Selbstkritisch zu sein, klingt erst einmal negativ. Dabei gibt es durchaus einen Unterschied zwischen krankmachendem Perfektionismus und gesunder Selbstreflexion. Nachfolgend erfährst du, wie du deine Neigung zur Selbstkritik in konstruktive Bahnen lenkst und auf diese Weise sogar davon profitieren kannst.
Wie die Bezeichnung es bereits vermuten lässt, hinterfragen selbstkritische Menschen ihr Verhalten kritisch. Sie fragen sich in den verschiedensten Situationen, ob sie angemessen reagiert oder die richtige Entscheidung getroffen haben. Hierzu ist es notwendig, die eigenen Emotionen und die daraus resultierenden Handlungen zu reflektieren.
Vereinfacht ausgedrückt sind selbstkritische Menschen in der Lage, sich Fehler einzugestehen und aus ihnen zu lernen. Du siehst also: Das negative Image, das dem Wort Kritik anhaftet, muss nicht immer zutreffend sein. Ob die Neigung zur Selbstkritik förderlich oder schädlich ist, kommt einzig und allein auf die individuelle Ausprägung an!
Wann ist man zu selbstkritisch? Wann schadet es dir? Diese Frage zu beantworten ist gar nicht so einfach, denn zwischen gesunder Selbstreflexion und übermäßiger Selbstkritik liegt lediglich ein schmaler Grat. Grundsätzlich ist dein eigenes Wohlbefinden ein wichtiger Indikator. Wenn du dich selber ständig schlecht redest und generell deine Liebenswürdigkeit und Kompetenz infrage stellst, so ist der Grat überschritten.
Den Unterschied zwischen gesunder und schädlicher Selbstkritik zu kennen ist elementar wichtig, um ein gesundes Selbstbewusstsein beizubehalten. Es ist im Grunde genommen wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: Wenn du dir permanent einredest, nichts richtigzumachen, verunsicherst du dich selbst, sodass die Wahrscheinlich steigt, dass du tatsächlich immer wieder scheiterst. Ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt.
Bin ich zu selbstkritisch? Wenn du dir diese Frage stellst, solltest du die folgenden 5 Anzeichen kennen:
Wenn etwas nicht wie gewünscht verläuft, sei es im zwischenmenschlichen oder beruflichen Bereich, suchst du die Schuld immer zuerst bei dir. Dies gilt sogar dann, wenn du rational genau weißt, dass du nicht für die Situation verantwortlich bist. Dennoch bist du der inneren Überzeugung, dass es an dir bzw. an deinem vermeintlichen Fehlverhalten gelegen haben muss.
Es mag ein wenig paradox klingen, aber insbesondere selbstkritische Menschen tun sich sehr schwer damit (konstruktive) Kritik anzunehmen. Da du selbst bereits sehr hart mit dir ins Gericht gehst, belastet dich die Kritik von anderen Menschen zusätzlich schwer.
Hilfe einzufordern, definieren selbstkritische Menschen als ein Zeichen von Schwäche. Da sie sich jedoch nicht schwach fühlen, geschweige denn von ihrem Umfeld als bedürftig wahrgenommen werden wollen, verzichten sie darauf, um Hilfe zu bitten.
Ganz gleich, welche Erfolge du errungen hast: Du findest immer noch etwas, das du hättest besser machen können. Daher kannst du dich über deine Erfolge niemals wirklich freuen. Auch ein Lob anzunehmen fällt dir schwer. Du neigst dazu, Lob abzuwinken oder zu beschwichtigen.
Wie bereits kurz erwähnt, wollen selbstkritische Menschen keineswegs als schwach wahrgenommen werden. Daher bitten sie weder um Hilfe noch geben sie generell Defizite zu. Stattdessen versuchen sie, Schwächen zu vertuschen oder zu kompensieren. Dadurch wirken selbstkritische Menschen manchmal hochmütig und unnahbar.
Übermäßige Selbstkritik kann verheerende Auswirkungen auf dein Selbstbewusstsein und somit auf die psychische Gesundheit haben. Diese Tatsache ist immer wieder Gegenstand verschiedener Studien. Im Grunde genommen bedarf es keiner ausschweifenden Erklärung: Wer sich selbst umgangssprachlich niedermacht, kann kein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln.
Der Unterschied zwischen konstruktiver und selbstschädigender Selbstkritik besteht darin, dass Letztere oft sehr allgemein ist (… Immer misslingt mir alles, ich bin unfähig …) und du keine Veränderungen vornimmst. Auf diese Weise bleibst du in einer Spirale aus Selbstmitleid, Selbstzweifeln und möglicherweise sogar Selbsthass gefangen.
Aus diesem Grunde ist es so wichtig, ein Gleichgewicht zwischen deiner kritischen und lobenden inneren Stimme zu finden! Hierbei kann Coaching eine wichtige Rolle spielen, worauf wir nachfolgend näher eingehen möchten.
Wenn du zu selbstkritisch bist und darunter leidest, kannst du von einem professionellen Coaching enorm profitieren. Durch die Förderung der Selbstreflexion sowie durch das Hinterfragen und Auflösen negativer Glaubenssätze lernst du, schädigende selbstkritische Muster zu erkennen und zu durchbrechen.
Der Coach agiert hierbei als Unterstützer, der Hilfe zur Selbsthilfe leistet. Du erlernst verschiedene Methoden, um langfristig mit deiner übermäßigen Neigung zur Selbstkritik umzugehen und sie in positive Bahnen zu lenken.
Der erste Schritt, um etwas zu ändern, besteht darin, schädliche Selbstkritik als solche zu erkennen! Die wichtigsten Indikatoren sind ein geringes Selbstwertgefühl, Unzufriedenheit sowie ein allgemeines psychisches Unwohlsein.
Warum bist du auf destruktive Weise selbstkritisch? Oftmals stecken negative Erfahrungen, prägende Misserfolge oder auch Kindheitstraumata dahinter. Arbeite diese Dinge – gerne auch mit professioneller Unterstützung – für dich auf.
Kein Mensch ist perfekt. Akzeptiere, dass auch du individuelle Stärken und Schwächen hast. Dir auch deiner Schwächen bewusst zu sein, kann dir sogar dabei helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und dich somit vor Schaden zu bewahren.
Ein häufiger Grund, warum Menschen extrem selbstkritisch sind, ist der Vergleich mit anderen! Dich zu vergleichen, kann dich aber nur unglücklich und unzufrieden machen, denn jeder Mensch hat individuelle Voraussetzungen. Du bist nicht die anderen – und das ist gut so!
Konstruktive Selbstkritik zeichnet sich durch Konkretheit aus. Vermeide allgemeine negative Formulierungen, sondern benenne ganz genau, was du ändern möchtest:
Bist du sehr selbstkritisch in Dingen, die du bei anderen gar nicht wahrnimmst oder als nicht so schlimm einstufst? Dann kommt an dieser Stelle eine alte Weisheit zum Tragen: Behandle dich selbst mit der Nachsicht und dem Verständnis, das du einem guten Freund zuteilwerden lassen würdest.
Fast jeder Mensch hat in seinem Leben schon einmal eine Entscheidung getroffen, die er zutiefst bereut. Bedenke jedoch, dass du zum damaligen Zeitpunkt die Konsequenzen deines Handelns nicht kennen konntest, da du die entsprechenden Erfahrungen nicht hattest. Akzeptiere, was du nicht mehr ändern kannst und schließe Frieden mit deiner Vergangenheit.
Nutze Selbstkritik konstruktiv, indem du sie als Anlass für positive Veränderungen nimmst. Ändere ab, was dich an dir selber stört und sei stolz, wenn du es geschafft hast. Sollte dir mal etwas misslingen, dann verurteile dich nicht, sondern lerne daraus, wie du es beim nächsten Mal besser machen kannst.
Nicht jeder Mensch neigt dazu, selbstkritisch zu sein. Hierbei spielt dein Persönlichkeitstyp eine entscheidende Rolle. Oftmals neigen ruhige, zurückhaltende und sehr angepasste Personen zu übermäßiger Selbstkritik.
Es lohnt sich, dich einmal damit auseinanderzusetzen: Möchtest du es immer allen recht machen und vergisst dabei deine eigenen Bedürfnisse? Hast du das Gefühl – vielleicht seit Kindheit – nicht gut genug zu sein? Wurden deine Erfolge immer belächelt oder als selbstverständlich angesehen, sodass du es verlernt hast, stolz zu sein?
Selbstverständlich sollst du keineswegs deine Persönlichkeit verändern, denn du bist einzigartig. Das Wissen um die eigenen Persönlichkeitszüge kann dich jedoch dabei unterstützen, übermäßige Selbstkritik rechtzeitig zu erkennen und zu hinterfragen.
Es gibt verschiedene Methoden, um langfristig ein gesundes Maß an Selbstkritik beizubehalten und positiv zu nutzen. Wer sehr selbstkritisch ist, dem können positive Affirmationen helfen.
Im Akutfall haben sich auch Achtsamkeitsübungen bewährt, um den inneren Kritiker zum Schweigen zu bringen. Eine Übersicht und Anleitung findest du in unserem umfangreichen Fachartikel zum Thema.
Ein konstruktiver Umgang mit Selbstkritik hilft dir dabei, aus Fehlern zu lernen und innerlich zu reifen. Das Erreichen eines gesunden und realistischen Selbstbildes und der Aufbau von Selbstbewusstsein sind wichtige Schritte für deine positive persönliche Entwicklung, welche dir zu mehr Lebenszufriedenheit und Erfolg in allen Lebensbereichen verhilft.