Du bist unsicher, fühlst dich nicht ganz wohl und weißt nicht, ob es dein Gegenüber ehrlich mit dir meint oder nicht. Aber warum es dir so geht, das weißt du auch nicht. Es ist so ein Gefühl, das dich dazu bewegt, Distanz zu halten. Vielleicht auch eine Vorahnung. Möglicherweise hast du schon einmal eine ähnliche Situation erlebt und schlechte Erfahrungen gemacht, weshalb dich dein Inneres davor warnen möchte.
Du fährst deine Schutzschilde hoch und blockst alles ab. Du bist auf Alarm eingestellt und höchst aufmerksam. Alles wird ganz genau beobachtet und du wägst sorgfältig ab, was du sagst und wie du dich am besten verhältst. Kurz gesagt: Du bist misstrauisch. Aber warum entsteht dieses Misstrauen? Und wie kannst du dich wieder davon befreien? All das und noch mehr erfährst du hier.
Jeder Mensch ist von Grund auf erst einmal skeptisch, wenn er eine Situation nicht einschätzen kann oder einem neuen Sachverhalt gegenübersteht. Das ist ein ganz normaler Schutzmechanismus, mit dem wir uns vor Gefahren bewahren möchten. Es gibt allerdings einen großen Unterschied zwischen gesunder Skepsis und überdurchschnittlich ausgeprägtem Misstrauen.
Skepsis kann durchaus als etwas Positives angesehen werden, denn dank ihr stürzen wir uns nicht völlig blind ins Ungewisse und treffen keine unreflektierten Entscheidungen. Misstrauen hingegen kann gesunde zwischenmenschliche Beziehungen gefährden, wenn es dein Denken und Handeln vollständig bestimmt.
Natürlich wirst du immer vorsichtiger, wenn du schon oft enttäuscht worden bist oder andere deine Gutmütigkeit und deinen Glauben an das Positive ausgenutzt haben. Es fällt dir immer schwerer, Vertrauen aufzubauen und andere Personen emotional an dich heranzulassen. Du hast schlichtweg aus deinen Erfahrungen gelernt. Schnell entsteht daraus aber eine Art kognitive Verzerrung.
Das bedeutet, du siehst Gefahr, wo keine ist. Du misstraust sogar Personen, denen du eigentlich blind vertrauen könntest und die dir ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit geben. Du distanzierst dich ohne Grund und verlierst dich so immer tiefer in einem Teufelskreis des Misstrauens, aus dem du nur schwer wieder herauskommst.
Nicht zu vergessen ist auch, wie es deinen Mitmenschen dabei ergeht. Enge Freunde und Familienmitglieder, die dir nur das Beste wünschen und immer an deiner Seite stehen, werden irgendwann gekränkt sein. Sie vertrauen dir, warum du ihnen denn dann nicht? Studien zeigen sogar, dass sehr misstrauischen Personen oft viel weniger Vertrauen entgegengebracht wird. Es erscheint deren Mitmenschen seltsam, warum sie so eingestellt sind und sie haben das Gefühl, diese würden irgendetwas im Schilde führen und sich deshalb so distanziert verhalten.
Misstrauen entsteht im Kopf. Manchmal ist es gerechtfertigt, manchmal nicht. Wie bereits kurz erwähnt, handelt es sich hierbei um einen reinen Schutzmechanismus, der von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Eine ganz wichtige Rolle spielt hierbei das Grundvertrauen.
Nicht selten sind Personen, die keine stabile Kindheit erlebt haben, sehr misstrauisch. Eine plötzliche Trennung der Eltern, viele heftige Streitereien im Elternhaus, Mobbing in der Schule – die Liste der Dinge, die den Aufbau eines grundlegenden Vertrauens in jungen Jahren negativ beeinflussen, ist lang.
Doch auch in höherem Alter kann es stark erschüttert werden. Hier spielen vor allem bittere Enttäuschungen im engsten Umfeld eine entscheidende Rolle. Je näher dir die Person steht, die dich enttäuscht hat, desto stärker treffen sie dich auch und beeinflussen dein zukünftiges Handeln.
Wenn du jemanden kennenlernst, dann stellst du dir natürlich immer erst einmal die Frage, ob du der Person vertrauen kannst. Entscheidest du dich dafür, öffnest du dich und machst dich angreifbar und verletzlich. Ob du das wirklich zulassen möchtest, überlegst du dir natürlich zweimal. Schließlich musst du darauf vertrauen, dass es dein Gegenüber gut mit dir meint und dich auch entsprechend behandelt.
Verletzt dich diese Person aber nun doch, beginnst du, dich emotional zu distanzieren. Du fragst dich, warum sie so gehandelt hat und versuchst, es nachzuvollziehen. Gibt es in deinen Augen keinen plausiblen Grund, vergrößert sich die Distanz immer weiter.
Sprecht ihr euch aber aus, und du verstehst, wie es dazu kam, wird der emotionale Abstand zwischen euch nicht ganz so groß. Dennoch macht das den Vertrauensbruch nicht ungeschehen. Du benötigst Zeit, um dich wieder anzunähern oder entscheidest dich vielleicht sogar komplett dagegen.
Vermutlich wirst du auch darüber nachdenken, ob es an dir gelegen hat. Hast du etwas falsch gemacht? Hast du diesen Vertrauensbruch etwa verdient? Was kannst du verändern, damit dir so etwas in Zukunft nicht mehr passiert? Und schon sitzt du in deinem Gedankenkarussell fest. Du schmiedest dir einen Plan, wie du dich noch besser schützen kannst und entwickelst ein immer ausgeprägteres Misstrauen. Du vergrößerst deine Distanz gegenüber deinen Mitmenschen und emotionale Nähe ist für dich irgendwann ein Fremdwort. Früher oder später kommst du vielleicht sogar an einen Punkt, an dem du gar nicht mehr weißt, wie du dein Misstrauen abstellen und dich öffnen kannst.
Jede zwischenmenschliche Beziehung basiert auf Vertrauen. Als Person, die überdurchschnittlich starkes Misstrauen hegt, fehlt dir diese Basis. Darunter leiden deine Familie, deine Freunde und dein/e Partner/in gleichermaßen. Du kannst keine enge emotionale Bindung eingehen, wenn du einfach nicht vertrauen kannst. Lässt du nie Nähe zu und versuchst es nicht einmal, wird es für deine Mitmenschen unglaublich schwer, an dich heranzukommen.
Sicher kennst du das Sprichwort: „Behandle andere so, wie auch du behandelt werden möchtest.“ Begegnest du also allen mit Distanz, werden sie es dir gleichtun und so wird die emotionale Kluft zwischen euch immer größer. Irgendwann habt ihr euch so weit voneinander entfernt, dass man schon gar nicht mehr von einer Beziehung oder Freundschaft sprechen kann. Möchtest du das wirklich?
Besonders misstrauische Menschen müssen häufig erst lernen, dass jede Person eine eigene Chance verdient hat. Nur weil du beispielsweise in deiner vergangenen Beziehung betrogen wurdest, bedeutet das nicht, dass es nun wieder passiert. Natürlich bist du alarmiert und wirst mögliche Anzeichen jetzt viel eher erkennen. Bringst du deinem/r neuen Partner/in allerdings von Anfang an deutlich weniger Vertrauen entgegen, obwohl er/ sie das gar nicht verdient hat, sind Konflikte vorprogrammiert.
Gar nicht selten ist zu beobachten, dass besonders misstrauische Menschen auch Probleme mit ihrem Selbstbewusstsein haben. Sie hegen kein positives Selbstbild und haben das Gefühl, das Leben würde es einfach nicht gut mit ihnen meinen, auch wenn es dafür gar keinen Anhaltspunkt gibt. Da ist Misstrauen gegenüber allem und jedem natürlich vorprogrammiert.
Stehst du nicht einmal dir und deinem Leben positiv gegenüber, wird dir das bei anderen Personen auch nur sehr schwer gelingen. Zweifel, Sorgen und Unsicherheit sind die wichtigsten Dünger für Misstrauen.
Möchtest du endlich wieder in der Lage sein, emotionale Nähe zuzulassen und zu vertrauen, dann musst du vor allem an deiner inneren Einstellung arbeiten.
Mindestens genauso wichtig ist es aber, dass du auch selbst zeigst, dass man dir vertrauen kann. Gibst du deinen Mitmenschen das Gefühl, dass sie sich dir gegenüber öffnen können, werden sie das auch tun. Damit gehen sie mit positivem Beispiel für dich voran und du wirst am eigenen Leib sehen, dass es überhaupt nicht schlimm sein muss, Vertrauen zu schenken.
Anhand dieser beiden Punkte haben wir ein paar tolle Tipps für dich zusammengetragen, wie du es schaffst, dein Misstrauen Schritt für Schritt abzulegen.
Kommunikation ist der Schlüssel bei der Lösung unzähliger Probleme. Geht es um Vertrauen, stehen ehrliche Worte im Fokus. Lügen und Geheimnisse hingegen hegen Misstrauen. Hast du das Gefühl, du könntest deinem Gegenüber nicht vertrauen, dann sprich ihn darauf an. Wenn ihm etwas an dir liegt, wird er ein offenes Ohr für dich haben.
Achte aber darauf, dass du deine Mitmenschen nicht mit Beschuldigungen überrollst, sondern sachlich bleibst. Schildere einfach ganz offen und ehrlich aus, wie du dich fühlst und sprich deine Sorgen aus. Nur dann könnt ihr ein zielführendes Gespräch führen, in dem du herausfindest, ob es tatsächlich einen Grund gibt, warum du einer bestimmten Person misstrauen solltest oder nicht.
Warum genau bist du eigentlich so misstrauisch? In welchen Situationen fällt es dir besonders schwer, zu vertrauen? Hast du mit genau dieser Person schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht? Oder versuchst du, Vergangenes auf das Hier und Jetzt zu projizieren?
Trifft Letzteres zu, dann versuche, dich von deinen Gefühlen zu distanzieren. Es gibt keinen handfesten Grund, warum du aufgrund einer völlig anderen, vergangenen Situation misstrauisch sein musst. Gib jedem Moment und jedem Menschen seine ganz eigene Chance. Öffne dich für neue, positive Erfahrungen und damit auch für Vertrauen.
Die Person, der du am meisten vertrauen solltest, bist erst einmal du selbst und die Grundlage dafür bildet Selbstbewusstsein. Ist das nicht vorhanden, wird es dir umso schwerer fallen, auch anderen Vertrauen entgegenzubringen.
Also woran liegt es, dass es dir an Selbstbewusstsein mangelt? Ganz sicher nicht daran, dass du keine Stärken hast, denn glaube uns, die hast du! Du musst sie dir nur vor Augen führen! Was kannst du besonders gut? Was schätzen deine Mitmenschen besonders an dir? Du wirst überrascht sein, wie lang diese Liste eigentlich ist.
Eine positive Grundeinstellung kommt von innen heraus, genauso wie ein Lächeln. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht kannst du dein Gehirn austricksen und es dazu bringen, Glückshormone auszuschütten. Gleich sieht die Welt weniger grau und einschüchternd aus und du fühlst dich freier.
Ein netter Nebeneffekt: Freundlich dreinblickende Menschen werden in der Regel als vertrauenswürdiger wahrgenommen. Ein Lächeln kann dir also in gewissem Maß dabei helfen, dass deine Mitmenschen auch dir vertrauen. So kann das Gefühl letztendlich auf Gegenseitigkeit beruhen. Aber achte unbedingt darauf, dass du es nicht übertreibst. Ein aufgesetztes Lächeln bewirkt nämlich das genaue Gegenteil.
Stelle dir vor, du unterhältst dich mit einer Person, die immer wieder wegschaut. Welche Gefühle weckt das in dir? Sicher hast du den Eindruck, sie würde dir nicht zuhören, weshalb du dich auch nicht auf sie verlassen kannst. Deinen Mitmenschen geht es mit dir ganz genauso.
Mit Blickkontakt ermöglichst du eine gewisse Verbundenheit und signalisierst, dass du zuhörst, dich für das Gesagte interessierst und dass Verlass auf dich ist. Das nimmt dein Gegenüber natürlich wahr, schätzt es wert und handelt dir gegenüber mit hoher Wahrscheinlichkeit genauso. Vergiss nicht, Vertrauen beruht im Idealfall auf Gegenseitigkeit.
Misstrauen gehört zu den Dingen, die fest im Inneren einer Person verankert sind. Du kannst sie nicht einfach herausreißen. Stelle dir das Misstrauen wie einen alten Baum vor. Fällst du ihn, hast du nur einen Bruchteil entfernt, denn sein Wurzelwerk reicht weit und tief. Und bis du all diese Wurzeln ausgegraben und entfernst hast, vergeht viel Zeit.
Mit Misstrauen ist das nicht anders. Nimm dir also genug Zeit, um daran zu arbeiten. Gehe in kleinen Etappen voran. Wichtig ist, dass du dich während dieses Prozesses wohlfühlst und zu keiner Zeit das Gefühl hast, die Kontrolle zu verlieren.