Hochsensibilität: Menschen mit viel positiver Energie

Lesezeit von 6 Minuten

„Mimose“ und ähnliche Wörter hörst du zur Genüge. Du hältst dich selbst für überempfindlich und hat eben gerne deine Ruhe. Schon mal getestet, ob du hochsensibel bist? Das würde vieles erklären. Wenn du empfindlich auf Lautstärke und Stress reagierst, sind das möglicherweise Warnzeichen, dass dein Wahrnehmungsfilter nicht richtig funktioniert. Hochsensibilität ist auf jeden Fall ein interessantes Thema – lerne dich selbst besser kennen und achte auch auf die Personen in deiner Umgebung.

Hochsensibilität: Was ist das?

Der Begriff Hochsensibilität heißt in der Wissenschaft SPS (für Sensory Processing Sensitivity). Er bezieht sich auf extrem sensible Menschen. Das sind vielleicht sogar die Personen, die als Sensibelchen verspottet werden. Tatsächlich fühlen hochsensible Menschen besonders intensiv. Sie nehmen alles sehr deutlich wahr. Ihr Wahrnehmungsfilter lässt zu viele Reize durch. Straßenlärm wird zum unerträglichen Krach. Im Großraumbüro fühlen sie sich überflutet vom Geräuschpegel und den ständigen Störungen. Wenn du selbst hochsensibel bist, fühlst du dich von großen Gesprächsrunden erdrückt und ziehst dich lieber zurück. Nach einer Fahrt in der überfüllten Straßenbahn brauchst du erst mal eine Erholungspause. Ein Stadtbummel ist purer Stress.

8 Merkmale der Hochsensibilität: Erkenne, ob du hochsensibel bist

In den 1990er-Jahren führte die US-amerikanische Psychologin Dr. Aron umfassende Forschungen zur Hochsensibilität durch. Sie erkannte die spezielle Form der Reizverarbeitung, die inzwischen weiter erforscht wird. Die ersten Einschätzungen gehen davon aus, dass etwa 15 bis 20 Prozent der Menschen hochsensibel sind. Spätere Studien bestätigen diese Forschungsergebnisse. Allerdings gibt es gewisse Abstufungen.

Typische Symptome für Hochsensibilität:

  • Empfindliche Reaktionen auf Licht, Bewegung und Geräusche,
  • hohe Schmerzempfindlichkeit,
  • intensive Wahrnehmung von Eindrücken und Emotionen,
  • ein hohes Maß an Empathie und Hilfsbereitschaft,
  • starkes Bedürfnis nach Ruhe,
  • hohe Kompromissbereitschaft und Konfliktscheue,
  • Schwierigkeit, neue Bekanntschaften zu schließen,
  • sorgfältige, manchmal perfektionistische Arbeitsweise.

Für die Diagnose von Hochsensibilität kann auch eine psychologische Beratung sinnvoll sein. Hältst du dich für besonders empfindlich? Mach den kostenlosen Persönlichkeitstest und lerne dich selbst besser kennen.

Hochsensibilität im Alltag: eine persönliche Perspektive

Wenn du glaubst, hochsensibel zu sein, kannst du dich für den Alltag stärken. Die Reizüberflutung lässt sich in vielen Situationen eindämmen. Oder du schaffst dir Rückzugsmöglichkeiten. Nimm dir die Pausen, die du brauchst: Sonst erdrückt dich der Stress irgendwann.

Mach dir bewusst, dass du nicht krank oder „unnormal“ bist. Erkenne deine Belastungsgrenzen, aber auch deine Stärken. Akzeptiere deine Hochsensibilität – sie hat viele gute Seiten, auch wenn sie manchmal anstrengend ist.

Es ist vollkommen okay, hochsensibel zu sein. Das ist eben dein individueller Charakter. Erkläre das auch deiner Familie und deinen Freunden: So wissen sie Bescheid, wenn du deine Ruhepausen nimmst.

In Beziehungen ist die Verbindung aus Hochsensibilität und Sexualität ein wichtiger Punkt. Wer hochsensibel ist, reagiert auch auf sexuelle Stimulation sehr empfindlich. Selbsterfahrung, Spiritualität und andere Aspekte der psychologischen Entwicklung spielen ebenfalls eine Rolle.

hochsensibilitaet symptome

Selbstfürsorge für Hochsensible: 8 praktische Tipps

Hochsensibilität führt oft zu Reizüberflutung und Überforderung. Mit einer gewissen Selbstfürsorge senkst du den Stresspegel und verbesserst deine Lebensqualität. Im Berufsleben sowie in deinen Beziehungen helfen dir die folgenden Tipps:

  1. Nimm dir genug Zeit für dich und gönne dir längere Erholungspausen.
  2. Pass auf, dass du genug Schlaf bekommst – der füllt deinen Energiespeicher auf.
  3. Erde dich: Steh fest auf der Erde oder visualisiere den direkten Bodenkontakt. So beruhigst du dich selbst.
  4. Meditation, Flow-Erlebnisse und weitere Entspannungsmethoden helfen dir beim Herunterkommen.
  5. Spaziergänge, Gymnastik oder Sport: Bewegung schafft einen guten Ausgleich.
  6. Erhol dich in der Natur: Im Wald oder am Wasser findest du neue Energie.
  7. Sei offen zu deiner Familie und deinen Freunden: Kommuniziere deine Hochsensibilität, damit sie dich verstehen.
  8. Setze Grenzen, wenn dir die sozialen Aktivitäten zu viel werden.

Strategien zur Stressbewältigung für Hochsensible

Wenn du deine eigene Empfindlichkeit akzeptierst, hast du einen ersten wichtigen Schritt zur Besserung gemacht. Deine verstärkte Wahrnehmung braucht einen Ausgleich, sonst machen dich die vielen Eindrücke verrückt.

Mit anderen Menschen mitfühlen, die eigenen Warnsignale übersehen – das kann zum Burn-out führen. Darum brauchst du Strategien, um den Stress zu reduzieren und deine innere Balance zu finden.

Steh offen zu deiner Empfindsamkeit. Sei dir bewusst, dass sie zu dir gehört. Am besten ist es, wenn du deinen Alltag möglichst stressfrei planst. Mit genug Zeit für Pausen und Rückzugsorten hältst du dir selbst den Rücken frei. Dabei helfen dir organisatorische Verbesserungen. Setze Grenzen und sag auch mal Nein. Im Beruf kannst du Überforderung vermeiden, indem du dich weiterbildest.

Die psychischen und körperlichen Stressreaktionen sind manchmal nicht zu vermeiden. Aber mithilfe von Entspannungstechniken und Bewegung kannst du dich regenerieren. Auch das mentale Stressmanagement hilft dir dabei.

Verabschiede dich von alten Glaubenssätzen und gewohnten Sprüchen. Überdenke deine Leistungsansprüche an dich selbst und richte den Blick auf das Wesentliche. Schaffe Distanz zu negativen Gedanken und befreie dich von übertriebenen Erwartungen.

Hochsensibilität im Berufsleben: Stärken nutzen und Herausforderungen meistern

Im Job gelten hochsensible Menschen als Mimosen oder Einzelgänger. Doch je nachdem, um welche Typen der Hochsensibilität es sich handelt, verfügen sie über besondere Fähigkeiten.

  • Der sensorische Typ hat intensive Sinneseindrücke. Oft sind diese hochsensiblen Personen kreativ tätig. Allerdings reagieren sie sehr empfindlich auf Lärm und sind schnell erschöpft.
  • Bei dem emotionalen Hochsensibilitäts-Typ übernehmen die Gefühle die Hauptrolle. Oft haben diese Menschen eine Gabe, Stimmungen zu erspüren. Ihr hohes Maß an Empathie macht sie zu verständnisvollen Zuhörern und Schlichtern.
  • Hochsensible Typen mit kognitiven Fähigkeiten sind sehr gut darin, komplexe Zusammenhänge zu erfassen. Er handelt überlegt und analysiert jedes Problem sehr gründlich. Auch die anschließende Umsetzung ist genau geplant.

Die Hochsensibilität kann in bestimmten Berufsfeldern problematisch sein, doch grundsätzlich sind empfindsame und einfühlsame Menschen eine Bereicherung – vorausgesetzt, die Bedingungen stimmen.

Zu den besonderen Stärken gehören:

  • Zuverlässigkeit und Qualitätsbewusstsein,
  • große Sorgfalt auch bei reinen Fleißarbeiten,
  • Empathie und Erkennen von Stimmungen,
  • differenzierte Wahrnehmung,
  • starke Lösungsorientierung.

Allerdings bringt die Hochsensibilität auch einige Probleme mit sich. Zu viel Perfektionismus kann Verzögerungen auslösen. Außerdem führt eine übertriebene Motivation oft zu Schwierigkeiten bei der nötigen Abgrenzung. Die erhöhte Stressanfälligkeit lässt sich aber mit dem Freiraum zum Rückzug reduzieren. Wenn die Kollegen Bescheid wissen, ist auch eine kurzfristige Gereiztheit kein Drama.

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Hochsensibilität bei Kindern: Erkennen, verstehen und unterstützen

Hochsensible Kinder reagieren oft schon als Kleinkind extrem empfindlich. Sie nehmen feine Schwingungen wahr und geraten schnell in Panik. Doch nicht immer sind die Warnzeichen eindeutig. Typische Symptome sind:

  • überbordende Fantasie,
  • starke Intuition,
  • Übererregbarkeit bis hin zu Wutanfällen,
  • Zurückhaltung,
  • Konzentrationsprobleme und Überforderung,
  • Probleme mit Konflikten und Kritik,
  • extremes Ruhe- und Schlafbedürfnis.

Mit dem Erkennen der Hochsensibilität erwacht das Verständnis. Unterstütze dein hochsensibles Kind und akzeptiere seine Besonderheit. Lass es so sein, wie es ist. Schütze es vor zu viel Stress, setze aber auch Grenzen. So wird dein Kind selbstbewusst und fühlt sich sicher.

In Büchern über Hochsensibilität erfährst du alle wichtigen Zusammenhänge. Das hilft dir und deinem Kind dabei, die richtigen Hobbys zu finden. Wo liegen seine Stärken und Interessen? Sport ist immer gut, aber viele hochsensible Kinder sind lieber alleine. Wie wäre es mit einem kreativen Hobby? Oder mag dein Nachwuchs Musik?

Zu viel Action ist auf jeden Fall kontraproduktiv. Besser: Nimm den Zeitdruck raus und entschleunige den Alltag. Auszeiten, Kuscheleinheiten und Harmonie sind enorm wichtig. Aber pack dein Kind nicht zu sehr in Watte.

Fazit: Hochsensibilität als wertvolle Eigenschaft entdecken und akzeptieren

Hochsensible Menschen bringen positive Energie in die Welt – nicht nur mit ihrer Empathie. Aber sie brauchen auch einen ruhigen Pol in ihrem Leben. Wie sensibel bist du selbst? Das erfährst du im Persönlichkeitstest. Sei authentisch und akzeptiere deine Einstellung – und gegebenenfalls deine Hochsensibilität. Finde dein eigenes Gleichgewicht und entdecke dabei dein Potenzial. Du wirst erstaunt sein, was in dir steckt.

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Geprüft von Dr. med. Stefan Frädrich

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