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Dyskalkulie als Bremsklotz im Mathematikunterricht

Lesezeit von 6 Minuten
Dyskalkulie als Bremsklotz im Mathematikunterricht

Es gibt Schulfächer, die liegen einigen Kindern einfach mehr als anderen. Nur wenige Lernende erbringen in jedem einzelnen Fach herausragende Leistungen. Jedes Kind hat seine ganz persönlichen Stärken und Schwächen und das ist auch völlig in Ordnung so.

Aber bis zu welchem Punkt kann man denn überhaupt davon sprechen, dass dem Nachwuchs ein Fach oder ein Thema schlichtweg nicht liegt? Ab wann solltest du als Elternteil hellhörig werden und hinterfragen, ob nicht vielleicht etwas mehr dahintersteckt?

Vor allem Mathematik gehört zu den Unterrichtsfächern, in denen sich Klassen oft in eine sehr gute Gruppe und eine mit großen Schwierigkeiten spaltet. Gehört dein Kind zu letzterer, könnte eine Dyskalkulie vorliegen, der ihr gemeinsam auf den Grund gehen solltet.

Was ist Dyskalkulie?

Leidet dein Kind unter einer Dyskalkulie, bedeutet das, dass es große Schwierigkeiten im Umgang mit mathematischen Sachverhalten hat. Es handelt sich hierbei um eine Lernstörung, die du vielleicht bereits unter dem Namen „Rechenschwäche“ kennst. Sie zeigt sich in der Regel schon im Kindesalter.

Es gibt aber auch noch eine weitere Form der Dyskalkulie, die sogenannte Akalkulie. Anders als die normale Rechenschwäche wird diese erworben. Sie kann beispielsweise die Folge eines Schlaganfalls sein und tritt deshalb in der Regel erst im Erwachsenenalter auf.

Hat mein Kind Dyskalkulie oder liegt ihm Mathematik schlichtweg nicht?

Verschiedene Symptome können dir hilfreiche Hinweise darauf geben, ob dein Kind tatsächlich unter Dyskalkulie leidet oder nicht. Die Rechenschwäche tritt in den meisten Fällen schon in sehr jungen Jahren auf und zeigt sich, sobald dein Kind die ersten Berührungspunkte mit Mathematik hat.

Es hat Probleme, Zahlen als Mengenwerte wahrzunehmen und entsprechend zu behandeln. Kurz gesagt: Es fällt ihm schwer, zu realisieren, was Zahlen ausdrücken. Es sieht die Ziffern viel mehr als nichtssagende Zeichen an, weshalb es durchaus zu Verwechslungen und Zahlendrehern kommen kann. Selbst einfache Rechnungen löst dein Kind deshalb nur mit Mühe und Not und es benötigt mehr Zeit dafür, als seine KlassenkameradInnen.

Kristallisieren sich die Probleme erst heraus, wenn die mathematischen Anforderungen höher werden, ist eine Dyskalkulie eher unwahrscheinlich.

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Weitere Symptome und Anzeichen von Dyskalkulie bei Kindern

Neben häufigen Zahlendrehern und langer Bearbeitungszeit von Matheaufgaben geben dir noch einige weitere Symptome Hinweise darauf, dass dein Kind an einer Rechenschwäche leiden könnte.

Frühe Symptome im Kindergarten- und Schulalter

Im Kindergartenalter hält sich die Dyskalkulie oft noch versteckt, weil der Kontakt mit Zahlen noch recht gering ist. Aufmerksame Eltern können aber auch hier schon erste Hinweise entdecken. Hellhörig solltest du werden, wenn dein Kind Probleme mit dem Zählen von Dingen hat und immer wieder Verhältnisangaben durcheinanderbringt.

Lernt es in der Grundschule die ersten Einheiten kennen, sind auch Schwierigkeiten im Umgang damit ein erster möglicher Hinweis. Da ein Kind mit Rechenschwäche Zahlen oft nicht als Mengen realisiert, sondern nur als Symbole ansieht, kann es sich auch nur schwer bildlich vorstellen, was beispielsweise der Unterschied zwischen einem Meter und einem Zentimeter ist.

Das bringt uns zum Thema des visuell-räumlichen Denkens, mit dem Kinder mit Dyskalkulie häufig ebenfalls Probleme haben. Ihnen fällt es dann oftmals auch schwer, sich Anordnungen in einer Tabelle zu merken. Je weiter der Mathematikunterricht voranschreitet, desto schneller kommen Lernende mit Rechenschwäche durcheinander. Sie verwechseln Rechenarten und nehmen so oft es nur geht die Finger zur Hilfe oder nutzen Strichlisten.

Auswirkungen auf den Alltag

Dyskalkulie sorgt nicht nur im Unterricht für Probleme, sondern auch im Alltag. Deinem Kind fällt es dann unter Umständen schwer, die Uhr zu lesen. Auch digitale Uhren bringen es ins Grübeln, denn es muss erst einmal kurz innehalten und überlegen, was die Zahlen in diesem Kontext bedeuten. Ebenso wird der Umgang mit Geld zur Herausforderung.

Dyskalkulie: Ursachen und Risikofaktoren

Warum und wie genau sich eine Dyskalkulie entwickelt, konnte bis heute noch nicht vollständig aufgeklärt werden. Studien legten allerdings offen, dass die Hirnregionen von Betroffenen, die für das Rechnen verantwortlich sind, eine verminderte Aktivität aufweisen. Die Rechenschwäche scheint also tatsächlich eine kognitive Ursache zu haben. Damit ließe sich auch erklären, warum Kinder mit Dyskalkulie Zahlen oft als bedeutungsleere Zeichen wahrnehmen.

Forscher gehen davon aus, dass der Schwäche eine Entwicklungs- oder Aktivitätsstörung zugrunde liegt. Diese wiederum können auf Epilepsien oder Hirnstörungen im frühkindlichen Alter zurückzuführen sein. Eine wichtige Rolle spielen vermutlich auch psychosoziale und schuldidaktische Faktoren.

Studien lassen auch vermuten, dass Dyskalkulie vererbbar ist. Fast jedes zweite betroffene Kind hat einen Angehörigen mit einer Lernstörung. Welches Gen dafür verantwortlich sein könnte, ist noch nicht bekannt. Was Forscher aber bereits wissen, ist, dass genetisch bedingte Erkrankungen wie das Turner-Syndrom ebenfalls eine Dyskalkulie auslösen können.

Wie können Kinder mit Dyskalkulie in der Schule unterstützt werden?

Leidet dein Kind an Dyskalkulie, benötigt es in der Schule mehr Unterstützung als andere Lernende, um den Anschluss nicht zu verlieren. Damit du ihm bestmöglich helfen kannst, ist erst einmal eine medizinische Untersuchung ratsam. Die MedizinerInnen prüfen, mit welchen neurologischen Defiziten die Rechenschwäche bei deinem Nachwuchs einhergeht. Sie führen zudem einen standardisierten Intelligenztest durch, um zu ermitteln, wie stark ausgeprägt die Dyskalkulie ist. All das schafft eine wichtige Grundlage für die nächsten helfenden Schritte, die ganz individuell ausfallen können.

Deine Unterstützung für bessere Schulleistungen als Elternteil

Am allerwichtigsten ist aber, dass du deinem Kind mit Verständnis gegenübertrittst. Es leidet vermutlich mehr unter seiner Rechenschwäche, als es dir zeigt. Schließlich hat es jeden Tag mit Rückschlägen zu kämpfen und bekommt immer wieder vor Augen geführt, dass es sich deutlich stärker anstrengen muss als seine MitschülerInnen. Das löst Frustration und Ärger aus.

Setze dein Kind auf keinen Fall unter Druck. Reduziere das Lerntempo, wenn du das Gefühl hast, es ist überfordert und sprich mit seinen LehrerInnen. Wissen diese nicht über die Rechenschwäche Bescheid, schieben sie die Probleme möglicherweise auf Unaufmerksamkeit oder Faulheit und bilden sich eine schlechte Meinung über dein Kind – fälschlicherweise!

Sorge dafür, dass es Erfolgserlebnisse feiert, die ihm neues Selbstvertrauen geben. Diese müssen erst einmal nicht unbedingt etwas mit dem Unterricht zu tun haben. Erfolge in der Freizeit, beispielsweise in einem Sportverein, zeigen deinem Kind, dass es auch Stärken hat. Sie schenken ihm Motivation, Ähnliches auch in der Schule zu erreichen. Hier sind selbst kleine Erfolge Gold wert. Also lobe auch kleine Schritte vorwärts und stelle sicher, dass dein Kind motiviert bleibt und sich nicht verschließt, sobald es sich überfordert fühlt. Lerncoaching Skills helfen dir dabei.

Dyskalkulie und Hausaufgaben: Tipps und Tricks für den Alltag

Vielleicht kennst du das: Dein Kind kommt nach Hause, hat eigentlich einen Berg an Hausaufgaben zu erledigen, weigert sich aber vehement. Das muss nicht unbedingt daran liegen, dass es keine Lust hat. Gerade Kinder mit einer Lernschwäche möchten wenigstens Zuhause so viel Lernstoff wie möglich umgehen. Sie sehen keinen Sinn darin, ihre Freizeit daran zu „verschwenden“, wenn sie ohnehin alles falsch machen. Das stellt dich als Elternteil vor eine große Herausforderung.

Jetzt heißt es: Geduldig bleiben. Derartige Situationen können schnell in Streit ausarten und das ist natürlich alles andere als förderlich. Ewige Diskussionen um Schule und Hausaufgaben können eure Beziehung stark belasten und dein Kind zieht sich immer weiter zurück. Dann kannst du ihm noch weniger helfen, mit seiner Dyskalkulie zurechtzukommen. Stelle sicher, dass dein Kind versteht, warum es seine Hausaufgaben erledigen sollte. Es geht nicht darum, es missmutig zu stimmen, sondern darum, ihm all das, was es in der Schule gelernt hat, noch einmal in Ruhe vor Augen zu führen.

Lasse dein Kind erst einmal selbstständig versuchen, die Aufgaben zu lösen. Hat es Probleme, dann stoße dazu, bevor es einen völlig falschen Rechenweg einschlägt, noch einmal komplett von vorne beginnen muss und sich Frust breitmacht. Auch für eine ordentliche Portion Motivation sollte gesorgt sein. Baue kleine Belohnungen ein, wenn dein Kind eine Aufgabe mit Bravour gemeistert hat. Dann darf es beispielsweise heute eine halbe Stunde länger aufbleiben oder sich zum Abendessen seinen Lieblingsnachtisch wünschen.

Dyskalkulie überwinden durch Coaching: Wie professionelle Hilfe den Lernprozess unterstützt

Bei Dyskalkulie spielt die Förderung seitens der Eltern und der Schule eine maßgebliche Rolle. Experten empfehlen, zusätzlich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. In einer entsprechenden Therapie klären dich die ExpertInnen darüber auf, wie du deinem Kind dabei helfen kannst, ein Verständnis für Mengen und Zahlen zu entwickeln. Sie untersuchen, welche Hirnareale auf welche Weise angeregt werden müssen, damit dein Nachwuchs eine Verbindung aufbauen kann,

Zu diesem Zweck nutzen die ExpertInnen verschiedene Hilfsmittel, zum Beispiel Bauklötze oder Gläser. Damit gestalten sie Zahlen und Mengen greifbar und anschaulich. Sie schlagen eine wichtige Brücke zwischen den augenscheinlich abstrakten Zahlen und der Realität, die sie abbilden.

Doch auch im Rahmen einer Therapie kann Dyskalkulie nicht geheilt werden. Ziel ist es, die Schwäche zu kompensieren und dafür zu sorgen, dass sie dein Kind so wenig wie möglich zurückhält und einschränkt.

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