Die Persönlichkeit eines jeden Menschen ist einzigartig. Dennoch lassen sich bestimmte Persönlichkeitsmerkmale klassifizieren, die auf mehrere Menschen zutreffen. So unterscheidet man in der Psychologie zwischen introvertierten und extravertierten Persönlichkeiten. Was es damit auf sich hat und wie du deinen extravertierten Typus für dich nutzen kannst, erfährst du im nachfolgenden Artikel.
Extraversion ist laut Definition durch eine nach außen gerichtete Lebenseinstellung gekennzeichnet. Extravertierte Persönlichkeiten sind sehr gesellig und stehen gerne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Sie empfinden den Austausch mit anderen Menschen als inspirierend und wohltuend. Im Umkehrschluss können sie Stille und Einsamkeit nur schwer ertragen.
Das Paradebeispiel einer extravertierten Persönlichkeit ist der häufig zitierte Partylöwe, der jedes Wochenende etwas vorhaben muss. Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Menschen meist einen sehr großen Freundeskreis haben. Sie sind lebenslustig und lieben es, aktiv zu sein. Es ist keine Seltenheit, dass sie mehreren Vereinen angehören und verschiedene Hobbys pflegen.
Ob jemand extravertiert ist oder nicht, ist zum großen Teil genetisch veranlagt. Aber auch Lebenserfahrungen können eine Rolle spielen und dich in die eine oder andere Richtung prägen. Dennoch kommt es äußerst selten vor, dass sich eine extravertierte Persönlichkeit komplett ins Gegenteil wandelt.
Introvertiertheit beschreibt das Gegenteil der Extraversion. Introvertierte Menschen sind ruhige und zurückhaltende Zeitgenossen, die gerne mit sich allein sind. Man könnte sie auch als selbstzufrieden bezeichnen. Ständiger Trubel würde diesen Persönlichkeitstypus nicht nur überfordern, sondern regelrecht seelisch auslaugen. Er braucht den Rückzug in seine eigene Gedankenwelt, um Kraft zu schöpfen.
Während der Coronapandemie wurde der Unterschied zwischen extravertierten und introvertierten Persönlichkeiten besonders deutlich. So konnten Letztere die Kontaktbeschränkungen und den Lockdown wesentlich besser verkraften. Dies geht aus einer aktuellen Untersuchung der Universität Leipzig hervor.
Auch wenn introvertierte Menschen das Alleinsein als Erholungspause nutzen und brauchen, bedeutet dies keineswegs, dass sie generell nicht an sozialen Kontakten interessiert sind. Das Bedürfnis ist nur weitaus weniger ausgeprägt als bei extravertierten Menschen. Sie bevorzugen einen festen Kreis vertrauter Personen anstelle zahlreicher lockerer Kontakte.
Die Differenzierung von diesen Persönlichkeiten geht auf den schweizerischen Psychiater Carl Gustav Jung zurück. Im Jahre 1921 führt er die beiden Fachbegriffe in die Persönlichkeitspsychologie ein. Extravertierte Menschen lassen sich anhand folgender Merkmale leicht erkennen:
Bist du dir nicht sicher, ob du dich als extravertiert bezeichnen kannst? Das ist gar nicht mal so selten. Die wenigsten Menschen lassen sich einem Persönlichkeitstyp komplett zuordnen. Viel häufiger kommt es vor, dass man über Anteile beider Mentalitäten verfügt, wobei eine Seite jedoch dominiert. In diesem Fall ist von ambivertierten Persönlichkeiten die Rede.
Extravertiert zu sein, bringt insbesondere im sozialen Bereich zahlreiche Vorteile mit sich. So fällt es extravertierten Menschen leicht, Anschluss in einer Gruppe zu finden, selbst wenn sie noch niemanden kennen. Sie knüpfen schnell Freundschaften und gehören bald überall dazu. Sie werden als herzlich und lustig wahrgenommen, was ihren Beliebtheitsgrad zusätzlich erhöht.
Wer extravertiert ist, bleibt also niemals lange allein. Dies kann zu einem erfüllten und glücklichen Sozialleben beitragen. Auch wenn es um die Partnersuche geht, haben diese Persönlichkeitstypen einen entscheidenden Vorteil. Weckt jemand ihr Interesse, scheuen sie sich nicht, denjenigen einfach anzusprechen. Sie überlegen nicht lange, sondern handeln einfach. Sie ergreifen Chancen sprichwörtlich beim Schopf.
All die beschriebenen Eigenschaften wirken sich auch auf die berufliche Karriere förderlich aus. Durch ihre Fähigkeit, sich zu integrieren und andere für sich einzunehmen, sind sie beliebte Kollegen. Extravertierte Persönlichkeiten stehen für ihre Bedürfnisse ein. Sie haben keine Scheu, ihre Meinung zu äußern und kennen keine falsche Bescheidenheit. Letzteres kann ihnen den Weg in eine Führungsposition ebnen.
Trotz aller erläuterten Vorzüge kann eine extravertierte Mentalität manchmal auch Schwierigkeiten verursachen. Wird das Bedürfnis nach Sozialkontakt und Aktion nicht ausreichend befriedigt, werden extravertierte Menschen schnell unglücklich. Ihnen fehlt die Fähigkeit, mit sich allein zu sein. Sie wissen schlichtweg nichts mit sich anzufangen.
Darüber hinaus wird extravertierten Personen oftmals nachgesagt, dass sie oberflächlich seien. Sie verfügen zwar über zahllose Kontakte, feste Freundschaften sind jedoch nicht immer darunter. Sie halten lieber Small Talk und sorgen für allseits gute Laune, statt tiefgründige Gespräche zu führen. Hierdurch verbauen sie sich den Weg zu wahrer Nähe und echtem Vertrauen, z. B. innerhalb einer Partnerschaft.
Auch mit dem Zuhören hat jemand, der extravertiert ist, mitunter seine Schwierigkeiten. Extravertierten Personen fehlt oftmals die Geduld, den Ausführungen ihrer Gesprächspartner ausdauernd zu folgen. Dies gilt umso mehr, wenn es sich um schwermütige Themen handelt. Extravertierten Persönlichkeiten fällt es manchmal schwer zu verstehen, dass das Leben nicht nur aus Party und Spaß besteht.
Extravertierte Menschen sind in der Regel umgängliche Personen, mit denen man schnell warm werden kann. Trotzdem möchten wir dir einige wesentliche Tipps zum Umgang mit extravertierten Personen auf den Weg geben. Insbesondere wenn du selbst introvertiert bist, können dir die nachfolgenden Impulse helfen:
Im Umgang mit einer extravertierten Person wirst du kaum um Small Talk herumkommen. Letzteres ist jedoch gar nicht so schwer, wenn du bereit bist, dich darauf einzulassen. Manchmal kann Small Talk sogar richtig entspannend sein. Die Welt ist schon ernst genug, da können sich seichte Themen sogar wohltuend anfühlen. Probiere es ruhig einmal aus.
Wer extravertiert veranlagt ist, geht schnell zum Du über. Dies kann so manchen Gesprächspartner irritieren. Du solltest diese Eigenart extravertierter Menschen jedoch nicht als Grenzüberschreitung oder gar Beleidigung einstufen! Mit der persönlichen Anrede möchte eine extravertierte Person schlichtweg die Distanz zu dir überbrücken, was als Kompliment aufzufassen ist.
Neben dem schnellen Duzen neigt eine Person, die extravertiert ist, zum häufigen Umarmen, Schreiben und Anrufen. Dies ist ebenfalls ein Zeichen von Wertschätzung und Interesse. Da extravertierte Menschen jedoch schwer einschätzen können, wann es jemandem zu viel wird, darfst du natürlich freundlich deine Grenzen setzen.
Ein Mensch, der extravertiert veranlagt ist, geht sehr freigiebig mit Lob um und erhält auch selbst gerne Anerkennung. Es spricht nichts dagegen, dich dieser Verhaltensweise anzupassen. Gegenseitiges Lob wirkt beflügelnd und inspirierend. Sich ständig zu kritisieren, schwächt hingegen die Motivation und Produktivität.
Wer mit einer extravertierten Person befreundet ist, wird sicherlich zahlreiche Einladungen von dieser erhalten. Extravertierte Menschen sind gerne und häufig unterwegs, am liebsten gemeinsam mit Freunden. Brauchst du hingegen auch mal deine Ruhe, darfst du dies selbstverständlich kommunizieren. Wichtig ist, dass die Absage taktvoll formuliert wird.
Statt Vorwürfe zu machen oder genervt zu seufzen, ist es netter, einen Kompromiss zu finden, mit dem beide Parteien glücklich sind: „Meine Arbeitswoche war sehr anstrengend, daher möchte ich mich am Samstag lieber ausruhen, als mit dir zur Party zu gehen. Aber wie wäre es, wenn wir stattdessen am Sonntag gemeinsam spazieren gehen und hinterher einen Kaffee trinken?“
Extravertierte Personen sehnen sich nach Abwechslung. Bestehe also nicht darauf, dass eure Treffen immer nach demselben Schema ablaufen. Probiere ruhig auch mal etwas Neues aus. Vielleicht entdeckst du dabei sogar selbst einen Hauch von Abenteuergeist in dir.
Ob jemand extravertiert oder introvertiert ist, hängt zum Großteil von der genetischen Veranlagung ab. Beide Charaktertypen weisen ihre spezifischen Stärken und Schwächen auf. Obwohl es kaum möglich und auch nicht sinnvoll ist, die angeborene Mentalität grundlegend ändern zu wollen, kannst du an einigen Eigenschaften durchaus arbeiten.
Extravertierte Menschen haben – insbesondere was die soziale Interaktion anbetrifft – einen klaren Vorteil. Wichtig ist, dass du diesen richtig zu nutzen weißt. Dein natürliches Talent, auf Menschen zuzugehen, kann dir sowohl beruflich als auch privat so manche Tür öffnen.
Vergiss jedoch nicht, dass das Leben nicht nur aus Vergnügen besteht. Manchmal ist es notwendig, sich ernsten Themen zuzuwenden. Auch das zeitweilige Alleinsein kann schrittweise trainiert werden.
