation auslöst. Daraus leitete Hellinger ab, wo die Ordnung vermutlich gestört ist und positionierte die Stellvertreter entsprechend um, sodass sie wieder ihren richtigen Platz einnahmen.

Wie funktioniert eine Familienaufstellung und wie genau läuft sie ab?

Wir haben dir schon hier und da kleine Einblicke gegeben, wie eine Familienaufstellung abläuft. Jetzt widmen wir uns der Sache noch einmal ausführlich. Oft finden die Aufstellungen in Gruppen statt und einige der Teilnehmer spielen die Stellvertreter für deine Familie. Möchtest du dabei lieber keine Fremden um dich haben, dann ist das Familienbrett die bessere Wahl für dich.

Es ergibt durchaus Sinn, sich auf die Familienaufstellung vorzubereiten. Überlege dir dazu im Vorfeld möglichst konkrete Fragen, auf die du Antwort suchst, oder Probleme, die du unbedingt lösen möchtest. Dabei kannst du zum Beispiel bestimmte Glaubenssätze deiner Familie hinterfragen, ein angespanntes Verhältnis zu Familienmitgliedern näher beleuchten oder auch Gründe für deine aktuelle finanzielle Lage suchen.

Vor allem das Notieren von Fragen, die Zwischenmenschliches in deiner Familie betreffen, ist wichtig. Denn sie beeinflussen, wie du die Stellvertreter später aufstellst. Du bist dir bei den Vorbereitungen etwas unsicher? Viele Coaches und Therapeuten bieten Vorgespräche an, die du ruhig in Anspruch nehmen kannst.

Der Ablauf der Familienaufstellung vor Ort

Egal, ob es sich um Personen als Stellvertreter oder kleine Figuren auf dem Familienbrett handelt – du positionierst sie so, wie du selbst deren Beziehungen untereinander erlebst. Dazu definierst du erst einmal, wer alles zur Familie gehört und wer davon bei deiner aktuellen Fragestellung relevant sein könnte. Auch für dich selbst bestimmst du einen Stellvertreter. So machst du die Realität, die du innerlich wahrnimmst, äußerlich sichtbar.

Arbeitest du mit lebendigen Stellvertretern, ist es nun deren Aufgabe, sich in deren Position hineinzufühlen und dir genau zu beschreiben, was dabei in ihnen vorgeht. Dabei entstehen oft schon kleine Szenarien, die zum Nachdenken anregen. Der Coach nimmt dann Veränderungen an deiner Aufstellung vor und gemeinsam beobachtet ihr, welche Auswirkungen sie haben. Du schaust dir all das zunächst einmal von außen an und erst am Ende nimmst du deine aktive Rolle in der Aufstellung wieder ein.

Wie stehst du zu Personen innerhalb deiner Familie?

Auch das laute Aussprechen von gewissen Lösungssätzen, die die Beziehung zu all den Personen, die die Stellvertreter gerade darstellen, ausdrücken, kann Teil der Familienaufstellung sein. Das sind oftmals ganz einfache Sätze sein wie: „Lieber …, du bist mein Bruder und ich bin deine Schwester.“ Natürlich weißt du über deine Familienkonstellation Bescheid, aber bist du dir auch wirklich darüber im Klaren, wie ihr zueinander steht? Diese Sätze sollen dir dabei helfen und unterstützend dich auch dabei, die Stellvertreter für diesen Moment tatsächlich als deine Familie anzusehen.

Welchen Sinn hat eine Familienaufstellung und was bewirkt sie?

Was genau dir all das nützen soll, fragst du dich? Familienaufstellungen eröffnen dir ganz andere Blickwinkel! Deine Einstellung gegenüber deinem Leben und der Welt wird ganz stark von deiner Familie geprägt. Immerhin wächst du zwischen ihr auf und du lernst die ersten Regeln und Verhaltensweisen von ihr. Einige davon wirken bereits seit Generationen in deiner Familie und werden immer wieder unterbewusst weitergegeben.

„Unterbewusst“ ist hier ein wichtiges Stichwort, denn oftmals bist du dir gar nicht im Klaren darüber, wie sehr dich all das eigentlich beeinflusst. Eine Familienaufstellung macht genau das deutlich und öffnet dir die Augen. So eröffnen sich vielleicht sogar Dinge, die du gar nicht wissen kannst. Möglicherweise hat eines deiner Geschwister ein schwieriges Verhältnis zu einem Elternteil und du hast das nie richtig mitbekommen, aber trotzdem hat es dich unterbewusst belastet?

Eine Familienaufstellung kann dir also dabei helfen, Klarheit über die Muster in deiner Familie zu erhalten.

Dabei muss es nicht nur um Zwischenmenschliches gehen. Auch gewisse Verhaltensweisen, die immer wiederkehren, werden sichtbar. Das gibt dir möglicherweise Aufschluss darüber, warum du in gewissen Situationen so reagierst, wie du eben reagierst. Du erfährst vielleicht auch, warum dich bestimmte Szenarien abermals verfolgen und inwiefern du sie mit deinem Verhalten provozierst. All das soll dir dabei helfen, deine innere Balance wiederherzustellen und deine Muster und Glaubenssätze voll und ganz nach deinen Vorstellungen zu gestalten.

Das geschieht nach der Familienaufstellung

Familienaufstellungen zeigen dir Probleme in Lebensbereichen auf, die du noch nie ausreichend fokussiert hast. Genau dafür ist es jetzt an der Zeit! Hattest du vielleicht berufliche Probleme und dachtest immer, es würde an deiner Leistung liegen, hast in der Familienaufstellung aber gemerkt, dass es eigentlich ein Konflikt in der Familie war, der dich oft ausgebremst hat? Jetzt weißt du endlich, wo das Problem wirklich seinen Ursprung hat und kannst aktiv daran arbeiten.

Die Umgestaltung deiner Muster wird dir nicht von heute auf morgen gelingen. Eine Familienaufstellung muss oft erst einmal eine Weile nachwirken. Wie lange das dauert, ist ganz unterschiedlich. Schon nach wenigen Tagen können sich wertvolle Lösungsstrategien aufzeigen, manchmal kann es aber auch ein paar Wochen dauern. Betrachte es als einen energetischen Prozess in dir, der reifen und sich festigen darf. Bringe dir in dieser Phase insbesondere Geduld entgegen. 

Die große Erkenntnis blieb bei deiner Familienaufstellung aus? Das kann passieren. Wichtig ist es dann, die Aufstellung in den nächsten Tagen umso intensiver auf dich wirken zu lassen und die Sache dann noch einmal mit deinem Coach nachzubearbeiten.

Darf jeder Coach eine Familienaufstellung durchführen?

In einer Familienaufstellung gewährst du deinem Coach tiefe Einblicke in dein Privatleben und deine Psyche. Die Aufstellung kann tiefgreifende Auswirkungen haben und dein zukünftiges Verhalten maßgeblich ändern. Umso wichtiger ist es, sie bei einem erfahrenen Coach durchzuführen.

Im Grunde darf jeder dieses Verfahren anwenden, denn es ist nicht geschützt. So kann es also durchaus passieren, dass du an einen Coach gerätst, der zwar einen mehrtägigen Kurs besuchte, aber ansonsten keinerlei Kenntnisse in dieser Hinsicht hat. Andere hingegen absolvierten über mehrere Monate eine berufsbegleitende Ausbildung und sind häufig systemische Coaches, Psychologen, Therapeuten oder auch Sozialpädagogen.

Bei einer Familienaufstellung können schnell Dynamiken entstehen, die unzureichend ausgebildete Coaches nicht fachgerecht handhaben können. Informiere dich deshalb im Vorfeld gut über die Person, die du für deine Aufstellung ins Auge gefasst hast. Schließlich sollst du optimalen Nutzen daraus ziehen und am Ende des Tages nicht noch verwirrter sein.

Kritische Stimmen

Eine Familienaufstellung ist nicht nur für dich als KlientIn, sondern auch für die anwesenden Stellvertreter emotional aufwühlend. Wer tief in gewissen Problemen steckt, trägt oft auch eine große Belastung auf seinen Schultern. Eine Familienaufstellung sehen einige dann als letzten Ausweg, dabei ist sie bei emotional besonders aufgeladenen Problemstellungen nicht immer die beste Wahl. Kritiker sehen hier unter anderem die extrem hohen Erwartungen, die KlientInnen dann an die Familienaufstellung stellen.

Wir haben es bereits erwähnt, nicht immer folgen sofort Erkenntnisse. Es kann eine Weile dauern, bis all die Informationen ausreichend auf dich gewirkt haben und du bereit bist, Lösungsansätze nachhaltig umzusetzen. Bei akuten Problemen, die du nicht mehr allein stemmen kannst, benötigst du unter Umständen intensivere Unterstützung. Eine Familientherapie ist dann oft sinnvoller.

Wichtig ist, dass du dir im Klaren darüber bist, dass eine Familienaufstellung nicht in Stein gemeißelt ist. Sie stellt eine Momentaufnahme dar. Auch wenn sich herausstellt, dass sich in deiner Familie zahlreiche Konflikte verstecken, die ihr bisher immer unter den Teppich gekehrt habt, ist das kein Grund, zu verzweifeln. Ein erfahrener Coach ist immer zu Nachbearbeitungen bereit und lässt dich auch mit extremen Erkenntnissen, die stark an dir nagen, nicht allein. Gerätst du allerdings an einen Coach, dessen Kenntnisse und Erfahrungen einfach nicht ausreichen, um dich emotional aufzufangen und dir zur Seite zu stehen, kann das schnell gefährlich werden.

Greator Coach Ausbildung: Löse Verstrickungen innerhalb deiner Familie

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Freu dich auf diese Reise in deine Kindheit und Jugend. Sie wird dir viele Erkenntnisse bescheren und wenn du dazu bereit bist, Ruhe in so manche Verstrickungen bringen. Möchtest du jetzt schon mehr über unsere Ausbildung zum Greator Coach wissen, dann informiere dich hier.

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