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Trauerbewältigung: So lernst du, mit dem Schmerz umzugehen

Lesezeit von 6 Minuten
Trauerbewältigung: So lernst du, mit dem Schmerz umzugehen

Der Verlust eines geliebten Menschen zählt wohl zu den schmerzhaftesten Erfahrungen, die das Leben bereithält. Plötzlich ist nichts mehr so, wie es einmal war. Dennoch gelingt es den meisten Menschen nach einer Weile wieder positiv in die Zukunft zu blicken. Der Schmerz über den Verlust weicht den liebevollen und schönen Erinnerungen an den Verstorbenen. Diesen Prozess bezeichnet man als Trauerbewältigung. Nachfolgend möchten wir dir zeigen, wie der Trauerprozess verläuft und wie du lernen kannst, mit dem Verlustschmerz umzugehen.

Was bedeutet es überhaupt, zu trauern?

Grundsätzlich trauert jeder Mensch auf seine eigene Weise. Daher ist es schwierig, eine allgemeingültige Definition von Trauer zu formulieren. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich um einen intensiven seelischen Schmerz, der durch einen Verlust oder ein Unglück ausgelöst wird.

Spricht man von Trauer, so wird dies überwiegend mit dem Tod eines geliebten Menschen in Verbindung gebracht. Aber auch der Verlust von Wohlstand, Gesundheit oder auch eine Trennung können Gefühle der Trauer hervorrufen. Zu trauern bedeutet, etwas Wichtiges für immer zu verlieren.

So schmerzhaft Trauer auch sein mag, ist sie dennoch wichtig, um seelisch wieder zu heilen. Nur wenn der Trauerprozess zugelassen wird, ist es möglich, das innere Gleichgewicht wieder herzustellen.

Trauerbewältigung: Wer leistet Trauerhilfe für Trauernde?

Familie und Freunde spielen bei der Trauerbewältigung eine entscheidende Rolle. Sich einer nahestehenden Person anzuvertrauen und sich gemeinsam an den Verstorbenen zu erinnern, kann überaus heilsam sein.

Leider bekommen nicht alle Menschen den notwendigen emotionalen Rückhalt durch ihr soziales Umfeld. In diesem Fall können professionelle Anlaufstelle eine gute Option sein. Hierzu zählen beispielsweise kirchliche Seelsorger, Trauernetzwerke, Selbsthilfegruppen sowie die Telefonseelsorge. Ist der Leidensdruck sehr intensiv, kann auch ein Psychologe hinzugezogen werden.

Wie lange dauert Trauerbewältigung?

Laut der renommierten Psychologin Dr. Doris Wolf, die schon zahlreiche Ratgeber zum Thema Trauerbewältigung verfasst hat (z. B. „Einen geliebten Menschen verlieren”, PAL Verlagsgesellschaft) dauert es ungefähr drei bis fünf Jahre, bis der akute seelische Schmerz vorüber ist.

Diese Zeitangabe ist jedoch nur als grobe Orientierung zu betrachten! Wie lange die Trauerbewältigung tatsächlich dauert, kann individuell sehr verschieden sein. Manchmal kann verarbeitet geglaubte Trauer sogar nach Jahrzehnten wieder neu aufflammen, wenn der Trauernde durch irgendetwas an die Verlustsituation erinnert wird.

Der Trauerprozess verläuft in den wenigsten Fällen linear. Es gibt zwar verschiedene Stufen der Trauer, welche wir uns später noch genauer betrachten, dennoch sind Rückschritte völlig normal. Eine sogenannte Resttrauer bleibt auch nach erfolgreicher Trauerbewältigung zurück. Allerdings bestimmt diese nicht mehr das Leben des Hinterbliebenen.

Pathalogischer Trauerverlauf

Laut einer epidemiologischen Studie, durchgeführt von Prof. Dr. med. Annette Kersting, Fachärztin für psychosomatische Medizin, entwickeln rund 6,7 % aller Trauernden in Deutschland einen pathologischen Trauerverlauf. Dies bedeutet, dass die Zeit der intensiven Dauer sowie die akute Trauersymptomatik über Jahre oder gar Jahrzehnte anhält.

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Die verschiedenen Stufen der Trauerbewältigung

Der Trauerprozess lässt sich in vier Stufen unterteilen. Schauen wir uns diese doch einmal genauer an.

1. Stufe: Die Verleugnungsphase

Ist der Tod eines nahen Angehörigen oder ein anderes schlimmes Ereignis eingetreten, können die meisten Menschen es zunächst gar nicht glauben. Das Geschehnis erscheint surreal, so als würde man jeden Moment aus einem Albtraum aufwachen.

Herz und Verstand weigern sich, das Ereignis als wahr zu akzeptieren. Hierbei handelt es sich um einen natürlichen Schutz unserer Psyche, um an den überfordernden belastenden Emotionen nicht zu zerbrechen.

2. Stufe: Ausbruch der Emotionen

Ist die Verleugnungsphase vorüber, drängen heftige Emotionen an die Oberfläche. Der Schmerz und die Verzweiflung werden sehr intensiv gespürt. Oftmals spielt Wut eine entscheidende Rolle. Der Angehörige ist zornig über die Ungerechtigkeit der Welt, die ihm das Liebste genommen hat. Manch einer fühlt sich gar vom Verstorbenen im Stich gelassen. Selbstvorwürfe können ebenfalls vorkommen.

Die heftigen Emotionen machen sich auch körperlich bemerkbar. Viele Trauernde leiden in dieser Phase unter Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Viele fühlen sich zudem antriebslos. Das reale Leben erscheint manchmal wie ein Film, in dem man lediglich eine Statistenrolle spielt. Die Gedanken kreisen ständig um den erlittenen Verlust.

3. Stufe: nach Trauerbewältigung – allmähliche Neuorientierung

Nach einer Weile beginnt der Trauernde allmählich, sich neu zu orientieren. Hierzu gehört, sich erst einmal wieder zu erlauben, an eine Zukunft ohne den Verstorbenen zu denken. Der Trauernde hat die Situation nun akzeptiert.

Der Schmerz ist noch immer ein ständiger Begleiter, allerdings fühlt er sich nicht mehr so allumfassend und intensiv an. Möglicherweise kann der Hinterbliebene sogar wieder lachen. Auch die körperlichen Symptome der Trauer klingen allmählich ab.

4. Stufe: Wiederherstellung des seelischen Gleichgewichts

Der Trauernde hat sein körperliches und seelisches Gleichgewicht wiedererlangt. Wenn er an den Verstorbenen denkt, erfüllt ihn dies zwar mit Wehmut, im Vordergrund stehen jedoch die schönen Erinnerungen. Der geliebte Mensch bleibt immer ein Teil des Lebens, aber die Trauer beeinträchtigt die Zukunftsplanung nicht mehr. Der Trauernde hat seinen Alltag neu strukturiert.

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Trauerbewältigung: Wie geht man mit Trauer um?

Im Laufe des Lebens wird jeder Mensch früher oder später mit Trauer konfrontiert. Was den Umgang mit Schmerz und Verlust betrifft, gibt es kein richtig oder falsch. Jeder Mensch trauert auf seine eigene Weise. Während manche Menschen großen Redebedarf haben und Weinen als befreiend empfinden, sind andere eher ruhig und möchten sich für eine Weile zurückziehen. Beides ist in Ordnung.

Wichtig ist, die Trauerbewältigung überhaupt zuzulassen. Wird sie von dir verdrängt, kann sie pathologisch werden. Das bedeutet, dass die Symptomatik in eine Depression mündet und der Hinterbliebene langfristig seinen eigenen Lebensmut verliert. Die nachfolgenden Strategien können dir helfen, damit dir das nicht passiert:

1. Drücke deine Emotionen aus

Ganz gleich, ob du mit anderen Menschen über deine Gefühle sprechen möchtest oder deine Trauer lieber im Wald laut herausschreist: Alles ist erlaubt. Auch körperliche Betätigung kann helfen, den seelischen Stress abzubauen. Bist du kreativ veranlagt, ist es eine gute Möglichkeit, deine Trauer durch Malen oder Schreiben auszudrücken. Hauptsache, du findest ein (gesundes) Ventil für deine Emotionen.

2. Austausch mit anderen Betroffenen

Bleibe mit deiner Trauer nicht allein. Insbesondere wenn die Umstände des Verlusts besonders tragisch waren (z. B. Tod durch Suizid, Verlust eines Kindes) kann es helfen, dich mit Menschen auszutauschen, die sich in derselben Situation befinden. Mittlerweile gibt es nahezu in jeder größeren Stadt entsprechende Selbsthilfegruppen.

3. Nimm Abschied

Ein Abschiedsritual ist besonders wichtig, um den Verlust zu realisieren und letztendlich besser verarbeiten zu können. Viele Angehörige, die dem Sterbenden bis zum Schluss die Hand halten konnten, kommen hinterher besser mit der Trauer zurecht.

War dir dies nicht vergönnt, könntest du dir alternativ ein Abschiedsritual überlegen. Besuche einen Ort, der dich an den Verstorbenen erinnert oder schreibe ihm einen Brief. Manche Menschen mögen es auch, sich in der Wohnung eine kleine Gedenkecke mit einem hübschen Foto einzurichten.

4. Ablenkung ist erlaubt

Auch wenn es dir schwerfallen mag oder sogar unangemessen erscheint: Ablenkung kann dich seelisch entlasten. Eine Zeit, die von Verlust und Trauer geprägt ist, kann gleichzeitig neue Chancen eröffnen. Vielleicht ist genau jetzt der Zeitpunkt, um dich endlich um deine beruflichen Ziele zu kümmern? Möglicherweise gibt es ein Hobby, das du schon immer mal ausprobieren wolltest?

5. Sei vorsichtig mit Betäubungsmechanismen

Der Wunsch, wenigstens für einige Augenblicke von dem tiefen Schmerz befreit zu sein, ist verständlich. Begehe dennoch nicht den Fehler, dir mit Beruhigungstabletten, Alkohol oder Süßigkeiten Erleichterung zu verschaffen. Diese Mechanismen sind zur Trauerbewältigung nicht geeignet, sondern verursachen dir bloß ein zusätzliches Problem.

Trauerbewältigung mithilfe von Coaching

Wie bereits erwähnt, ist Unterstützung bei der Trauerbewältigung von unschätzbarem Wert. Auch ein professionelles Coaching kann dich dabei unterstützen, mit dem Schmerz umzugehen. Zunächst geht es darum, die Trauer zu benennen: Welche Gefühle löst sie in dir aus? Wo in deinem Körper kannst du diese Gefühle wahrnehmen? Kannst du beispielsweise das Herz lokalisieren, dann gehe nun tiefer und frage dich: „Das ist, als ob da was wäre?” Mit dieser einfachen Fragetechnik kannst du deinem Gefühl mehr und mehr ein „Gesicht” geben. Ist es Trauer, Wut, Angst, Hilflosigkeit oder Alleinsein, die sich beispielsweise hinter dem Kloß im Hals oder der Schwere auf den Schultern verbirgt?

Manche Menschen spüren einen Stein im Magen, bei anderen ist die Kehle wie zugeschnürt. Manchmal fühlt es sich auch an, als hätte sich ein Eisenring um das Herz gelegt. Die Trauer greifbar zu machen, hilft dir dabei, sie mit gezielten Coachingtechniken zu durchfühlen, aber auch gleichfalls zu lindern.

Oftmals sind negative Glaubenssätze ursächlich für die intensive seelische Belastung, die du während der Trauerbewältigung erlebst. Möglicherweise hat dir jemand in der Kindheit vermittelt, dass man Gefühle nicht zeigt oder dass du schwach wirkst, wenn du weinst? All dies kann den Trauerprozess erschweren, wenn du weiter an diesen alten Gedanken festhältst. Im Rahmen eines Coachings lernst du, diese Blockaden im Kopf aufzulösen und dich wieder auf deine Stärken zu fokussieren.

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