Im Einklang mit seinen eigenen Gefühlen zu sein bedeutet, sich innerlich ausgeglichen zu fühlen und dies auch nach außen auszustrahlen. Ein erstrebenswerter Zustand, keine Frage. Dennoch gibt es viele Menschen, die ihre Gefühle unterdrücken. Wie du erkennst, ob du betroffen bist und was du im Zweifelsfall ändern kannst, erfährst du nachfolgend.
Einen offenen Zugang zu seinen Gefühlen zu finden, ist gar nicht so einfach. Hierfür gibt es vielerlei Ursachen, wobei die Erziehung eine tragende Rolle spielen dürfte. Beobachte doch einmal kleine Kinder: Sie lassen ihrem Ärger und Unmut freien Lauf. Sie weinen, schlagen um sich oder werfen sich gar auf den Boden. All dies sind Verhaltensweisen, die wir Erwachsenen als zutiefst unangemessen empfinden.
Die meisten Eltern bemühen sich daher schon früh, ihren Kindern zu vermitteln, dass insbesondere negative Emotionen wie Wut, Trauer und Zorn nicht geäußert werden sollten. Im Laufe der Entwicklung lernt das Kind, seine Gefühle zu unterdrücken, um seinen Bezugspersonen zu gefallen. Als Erwachsener hat derjenige dann möglicherweise verlernt, Gefühle wahrzunehmen und kann demzufolge nicht konstruktiv mit ihnen umgehen.
Ein weiterer Grund, um Gefühle unterdrücken zu wollen, ist die bewusste Vermeidung seelischen Leids. Zunächst einmal erscheint es gar nicht so abwegig: Wenn ich mich nicht mit meinen negativen Emotionen beschäftige, beeinträchtigen sie mich auch nicht. Hierbei handelt es sich jedoch um einen Trugschluss. Die negativen Gefühle verschwinden nicht, sondern treten dann auf andere – zumeist schädliche Weise – zutage.
Gefühle zu unterdrücken, kann verheerende Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung haben, wie aktuelle Studien zeigen. Dies beginnt in der Kindheit und setzt sich bis ins Erwachsenenalter fort. Inneres Wachstum entsteht durch die Auseinandersetzung mit negativen Emotionen. Wird diese aus falschem Selbstschutz vermieden, stagniert die Persönlichkeitsentwicklung.
Menschen, die ihre Gefühle unterdrücken, machen nie die Erfahrung, (seelische) Krisen bewältigen zu können. Stattdessen bedienen sie sich oftmals destruktiver Kompensationsmechanismen (z. B. Suchtmittel). Gefühle zu unterdrücken ist ein Risikofaktor, um eine unsichere Persönlichkeit zu entwickeln, die den Herausforderungen des Alltags langfristig nicht gewachsen ist.
Die größte Schwierigkeit besteht darin, dir erst einmal einzugestehen, dass du deine Gefühle unterdrückst. Nicht immer geschieht dies nämlich bewusst. Daher solltest du auf spezifische Warnsignale achten. Diese können sowohl körperlicher als auch seelischer Natur sein.
Wie bereits kurz erwähnt, sind unterdrückte Gefühle keineswegs fort. Du hast sie lediglich in dein Unterbewusstsein verbannt. Die Emotionen, mit denen du dich nicht auseinandergesetzt hast, werden dich jedoch immer wieder heimsuchen. Dies kommt häufig bei wichtigen Entscheidungen zum Tragen – seien sie beruflicher oder privater Natur. Menschen, die ihre Gefühle unterdrücken, werden umso mehr von ihnen beherrscht.
Nehmen wir an, du hast ein Jobangebot erhalten, auf das du schon lange gewartet hast. Statt dich realistisch mit den Herausforderungen und notwendigen Organisationen zu befassen, werden dich deine unterdrückten Emotionen (z. B. Schuldgefühle, Selbstzweifel) zweifeln lassen oder dich zu vorschnellen Handlungen verleiten. Dies kann fatale Auswirkungen haben und dir viele Chancen verbauen.
Selbiges gilt für Gefühle unterdrücken im Beziehungsleben: Wer seine eigenen Gefühle nicht wahrnehmen kann, ist kaum in der Lage, empathisch auf die Empfindungen eines potenziellen Partners einzugehen. Hier sind Konflikte und Fehlentscheidungen vorprogrammiert.
Gefühle unterdrücken schadet nicht nur der Psyche, sondern kann sogar körperlich krank machen. Dies ist wissenschaftlich bestens durch Studien belegt. Die negativen Gefühle verschwinden nicht, sondern schwelen vor sich hin. Werden sie trotz Aufarbeitungs-Bedürfnis ignoriert, äußert sich dies irgendwann auf körperlicher Ebene.
Durch die unverarbeiteten seelischen Konflikte steht dein Körper ständig unter Anspannung. Kurzfristig ist eine Stressreaktion gut auszuhalten und sogar sinnvoll, um Gefahren zu erkennen und zügig zu reagieren. Erfolgt jedoch keine Erholungspause, führt der dauerhaft erhöhte Pegel an Stresshormonen zu vielfältigen körperlichen Symptomen (siehe Auflistung oben).
Langfristig haben Menschen, die ihre Gefühle unterdrücken, ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Magengeschwüre, Asthma und Schlafstörungen. Dies geht aus Untersuchungen des UKGM hervor.
Menschen, die ihre Gefühle unterdrücken, müssen im ersten Schritt lernen, den sofortigen Verdrängungsmechanismus loszulassen. Sobald du das nächste Mal eine negative Emotion spürst, dann achte darauf, dich nicht sofort abzulenken.
Lasse die Emotion wertfrei zu. Sie darf da sein. Sei jedoch nachsichtig mit dir, wenn du dich anfangs doch wieder beim Verdrängen erwischst. Auch Letzteres wahrzunehmen, ist ein Fortschritt!
Wenn es dir ein paar Mal gelungen ist, ein negatives Gefühl länger auszuhalten, kannst du einen Schritt weiter gehen: Nimm dir einen Notizblock zur Hand und führe ein Emotionstagebuch. Schreibe auf, welche Gefühle du wahrgenommen hast. Gefühle zu benennen hilft dir nicht nur, sie überhaupt wahrzunehmen, sondern auch, sie zu akzeptieren.
Du bist sehr oft wütend oder traurig? Dann kannst du im dritten Schritt versuchen, die Zusammenhänge zu erkennen. Sind es immer ähnliche Situationen, welche die jeweilige negative Emotion in dir auslösen? Welche persönlichen Triggerpunkte gibt es?
Hast du erkannt, welche Emotionen dich in welchen Situationen überwältigen, geht es an die Ursachenforschung: Warum macht dich dieses oder jenes zornig oder traurig? Oftmals sind negative Assoziationen aus der Vergangenheit (z. B. Kindheitstraumata) oder negative Glaubenssätze ursächlich.
Nun folgt der schmerzhafteste Schritt: Die Aufarbeitung der unangenehmen, zumeist jahrelang unterdrückten Gefühle. In vielen Fällen ist professionelle Unterstützung durch einen Coach oder Therapeuten sinnvoll.
Du bist dir nun deiner unterdrückten Gefühle bewusst und hast mögliche Ursachen aufgearbeitet. Jetzt geht es um die langfristige Heilung. Erarbeite Strategien, um langfristig mit negativen Emotionen umzugehen und sie nicht erneut zu unterdrücken. Ein geeignetes Ventil, um unangenehme Gefühle abzubauen, ist ein stabiler Freundeskreis, mit dem du über deine Ängste und Sorgen sprechen kannst.
Negative Emotionen gehören zum Leben dazu. Gefühle zu unterdrücken löst hingegen keine Probleme, sondern vergrößert sie langfristig. An dieser Stelle ist die Einsicht wichtig, dass du dich deiner Gefühle sofort annimmst und ihnen auf konstruktive Weise Ausdruck verleihst. Mehr dazu im nächsten Schritt.
Ein konstruktiver Umgang mit negativen Emotionen könnte wie folgt aussehen:
Neigst du dazu, Gefühle unterdrücken zu wollen, solltest du die wichtigsten Techniken zur emotionalen Selbsthilfe kennen. Im Akutfall haben sich Klopf- und Atemtechniken bewährt. Oder wie wäre es stattdessen mit Yoga, Pilates oder progressiver Muskelentspannung? All diese Techniken helfen erwiesenermaßen dabei, Stress abzubauen und das innere Gleichgewicht wiederzufinden. Weitere Inspirationen zur emotionalen Selbsthilfe findest du hier.
Auch ein professionelles Coaching kann dich wirksam dabei unterstützen, negative Glaubenssätze und Blockaden zu identifizieren und aufzuarbeiten. Ein Coach leistet Hilfe zur Selbsthilfe. Er vermittelt dir das sprichwörtliche Handwerkszeug, sodass du langfristig mit deinen negativen Emotionen lernst umzugehen.
Grundsätzlich gilt: Dein persönlicher Leidensdruck ist entscheidend! Wenn du dich im Alltag massiv eingeschränkt fühlst oder nur noch niedergeschlagen bist, dann scheue dich nicht, professionelle Hilfe zu suchen. Dies ist niemals ein Zeichen von Schwäche, sondern von Selbstreflexion und Stärke.
Emotionale Intelligenz hat nichts mit Schulnoten oder akademischen Abschlüssen zu tun. Vielmehr geht es darum, die eigenen Gefühle sowie auch die Emotionen anderen Menschen wahrzunehmen, korrekt einzuordnen und empathisch zu agieren. Emotionale Intelligenz ist das Merkmal verantwortungsbewusster Menschen und Führungspersönlichkeiten, die andere anleiten und inspirieren.
Zu einem Teil ist die Fähigkeit angeboren, allerdings lässt sich die emotionale Intelligenz stärken. Wie genau dies gelingt, erfährst du in unserem umfangreichen Fachartikel zum Thema.
Gefühle anzuerkennen und auszudrücken, ist der Schlüssel zum persönlichen Wohlbefinden und zu einem authentischen Auftreten. Letzteres ist ausschlaggebend für deinen Erfolg in allen Lebensbereichen. Die Ursache, warum so viele Menschen ihre Gefühle unterdrücken und sich dementsprechend erfolglos und unglücklich fühlen, sind häufig vergangene Traumata.
An dieser Stelle möchten wir dir daher unsere kostenlose Trauma Masterclass ans Herz legen. Gemeinsam mit unseren Experten ergründest du die Ursache deiner unterdrückten Gefühle und lernst, wie du blockierende Glaubenssätze loslassen kannst.