Keine Frage: Über Probleme im sexuellen Bereich spricht kaum jemand gerne. Insbesondere Männer tun sich oft schwer, zuzugeben, dass sie keine Lust auf Sex haben. Dabei tritt das Phänomen geschlechtsunabhängig auf und ist kein Grund, um sich zu schämen. Ein erster Schritt, um der Unlust entgegenzuwirken, besteht darin, das Thema aus der Tabuzone zu holen. Daher wird der nachfolgende Artikel dir bzw. euch als Paar helfen.
Fehlendes Verlangen kann eine Partnerschaft sehr belasten, vor allem dann, wenn sie einseitig ist. Der Partner, der größeres Interesse an Intimität hat, fühlt sich abgewiesen oder beginnt an seiner Attraktivität zu zweifeln. Bist du hingegen derjenige, der keine Lust auf Sex hat, fühlst du dich unter Druck gesetzt. Spannungen in der Partnerschaft sind somit vorprogrammiert.
Hinzu kommt, dass das Thema Unlust mit einem Stigma behaftet ist. Männer, die keine Lust auf Sex haben, fühlen sich unmännlich. Frauen werden nicht selten als frigide beschimpft. Kein Wunder also, dass das Thema lieber totgeschwiegen wird und du als Betroffener still leidest … Umso wichtiger ist es, dass wir über dieses Thema sprechen! Du bist mit dem Problem nämlich keineswegs allein.
Mache dir bewusst, dass dein momentan fehlendes Interesse an Sex etwas vollkommen Natürliches sein kann. Auch wenn die Medien oder erotische Filme es anders vermitteln, muss man nicht immer Lust haben! Diese Erwartungshaltung ist schlichtweg unrealistisch. Du solltest sie weder dir noch deinem Partner gegenüber anwenden. Vielmehr geht es darum, mit deinem Partner zu kommunizieren und die Ursachen zu ergründen.
Die Ursachen, warum du keine Lust auf Sex hast, können sowohl körperlicher als auch seelischer Natur sein, wobei Letzteres wesentlich häufiger vorkommt. Vielleicht befindest du dich gerade in einer schwierigen Lebensphase. Wenn dich etwas belastet und du wichtige Entscheidungen treffen musst, ist es vollkommen verständlich, dass du den Kopf für Sex nicht frei hast bzw. dich nicht fallen lassen kannst.
Aber auch zwischenmenschliche Probleme können ursächlich sein. Wenn es zwischen dir und deinem Partner gerade in anderer Hinsicht kriselt, kann das natürlich dazu beitragen, dass ihr gerade nicht vor Lust überschäumt. Psychische Erkrankungen wie z. B. Angststörungen und Depressionen führen ebenfalls zu einem Libidoverlust.
Bei den körperlichen Ursachen lohnt es sich, zwischen Männern und Frauen zu differenzieren, worauf wir an späterer Stelle noch einmal gesondert eingehen möchten. Nachfolgend haben wir euch daher erst einmal die allgemeinen körperlichen Ursachen aufgeführt, die zu einem Libidoverlust führen können:
Wer keine Lust auf Sex hat, fühlt sich hiermit oft unfassbar allein. Dass das nicht zutrifft, beweist ein Blick auf aktuelle Umfragen und Statistiken. So gaben bei einer umfangreichen Telefonbefragung des US-Soziologen Edward Laumann rund 16 % der Frauen und 33 % der Männer an, in den zurückliegenden 12 Monaten wenig Lust auf Sex gehabt zu haben.
Wichtig zu beachten ist jedoch, ob die Betroffenen unter ihrer sexuellen Lustlosigkeit leiden. Denn nur in letzterem Fall besteht Handlungsbedarf. An dieser Stelle greifen wir die Ergebnisse einer Hamburger Studie auf, laut welcher 51 % der weiblichen und 24 % der männlichen Befragten angaben, wenig sexuelles Interesse zu verspüren. Allerdings würden nur insgesamt 10 % hierunter leiden.
Ob Frauen tatsächlich häufiger keine Lust auf Sex haben als Männer, so wie es aus den Befragungen hervorgeht – oder ob die Männer vielleicht nicht ganz ehrlich gewesen sind – lässt sich natürlich niemals mit hundertprozentiger Sicherheit feststellen. Sicher ist jedoch, dass es zahlreiche Gründe für weiblichen Libidoverlust gibt. Auch dies geht aus repräsentativen Umfragen hervor.
Insbesondere lässt sich weibliche Unlust in zwei Lebensphasen beobachten: kurz nach der Geburt eines Kindes sowie in den Wechseljahren. Ursächlich sind in beiden Fällen die Hormone. Nach der Entbindung sinkt der Östrogenspiegel, der weibliche Zyklus wird durch das Stillhormon Prolaktin unterdrückt. Diese Hormonkonstellation minimiert die Libido. Zudem kommt die Verarbeitung der Geburtserfahrung hinzu.
In den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel ebenfalls stark und dauerhaft ab, was z. B. eine Trockenheit der Schleimhäute zur Folge haben kann. Sex wird dann als unangenehm und schmerzhaft empfunden. Eine weitere Ursache für weibliche Unlust ist der Einsatz von hormonellen Verhütungsmitteln. Jedes Medikament, das in den körpereigenen Hormonhaushalt eingreift, kann potenziell die Libido beeinträchtigen.
Selbst wenn es manche Herren nicht gerne zugeben möchten: Auch Männer haben manchmal keine Lust auf Sex und das ist vollkommen normal. Viele Männer wissen beispielsweise nicht, dass sie ebenfalls in die Wechseljahre kommen. Ab 50 sinkt der Testosteronspiegel auf natürliche Weise, was zu einem verringerten sexuellen Verlangen führt.
Auch ein Vitamin-D-Mangel kann mit einem Libidoverlust im Zusammenhang stehen, da Vitamin D die Produktion von Testosteron beeinflusst bzw. steigert. Selbiges gilt umgekehrt für Alkohol. Ein zu hoher Alkoholkonsum senkt den Testosteronspiegel und führt zusätzlich zu Erektionsproblemen.
Neben körperlichen Ursachen kommt es nicht selten vor, dass Männer während der Schwangerschaft ihrer Partnerin, kurz nach der Geburt oder in der Stillzeit eine Aversion gegen Sex verspüren. Normalerweise reguliert sich dies jedoch mit der Zeit. Sollte das Problem längerfristig bestehen bleiben, ist es empfehlenswert, sich Hilfe zu suchen.
Folgend möchten wir dir 5 Tipps mit auf den Weg geben, wie du dein Verlangen wiederentdecken kannst.
Kaum jemand spricht darüber, aber alle machen es. Selbstbefriedigung ist der allerbeste Weg, um ganz ohne Druck herauszufinden, was dich erregt und was dir gefällt. Sorge dafür, dass du ungestört bist und dich entspannen kannst.
Hast du keine Lust auf Sex, weil sich alles nach Schema F anfühlt? Dann sprich mit deinem Partner über deine Wünsche und Fantasien. Zugegeben, das kostet Mut. Aber auf andere Weise wird es bei der Unzufriedenheit bleiben.
Wo wir gerade von Schema F sprechen: Traut euch ruhig, etwas Neues auszuprobieren. Dies beginnt bereits beim Ambiente. Sex muss nicht immer im Bett stattfinden … Auch das Ausprobieren von Spielzeugen und neuen Stellungen kann wieder Schwung in die Beziehung bringen. Wichtig: Macht euch keinen Druck! Ihr müsst nicht das Kamasutra durchturnen, sondern nur Dinge probieren, die euch beide ansprechen.
Die Lust auf Sex hängt in einer Partnerschaft sehr von der emotionalen Verbundenheit ab. Zeigt euch mit kleinen Gesten, wie wichtig euch der andere ist. Sorge abseits des Schlafzimmers für schöne, zweisame Momente mit deinem Partner (z. B. ein Tag am Meer oder ein schönes Dinner bei Kerzenlicht). Aus einem solchen Moment ergibt sich im Idealfall dann auch wieder die sexuelle Lust. Aber du darfst dich auch ehrlich fragen: Warum fällt es mir schwer, Nähe zuzulassen? Was hat das mit mir zu tun?
Für Pornos gilt dasselbe wie für Selbstbefriedigung: Es gilt selbst in unserer aufgeklärten Zeit irgendwie als verpönt, aber dennoch sind alle neugierig. Es gibt durchaus ästhetische Erotikfilme, die auch Frauen gefallen und die euch als Inspirationsquelle dienen können. Dies kann vor allem dann eine Hilfe sein, wenn du gehemmt bist, deine sexuellen Wünsche in eigenen Worten zu formulieren.
Da sexuelles Desinteresse oft psychische Ursachen hat, ist es gar nicht leicht, diese Probleme allein zu bewältigen. Manchmal handelt es sich auch um unbewusste Blockaden, die ohne professionelle Hilfe kaum zu lösen sind. Ein Außenstehender kann die Sachlage ohne Emotionen beurteilen, was insbesondere bei einem so sensiblen Thema wie der Sexualität von großem Wert ist.
Professionelle Hilfe in Form eines Coachings oder einer Therapie kann dir und euch als Paar dabei helfen, die Ursachen für das mangelnde sexuelle Interesse herauszufinden, wertfrei zu analysieren und Lösungsstrategien zu erarbeiten.
Der größte Fehler, den du bei sexueller Unlust machen kannst, besteht darin, dich oder deinen Partner unter Druck zu setzen. Psychischer Druck ist der Lustkiller Nummer eins und sorgt dafür, dass im Bett gar nichts mehr funktioniert. Bitte habt nicht die Erwartungshaltung, unbedingt Sex haben zu müssen! Ihr müsst gar nichts. Du und dein Partner könnt euch auch auf andere Weise körperlich nahe sein.
Genießt die Zeit miteinander, führt tolle Gespräche und schafft gemeinsame Momente. Sex ist nicht das Wichtigste in einer Partnerschaft. Du wirst sehen: Wenn der Druck erst einmal fort ist und die ursächlichen Probleme behoben sind, kommt die Lust oft von selber wieder. Und solltet ihr tatsächlich weniger Sex haben als in jungen Jahren, diesen dann aber sehr genießen, ist dies ebenfalls in Ordnung.
Sollte die sexuelle Unlust länger als sechs Monate bestehen bleiben und du leidest sehr darunter, solltest du die Ursachen medizinisch oder psychologisch abklären lassen. Dies muss dir keinesfalls unangenehm sein! Der erste Ansprechpartner ist der Hausarzt, Gynäkologe oder Urologe.
Keine Lust auf Sex zu haben, ist nichts, wofür man sich schämen muss. Dies gilt für Männer und Frauen gleichermaßen. Sofern ihr nicht darunter leidet, müsst ihr an der Situation nichts ändern. Sollte allerdings Leidensdruck bestehen, gibt es zahlreiche Wege und Möglichkeiten, um das Problem anzugehen. Die Abklärung körperlicher und psychischer Ursachen gehört mit dazu.
Sei geduldig mit dir und deinem Partner. Probiert gemeinsam aus, was euch sexuell erfüllt. Diese Reise kann sehr spannend sein und eine Chance für persönliches Wachstum bieten. Du lernst, deine Wünsche offen zu kommunizieren und somit eine noch tiefere Bindung zu deinem Partner aufzubauen.