Was man früher eher aus den abgelegenen Gegenden Australiens kannte, ist seit 2020 auch für viele deutsche Schüler, Lehrer und Eltern Alltag: das Homeschooling. Wie jede Veränderung ist dies zeitgleich mit Chancen und Stolperfallen verbunden. Nachfolgend erfährst du, wie du dein Kind bestmöglich unterstützen kannst.
Homeschooling im eigentlichen Sinne bedeutet, dass der Unterricht nicht in der Schule, sondern dauerhaft daheim stattfindet. Das Kind wird nicht von Lehrkräften, sondern von den eigenen Eltern unterrichtet. Dies ist in Deutschland jedoch nicht erlaubt. Bei uns existiert eine unumgängliche Vollzeitschulpflicht, die je nach Bundesland neun oder zehn Schuljahre umfasst.
Die Begrifflichkeiten verschwimmen also ein wenig: Wenn wir im Rahmen der Coronapandemie von Homeschooling sprechen, ist damit Distanzunterricht gemeint. Dieser ist von vorübergehender Natur. Die Lehrkräfte stellen die Unterrichtsmaterialien digital zur Verfügung, bis wieder Präsenzunterricht stattfinden kann.
Wie bereits erwähnt, ist klassisches Homeschooling in Deutschland verboten. Eltern, die gegen die bestehende Schulpflicht verstoßen, müssen mit hohen Bußgeldern oder im Extremfall sogar mit einer Freiheitsstrafe rechnen. Die Coronapandemie zwang Kinder und Lehrer dennoch zeitweise in den Fernunterricht.
Da zahlreiche Schulen nicht auf längerfristigen digitalen Unterricht eingerichtet sind, kam und kommt es vielerorts zu erheblichen Schwierigkeiten, wie zahlreiche Medien berichten.
Auch wenn sich das Homeschooling nach derzeitigem Stand nicht wie in anderen Ländern als alternatives Schulmodell etablieren wird, so ist es dennoch wichtig, die digitalen Vorgänge zu optimieren. Dies fordert Maximilian Henningsen, der Landesschülersprecher der Gemeinschaftsschulen in Schleswig Holstein. Schließlich ist Corona nicht vorüber und es gibt noch immer Schüler, die sich aufgrund einer Infektion isolieren müssen.
Laut einer Umfrage bei zahlreichen Schulen des Bundeslandes fühlen sich viele Schüler im Homeschooling nicht ausreichend betreut. Es hapert stellenweise an den notwendigen digitalen Möglichkeiten sowie an der Erreichbarkeit der Lehrer.
Die Coronapandemie hat das Schulsystem vor enorme Herausforderungen gestellt. Während des ersten Lockdowns im März 2020 wusste noch niemand so richtig, wie mit der neuen Situation umzugehen ist. Zahlreiche Schüler und auch ihre Familien mussten plötzlich Unterricht ohne Lehrkörper bewältigen – von heute auf morgen.
Die zusätzliche Belastung für berufstätige Eltern, die in vielen Fällen selbst ins Homeoffice wechseln mussten, ist keineswegs zu unterschätzen. Es gilt, einen Rhythmus zu finden und die Kinder – je nach Alter –daheim zum Lernen zu motivieren. Trotz der gestiegenen Herausforderungen lässt sich der von Schülern und Eltern befürchtete Leistungsabfall nicht durchweg bestätigen.
Ob Homeschooling zur unüberwindbaren Belastung wird oder eine Chance auf freies und effektiveres Lernen bietet, hängt sowohl vom einzelnen Kind, als auch von der individuellen häuslichen Situation ab. Dies bestätigt folgende Studie.
Demzufolge sind ältere Schüler, die bereits über ein gewisses Maß an Selbstregulation verfügen, deutlich im Vorteil. Kinder ab der Mittelstufe sind in der Lage, die Wichtigkeit des Lernstoffs zu erkennen und daheim eigenständig zu arbeiten. Grundschüler benötigen hingegen Motivation und Hilfestellung durch die Eltern. Ist dies gewährleistet, muss es nicht zum Leistungsabfall kommen.
Weiterhin spielt auch die Situation der Eltern eine Rolle. In bildungsfernen Familien stellt das Homeschooling laut oben angeführter Studie ein Risiko dar. Sind die Kinder mit ihren Aufgaben auf sich allein gestellt, steigt die Gefahr, den Anschluss zu verpassen.
Allerdings lässt sich dies nicht pauschalisieren: Auch bildungsnahe Eltern, die schlichtweg mit der Kombination aus Homeoffice, fehlender Unterstützung und Homeschooling überfordert sind, können ihren Kindern nicht immer die schulische Unterstützung bieten, die sie benötigen.
Wir sind bereits tief in die Thematik des Homeschoolings eingetaucht. Nun möchten wir die einzelnen Vor- und Nachteile noch einmal übersichtlich gegenüberstellen:
1. Freies und effektiveres Lernen
In einem Klassenzimmer mit bis zu 30 Mitschülern ist es nicht immer möglich, auf die Bedürfnisse und das Lerntempo des einzelnen Schülers einzugehen. Hier bietet das Homeschooling einen deutlichen Vorteil: Daheim ist es möglich, im individuellen Tempo zu arbeiten und Inhalte ggf. mehrfach zu wiederholen. Voraussetzung hierfür ist jedoch die Unterstützung der Eltern.
Sind die Voraussetzungen günstig, kann der „Einzelunterricht“ und vor allem das Lernen ohne Ablenkung durch Mitschüler zu einer Leistungssteigerung führen (siehe o. g. Studie).
Natürlich sind Sozialkontakte für die Entwicklung elementar, aber nicht jedes Kind besucht gerne die Schule. Schüler, die unter Ausgrenzung und Mobbing leiden, werden durch das Homeschooling entlastet. Dies bedeutet keinesfalls, dass Vermeidung eine dauerhafte Lösungsstrategie sein soll.
Dennoch kann der zeitweilige Abstand dazu beitragen, sich wieder unbefangen auf den Lehrstoff zu konzentrieren. Auf diese Weise lassen sich sogar Lerndefizite aufholen. Nur ein Kind, das sich wohlfühlt, kann lernen – und dies ist im schulischen Umfeld leider nicht immer der Fall.
2. Förderung der Eigenverantwortung
Vor allem Jugendliche können sich durch das Homeschooling effektiv in Eigenverantwortung üben. Schließlich sind sie plötzlich allein dafür verantwortlich, das ihnen aufgetragene Lernpensum in der vorgegebenen Zeit zu bewältigen. Dies erfordert Organisation und Zeitmanagement. Es gilt, Prioritäten zu setzen und bei Problemen eigeninitiativ den Lehrer zu kontaktieren.
Gelingt es den Schülern, im Homeschooling erfolgreich zu sein, so wirkt sich dies positiv auf das Selbstbewusstsein aus. Die Kinder und Jugendlichen erleben ihre Selbstwirksamkeit auf eine ganz neue Weise. Dies kann zur langfristigen Leistungssteigerung führen. Wer das Homeschooling bewältigt hat, wird künftig mit der einfachen Organisation von Hausaufgaben keine Schwierigkeiten mehr haben.
3. Mehr Flexibilität
7. 30 Uhr Schulbeginn, 45 oder 90 Minuten Unterricht, dann eine Pause. Der streng getaktete Schulrhythmus ist nicht für jedes Kind optimal. Abgesehen von den digitalen Zusammenschaltungen zwecks Unterricht, lässt sich der Zeitplan im Homeschooling freier gestalten. Der Schüler kann einen Großteil der Aufgaben nach seinem persönlichen Biorhythmus erledigen, solange er dabei die Abgabefristen einhält.
1. Risiko des Leistungsabfalls
Es gibt Schüler, die benötigen den Ansporn und teilweise auch die Kontrolle durch ausgebildete Lehrer. Nicht immer bringen die eigenen Eltern dieselbe notwendige Disziplin auf. Dem Schüler muss begreiflich gemacht werden, dass Homeschooling keine Ferien bedeutet. Aber nicht immer gelingt dies. Greifen die Eltern nicht durch, wird der Anschluss an den Unterrichtsstoff schnell verpasst.
2. Steigende Belastung
Homeschooling ist nur ein Aspekt der angespannten Gesamtsituation, die sich aufgrund der Coronapandemie ergeben hat. Viele Eltern müssen ebenfalls im Homeoffice arbeiten. Einige bangen um ihren Job oder haben diesen bereits verloren. Kommt dann noch die Belastung durch Homeschooling hinzu, kann es innerhalb der Familie schnell einmal eskalieren.
Die Belastungen von Kindern, Eltern und Jugendlichen während der Covid-19-Pandemie wurden vom Bundesinstitut für Bevölkerung untersucht und in folgender Ausarbeitung übersichtlich zusammengefasst.
3. Fehlender Sozialkontakt
Die Schule ist weitaus mehr als nur ein Ort zum Lernen. Ein Großteil des Soziallebens junger Menschen findet dort statt. Durch Homeschooling fühlen sich viele Kinder und Jugendliche isoliert. Der tägliche Austausch und Kontakt mit Gleichaltrigen fehlt ihnen bereits nach kurzer Zeit. Im Homeschooling ist jeder auf sich allein gestellt, was die Lernfreude beeinträchtigen kann.
Erfolgreiches Homeschooling ist in erster Linie eine Frage der Organisation. Nachfolgend möchten wir dir einige Anregungen mit auf den Weg geben:
1. Erstellt euch einen Stundenplan
Vereinbare mit deinen Kindern eine feste Lernroutine, z. B. morgens eine Stunde Deutsch, dann Sachkunde und am Nachmittag Mathematik. Lasse deinem Kind gerne ein Mitspracherecht, was die Aufteilung anbetrifft! Wichtig ist, dass das vereinbarte Stoffpensum bewältigt wird.
Achte in jedem Fall darauf, dass der Stundenplan dem Alter deines Kindes entspricht. Sei weder zu ehrgeizig noch zu nachgiebig! Bleibe außerdem mit den Lehrern im Gespräch. Neben den Unterrichtsfächern sind auch Pausen Bestandteil des Homeschooling-Stundenplans. Für Grundschüler musst du selbsterklärender Weise mehr Pausen zwischen den Lernphasen einkalkulieren als für ältere Schüler.
2. Sei geduldig!
Du bist keine ausgebildete Lehrkraft, sondern ein Elternteil. Dementsprechend kannst du nicht erwarten, dass das Homeschooling auf Anhieb reibungslos funktioniert. Sei geduldig mit dir und deinem Kind. Ihr müsst euch beide erst einmal an die neue Situation gewöhnen und euch eine (Lern-)Routine aneignen. Solltest du mehr als ein Kind zu betreuen haben, ist die Herausforderung natürlich noch größer.
Dennoch gilt: Bewahre Ruhe und sorge für dich selbst! Nur wenn du innerlich ausgeglichen bist, kannst du dein Kind bzw. deine Kinder effektiv unterstützen. Integriere bewusst Pausen in deinen Alltag und sorge für Momente, in denen du Kraft tanken kannst. Sofern du einen Partner oder eine Partnerin hast, solltet ihr euch die Betreuung aufteilen.
3. Sprich offen mit deinen Kindern
Um Frust und Ärger vorzubeugen, ist es wichtig, dass du mit deinen Kindern im Gespräch bleibst. Die Situation ist für euch alle nicht einfach. Nimm die Sorgen und Ängste deines Kindes in jedem Fall ernst.
Jüngere Kinder verstehen möglicherweise die Zusammenhänge zwischen Homeschooling und der Coronapandemie noch nicht so recht. Sorge altersgerecht für Aufklärung, ohne Ängste zu schüren. Ermutige dein Kind, Fragen zu stellen.
Ältere Kinder und Jugendliche leiden möglicherweise unter der Isolation oder fürchten sich davor, dass sich ihre schulischen Leistungen verschlechtern. Biete auch hier dein offenes Ohr und deine Unterstützung an.
4. Kläre deine Kinder über das Thema Sicherheit im Internet auf
Digitale Lernplattformen ermöglichen es deinem Kind, zu lernen und gleichzeitig mit Mitschülern und Lehrern in Kontakt zu bleiben. In diesem Zusammenhang bietet es sich an, mit deinem Kind im Allgemeinen über das Thema Sicherheit im Internet zu sprechen. Schaut euch zunächst die Lernplattform gemeinsam an. Zeige deinem Kind, wie man diese nutzt und wie man sich dort verhält.
Erkläre deinem Kind altersgerecht die Risiken des Internets und bestimmt gemeinsam einen Zeitplan, wie oft das Internet außerhalb der schulischen Zwecke genutzt werden darf.
5. Bleibe mit der Schule in Kontakt
Trotz Homeschooling solltest du unbedingt mit den Lehrern deines Kindes Kontakt halten. Erkundige dich, auf welchem Wege dies möglich ist. Scheue dich nicht, im Falle von Unklarheiten Fragen zu stellen. Weiterhin kann es Sinn machen, Elterngruppen zu gründen, um sich gegenseitig zu unterstützen.
Ob im Homeschooling oder im Präsenzunterricht: Kinder benötigen grundsätzlich Unterstützung daheim. Du als Elternteil kannst eine Menge zum Lernerfolg deines Kindes beitragen!
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