Unter selbstgesteuertem Lernen versteht man einen aktiven Lernprozess, bei dem die individuellen Bedürfnisse des Lernenden im Mittelpunkt stehen. Statt lediglich passiv Wissen vom Lehrkörper vermittelt zu bekommen, wie es beim fremdgesteuerten Lernen der Fall ist, erarbeitet sich der Schüler die Inhalte weitgehend selbst. Der Lehrer nimmt hierbei die Rolle eines Unterstützers und Motivators ein.
Andere Begrifflichkeiten für diese besondere Lernform sind beispielsweise autodidaktisches, selbstständiges und eigenverantwortliches Lernen. Im schulischen Kontext ist auch der Begriff „offener Unterricht“ geläufig. Das bedeutet konkret, dass die Schüler eigene Entscheidungen treffen dürfen, was Lernstrategien, Lernpartner und manchmal sogar Lernorte anbetrifft.
In einem gewissen Rahmen darf sogar über die Lerninhalte selbst entschieden werden, solange letztendlich der Lehrplan eingehalten wird. Die Schüler organisieren ihren Lernprozess eigenständig und gehen dabei in ihrem persönlichen Tempo vor. Ein weiterer Bestandteil des selbstgesteuerten Lernens ist das Thema Selbstreflexion: Sind meine (Lern-)Methoden geeignet, um meine Ziele zu erreichen?
Selbstgesteuertes Lernen lässt sich in sechs Schwerpunkte unterteilen:
In allen oben genannten Bereichen sollen Lernende ihren Lernprozess selbst steuern. Im Idealfall handelt es sich hierbei um eine Kombination aus Alltagserfahrungen und geplantem Lernen.
Selbstgesteuertes Lernen eignet sich nicht nur für Schüler. Auch Erwachsene können von dieser Methode enorm profitieren. Lernprozesse finden schließlich in jedem Lebensbereich und in jedem Lebensalter statt. Wenn du weißt, auf welche Weise du neues Wissen am besten verinnerlichst, kann dir das sowohl in beruflichen als auch in sozialen Situationen nützen.
Die Definition des selbstgesteuerten Lernens in der Erwachsenenpädagogik lautet, dass der Lehrende die Aufgabe hat, dem Lernenden das selbstgesteuerte Lernen zu vermitteln, ohne zu (be-)lehren.
Möglicherweise möchtest du dich beruflich weiterbilden oder strebst eine Beförderung an? In diesem Fall ist selbstgesteuertes Lernen oftmals der Schlüssel zum Erfolg. Wie man selbstgesteuertes Lernen speziell im beruflichen Kontext fördern kann, darauf gehen wir an späterer Stelle noch detaillierter ein.
Das selbstgesteuerte Lernen ist keine Erfindung der Neuzeit. Die Grundlagen wurden bereits im 18. Jahrhundert von dem Genfer Pädagogen, Philosophen und Schriftsteller Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) geprägt. In seinem Hauptwerk „Émile ou De l’éducation” (dt. „Émile” oder „Über die Erziehung”) beschreibt er, wie sein Protagonist zum eigenständigen Lernen erzogen wird. Rousseaus Werk ist eine Kombination aus romanhafter Erzählung und Sachbuch. Weitere Informationen findest du hier.
Weiterhin finden sich Ansätze des selbstgesteuerten Lernkonzepts in der Systemtheorie, in der Kybernetik sowie in der Chaosforschung. Im frühen 20. Jahrhundert begann sich die moderne Reformpädagogik zunehmend mit den Themen Autonomie und Selbstständigkeit zu beschäftigen. Der Lehrkörper rückt seither stetig in die Rolle eines Motivators, der seinen Schülern Hilfe zur Selbsthilfe gibt, statt vorgefertigte Inhalte zu präsentieren.
Es gibt verschiedene Methoden des selbstgesteuerten Lernens. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen erarbeitenden, darstellenden, vertiefenden, vernetzenden sowie integrierenden Verfahren. Allen Methoden gemeinsam ist, dass sie im Vergleich zu rezeptiven Konzepten (z. B. Frontalunterricht oder Vorlesungen) mit einem höheren Maß an Selbsterfahrung und Selbstbestimmung einhergehen.
Nachfolgend möchten wir dir einen kompakten Überblick über die verschiedenen Methoden des selbstgesteuerten Lernens verschaffen:
Wie bereits erwähnt, gibt der Lehrer im Rahmen des selbstgesteuerten Lernens Hilfe zur Selbsthilfe. Er unterstützt seine Schüler dabei, ihre eigenen Ressourcen zu mobilisieren, um den Lehrstoff selbstständig zu erarbeiten und zu verinnerlichen. Aber wie genau kann man sich das vorstellen?
Zu Beginn eines neuen Themenschwerpunkts prüft der Lehrkörper zunächst die anfallenden Aufgaben bezüglich Inhalt, Struktur, Handlungsschritten und Lernvoraussetzungen. Anschließend wird analysiert, ob die Schüler über die notwendigen kognitiven und metakognitiven Voraussetzungen verfügen. Ist Letzteres voraussichtlich nicht der Fall, bedarf es einer Anpassung der Aufgabenstellung.
Im eigentlichen Lehrprozess erarbeitet der Lehrkörper gemeinsam mit seinen Schülern passende Strategien, die diese dann eigenständig zur Aufgabenbewältigung einsetzen können. Zu den meistgenutzten Strategien zählen das Selbstinstruktions-Training, Modellvorgaben sowie Übungen zur Selbstregulation.
Eine weitere wichtige Aufgabe des Lehrers ist das Erteilen von zeitnahem und konkretem Feedback. Auf diese Weise kann der Schüler seine Lernmethoden frühzeitig anpassen, sofern dies nötig sein sollte. Darüber hinaus fördern regelmäßige, konstruktive Rückmeldungen die Motivation.
Ganz gleich, ob in der Schule oder im beruflichen Umfeld: Um selbstgesteuertes Lernen zu fördern, müssen die passenden Rahmenbedingungen gegeben sein. Dazu zählt ein harmonisches (Lern-)Umfeld, das von Wertschätzung und Vertrauen geprägt ist. Der Lernende muss sich frei fühlen, Fragen zu stellen, ohne befürchten zu müssen, dafür abwertend beurteilt zu werden.
Weiterhin können folgende Maßnahmen – auch und vor allem im beruflichen Kontext – das selbstgesteuerte Lernen effektiv fördern:
Ob selbstgesteuertes Lernen zum gewünschten Ziel führt, hängt in erster Linie mit deiner individuellen Fähigkeit (und Bereitschaft) zur Selbstregulation zusammen. Du musst in der Lage sein, deinen Lernprozess zu strukturieren und dich konsequent an deinen selbst konzipierten Lehrplan zu halten.
Selbstgesteuertes Lernen ermöglicht dem Lernenden viele Freiheiten. Allerdings geht die Freiheit mit großer Verantwortung einher: Freies Lernen funktioniert nur, wenn du über die dafür notwendige Reife und Disziplin verfügst. Aus diesem Grunde herrscht in pädagogischen Fachkreisen noch Uneinigkeit, ab welcher Schulklasse selbstgesteuertes Lernen möglich und sinnvoll ist.
Grundsätzlich ist der Erfolg von folgenden drei Faktoren abhängig:
Neben der persönlichen Reife sowie den notwendigen kognitiven Fähigkeiten, spielt vor allem der Motivationsfaktor eine entscheidende Rolle. Hat der Lernende das Gefühl, mit seinem Handeln ein eigenes Ziel zu verfolgen, steigt die (Lern-)Motivation. Fühlt sich der Lernprozess fremdbestimmt oder sogar aufgezwungen an, sinkt das Engagement. Dies ist der Grund, warum sich selbstgesteuertes Lernen immer mehr etabliert.
Nicht jeder Mensch lernt auf dieselbe Weise. Wenn du dich für selbstgesteuertes Lernen interessierst, solltest du unbedingt herausfinden, zu welchem Lerntyp du gehörst. Nur so kannst du die für dich passenden Strategien herausfinden.
Man unterscheidet zwischen folgenden 4 Lerntypen:
Selbstgesteuertes Lernen wird von dem Lernenden als freie Entscheidung empfunden, was die Lernmotivation deutlich anhebt. Auf diese Weise lässt sich neues Wissen schneller und effektiver verinnerlichen. Zahlreiche Schulen nutzen das Konzept bereits vollständig oder teilweise. Wichtig für den Erfolg ist jedoch, dass die zuvor genannten Voraussetzungen erfüllt sind.
Auch in der Erwachsenenbildung spielt selbstgesteuertes Lernen eine elementare Rolle. Ganz gleich, wie alt du bist und welche Ziele du verfolgst: Selbstgesteuertes Lernen ermöglicht dir viele Freiheiten und ist gleichzeitig die effektivste Methode der Wissensaneignung. Auf einen Lehrkörper lässt sich dennoch nicht gänzlich verzichten: Dieser nimmt die wichtige Rolle eines Unterstützers und Motivators ein. Ein professioneller Coach kann dich ebenfalls entsprechend unterstützen.