Wenn man Menschen fragt, welche Werte ihnen in einer Freundschaft oder Partnerschaft am wichtigsten sind, wird die Ehrlichkeit oftmals an vorderster Stelle genannt. Ehrlich zu sein, gilt als erstrebenswerte Tugend, die eine geradlinige Persönlichkeit auszeichnet. Unter allen Umständen die Wahrheit zu sagen, ist jedoch nicht immer eine gute Idee. Es gilt, das richtige Maß zwischen Ehrlichkeit und Taktgefühl zu finden.
Das Ziel lautet also, ehrlich zu sein, ohne andere Personen dabei mutwillig zu verletzen. Aber wie kann dir das gelingen und wie bringst du mehr Ehrlichkeit in deine zwischenmenschlichen Beziehungen? Damit wollen wir uns nachfolgend befassen.
Für den Begriff Ehrlichkeit gibt es zahlreiche Synonyme. Befragt man den Duden, handelt es sich hierbei um folgende Begrifflichkeiten:
Darüber hinaus unterscheidet man zwischen Ehrlichkeit bei Äußerungen und Ehrlichkeit im Verhalten. Ersteres bedeutet, dass jemand sich bei der mündlichen oder schriftlichen Wiedergabe von Geschehnissen an klare Fakten hält und den Sachverhalt weder abwandelt noch ausschmückt.
Ehrlichkeit im Verhalten zeichnet sich durch das Unterlassen jeglicher Manipulationsversuche aus. Es wird nicht versucht, andere zu täuschen oder zu beeinflussen. Ehrlich zu agieren ist oftmals noch schwieriger, als sich ehrlich zu äußern. Zu einem ehrlichen Verhalten gehört immerhin ein hohes Maß an Selbstreflexion, wozu nicht jeder bereit oder in der Lage ist.
Interessant zu wissen: Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde der Begriff Ehrlichkeit ausschließlich im Sinne von Aufrichtigkeit verwendet. Laut damaliger Definition sagt ein ehrlicher Mensch die Wahrheit und verhält sich gesetzeskonform. Heutzutage wird die Definition durch den Faktor Authentizität ergänzt. Ehrlichkeit bedeutet also auch, mit all deinen Stärken und Schwächen zu dir selbst zu stehen.
Nahezu jeder würde wohl der Aussage zustimmen, dass Ehrlichkeit zu den wichtigsten Werten zählt. Schaut man sich jedoch im realen Leben um, sind Lug und Betrug in vielen Bereichen an der Tagesordnung. Laut einer repräsentativen Studie lügen rund 58 % der Deutschen täglich.
In manchen Situationen mag eine Notlüge vertretbar sein, dennoch ist Ehrlichkeit oftmals die bessere Variante. Daher haben wir nachfolgend die 5 wichtigsten Argumente für mehr Ehrlichkeit im Alltag zusammengefasst:
Die meisten Menschen sind es gewohnt, dass man ihnen schmeichelt, um ihr Wohlwollen zu gewinnen. Dies ist vielleicht im ersten Moment angenehm, allerdings bleibt so die Persönlichkeitsentwicklung langfristig auf der Strecke.
Jemanden in elementaren Belangen anzulügen, signalisiert außerdem, dass dir derjenige nicht besonders wichtig ist. Indem du ehrlich zu jemandem bist, bringst du dieser Person automatisch Respekt und Wertschätzung entgegen: „Mir liegt etwas an dir und daher verdienst du meine ehrliche Meinung. Welche Konsequenzen du hieraus ziehst, entscheidest du selbst.“
Indem du klar kommunizierst, was du erwartest, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du das gewünschte Endresultat erreichst, signifikant größer. Wer um den heißen Brei herumredet, muss sich nicht wundern, wenn das Ergebnis nicht zufriedenstellend ausfällt. Sei also ehrlich betreffend deiner Wünsche und Vorstellungen.
Beispiel:
Lügen zu erzählen ist unglaublich anstrengend und auf die Dauer sogar psychisch zermürbend. Immerhin musst du dir all die erfundenen Geschichten merken können und darfst nicht durcheinanderkommen, wem du nun was erzählt hast. Bist du hingegen ehrlich, entfällt dieses Problem. Du kannst dich seelisch entspannen, da du nicht fürchten musst, beim Lügen ertappt zu werden.
Darüber hinaus vermeidest du Missverständnisse, was deinen Alltag ebenfalls erleichtert. Da deine Botschaften weder geflunkert noch zweideutig formuliert sind, gibt es für andere Personen keinen Raum für Spekulationen. Durch ein ehrliches Auftreten ziehst du außerdem nur die Menschen an, die wirklich zu dir passen – sei es beruflich oder privat.
Wer immer nur herunterschluckt, was er wirklich denkt, kann auf Dauer unglücklich oder sogar krank werden. Ehrlichkeit ist hingegen Balsam für deine Seele. Indem du offen zu deinen Überzeugungen stehst, stärkst du dein Selbstwertgefühl. Ein starkes Selbstwertgefühl ist wiederum wichtig für deinen beruflichen Erfolg sowie für dein privates Glück.
Hast du auch schon mal einen Freund oder ein Familienmitglied mit einem „Vielleicht“ vertröstet, obwohl du eigentlich „Nein“ sagen wolltest? Auf diese Weise hast du das Problem lediglich vertagt. Früher oder später wird die Person mit ihrem Anliegen erneut auf dich zukommen. Entweder findest du dann eine neue Ausrede oder handelst gegen dich selbst.
Wärst du von Anfang an ehrlich gewesen, hätte dies zwar Überwindung gekostet, aber dein Gegenüber hätte genau gewusst, woran er ist:
Ehrlichkeit bildet die Grundlage für funktionierende zwischenmenschliche Beziehungen. Dies gilt gleichermaßen für romantische, familiäre sowie freundschaftliche Verbindungen. Von den Menschen, die dir etwas bedeuten, möchtest du schließlich so angenommen werden, wie du bist – mit all deinen Wünschen, Meinungen und Fehlern. Hierzu ist beiderseitige Ehrlichkeit unabdingbar.
Wer sich immer verstellt, kann keine innigen Beziehungen aufbauen. Ehrlichkeit schafft hingegen Vertrauen und Akzeptanz. Wie eingangs erwähnt, kommt es jedoch auf die richtige Balance an. Leider wird radikale Ehrlichkeit oftmals als Freibrief für taktlose Äußerungen oder unangemessenes Verhalten genommen. Hierdurch destabilisierst du deine sozialen Beziehungen jedoch erheblich.
In einer Freundschaft oder Partnerschaft ist es von elementarer Bedeutung, einander aufrichtig die Meinung sagen zu können, ohne die andere Person menschlich abzuwerten. Dies gelingt beispielsweise, indem du verletzende Worte vermeidest. Nachfolgend ein simples Beispiel.
Beide Aussagen drücken die Wahrheit aus, jedoch ist die zweite Variante wesentlich taktvoller. Ist die andere Person unmittelbar davor, einen schwerwiegenden Fehler zu begehen, darfst du natürlich auch deutliche Worte finden. Doch auch hier gilt: Verletze keinesfalls die Würde deines Gegenübers.
Ehrlichkeit im Alltag zu fördern, ist gar nicht schwer. Wir haben sieben praktische Alltagstipps für dich zusammengestellt.
Ehrlichkeit und Authentizität gehen Hand in Hand. Daher solltest du dir deiner persönlichen Stärken und Schwächen nicht nur bewusst werden, sondern diese auch offen gegenüber deinen Mitmenschen kommunizieren. So vermittelst du den Eindruck von Verlässlichkeit und Integrität. Erstelle am besten eine schriftliche Liste deiner Stärken und Schwächen, basierend auf vergangenen Erfahrungen.
Deine ehrliche Meinung zu äußern bedeutet lediglich, deinen Mitmenschen Impulse zu schenken. Ob und wie sie deine Ratschläge umsetzen, bleibt ihnen selbst überlassen. Bevor du dich ungefragt zu dem persönlichen Sachverhalt einer anderen Person äußerst, ist es daher in vielen Fällen sinnvoll, dich behutsam vorzutasten: Möchtest du wissen, wie ich dazu stehe? Darf ich dir einen Ratschlag erteilen?
Indem du sensibel vorgehst, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die andere Person deine ehrliche Meinung anhören wird, weitaus größer. Zwingst du jemandem hingegen ungefragt deine Ansichten auf, provozierst du bei deinem Gegenüber automatisch eine Abwehrhaltung.
Versuche herauszufinden, warum es dir schwerfällt, ehrlich zu sein: In welchen Situationen neigst du dazu, die Unwahrheit zu sagen? Spielen möglicherweise Angst, Scham oder dein Ego eine Rolle? Nur indem du den Ursachen auf den Grund gehst, kannst du gezielt etwas daran ändern. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, ehrlich zu dir selbst zu sein.
Ein altbekanntes Sprichwort lautet: Jeder wünscht sich Ehrlichkeit, doch kaum jemand erträgt die Wahrheit wirklich. Das Zauberwort lautet: Taktgefühl. Nutze den Vorwand der unverblümten Ehrlichkeit keinesfalls, um andere Menschen zu verletzen oder sie zu dominieren. Du kannst auch ehrliche Kritik üben, ohne dabei beleidigend und grenzüberschreitend zu agieren.
Wer offen mit seinen eigenen Schwächen, Stärken und Wünschen umgeht, wirkt nicht nur authentischer. Indem du etwas von dir preisgibst, sinkt die Hemmschwelle deines Gegenübers, sich dir ebenfalls anzuvertrauen. Auf diese Weise kann eine Gesprächsbasis geprägt von Ehrlichkeit und Vertrauen entstehen.
Selbstverständlich ist hiermit nicht gemeint, dass du deine intimsten Geheimnisse preisgeben musst. Dennoch kann gerade das Eingestehen von vergangenen Fehlern und Schwächen Sympathie wecken. Jemand, der sich beispielsweise in einer ähnlichen Situation befindet, kann sich auf diese Weise mit dir identifizieren.
Wer Ehrlichkeit einfordert, aber mit unangenehmen Wahrheiten nicht umgehen kann, hat selbsterklärender Weise nicht viel gewonnen. Wenn du mehr Ehrlichkeit in deinen Alltag integrieren möchtest, solltest du bereit sein, dir die Meinungen deiner Mitmenschen auch anzuhören.
Streite nicht gleich alle Äußerungen ab, die dir missfallen, sondern setze dich mit ihnen auseinander: Könnte an der unangenehmen Kritik vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit haften? Bitte deine Gesprächspartner außerdem, ihre Meinung zu begründen. Warum erweckst du einen bestimmten Eindruck?
Es gibt bestimmte Redewendungen, die Ehrlichkeit signalisieren sollen, aber in Wirklichkeit das exakte Gegenteil bewirken. Hierzu gehört der Klassiker „ehrlich gesagt“. Mit der verbalen Betonung von Ehrlichkeit treibst du dich selbst, ohne es zu wollen, in die Ecke. Du deutest nämlich an, dass du dich schuldig und verpflichtet fühlst: „Ehrlich gesagt habe ich keine Zeit.“
Auch Floskeln wie „schon in Ordnung“ oder „eigentlich“ sind Gift für ein ehrliches Miteinander. Bei ersterer Floskel kann sich dein Gegenüber niemals sich sicher sein, ob er nicht doch dein Missfallen geweckt hat. Mit dem Wörtchen „eigentlich“ schwächst du deine eigene Position unnötig ab und provozierst unangenehme Nachfragen.
Beispiel:
Ehrlichkeit ist die Grundlage eines funktionierenden Sozialgefüges. Dies gilt sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich. Ohne Ehrlichkeit kann kein Vertrauen entstehen. Doch gerade in partnerschaftlichen Beziehungen ist dieses besonders wichtig. Eine Beziehung, in der die Partner einander misstrauen, ist schlichtweg zum Scheitern verurteilt.
Wie bereits erläutert, solltest du den Deckmantel der Ehrlichkeit keinesfalls benutzen, um andere Menschen zu verletzen. Verbale Abwertungen jeglicher Art sind grundsätzlich tabu. Es gibt durchaus die Möglichkeit, unangenehme Tatsachen taktvoll zu äußern, ohne dass sie dabei ihre Aussagekraft einbüßen.
Grundsätzlich solltest du dem Thema Ehrlichkeit in deiner Beziehung eine große Bedeutung beimessen. Fordere diese jedoch nicht nur von deinem Partner oder deiner Partnerin ein, sondern handle selbst entsprechend. Hierzu gehört auch, unangenehme Wahrheiten taktvoll auszusprechen und auszuhalten. Was anfangs Überwindung kostet, führt langfristig zu größerer Zufriedenheit für beide Parteien.