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So erkennst du toxische Männlichkeit in deiner Beziehung

Lesezeit von 7 Minuten
So erkennst du toxische Männlichkeit in deiner Beziehung

Viele Männer haben noch immer das klassische Rollenbild vom starken Geschlecht verinnerlicht. Um sich als vollwertiger Mann zu fühlen, wollen sie von ihrer Umwelt als dominant wahrgenommen werden. Dieser Wunsch kann jedoch destruktive Ausmaße annehmen, sodass das angeblich männliche Gebaren den Betroffenen selbst sowie ihrer Umwelt schadet. Im folgenden Artikel erfährst du, wie toxische Männlichkeit entsteht und woran du betroffene Männer erkennst.

Was ist toxische Männlichkeit?

Toxische Männlichkeit bezeichnet, wie eingangs erwähnt, ein destruktives – also schädigendes – Verhalten, das sich aus den alten Rollenvorstellungen speist, wie sich ein „echter“ Mann angeblich zu verhalten habe. Dies bezieht sich nicht nur auf die Außenwirkung, sondern auch auf die Gefühlswelt. Emotionen zu empfinden oder gar offen zu zeigen, gilt für toxische Männer als verweichlicht.

Die meisten Männer verinnerlichen dieses Rollenbild bereits in der Kindheit. Sie erleben ihre männlichen Vorbilder als stark, dominant und aggressiv. Dies schlägt sich früher oder später im eigenen Verhalten nieder. Toxische Männlichkeit erlaubt keinerlei Sanftheit oder Rücksichtnahme, wodurch sich die Betroffenen zu empathielosen Zeitgenossen entwickeln.

Obwohl toxische Männer alles dafür tun, um ihren eigenen Erwartungen zu entsprechen, führen sie nur selten ein erfülltes Leben. Durch ihr Verhalten sind sie zahlreichen Risiken ausgesetzt und verstricken sich häufig in gewalttätige Auseinandersetzungen. Die Folgen können soziale Isolation und Depressionen sein.

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Wie verhält sich ein toxischer Mann?

Toxische Männer haben ein falsches Bild von Männlichkeit verinnerlicht. Nachfolgend haben wir die häufigsten zehn Überzeugungen und Verhaltensweisen zusammengefasst, an denen du toxische Männlichkeit erkennen kannst.

  1. Männer dürfen nicht weinen oder anderweitig Emotionen zeigen. Dies gilt als schwach. Es sei denn, es handelt sich bei den Gefühlen um Wut oder Aggression.
  2. Konflikte werden mit Gewalt ausgetragen.
  3. Männer dürfen ihre Ängste und Sorgen nicht äußern, sondern müssen alles mit sich selbst ausmachen.
  4. Ein „richtiger“ Mann fühlt sich niemals überfordert oder hilflos. Er löst seine Probleme allein, ohne andere Menschen um Hilfe bitten zu müssen.
  5. Vermeidung von Verhaltensweisen, die als verweichlicht gelten und / oder eher Frauen zugeschrieben werden (z. B. Weinen, Ängstlichkeit, Schüchternheit, liebevolle Gesten wie Umarmungen).
  6. Toxische Männlichkeit äußert sich durch die Überzeugung, dass Männer und Frauen einander nicht verstehen, geschweige denn miteinander befreundet sein können.
  7. Das äußere Erscheinungsbild muss einem maskulinen Idealbild entsprechen (groß, muskulös, breitschultrig). Ist dies nicht der Fall, wird man nicht ernst genommen oder sogar ausgelacht.
  8. Es gibt unter toxischen Männern keine Kameradschaft. Andere Männer werden stets als Konkurrenten betrachtet, denen ihr Platz in der Rangordnung gezeigt werden muss.
  9. Toxische Männlichkeit schließt auch den Bereich der Sexualität mit ein. Toxische Männer sind davon überzeugt, dass ein echter Mann ständig Lust auf Sex hat und jederzeit dazu bereit ist.
  10. Männer, die toxische Züge haben, fühlen sich sehr schnell in ihrer männlichen Ehre gekränkt, was sich durch Aggressionen äußert.
toxische maennlichkeit definition

Wie entsteht toxische Männlichkeit?

Toxische Männlichkeit lässt sich größtenteils – aber nicht ausschließlich – auf Kultur und Erziehung zurückführen. Vielen Jungs wird beispielsweise immer noch von ihren Eltern beigebracht, dass Männer nicht weinen dürfen. Wenn bereits Kinder lernen, ihre eigenen (Schmerz-)Grenzen nicht wahrzunehmen und dementsprechend nicht zu kommunizieren, eignen sie sich ein selbst- und fremd schädigendes Verhalten an.

Es liegt in der menschlichen Natur, dazugehören zu wollen. Ein Junge, der permanent gesagt bekommt, dass er unverwundbar und abgebrüht wirken müsse, um als ganzer Kerl zu gelten, wird nachhaltig auf das entsprechende Rollenbild geprägt. Er verknüpft die falsch verstandene Männlichkeit mit Erfolg und gesellschaftlicher Anerkennung. Demzufolge wird er alles versuchen, um diesem stereotypen Bild zu entsprechen.

Manchmal entwickelt sich toxische Männlichkeit jedoch auch erst im Laufe des Lebens. Dies kann z. B. nach einer traumatisierenden zwischenmenschlichen Erfahrung der Fall sein. Ein einst sanfter Mann, der sich schwer gedemütigt gefühlt hat, wird möglicherweise versuchen, eine Mauer aus toxischer Männlichkeit um sich aufzubauen.

Welche Schäden können toxische Männer anrichten?

Toxische Männlichkeit äußert sich in Aggression gegen sich selbst und andere Menschen. In welcher Art und Weise dies der Fall ist, möchten wir nachfolgend beleuchten.

Für sich selbst

Ein toxischer Mann sehnt sich im Grunde genommen nach gesellschaftlicher Akzeptanz, Erfolg und Anerkennung. Durch sein aggressives und unkooperatives Verhalten erreicht er jedoch genau das Gegenteil. Toxische Männlichkeit kann die Betroffenen sozial isolieren und sie in ihrem Beziehungsleben sowie auch beruflich beeinträchtigen.

Im Berufsleben ergeben sich oftmals Hierarchieprobleme. Toxische Männer nehmen Kritik persönlich und fühlen sich in ihrer männlichen Ehre angegriffen, sobald sie zurechtgewiesen werden. Es ist allerdings der Karriere nicht unbedingt zuträglich, den Vorgesetzten bei der kleinsten Meinungsverschiedenheit verbal oder gar körperlich anzugreifen. Im schlimmsten Fall droht der Jobverlust.

Freundschaften zu schließen, fällt toxischen Männern ebenfalls schwer. Da sie andere Männer als Konkurrenten betrachten und mit Frauen nicht befreundet sein wollen, sind sie häufig sehr einsam. Der Leidensdruck entlädt sich in verstärkter Aggression, da solche Männer nicht gelernt haben, auf andere Weise mit ihren Emotionen umzugehen. Wie du siehst, befinden die Betroffenen sich in einem Teufelskreis.

Gesundheitliche Folgen

Die negativen sozialen Aspekte toxischer Männlichkeit ziehen auch gesundheitliche Probleme nach sich, wie der Diplom-Pädagoge Sebastian Tippe in seinem Fachbuch erklärt.

Toxische Männer haben eine geringere Lebenserwartung, da ihre Mentalität sie zum Konsum von Suchtmitteln sowie zum Risikoverhalten (z. B. zu schnelles Autofahren) animiert. Auch die Suizidrate ist unter toxischen Männern erheblich höher. Da sie gelernt haben, ihre eigenen physischen und psychischen Bedürfnisse zu übergehen, nehmen sie außerdem seltener ärztliche Hilfe in Anspruch.

Für die Außenwelt

Toxische Männer sind meist recht unangenehme Zeitgenossen, mit denen man schnell in Konflikte geraten kann. Sie fühlen sich leicht provoziert, auch wenn es dafür keinen Anlass gibt. Manchmal genügt schon ein vermeintlich falscher Blick. Konflikte lösen toxische Männer mit körperlicher Gewalt, da sie es nicht anders gelernt haben. Ein toxischer Mann im unmittelbaren Umfeld bedeutet also zumeist Unruhe und Angst.

Zudem stören toxische Männer die Abläufe in den sozialen Strukturen, in denen sie sich befinden. Dies gilt im Freundeskreis sowie auf der Arbeitsstelle gleichermaßen. Ein toxischer Mann möchte stets im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen und für seine Männlichkeit bewundert werden.

Für Beziehungen

Kaum eine moderne Frau wünscht sich heutzutage noch einen überheblichen Macho zum Partner. Toxische Männlichkeit wirkt sich demzufolge überaus negativ auf das Beziehungsleben aus. Die meisten Frauen sehnen sich nach einem gleichberechtigten Partner, der sie wertschätzend und auf Augenhöhe behandelt. Toxische Männer sind hierzu nicht in der Lage. Sie streben grundsätzlich nach Dominanz.

Eine traurige Tatsache lautet, dass die größte Gefahr für Frauen, Opfer eines Tötungsdelikts zu werden, von ihren Partnern und Expartnern ausgeht. Toxische Männer, die für einen anderen Mann verlassen werden und sich dadurch in ihrer Männlichkeit abgewertet fühlen, können dies manchmal nicht ertragen. Der Kummer entlädt sich in Aggression, was schlimme Folgen haben kann.

So erkennst du toxische Männlichkeit

Toxische Männer lassen sich leicht entlarven, da toxische Männlichkeit praktisch nicht zu übersehen ist. Nachfolgend haben wir drei typische Alltagsbeispiele für dich zusammengestellt:

1. Sexismus

Toxische Männer betrachten sich als Alphatier der Familie. Das bedeutet, dass sie in der Beziehung das Sagen haben müssen. Dementsprechend versuchen sie häufig, ihre Partnerinnen zu unterdrücken. Dies äußert sich u. a. dadurch, dass toxische Männer jedwede Unterstützung ablehnen, die im alten Rollenbild als weibisch definiert werden könnte (z. B. Hausarbeit oder Kindererziehung).

Auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Partnerinnen gehen sie nicht ein. Dies gilt in allen Lebensbereichen gleichermaßen. Im Extremfall neigen toxische Männer sogar zu sexuellen Übergriffen. Sie sind der Meinung, dass ihre Partnerin immer dann bereit zum Sex sein muss, wenn sie es gerade wollen.

2. Homophobie

Toxische Männer verspüren eine nahezu wahnhafte Angst, als unmännlich wahrgenommen zu werden. Daher lehnen sie jeden Berührungspunkt mit vermeintlich unmännlichen Eigenschaften ab, was für viele Betroffene das Thema Homosexualität einschließt. Insbesondere homosexuelle Männer werden von toxischen Männern oftmals diskriminiert, beleidigt, bedroht oder sogar körperlich attackiert.

Hierzu bedarf es keines persönlichen Konflikts. Toxische Männer attackieren offensichtlich homosexuelle Personen bereits, wenn sie diese zufällig auf der Straße sehen. Einem Freund oder Kollegen wird ein toxischer Mann niemals ein Kompliment machen oder es sofort relativieren, damit keinesfalls der Verdacht der Zuneigung aufkommt.

3. Gefühlskälte selbst im Falle von Schicksalsschlägen

Nehmen wir an, ein toxischer Mann erlebt einen tragischen Verlust. Er wird selbst bei einem Todesfall keine Träne vergießen und sich den inneren Schmerz nicht eingestehen. Die Überzeugung, keine Schwäche zeigen zu dürfen, ist dermaßen tief verankert, dass toxische Männer selbst in Extremsituationen gefühlskalt bleiben. Die unterdrückten Emotionen äußern sich, wenn überhaupt, in Wut und Aggression.

Toxische Männlichkeit als Teil des Patriarchats

Dass toxische Männlichkeit in unserer Gesellschaft noch so sehr verbreitet ist, obwohl wir doch in allen Bereichen nach Gleichberechtigung streben, hängt neben der individuellen Erziehung auch mit dem Patriarchat zusammen. Letzteres bedeutet, dass Frauen trotz aller Bemühungen in einigen Bereichen noch deutlich benachteiligt sind.

So sind die meisten Führungspositionen in Politik und Wirtschaft noch immer vorwiegend mit Männern besetzt, wie sich in dieser Statistik zeigt.

Toxische Männlichkeit ist ein gesellschaftliches Problem, das sowohl für Betroffene selbst als auch für ihre Umwelt großen Schaden anrichtet. Leider gelangen die betroffenen Männer nur selten zu der Einsicht, dass sie etwas an ihrem Verhalten ändern müssen.

Führst du eine Freundschaft oder gar Beziehung mit einem toxischen Mann, gilt es, in erster Linie auf dich selbst zu achten. Niemand hat das Recht, dich verbal oder körperlich anzugreifen. Versuche, dem Betroffenen zu zeigen, dass Männlichkeit nicht gleichbedeutend mit Aggression und Dominanz sein muss.

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Geprüft von Dr. med. Stefan Frädrich

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