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Monogame Beziehung: Kann das dauerhaft funktionieren?

Lesezeit von 7 Minuten
Monogame Beziehung: Kann das dauerhaft funktionieren?

Monogamie gilt in unserer Gesellschaft noch immer als akzeptierter Standard. Aber ist das überhaupt sinnvoll und ist der Mensch eigentlich für eine monogame Beziehung geschaffen? Welche Vor- und Nachteile gibt es und wie sehen alternative Beziehungsformen aus? Der nachfolgende Artikel gibt Aufschluss.

Was ist eine monogame Beziehung?

Eine monogame Beziehung zu führen bedeutet, dass zwei Menschen miteinander in einer geschlossenen Partnerschaft leben und einander körperlich und seelisch treu sind. Die romantische oder sexuelle Bindung an eine dritte Person wird somit gänzlich ausgeschlossen. So weit der Gedanke: Aber kann das dauerhaft funktionieren?

In früheren Zeiten gab es zur Monogamie keine (offizielle) Alternative. Man war der Ansicht, eine Eheschließung sei für die Ewigkeit gedacht. Geschiedene Paare, insbesondere geschiedene Frauen, gelten noch bis in die 70er-Jahre als gebrandmarkt. Wer sich außerhalb der Ehe vergnügte, wurde schuldig geschieden. Heutzutage ist dies glücklicherweise nicht mehr der Fall.

Jeder darf mittlerweile frei entscheiden, welche Art von Partnerschaft er oder sie führen möchte. Alternative Beziehungsformen erfreuen sich immer größerer gesellschaftlicher Akzeptanz. Dennoch entscheiden sich die meisten Menschen nach wie vor für eine serielle, monogame Beziehung.

Interessant zu wissen: Die monogame Partnerschaft gilt nicht überall auf der Welt als die klassische Beziehungsform. Sie ist vor allem in der westlichen Kultur verbreitet. Viele Naturvölker leben hingegen in polygamen Partnerschaften. Dies ist dort ebenso alltäglich und akzeptiert wie bei uns die monogame Beziehung.

Serielle Monogamie: Das Beziehungskonzept der Neuzeit

Serielle Monogamie bedeutet, dass zwei Menschen so lange eine exklusive Partnerschaft miteinander eingehen, wie es sich für beide Partner gut und richtig anfühlt. Der gesellschaftliche Druck, bis zum Lebensende zusammenzubleiben, existiert nicht mehr. Während der Zeit der Beziehung sind die Partner sich jedoch körperlich und seelisch treu.

Entscheiden die Partner sich, getrennte Wege zu gehen, wird nach einer Weile eine neue monogame Beziehung mit einem anderen Partner eingegangen. Aus diesem Grunde hat sich der Begriff „Lebensabschnittsgefährte“ in den deutschen Sprachgebrauch eingebürgert.

monogame beziehung bedeutung

Sind Menschen von Natur aus monogam?

Menschen sind tatsächlich von Natur aus monogam veranlagt. Dies beweist die Evolutionsforschung. Allerdings muss man diese Aussage ein wenig differenzierter beleuchten. Laut Forschungsberichten der „Nationalen Akademie der Wissenschaften“ aus den USA hat die urzeitliche Monogamie keineswegs romantische Hintergründe. Der Urmensch ist monogam gewesen, um seine Nachkommenschaft gemeinsam aufzuziehen.

Bis ein Menschenkind sich selbstständig versorgen kann, dauert es schließlich viele Jahre. Aus diesem Grunde ist die Monogamie aus evolutionärer Sicht die beste Option. Dies lässt sich auch bei anderen Säugetieren beobachten: Je länger die Aufzucht der Jungen dauert, umso häufiger leben die Tiere in monogamen Partnerschaften zusammen.

Die angeborene Monogamie bezieht sich also nur auf die soziale Komponente. Dies schließt die Sexualität nicht mit ein. Die ersten Menschen leben zwar im Familienverbund mit ihrem Partner zusammen, pflegen aber nebenher weitere rein sexuell motivierte Beziehungen. Modern ausgedrückt, würde man von offenen Beziehungen sprechen.

Wie bereits erwähnt, leben zahlreiche Naturvölker in polygamen Partnerschaften. Auch in großen Teilen Afrikas und Arabiens ist die Polygamie noch verbreitet. Unser westliches Wertesystem, das der sexuellen Treue einen hohen Stellenwert beimisst, ist demzufolge nicht naturgegeben.

Vor- und Nachteile von monogamen Beziehungen

Ob Monogamie für dich das richtige Beziehungskonzept ist, hängt in erster Linie von deinen persönlichen Wünschen und Vorstellungen ab. Diese Entscheidung triffst du allein. Dennoch ist es sinnvoll, sich einmal ausführlich mit den Vor- und Nachteilen einer monogamen Partnerschaft zu befassen.

Monogame Beziehung: Die Vorteile im Überblick

1. Sicherheit

Wir Menschen haben ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis. Dieses stammt noch aus der Urzeit: Einzelgänger hatten in der Steinzeit keine große Überlebenschance. Dieses Grundbedürfnis wird in einer monogamen Partnerschaft erfüllt. Wer eine (intakte) monogame Beziehung führt, der hat einen zuverlässigen und loyalen Partner an seiner Seite.

2. Treue

Treue hat innerhalb einer monogamen Partnerschaft einen hohen Stellenwert. Wenn dir vor allem die sexuelle Treue sehr wichtig ist, findest du in der Monogamie deine Ansprüche erfüllt. Wo das Fremdgehen beginnt, kann jedoch Auslegungssache sein! Während manche erst beim Sex vom Seitensprung sprechen, ist bei anderen Menschen die Toleranzgrenze schon überschritten, wenn der Partner nur gedanklich von jemand anderem schwärmt.

Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Menschen, die eigentlich monogam leben (möchten), einen Seitensprung begehen. Eine Parship Studie hat die häufigsten Gründe ermittelt.

3. Beständigkeit

Eine monogame Beziehung ist für die meisten Paare gleichbedeutend mit Beständigkeit. Man plant die Zukunft miteinander, was beiden Parteien Sicherheit gibt. Eine unsichere Zukunft ruft oftmals Ängste hervor. Daher trägt Monogamie nicht unerheblich zum seelischen Wohlbefinden bei.

Monogame Beziehung: Die Nachteile im Überblick

1. Eingeschränkte Selbstentfaltung

Eine monogame Beziehung bedeutet ständige Kompromissbereitschaft. Dies kann in Einzelfällen die Selbstentfaltung beeinträchtigen. Schließlich gilt es ständig auf jemand anderen Rücksicht zu nehmen. Darüber hinaus sind die Ansprüche innerhalb einer monogamen Partnerschaft oftmals ziemlich hoch angesetzt, was die Gefahr erhöht, die eigenen Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren.

2. Seitensprunggefahr

Das ganze Leben lang nur einen einzigen Menschen sexuell anziehend zu finden, ist schlichtweg unrealistisch. Monogamie setzt allerdings ausnahmslose Treue voraus. Entwickelt sich das Liebesleben mit dem Partner nicht wie gewünscht, mag es nur eine Frage der Zeit sein, bis eine Gelegenheit zum Seitensprung wahrgenommen wird. Kommt es dazu, quälen sich beide Seiten mit Gefühlen von Schuld und Enttäuschung.

3. Enttäuschung durch zu hohe Erwartungen

Kaum eine Beziehungsform setzt die (moralische) Messlatte so hoch wie die Monogamie. Eine monogame Beziehung ist sehr mit den Bildern von Harmonie, Traumhochzeit und Familiengründung verbunden. Bis dass der Tod uns scheidet … Perfekte Beziehungen gibt es jedoch nicht. Wer Perfektion und Dauersonnenschein erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht.

Wie kann eine monogame Partnerschaft funktionieren? 5 hilfreiche Tipps

Damit eine monogame Beziehung funktioniert, müssen sich beide Partner füreinander engagieren. Machen sich Frust und Unzufriedenheit breit, steigt die Verlockung, die Treue zu brechen. Letzteres ist natürlich nicht erwünscht. Folgende fünf Tipps können zum Gelingen einer glücklichen monogamen Partnerschaft beitragen:

1. Kommuniziert offen miteinander

Kommunikation ist die Basis einer jeden zwischenmenschlichen Beziehung. In einer monogamen Partnerschaft gilt dies umso mehr. Sprich offen mit deinem Partner über deine Wünsche und Vorstellungen.

Findet im Gespräch heraus, ob ihr beide dieselben Wertvorstellungen hinsichtlich eurer Partnerschaft teilt: Ist es euch wichtig, eine monogame Beziehung zu führen? Seid ihr in dieser Hinsicht nicht konform miteinander, kann es schwierig werden. Bei allen anderen Themen gilt es, Kompromisse zu finden.

2. Zeigt Verständnis füreinander

Ein wesentlicher Bestandteil der offenen Kommunikation ist gegenseitiges Verständnis. Das bedeutet, dass du nicht nur deine eigenen Wünsche offen kommunizierst, sondern umgekehrt auch auf die Bedürfnisse deines Partners eingehst. Höre dir an, was er oder sie zu sagen hat und reagiere empathisch.

3. Kontrolliere deinen Partner nicht

In einer monogamen Beziehung hat Treue einen hohen Stellenwert. Dennoch ist es nicht zielführend, deinen Partner auf Schritt und Tritt zu kontrollieren. Ganz im Gegenteil: Monogamie bedeutet Vertrauen. Wer eine monogame Beziehung führt, entscheidet sich aus freiem Willen, seinem Partner mit Körper und Seele treu zu bleiben.

Dies bedarf keiner Kontrolle. Letztere kann sogar schaden, denn Kontrollmaßnahmen zerstören das Vertrauen nachhaltig. Sehe also davon ab, die Chatverläufe deines Partners zu prüfen oder Kontrollanrufe zu tätigen.

4. Achtet auf ausreichende Intimität

Ein erfülltes Sexleben ist von großer Bedeutung, wenn eine monogame Beziehung langfristig funktionieren soll. Nichts gefährdet die Monogamie so sehr wie sexueller Frust. Bei körperlicher Intimität handelt es sich nämlich um ein menschliches Grundbedürfnis. Wird dieses innerhalb der Beziehung nicht erfüllt, ist es oftmals nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem Seitensprung kommt.

In einer langjährigen Beziehung wird Sex oftmals zum Pflichtprogramm oder rückt sogar vollständig in den Hintergrund. Aber so muss es nicht sein! Überrasche deinen Partner doch mal mit einem romantischen Wochenende oder verführe ihn oder sie spontan. Zeigt einander, dass ihr euch sexuell begehrt.

An dieser Stelle kommen wir noch mal auf das Thema Kommunikation zu sprechen: Traue dich, deinem Partner bzw. deiner Partnerin deine sexuellen Sehnsüchte mitzuteilen. Sei ebenfalls aufgeschlossen, wenn dein Partner sich dir in dieser Hinsicht öffnet. Reagiere keinesfalls herablassend, falls dir ein Vorschlag nicht zusagen sollte. Kommuniziere deine Ablehnung sensibel und respektvoll.

5. Nähe und Distanz

Innerhalb einer monogamen Partnerschaft spielt ein ausgewogenes Verhältnis von Nähe und Distanz eine entscheidende Rolle. Achtet darauf, dass ihr im Alltag genug Zeit für Zweisamkeit findet. Gleichzeitig solltet ihr dem jeweils anderen seinen Freiraum lassen. Es ist vollkommen in Ordnung und sogar wichtig, eigene Interessen zu haben und mal etwas allein zu unternehmen. Jeder bleibt eine eigenständige Persönlichkeit.

was ist eine monogame beziehung

Welche anderen Beziehungsformen gibt es?

Neben der Monogamie unterscheidet man zwischen folgenden alternativen Beziehungsformen:

  1. Polyamorie
  2. Polygamie
  3. Offene Beziehung

Schauen wir uns die verschiedenen Beziehungsformen doch einmal näher an:

Polyamorie

Polyamorie bedeutet, dass mehrere Menschen gleichzeitig eine Beziehung miteinander führen. Die Werte sind dieselben wie in einer Zweierbeziehung, von der sexuellen Exklusivität einmal abgesehen. Menschen, die das Konzept der Polyamorie leben, kümmern sich emotional umeinander und schlafen miteinander. Eifersucht sollte es nicht geben, auch wenn dies natürlich im Einzelfall niemals auszuschließen ist.

Im Gegensatz zum Fremdgehen wissen in einer polyamoren Beziehung alle Beteiligten voneinander. Es gibt keine Heimlichkeiten. Das Konzept der Polyamorie basiert auf dem Gedanken, dass es mehr als einen Menschen braucht, um alle emotionalen und körperlichen Bedürfnisse zu erfüllen.

Jede polyamore Lebensgemeinschaft entscheidet natürlich selbst, welche Regeln innerhalb der Beziehung gelten. Wichtig zu betonen ist jedoch, dass nicht die sexuelle Komponente im Vordergrund steht. Die Menschen, die sich zusammengefunden haben, planen ihre Zukunft ebenso wie monogame Paare. Polyamorie ist also auf Langfristigkeit ausgelegt.

Polygamie

Die Polygamie wird oftmals mit der Polyamorie verwechselt. Es gibt jedoch einen bedeutenden Unterschied: Während sich bei der Polyamorie alle Beteiligten lieben, führt bei der Polygamie eine Person parallel eine Beziehung mit mehreren Menschen, die einander nicht liebend verbunden sind. Ein etwas veraltetes Beispiel wäre der orientalische Harem.

Eine andere Bezeichnung für Polygamie ist „Vielehe“. Genau wie bei der Polyamorie wissen alle Beteiligten voneinander. Oftmals handelt es sich um Männer, die gleichzeitig mit mehreren Frauen liiert sind. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel.

Offene Beziehung

Von einer offenen Beziehung spricht man, wenn es innerhalb einer Zweierbeziehung beiden Partnern gestattet ist, mit anderen Menschen Sex zu haben. Emotional verbunden ist sich jedoch nur das Paar.

Fazit

Eine monogame Beziehung wird von den meisten Menschen angestrebt. Sofern man einige Grundregeln beachtet, kann eine solche Partnerschaft sehr glücklich sein. Monogamie bedeutet Vertrauen, Sicherheit und Beständigkeit. Allerdings sind diese Ansprüche sehr hoch angesetzt.

Heutzutage setzen sich immer mehr alternative Beziehungsformen durch. Letztendlich muss jeder Mensch individuell entscheiden, wie er leben möchte. Wichtig ist, dass sich beide Partner einig sind.

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Geprüft von Dr. med. Stefan Frädrich

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