Die schlechten Nachrichten machen dich verrückt. Von allen Seiten trommeln sie auf dich ein: Die Politik scheint keine Lösung zu finden und du fühlst dich überrannt von den negativen Dingen. Die Pandemie, der Klimawandel, der Hunger in der Dritten Welt, eskalierende Gewalt überall – gibt es noch einen Ausweg aus dem Weltschmerz? Manchmal hast du das Gefühl, dass jeder einzelne Schlag auf die Erdkugel dich selbst trifft. Du willst dich nur noch verkriechen, um Ruhe zu haben. Doch ständig bringen die News dein Smartphone zum Klickern oder erscheinen als Eilmeldung auf dem TV-Bildschirm.
An solchen Tagen wird dir deine Hilflosigkeit bewusst. Als einzelner Mensch bist du zu schwach, um etwas zu ändern. Einerseits ist da ein überbordendes Mitleid für die Ärmsten, andererseits möchtest du es nicht mehr sehen. Deine Stimmung sinkt tiefer, als du es je zuvor erlebt hast. Musst du dir das ganze Leid der Welt antun? Wäre es nicht besser, alles auszuschalten und die Bad News zu ignorieren?
Weltschmerz und Depression scheinen eng miteinander verbunden zu sein. Viele leiden unter den allgegenwärtigen schlechten Nachrichten. Doch es gibt auch Menschen, die den Weltschmerz für ein Luxusproblem halten. Wer hat schon die Zeit und Ruhe, sich ständig mit den weltweiten News zu beschäftigen? Oder die Energie, Mitleid zu empfinden und über mögliche Hilfe nachzudenken?
Mit ein paar Tipps kannst du solche Phasen des Weltschmerzes überwinden. Dabei hilft es, der positiven Seite mehr Gewicht zu geben. Es gibt nicht nur das Schlimme, sondern auch schöne Dinge. Du willst wissen, wie du am besten mit der negativen Reizüberflutung umgehst? Dann solltest du erst einmal die Bedeutung von Weltschmerz kennenlernen.
Im frühen 19. Jahrhundert setzte der Schriftsteller Jean Paul den Begriff Weltschmerz ein, um den „Genuss am Leid“ zu bezeichnen. Inzwischen bezieht sich die Definition von Weltschmerz auf eine bestimmte Art der Trauer und Melancholie. Was früher einen romantischen Touch hatte, ist heute eher von depressiven, negativen Gedanken geprägt. Typische Begleiterscheinungen sind Traurigkeit und Resignation – immer in Verbindung mit der „Unzulänglichkeit der Welt“. Pessimismus gehört ebenso dazu wie Realitätsflucht. Alles ist Mist – und du willst es einfach nicht mehr sehen.
Interessanterweise ist das deutsche Wort Weltschmerz auch in anderen Ländern verbreitet. Wenn du den Germanismus in England, Dänemark oder Spanien hörst, weißt du also gleich, woran du bist. In anderen Sprachen gibt es offensichtlich keine optimale Übersetzung. Oder ist das einfach ein Hinweis darauf, dass der Weltschmerz in der deutschen Romantik begründet liegt?
Auch andere Dichter und Schriftsteller haben sich mit dem Begriff beschäftigt und nach einer Definition für den Weltschmerz gesucht. Bei Thomas Mann ist die Rede von „Lebenswehmut“. Heinrich Heine schreibt über den Schmerz, der beim Blick auf die „Vergänglichkeit irdischer Herrlichkeit“ auftritt.
Heute gilt der Weltschmerz als pessimistisches Gefühl, das Hilflosigkeit und Frust umfasst. Du siehst die Realität um dich herum und könntest in Tränen ausbrechen. Kein Wunder, dass so viele Menschen resignieren und der wirklichen Welt ausweichen. Bei einem genauen Blick zeigt sich jedoch, dass das Gefühl von Weltschmerz eine sehr persönliche Sache ist. Deine eigenen Idealvorstellungen weichen stark von der Realität ab, und das macht den Schmerz so schlimm. Wenn du deine individuellen Wünsche und Erwartungen jedoch anpasst, ist die Kluft nicht mehr so groß. Diese Erklärung zeigt dir, dass du etwas gegen den Weltschmerz tun kannst – indem du deine eigene Einstellung änderst.
Du schaust auf das, was in der Welt passiert, und kriegst einen Koller. Erdbeben, Flutkatastrophen, Armut in vielen Ländern, Diktaturen – all das macht dich unruhig und vermiest dir die Stimmung. Die Realität scheint dich zu erdrücken: Kein Wunder, dass so viele Menschen depressiv oder zumindest melancholisch sind.
Der Weltschmerz hat dich gepackt. Und das ist keine Einbildung. Aber es ist ein Gefühl – und damit ebenso wenig durch Vernunft zu steuern wie Liebe und Trauer. Wenn jemand sagt: „Lass dich nicht hängen, das bringt doch nichts“, hilft das wenig.
Für Psychologen und Psychotherapeuten ist Weltschmerz kein Fachbegriff. Das ist der Unterschied zur Depression. Die Psychologie versteht Weltschmerz als eine Kombination aus mehreren Elementen wie:
Die eigene Unzulänglichkeit und die der Welt gibt dir das Gefühl, nichts ändern zu können. Das führt zur Handlungsunfähigkeit und nimmt dir die Energie. Doch es gibt die Möglichkeit, den Weltschmerz in etwas Positives umzuwandeln. Der Gedanke, dass es anderen viel schlechter geht und du auf hohem Standard leidest, bringt dich jedoch nicht aus dem Tief heraus. Du brauchst mehr als das.
Wenn der Weltschmerz in die Depression führt, brauchst du eine professionelle Unterstützung. Der normale Wahnsinn und die täglichen Stimmungsschwankungen sind jedoch auch aus eigener Kraft zu bewältigen. Dabei helfen dir mehr Achtsamkeit und eine Hinwendung zum Positiven.
Wenn du aufmerksam durchs Leben gehst, weichst du den vielen Problemen nicht aus – trotzdem fühlst du dich wacher, als wenn du der Realität entfliehst. Das ist wichtig, um mit dem Weltschmerz klarzukommen. Lebe bewusst und lass dich nicht zu sehr verrückt machen. Mit den überflutenden Nachrichten aus dem Internet und Fernsehen fällt es schwer, den Kopf über Wasser zu halten. Darum solltest du dich nicht von allen Seiten beschallen lassen. Siebe die Schlagzeilen aus: Indem du aktiv entscheidest, welche Artikel du liest, stärkst du deine Konzentration.
Die Journalisten und Redakteure kennen die Macht der schlechten News: Diese haben einfach mehr Durchschlagskraft als positive Titelzeilen. Wehre dich gegen diesen typischen Medien-Effekt und filtere die Themen heraus, die dir wichtig sind – und die im Optimalfall gute Laune verbreiten.
Eine Theatergruppe hat ein kleines Stück im Park aufgeführt und dafür eine großzügige, anonyme Spende bekommen – ein Hund wurde aus dem Kanal gerettet – die Rosen blühen in diesem Jahr besonders üppig – solche kleinen Highlights sorgen für ein Lächeln. Sie verändern die schlechten Dinge in der Welt nicht, aber sie zeigen, dass es auch viel Gutes gibt.
Wenn du besser mit der Schwermut und dem Weltschmerz umgehen willst, hilft dir ein Dankbarkeitstagebuch dabei. Darin hältst du deine dankbaren Momente fest. So kannst du später nachlesen, was alles Schönes passiert ist. Die Konzentration auf das Gute macht dich achtsamer und zufriedener. Das zeigt auch eine Studie, die der Psychologe Robert Emmons durchgeführt hat. Darin wird die positive Wirkung von Dankbarkeits-Tagebüchern belegt. Menschen, die sich ihrer dankbaren Momente bewusst sind, fühlen sich vitaler und optimistischer.
Mehr Dankbarkeit und Lebensfreude – Robert Emmons hat sich intensiv damit beschäftigt und setzt damit dem Weltschmerz etwas entgegen. Du kannst davon profitieren: Starte mit deinem persönlichen Dankbarkeits-Journal und stärke deinen Optimismus. Der Effekt beschränkt sich nicht auf das Gefühl: Auch die Gesundheit verbessert sich. Das liegt sicherlich auch daran, dass zufriedene Menschen gesünder und aktiver leben. In der Folge leiden sie seltener unter Kopfschmerzen und anderen Beschwerden.
Die Bedeutung von Weltschmerz ist eine Sache. Die Suche nach Auslösern eine andere. Sind es einfach die überwältigend vielen Geschehnisse auf der Welt, die dich bedrücken? Reizüberflutung ist sicherlich eine der großen Ursachen. Gerade in unserer digitalisierten Zeit lässt sich die Nachrichtenflut kaum abstellen.
Aber was sollst du machen? Du kannst doch nicht einfach alles runterfahren! Du musst doch informiert sein, schließlich interessierst du dich für die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse. Das Problem ist, dass immer mehr Bad News auf dich einprasseln. Dadurch fällt es dir schwer, Distanz zu bewahren – ob da ein hungriges Kind in die Kamera schaut oder ob du überfüllte Kliniken auf dem Bildschirm siehst.
Typische Auslöser von Weltschmerz sind:
Du kannst den Blick auf das Leid in der Welt nur schwer ertragen und spürst dadurch womöglich eine gewisse Last der Verantwortung. Das setzt sich fort bis zur Auseinandersetzung mit der eigenen politischen Haltung. Die Gedanken zur Vergänglichkeit und zur eigenen Sterblichkeit sind ebenfalls belastend. Du möchtest nicht ständig an den natürlichen Lebensverlauf und das unvermeidbare Ende denken. Ob du ein gläubiger Mensch bist oder nicht: Es ist schon schwierig genug, über den eigenen Tod nachzudenken. Wenn du jedoch an die ganze Menschheit denkst, kommt die große, traurige Melancholie.
Weitermachen wie immer, das funktioniert nicht mehr lange. Gerade die Klimapolitik erfordert ein Umdenken. Und auch die Pandemie macht es uns nicht leicht. Wofür lohnt es sich, zu kämpfen? Wie viel Energie hast du noch? Überwindest du deinen Weltschmerz oder gibst du dich ihm hin? Ob und wie du dagegen angehen kannst, hängt von deinen ganz persönlichen Auslösern ab.
Für den Umgang mit dem Weltschmerz gibt es verschiedene Tipps. Vermeidung ist kaum möglich und endet in einer Weltflucht. Die folgenden Schritte helfen dir dabei, in der Realität zu bleiben und dich trotzdem besser zu fühlen.
Schlimme Ereignisse, vor allem wenn es sich um Ungerechtigkeiten handelt, sind schwer zu akzeptieren. Du möchtest solchem Leid nicht zustimmen. Doch Akzeptanz bedeutet nicht, dass du etwas gutheißt. Du erkennst damit nur an, dass du diese Wirklichkeit nicht ändern kannst. Wenn Straftäter freigesprochen werden oder Diktatoren immer mächtiger werden, kann das nicht gut sein. Du fühlst dich davon belastet – hast aber keine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun. Höchstens eine Demo anzetteln, das ist immerhin ein Weg, deine Meinung kundzutun.
Um deinen inneren Frieden zu finden, kommst du jedenfalls nicht drumherum, das Problem anzuerkennen. Du kannst die schlechten Dinge nicht verneinen. Akzeptiere auch deinen Weltschmerz selbst und zieh dich für eine Weile zurück. Du musst nicht immer gut gelaunt sein, sondern darfst auch deinen Schmerz wahrnehmen. Diese kleine Auszeit versöhnt dich mit dir selbst und schützt vor zu großer Belastung.
2. In Aktion treten
Du fühlst dich vielleicht ohnmächtig angesichts der globalen Probleme, doch jeder Mensch kann etwas bewirken, zumindest im Kleinen. Wie wäre es mit einer Patenschaft für ein Kind, das in der Dritten Welt aufwächst? Oder möchtest du dich ehrenamtlich engagieren? Auch die Nachhaltigkeit fordert das persönliche Engagement: Achte mehr auf das, was du einkaufst. Stichworte wie Fairer Handel und regionale Hersteller bringen dich zum Nachdenken: Woher kommen die Lebensmittel und wer hat die Kleidung produziert?
3. Nachrichten achtsam lesen
Die Bad News überschwemmen dich mit ihrer bloßen Menge. Schreckensnachrichten zeigen sich oft schon in der einprägsamen Schlagzeile. Schau nicht ständig in die neusten Nachrichten, die aufpoppen, sondern deaktiviere die Push-Mitteilungen. So gewinnst du mehr Kontrolle über die Informationen. Du kannst ohnehin nicht alle Nachrichten durchlesen. Geh auch mal offline. Oder fokussiere dich auf die Fakten: Es gibt auch sachliche Berichterstattung.
Mit diesen Tipps lernst du, mit dem gelegentlichen Weltschmerz umzugehen. Lass dich nicht zu sehr runterziehen, auch wenn du manchmal glaubst, in ein schwarzes Loch zu fallen. Stärke deine Achtsamkeit und deaktiviere die permanenten News. Das bringt dich vorwärts im Leben und macht dich zu einer entspannten, zufriedenen Persönlichkeit.